Der spanisch-chasarische Briefwechsel
Bei der Prüfung der bekannten Unterlagen, die sich auf das Volk der Chasaren beziehen, treten zwei Ereignisse in den Vordergrund. Die vorbeschriebene Polemik anläßlich der Religionsentscheidung und der spanisch-chasarische Briefwechsel.
Über die Polemik liegen mehrere Berichte vor, die insofern voneinander abweichen, als im wesentlichen drei Vertreter von Religionsgemeinschaften voreingenommen die Ereignisse sehen. Im Chasarischen Wörterbuch sind alle Ansichten beschrieben. Im roten Buch die christliche Version, im grünen. Buch die islamische und im gelben Buch die jüdische. Da erwiesenermaßen für die Chasaren letztendlich der jüdische Glauben Staatsreligion wurde, muß man dieser Beschreibung den Vorzug geben. Das tat Arthur Koestler in seinem Buch Der dreizehnte Stamm. Seine Beschreibung wirkt auch real und nüchtern gegenüber den romantischen Traumbüchem des Literaturprofessors Milorad Pavic.
Bei der Überlieferung des chasarischen Briefwechsels handelt es sich um greifbare Unterlagen ohne märchenhafte Ausschmückungen. Im arabischen Kalifat wurde die Herrschaft geschwächt, als die beiden Dynastien der Omajaden und der Abbasiden aneinander gerieten. Massudi berichtet, daß der König der Chasaren in der Zeit des Kalifen Harun al-Raschid, ungefähr 786 bis 809, Jude wurde. Der Kagan Obadja reformierte das Judentum und gründete damit einen neuen Zweig.
Damit entwickelten sich mehrere jüdische Zweige. Im Westen Europas, in Spanien, lebte der semitische Teil, der seit Generationen im alten biblischen Sinn der Auserlesenheit erzogen war, zahlenmäßig gering, aber fest im Glauben verankert, als geschlossener Volksteil in der Diaspora.
Der jüdische Chronist Halevi Jehuda, der 1075 im südlichen Kastilien geboren wurde, war kein Ostjude oder Chasare. Er war ein echter semitischer Jude, dessen Vorfahren mit dem Strom der Mauren und anderer Araber nach Spanien gekommen waren. Er war ausgebildeter Mediziner, Talmudjude und sprach Arabisch und Kastilisch gleich gut wie Griechisch, so daß er die alten Philosophen im Originaltext lesen konnte.
Selbst hatte er die Chasaren nie kennengelernt, wußte aber, daß dort im Osten ein mächtiges, jüdisches Königreich lag, und verfaßte nach eingehendem Studium der vorhandenen Unterlagen zwei wertvolle Werke über die Geschichte der Chasaren, Liber Cosri und Kitab al Khazari. Er wußte, daß die Chasaren nicht aus Tradition, sondern aus politischen Gründen den Glauben der Juden angenommen hatten, sich aber streng an die Vorschriften der Thora und der rabbinischen Schriften hielten, die Jahwe den Israeliten übermittelt hatte, immer mit dem Hinweis: »Ich bin dein Gott, der dich aus Ägyptenland geführt hat.« Er wußte, daß die chasarischen Juden weder in Agypten noch in Israel Vorfahren hatten, sondern in Europa und Asien. Daß diese nomadisierenden Völker der Chasaren an den Blutgesetzen der Israeliten und der Darstellung der Ausrottung aller Nachbarvölker mehr Gefallen fanden als an den Lehren der anderen Werber, versteht man, wenn man bedenkt, daß ihrem Volk ähnliche Greueltaten nachgesagt werden. Die Thora verherrlicht noch dazu diese Raubzüge und Morde, die im Namen und auf Befehl ihres Gottes begangen wurden.
Es bestanden demnach im Mittelalter zwei verschiedene jüdische Gruppen: einerseits der Rest von dem vernichteten jüdischen Volk aus Israel, semitische Juden, Sephardim genannt, die als kleine Minderheit mit dem Vordringen der Araber nach Europa gekommen waren und über Spanien, später auch Frankreich, England und Deutschland als Minderheit Europa besiedelten. Die Sephardim in Spanien gelangten dort bald in führende Positionen. Andererseits gab es dieses damals mächtige Volk der Chasaren im Osten Europas, zahlenmäßig den Sephardim weit überlegen, zivilisatorisch und und kulturell ein Entwicklungsland, das aber bemüht war aufzuholen.
Nachdem es den Omajaden in Spanien gelungen war, die Besitzungen der Mauren zum Großteil unter ihre Herrschaft zu bringen, wurde in Cordoba das westliche Kalifat gegründet, mit einer bedeutenden Bibliothek.
Dort förderte der Kalif im 10. Jahrhundert einen jungen jüdischen Arzt namens Hasdai, ernannte ihn nicht nur zum Hofmedicus, sondern später auch zum Außenminister und Sonderbotschafter. Dieser vielseitige Mann wurde wegen seiner Sprachkenntnisse wie seiner künstlerischen Fähigkeiten weit bekannt und sorgte sich um das Wohlergehen der Glaubensbrüder, die in der Diaspora nicht so glücklich vorangekommen waren, besonders in *der jüdischen Minderheit in Byzanz unter dem damaligen Kaiser Romanos. Seine Interventionen als Diplomat Cordobas hatten offenbar Erfolg. In diesem Zusammenhang hörte er erstmalig von Kaufleuten, daß weit im Osten ein unabhängiges Königreich der Juden bestehen sollte. Sein Interesse war geweckt, die Kaufleute berichteten vom Reich der Chasaren mit einem König namens Joseph, und daraufhin versuchte er, mit diesem Verbindung aufzunehmen.
In einem Brief an König Joseph versuchte er, nähere Auskünfte über dieses Königreich zu bekommen, denn als Jude glaubte er, es müsse sich um Nachkommen eines der verlorenen Stämme Israels handeln. König Joseph, der als jüdischer Chasare die Geschichte der Juden kannte, gab im Antwortschreiben die Geschichte der Bekehrung der Chasaren zum Judentum bekannt und lobte überschwenglich seinen Vorfahren, den König Bulan, der einem Traum folgend, sein Volk zu dem jüdischen Glauben gebracht habe, wofür ihm Gott versprochen habe, seine Nachkommen zu vermehren und mächtig zu machen, daß sein Stamm stets siegreich bis an das Ende der Tage bestehen würde. Es erging ihm also ähnlich wie Abraham nach den Berichten der Thora. Der Brief des Königs Joseph, der ungefähr um des Jahr 1050 in hebräischer Sprache verfaßt wurde, kam als Antwortschreiben nach langen Tagen in Cordoba an. Dieser Briefverkehr wird von Historikern des 11. Jahrhunderts häufig erwähnt. Die Briefe wurden in hebräischer Sprache verfaßt, und die Antwortschreiben König Josephs tragen außer der königlichen Unterschrift auch die des beauftragten Schreibers, eines bedeutenden Dichters, der auch auf die Form der Mitteilungen Einfluß nahm und in romantischer Form die Sätze wie bei einem Liebesbrief gestaltete.
Das heute erhaltene Manuskript, das Hasdais Brief und auch die Antwort König Josephs enthält, befindet sich in der Bibliothek des Christ Church College in Oxford. Ein weiteres Manuskript des Antwortschreibens Josephs ist in der Leningrader Bibliothek erhalten. Darüber hinaus bestehen in arabischen, byzantinischen und russischen Quellen wie in der modernen Literatur glaubhafte Hinweise auf diesen Schriftverkehr, aus dem nachgewiesen wird, daß die Chasaren sich selbst wegen ihres Glaubens als jüdisches Volk darstellten, ohne mit den semitischen Juden ethnisch verwandt zu sein.
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Der erste Brief des Hisdai ibn Shaprut an den König der Chasaren, 10. Jahrhundert. heute in der Christ Church-Bibliothek in Oxford. |
Die Ostjuden sind keine Erben Abrahams
Die Briefe zwischen dem spanischen Staatsmann Hasdai ibn Schaprut und dem König Joseph belegen die Tatsache der verschiedenen Herkunft der beiden Judengruppen, waren aber zeitweise umstritten, weil die Manuskripte nur in Faksimile vorliegen.
Der Brief Hasdais war offenbar Ende der fünfziger Jahre des 10. Jahrhunderts geschrieben worden. Im Brief Hasdais ist nach der Unterschrift des Absenders auch der Name des Beauftragten vermerkt, der das Schreiben in hebräischer Sprache verfaßt hatte: Menahem ben Scharuk. Dies war ein gefeierter Dichter hebräischer Sprache und zu der Zeit Sekretär bei Hasdai. Der Stil seines Schreibens weist ihn einwandfrei aus, wenn man seine weiteren Werke zum Vergleich heranzieht.
Das Schreiben beginnt mit einem Gedicht, fährt mit der Verherrlichung des arabischen Spaniens fort und stellt auch die Verdienste der Juden in diesem Land nicht unter den Scheffel. Es erwähnt erstmals, daß die Juden in Spanien Sephardim genannt werden, also Spanier, wogegen die Israeliten dieses Land Andalusien nennen. In der Hauptsache enthielt das Schreiben an den chasarischen König Fragen. Hasdai hatte erstmalig von diesem jüdischen Königreich gehört und wollte alles über dessen Macht und Reichtum wissen. Außer dem Stolz auf jüdische Macht ist Hoffnung auf eine zukünftige Errettung der jüdischen Brüder aus der Diaspora zu fühlen.
Hasdai berichtete, daß er bereits einige Male versucht habe, Verbindung zu dem chasarischen Königreich aufzunehmen, die Kuriere waren aber immer unverrichteter Dinge zurückgekommen.
Jetzt, da eine Gesandtschaft aus Osteuropa in Spanien eintraf, in deren Gefolge auch zwei Juden waren, wollte er es neuerdings versuchen und übergab Mar Saul und Mar Joseph sein Schreiben, und sie versprachen, es weiter an den König der Chasaren zu befördern. Tatsächlich wurde es auch von einem Dritten, Isaak ben Elieser, überbracht. Nach vielen Fragen, von welchem Stamm der Israeliten sie abstammten, ob sie auch den Sabbat richtig heiligten, ob sie Genaueres wüßten, wann endlich der verheißene Messias käme, kam der Ausdruck bitterer Sorge zu Tage. Entehrt und ohne Vaterland lebe das auserwählte Volk zerstreut in der Diaspora und müsse schweigend zuhören, wenn andere ihr eigenes Land lobten, während die Juden nicht einmal den Schatten eines Landes auf dieser Erde hätten. Wenn es wirklich ein jüdisches Königreich der Chasaren gäbe, würde er, der Großwesir des Kalifen von Cordoba, nicht zögern, auf Amt und Familie zu verzichten, und in das jüdische Land eilen, dem dortigen König Joseph zu dienen.
Die Antwort auf den sehr langen und mit vielen Fragen ausgefüllten Brief ist ebenfalls in Abschrift bekannt. Der Chasarenkönig Joseph berichtete von seiner Macht, von seinem Reichtum und seiner Zugehörigkeit zum jüdischen Stamm. Er habe eine lange Liste seiner Vorfahren, die nachweise, daß er und sein Stamm zwar nicht von Sein abstammen, also keine Semiten seien. Die Chasaren stammen demnach vom dritten Sohn Noahs, Japhet, und seinem Enkel Togarma, dem Stammvater aller Turkstämme, ab. Der habe zehn Söhne gehabt, der Urvater der zehn Turkstämme sei der siebte dieser Söhne, Togartna.
Wie seinerzeit die semitischen Juden bei ihrer Geschichtschreibung babylonische und israelitische Chroniken vermischten, so erging es in diesem Brief dem Kagan Joseph. Erberichtete ein Gewirr aus türkischer und jüdischer Überlieferung und gab sie als Ergebnis ernster Forschung aus. Mit größtem Lob erzählte er von seinem Vorfahr, dem Kagan Bulan, der zum jüdischen Glauben bekehrt wurde und aus dem heidnischen Völkergemische das mächtige jüdische Königreich machte. Seither seien besonders unter dessen Enkel Synagogen gebaut und die Weisen Israels ins Land geholt worden, die die jüdischen Gebote gelehrt, alte Bräuche eingeführt und die Bücher der Mischna und des Talmuds neben derThora als oberste Gesetze verbreitet hätten und dann reich beschenkt wieder entlassen worden seien.
Ob der sephardische Jude Hasdai nach dem Briefwechsel tatsächlich ins chasarische Königreich kam, ist nicht bekannt. Der König Joseph lud ihn in seinem Schreiben freundlich ein. Jehuda Halevi, der berühmte Poet der hebräischen Sprache, erwähnte in seinem Werk Beweise und Argumente zur Verteidigung des verachteten Glaubens, das er am Anfang des 11. Jahrhunderts schrieb, die Chasaren-Korrespondenz und wertete die Bekehrung der Chasaren zum Judentum als Beginn der Endzeit, in der alle Nationen sich zum Judentum bekehren würden. Zur ungefähr gleichen Zeit schrieb der Rabbi Jehudah ben Barzillai in Barcelona sein Buch, das auf das Antwortschreiben des Kagans Joseph Bezug nimmt. Der Brief muß also in Spanien angekommen sein. Der Text beider Briefe wurde erstmals im Jahr 1577 von Isaak Abraham Akrisch in Konstantinopel veröffentlicht, um die Hoffnung der Juden auf Einigung zu stärken.[12]
Der Umstand, daß die Chasaren somit nicht von den echten Juden abstammen, der auch von jüdischen Professoren in Israel anerkannt und vertreten wird, erfährt besonders von Zionisten entrüstete Ablehnung, weil damit der Anspruch der Ostjuden widerlegt wird, daß sie als Erben Abrahams die Herrschaft und Macht über alle Völker der Erde verbrieft bekommen hätten.
Diese Klarstellung über die völkische Herkunft der Ostjuden ist von enormer Bedeutung, weil gegenwärtig die semitischen Juden nur 10 Prozent, die ostjüdischen Chasarenabkömmlinge aber 90 Prozent der jüdischen Bevölkerung der Erde und auch im heutigen Israel ausmachen. Damit fällt aber auch die Begründung der meisten heutigen Israelis für ihren Anspruch auf das Land der Araber und auf Jerusalem in sich zusammen. Auf diese Frage wird später noch genauer eingegangen werden. Zurück zum Volk der Chasaren, von dem wenig bekannt ist, weil sich dieses Volk seit tausend Jahren nicht als Chasaren, sondern als Juden bezeichnet und versucht, sich in jeder Hinsicht in diese neue Identität einzufügen.
Sie begannen, sich wie die Israeliten zu kleiden, mit dem langen Kaftan, Sandalen und einem Hut, den sie auch in geschlossenen Räumen nicht abnahmen. Und wie alle neuen Angehörigen einer Gemeinschaft waren sie fanatisch bemüht, die Lebensweise, die religiösen Vorschriften und Mythen genau einzuhalten, um baldmöglich als Vollmitglieder anerkannt zu werden. Daß sie nur Juden geworden waren, weil ihr Kagan oder ihr Bek dieser Religion aus politischen Gründen den Vorzug gegeben hatte, drängten sie aus ihrem Gedächtnis. Wenn schon, dann wollten sie auch echte Juden sein und dem auserwählten Volk angehören, nicht nur seiner Religion.
Die wahren geschichtlichen Belange sind bei allen Völkern nur wenigen Chronisten bekannt. Und unter diesen wird die Forschung auch meist der Beeinflussung durch die gerade Mächtigen geopfert. In der Zeit, als die Kunst des Schreibens und Lesens nur wenigen Menschen vorbehalten war, wurden wichtige Begebenheiten nur durch mündliche Tradition der Nachwelt erhalten. So wurde auch die chasarische Polemik nur ungenau erhalten. Diese Frage war unbeliebt, weil sie die Zugehörigkeit zum jüdischen Volk in Abrede stellte.
Kurze Geschichte des Chasarenvolkes
Das Volk der Chasaren erschien erstmals um das 5. Jahrhundert zugleich mit den Magyaren und anderen Völkern in Europa. Man betrachtet sie als Nachkommen der Hunnen, die nach dem Tod Attilas ohne einigende Führung die Gebiete um den Kaukasus heimsuchten, die dort heimischen Völker der Georgier und Armenier ausraubten, unterwarfen oder ausrotteten. Seit die Geschichte von Chasaren berichtet, ist von den dort vorher vertretenen Völkern der Sabiren, Saraguren, Samandaren und Balandscharen nichts mehr bekannt. Nur die Bulgaren widersetzten sich kampfstark, wurden aber im Jahr 641 vernichtend geschlagen, zum Teil vom Volk der Chasaren aufgesogen und am Wolgabogen angesiedelt, wo sie unter der Oberherrschaft der Chasaren tributpflichtig blieben und nomadisierten. Der Rest der Bulgaren ergriff die Flucht nach Westen, wo sie bis heute auf dem Balkan südlich der Donau leben.
Aber auch die Chasaren mußten sich unter die Oberhoheit des türkischen Kagans stellen, bis es ihnen gelang, ab dem 7. Jahrhundert das Königreich des Nordens zu gründen, wie es die Perser und Byzantiner bezeichneten.
Mit dem Kaiser Herakleios von Ostrom (610-641) schlossen sie einen Kriegs- und Beistandspakt und stellten zum gemeinsamen Feldzug gegen Persien 40 000 berittene Krieger, die aber während des Kampfes umkehrten und auf eigene Faust Tiflis belagerten. Die Oströmer blieben aber auch ohne die Verbündeten siegreich.
Die Chasaren schlossen sich nach einem Jahr wieder an sie an und eroberten erst dann Tiflis, wo sie große Beute machen und siegreich heimkehren konnten.
Der Friede dauerte aber nie lang. Bald wogten wieder die Kämpfe mit Byzanz hin und her. Der byzantinische Kaiser Justinian 11., der sich als unbeherrschter Tyrann erwiesen hatte, wurde durch einen Aufstand nach zehnjähriger Herrschaft im Jahre 695 gestürzt und nach strafweiser Verstümmelung des Gesichtes vom neuen Machthaber, Kaiser Leontios, auf die Krim verbannt. Er war aber dort nicht müßig, sondern sann auf Rache. Er suchte und fand die Verbindung zum Kagan der Chasaren, dem König Bazi, und heiratete dessen Schwester Theodora.
Als nach einigen Jahren sein Nachfolger Leontios dasselbe Schicksal wie ihn ereilte (er wurde ebenfalls vom Thron gestürzt und seiner Nase beraubt), gelang es Justinian, mit Hilfe eines chasarischen Heeres gegen Byzanz zu marschieren, wo bereits der nächste Herrscher, Kaiser Tiberios III., den Thron besetzt hatte.
Jetzt verbündete sich der Kagan mit dem neuen Kaiser und befahl zweien seiner Untertanen, Justinian, den Mann seiner Schwester, zu ermorden. Theodora erfuhr davon, warnte ihren Bruder, und diesem gelang es, die gedungenen Mörder in sein Haus einzuladen und dort erwürgen zu lassen. Dann flüchtete er zu einem Bulgarenstamm östlich des Schwarzen Meeres und kehrte von dort im Jahr 704 mit einem starken Heer nach Konstantinopel zurück, entthronte Tiberios und herrschte von nun an mit noch größerer Grausamkeit als in seiner ersten Regierungszeit. Haßerfüllt bedrängte er die Bewohner in der Stadt seiner früheren Verbannung und gab Befehl, diese Stadt dem Erdboden gleich zu machen. Die chasarische Armee stellte sich seinen Streitkräften entgegen, und der Kagan der Chasaren baute den neuen Herrscher, Philippikos, als zukünftigen Kaiser des Oströmisehen Reiches auf. Justinian und sein Sohn wurden von den Kriegern des neuen Herrschers ermordet, der Kagan wurde für seine Hilfe sehr gut gezahlt und war der Freundschaft des Kaisers Philippikos sicher, bis auch der nach einigen Jahren seiner Regentschaft in Ungnade fiel, abgesetzt und strafweise seines Augenlichtes beraubt wurde.
Der König der Chasaren zeigte sich in der Zeit kriegerisch mächtig, aber auch politisch als wendiger Intrigant. Neben der beschriebenen Machtpolitik gelang es ihm, die Südgrenze seines Reiches am Kaukasus gegen die ständig anstürmenden Moslems zu verteidigen. Er hatte sich die kampfstarken Reiterheere der Magyaren unterworfen und dieses Volk tributpflichtig gemacht. Mit ihnen gemeinsam griff er die Araber im Süden an und brachte ihnen im zweiten Araberkrieg 730 schwere Verluste bei. Auf beiden Seiten wurde fanatisch gekämpft; die Geschichte berichtet von der Selbstverbrennung einer ganzen Chasarenstadt, als die Gefahr bestand, in die Hand der Araber zu fallen. Die Chasaren drangen siegreich bis in die Nähe von Damaskus vor, wurden allerdings 737 im Gegenstoß wieder über den Kaukasus zurückgeworfen. Auch hier stellte der Kagan seine Wendigkeit unter Beweis. Er brachte den Kalifen Marwan 11. dazu, ihm Frieden zu gewähren, wofür er ihm versprach, vom Heidentum zum Islam überzutreten. Ein Wort, das er nicht einhielt.
Trotz der politischen Wirrnisse und der Kämpfe an fast allen Grenzen schafften es die Chasaren, einen wohlorganisierten Feudalstaat zu gründen, wahrscheinlich den ersten in Europa. Erst die sanftere Kultur Persiens und der Glanz Bagdads unter Harun al-Raschid brachte eine friedlichere Zeitspanne.
Eine Geschichte der Chasaren ist nicht vorhanden. Sie kann nur mittelbar aus den dieses Volk erwähnenden Überlieferungen zusammengesetzt werden. Eine der wertvollsten stammt aus der Reisebeschreibung des Arabers Ahmad Ihn Fadlan, der im Jahr 921 in politischer Mission vom Kalifen al-Muktadir von Bagdad zu den Bulgaren an der Wolga geschickt worden war. Er sollte die Bekehrung der Bulgaren zum Islam überwachen und eine bedeutende Summe zum Bau einer Festung überbringen, die der Bulgarenkönig sich zum Schutz vor seinem Oberherrn, dem Kagan, bauen wollte.
Er hinterläßt eine farbige Beschreibung seiner Reise zu den Wolgabulgaren, die dem Kagan fronpflichtig waren und einen Teil der Chasaren ausmachten. Er erzählt von furchtbar häßlichen Menschen, deren Sprache klingt wie Starengesang und Froschgequake. Sie kennen keinerlei Autorität an, besitzen Häuser aus Wolle, die sie falten und mitnehmen, wenn sie weiterziehen. Sie sind durch Religion keinem Gott verpflichtet, ziehen mühselig hin und her wie Esel, die ihren Weg verloren haben. Ihre Häuptlinge nennen sie Götter, und wenn sie um Rat fragen, sagen sie: Herr, wie soll ich dies oder das tun? Auf diese Art beschließen sie gemeinsam ihre Unternehmungen, aber vor der Ausführung wird alles wieder umgeworfen, wenn irgendein Dummkopf dagegen spricht. Fadlan nennt dies eine Mischung von Liberalismus, Demokratie und Barbarei, die ihm als frommem Moslem unverständlich ist.
Die Frauen tragen auch in Gegenwart fremder Männer weder einen Schleier, noch bedecken sie ihre Scham. Als sich in Anwesenheit der Delegation eine Frau an der Intimstelle kratzte, so daß alle hinsehen konnten, lachte ihr Mann und ließ durch den Dolmetscher sagen, daß sie in der Gegenwart Fremder zwar alles sehen ließe, aber sie sollten sich bezähmen, denn dazugelangen könne man nicht. Dies sei besser, als wenn man sich bedeckte, aber Fremden zugänglich sei.
Der Ehebruch wurde grausam bestraft, indem die Wipfel von zwei Bäumen heruntergebogen, der Delinquent dazwischengebunden werde, daß es ihn zweiteilt, wenn die Bäume losgelassen werden. Mit Erstaunen berichtet der Missionar, daß beide Geschlechter arglos gemeinsam nackt im Fluß baden. Homosexualität, die in arabischen Ländern normal und selbstverständlich war, werde von diesen Turkstämmen als große Sünde betrachtet und mit einer Buße von 400 Schafen geahndet.
Alle Turkstämme beschreibt er als unerträglich schmutzig. Besonders im Winter würden sie keinerlei Waschungen vornehmen. Unterwäsche sei bei diesen Stämmen zwar bekannt, sie werde aber nur einmal angezogen und am Körper behalten, bis sie von selbst mürbe abfalle. Der empfindliche Reisende verachtete diese Barbaren zutiefst. Aber diese Verachtung wurde nur durch die für einen Moslem unerträgliche Verschmutzung und durch die unsittliche Entblößung des Körpers hervorgerufen. Dagegen erschütterte es ihn keinesfalls, daß Totschläger zur Strafe in eine Kiste eingesperrt, mit drei Broten versehen, an langen Stangen aufgehängt werden, wo Sonne und Regen sie zwischen Himmel und Erde erreichen, bis sie verwesen und die Winde sie verwehen.
Unberührt berichtet Fadlan von Begräbnissen, bei welchen Hunderte von Pferden und ganze Herden anderer Tiere geopfert werden und von dem grausigen Ritual, bei dem ein Sklavenmädchen an der Bahre seines Herrn getötet wurde. Weiter berichtet er über den Phalluskult der Wolgabulgaren und weitere barbarische Gebräuche. Zur Zeit dieser Reise des Fadlan waren die Chasaren bereits zum jüdischen Glauben übergetreten. Man muß aber annehmen, daß sie vor ihrer Bekehrung zum Judentum genauso gelebt haben wie die mit ihnen verbündeten, hier beschriebenen Völker.
Eine genaue Darstellung des Volkes der Chasaren aus der Vorzeit ist nicht vorhanden. Man kann annehmen, daß zu der Zeit, als Fadlan die Bulgaren besuchte, Chasarien bereits ein verhältnismäßig modernes Land gewesen sei. Arabische Historiker berichten, der Kagan habe in einem Palast aus gebrannten Backsteinen residiert, während seine Frauen in Palästen mit Dächern aus Teakholz wohnten. Üblicherweise hatte jeder Kagan 25 Frauen, jeweils die Töchter der ihm unterstellten Könige, er nahm sie gutwillig oder mit Gewalt. Außerdem hatte er 60 Beischläferinnen für sein Lager, jede eine ausgewählte Schönheit.
Das Land wird als äußerst fruchtbar beschrieben, die bebauten Äcker lägen im Umkreis von 70 Meilen um die Hauptstadt Itil. Es gebe auch eine Stadt in Chasarien, die Asmid (Semender) genannt werde. Ihr gehörten alle Gärten im weiten Umkreis, die trügen Obst im Überfluß und brächten den kaukasischen Wein hervor, der heute in Rußland noch hoch geschätzt ist.
Die Haupteinnahmen des Landes bilde aber der Handel mit dem benachbarten Ausland. Die Handelskarawanen verkehrten regelmäßig zwischen Zentralasien und dem Kaukasus, sie sollen aus 5000 Menschen und 3000 Tragtieren bestanden haben. Eine weitere Karawanenstraße bestand zwischen Georgien und Byzanz. Die Schiffsrouten brachten Handelswaren von Olbia und Tamatarkha am Schwarzen Meer bis Konstantinopel, und darüber hinaus bis Valencia, Marseille und Algier.
Massudi berichtet, daß die Chasaren ein festes Heer von bis zu 100 000 Kriegem hatten, das als Rückgrat der Macht im Krieg diente und im Frieden die verschiedenen Völker des Reiches kontrollierte. Der Kagan, der immer ein »Istakhri« aus der Familie der Notabeln sein mußte, hatte absolute Macht über sein Volk. Wenn er einem seiner Gefolgsleute befahl, sich selbst zu töten, hatte dieser nichts Eiligeres zu tun, als diesem Befehl zu gehorchen! Seit dem Übertritt zum Judentum war bekannt, daß der Kagan nur eine Repräsentationsfigur, ohne weltliche Macht, darstellte und die Macht in Krieg und Frieden auf den Zweitkönig, den Bek, übertragen wurde.
Eine Besonderheit der Chasaren war die für die damalige Zeit -überragende technische Leistung, beladene Frachtschiffe aus dem Wasser an Land zu heben und da, wo sich Wolga und Don an ihren Bögen nahe kamen, auf Rollen von einem Fluß in den anderen zu schleppen. Da, wo heute Wolgograd liegt, ging es über hügeliges Gelände über eine Strecke von mehr als 60 km! Auf diese Weise kamen nicht nur die Ladungen, sondern auch die Schiffe vom Kaspischen Meer in das Schwarze Meer und hatten Anschluß ans Mittelmeer.
Nach dem Übertritt zum Judentum waren die Chasaren weitgehend von friedlichen Nachbarn umgeben und hatten Zeit, sich der neuen Lehre zu widmen. Einige kleinere Auseinandersetzungen mit den Arabern machten weniger Sorgen als die Gefahr, die aus dem Norden sichtbar wurde. Die Wikinger, weit im Norden zunächst, waren aufgewacht und drangen gewaltsam in die Gebiete der Chasaren und gegen Ostrom vor. Der Schreck der Völker war groß, man hatte erfahren, daß andere Teile der Normannen große Teile der westlichen Welt, Paris, Genua und viele bedeutende Städte überfallen und geplündert hatten. Nun standen ihre Schiffe, die durch das Mittelmeer gekommen waren, schon vor Konstantinopel. Und der östliche Teil der kriegerischen Eroberer hatte die Ostsee überquert und bereits Siedlungen gebaut, aus welchen die Städte Nowgorod und viele kleinere Niederlassungen an den großen Wasserstraßen am Dnjepr und an der Wolga entstanden.
Die slawischen Bewohner brachten den Eindringlingen wenig Widerstand entgegen, und bald standen diese an den Grenzen des chasarischen Machtbereiches. Erst hatten diese auch nichts gegen sie einzuwenden, denn sie brachten wertvolle Handelsware aus dem Norden, die geraubten Güter aus den Beutezügen, hauptsächlich aber Sklaven mit, die dem Handel in der Hauptstadt der Chasaren, Itil, bedeutendes Vermögen einbrachte.
Schon in der Mitte des 9. Jahrhunderts belagerten die Normannen Konstantinopel mit ihren Schiffen, nachdem sie das Schwarze Meer überquert hatten. Allmählich vermischten sie sich mit den slawischen Völkern, siedelten sich fest an und traten zum Glauben der byzantinischen Kirche über. Fadlan, der bereits über die Chasaren berichtete, beschreibt die Wikinger, die er bei den Wolgabulgaren kennenlernte, als sehr schmutzig und ungepflegt und erzählt, daß sich eine ganze Sippe des Morgens in einer einzigen Schüssel wasche, in die auch gespuckt und geschneuzt werde. Die Völker der Bulgaren und der Chasaren nannten diese Eindringlinge Rus; später wurde daraus die Bezeichnung Russen. Eine kleinere Abordnung der Rus siedelte sich bei den Chasaren in Itil als Kaufleute an, und ebenso zogen chasarische Juden nach Kiew, der späteren Hauptstadt der Rus.
Die Magyaren, ein von den Chasaren abhängiges Volk, rückte mit Einwilligung der chasarischen Herrschaft in das Gelände zwischen Don und Dnjepr vor, so daß die vordringenden Rus ein bereits besiedeltes Land vorfanden. So konnten die Magyaren dem Vordringen der expandierenden Rus Einhalt gebieten und sich, da es sich um chasarisches Gebiet handelte, mit einigen von deren Stämmen vermischen. Im Jahr 896 verließen die Magyaren mit einigen chasarischen Stämmen ihr Siedlungsgebiet am Dnjepr, überquerten die Karpaten und bezogen den Lebensraum, in dem sie sich noch befinden: Ungarn.
Die Rus bekamen von Byzanz einen wichtigen, strategischen Punkt auf der Krim zur Besiegelung friedlicher Nachbarschaft. Sie entwickelten sich zu einem mächtigen Staat der Russen, der dann die fronpflichtigen Völker der Chasaren aufhetzte, an diese keine Steuein und Abgaben mehr zu zahlen.
Von den 100 Jahren von der Mitte des 9. bis Mitte des 10. Jahrhunderts gibt es nur wenige Überlieferungen. Kiew war nach dem Abzug der Magyaren und Teilen der Chasaren offen und wurde von den Russen ohne nennenswerte Kämpfe eingenommen und besiedelt. Aber auch im Osten drang die neue Macht von Norden mit Schiffen über die Wolga bis ins Kaspische Meer vor, das bisher das Chasarenmeer genannt wurde, und machte sich in den moslemischen Gebieten breit, die bisher zum Einflußgebiet der Chasaren gehört hatten. In Aserbeidschan, Dschilan, Schirwan und Gabaristan begannen die Wikinger Niederlassungen und Siedlungen zu errichten. Um die Verbindung zu ihren nördlichen Gebieten aufrecht zu erhalten, mußten sie über die Wolga, vorbei an der befestigten Hauptstadt der Chasaren, die von alters her mindestens 10 Prozent aller vorbeigeführten Waren als Zoll verlangten. Bei dem regen Verkehr der Russen zwischen dem nördlichen Gebiet, das sie bereits so lange besetzt hatten, daß sie es als Mutterland betrachteten, und den südlichen Neusiedlungen machte dieser Wegezoll gewaltige Summen aus. Die mächtigen Russen überfielen und plünderten auch einige Araberstädte am Kaspischen Meer, die mit den Chasaren in freundschaftlich-abhängiger Beziehung standen. Der Kalif hatte sogar Söldnertruppen im chasarischen Heer stehen, die nun auf Rache drangen, als sie sahen, daß ihre Landsleute auf russischen Schiffen als gefangene Sklaven an Itil vorbei, die Wolga aufwärts, transportiert wurden.
Im Jahr 913 kam es dann zum längst überfälligen Konflikt. Eine starke Flotteneinheit der Russen mit 50 000 Bewaffneten fuhr die Wolga abwärts zum Kaspischen Meer und bat die Chasaren um Genehmigung, die Hauptstadt Itil passieren zu dürfen. Da es sich offensichtlich um einen bewaffneten Raubzug handelte, boten sie von sich aus einen Wegezoll von 50 Prozent der zu erwartenden Beute und konnten nun den Raubzug an den Städten rings um das Kaspische Meer beginnen.
Sie plünderten alle Städte am Ufer und drangen sogar bis zu 100 km weit in die angrenzenden Gebiete ein, raubten alles Gut, töteten die Männer und brachten Frauen und Kinder in Sklaverei. Sie bereiteten den dort wohnenden Moslems ein Blutbad, grausam, wie es die Chasaren vorher bei der Ausbreitung ihrer Macht auch getan hatten.
Nach Monaten kehrten die russischen Schiffe, schwer beladen mit geraubtem Gut und Sklaven, zurück zur Mündung der Wolga und verlangten freie Passage durch das Gebiet von Itil, gegen Abgabe der vereinbarten Hälfte ihrer Beute. Als die Soldaten der Chasaren, unter denen viele Söldner Moslems waren, sahen, daß die Beute und auch die mitgeführten Sklaven von ihren moslemischen Glaubensbrüdern stammten, verweigerten sie ihrem Bek die Gefolgschaft und zwangen ihn, gegen die schwerbewaffneten Rus zu kämpfen. Im Wolgadelta trafen die gegnerischen Krieger aufeinander, und es kam zu Kämpfen. 30 000 Russen sollen getötet worden sein, weitere 5 000, die vorerst entkamen, wurden von den angrenzenden Wolgabulgaren bei ihrer Flucht ergriffen und getötet.
Diesen Teil der Geschichte berichtet uns der arabisch-moslemische reisende Zeitgenosse al-Mässudi, der allerdings in Kreisen ernsthafter Historiker als Phantast gilt. Seine Geschichte zeigt den Chasarenkönig als gewaltiges Schlitzohr, der den Russen vorerst den Durchzug gegen Abgabe von 50 Prozent ihrer Raubbeute bewilligt, dann aber zuließ, daß seine Krieger die Russen erschlugen und ihnen die ganze Beute mitsamt den russischen Kriegsausrüstungen abnahmen. Dabei verhielt er sich genau nach den Kriegsgesetzen seines neuen jüdischen Glaubens: »... sollst du nichts leben lassen, was Odem hat, sondern sollst an ihnen den Bann vollstrecken, wie der Herr, dein Gott, geboten hat.«
In den folgenden Jahren hört man nichts von Zwistigkeiten zwischen Russen und Chasaren. In dem Brief, den der Chasarenkönig Joseph als Antwortschreiben an Hasdai in Cordoba schrieb, erwähnt er allerdings mit Unmut die Beutezüge der Russen in die moslemischen Gebiete des Kaspischen Meeres.
Aus russischen Berichten ist zu entnehmen, daß im Jahr 965 die Russen einen Kriegszug gegen die Chasaren begannen, der dieses Reich der chasarischen Juden von der Landkarte löschte. Anführer war der Sohn des Igor von Kiew, Fürst Swjatoslaw, ein rauher Krieger, der als Erfinder der modernen Grillküche gelten könnte, weil er bei seinen vielen Feldzügen auf Zelte verzichtete, stets im Freien schlief und das Fleisch für sich und seine Mannen nicht kochen ließ, sondern, in Streifen geschnitten, in der Feuersglut röstete.
Dieser fürstliche Feldherr, der sich standhaft gegen die Bekehrung zum christlichen Glauben wehrte, zog mit seinem Heer gegen das Reich der Chasaren, eroberte das befestigte Sarkel am Don, besiegte die Osseten, unterwarf die Donaubulgaren, die im Schutz der Chasaren standen. Das bedeutete das Ende des mächtigen Chasarenreiches, obwohl das Stammland, das Dreieck umschlossen von Don, Wolga und Kaukasus, weiterbestand; aber von einer Beherrschung der umliegenden Stämme mit Erhebung von Frongeldern konnte keine Rede mehr sein.
Der Sieger und Vemichter des Reiches der Chasaren wurde zwar von den Oströmern geschlagen und auf dem Rückzug getötet, aber das Reich der Chasaren war und blieb zerschlagen, obwohl das Volk weiterhin bestand und dem jüdischen Glauben anhing.
In den folgenden Jahrhunderten vermeldet die Geschichte nichts mehr vom Volk der Chasaren oder wenigstens nur Widersprüchliches. Die Überfälle und Angriffe der Mongolen im 13. Jahrhundert, die über diese Länder hinwegstürmten, ließen von der ehemaligen Hauptstadt nichts mehr übrig. Später entstand an dieser Stelle die Stadt Batu, gegründet von den Mongolen.
Noch einmal erreicht uns Kunde über die Chasaren: Im Jahr 1245 schickte der Papst Innozenz IV. eine Mission zur Erkundung der Mongolenherrschaft an die Wolga, nach Batu, an die Stelle der alten Stadt Itil. Ein Schüler des heiligen Franziskus von Assisi, Johannes de Plano Carpini, war der Leiter dieser Mission, der in seinem Bericht erwähnte, daß dort unter anderen Völkern auch Chasaren lebten, die der jüdischen Religion angehörten.
Bei den Russen ist der Name der Chasaren wenig bekannt, sie sprechen dafür von den »Roten Juden« wegen der etwas dunkleren Hautfarbe der Hunnensöhne.
Bekannt ist, daß nach den Kreuzzügen der christlich-westlichen Länder auch bei den chasarischen Juden im 12. Jahrhundert von Solomon ben Duschi ein Kreuzzug nach dem Heiligen Land vorbereitet wurde, der Jerusalem mit Waffengewalt aus den Händen der falschgläubigen Moslems befreien und zum rechten, jüdischen Glauben zurückführen sollte. Solomon nannte sich selbst Messias und wurde von seinem Sohn Menahem und einigen Propagandisten tatkräftig unterstützt, indem sie nicht nur mit handgeschriebenen Werbungen, sondern auch mit Vorträgen bei den Versammlungen der Juden kundtaten, Gott werde sie, das auserwählte Volk dieser Erde, nach Jerusalem führen.
Der Sohn nahm auch den Titel »Messias« an und sammelte eine große Anzahl von bewaffneten Pilgern um sich. Sie bestanden aus jüdischen Chasaren und zum Judentum bekehrten Männern der Turkstämme, und es gelang ihnen auch, die Festungen bis Mossul zu überrennen, von wo sie über Syrien ins Heilige Land gelangen wollten. Die moslemischen Völker legten diesen jüdischen Kreuzzügen nichts in den Weg, hofften vielleicht sogar auf deren Erfolg, als sie von dem Blutbad hörten, das die christlichen Kreuzritter unter ihren Brüdern angerichtet hatten. Die jüdische Bevölkerung des Ostens konnte sich an dem Gedanken der Eroberung Palästinas restlos begeistern, und als die Vorboten der Bewaffneten bis Bagdad kamen und die jüdischen Anhänger aufforderten, sich auf den Flachdächern ihrer Häuser zu sammeln, taten sie das in der Hoffnung, sie würden, durch ein Wunder von einer Wolke getragen, in das Hauptlager der jüdischen Kreuzfahrer fliegen. Die rabbinische Hierarchie der Juden in Bagdad nahm aber gegen diese Strömung Stellung, und in den daraus folgenden Zwistigkeiten wurde David al-Roy angeblich von seinem eigenen Schwiegervater ermordet.[13]
Benjamin von Tudela, der viele Jahre danach Persien bereiste, hörte die dortigen Juden noch immer von ihrem »Messias« schwärmen, von dem das Zeichen des sechseckigen Sterns stammt, der als Davidstern bis heute das Symbol des Judaismus ist.
Damit enden die Berichte über das Reich und das Volk der Chasaren. Wie die semitischen Juden, die nach der Entlassung aus der Babylonischen Gefangenschaft in Israel die Vorhersage wahrmachen und als ausersehenes Volk die Welt erobern wollten, dabei aber von der römischen Weltmacht vernichtet wurden, so erging es auch dem chasarischen Judenreich im Osten.
Durch die Niederlage gegen die Russen im Jahr 965 war das Reich der Chasaren zerschlagen worden. Ein so mächtiges Volk konnte aber dadurch nicht einfach von der Erde verschwinden.
Der Einfluß der »Roten Juden« war noch im 12. Jahrhundert so stark, daß Solomon ben Duschi den erwähnten bewaffneten Kreuzzug mit dem Ziel der Befreiung Israels organisieren konnte. Das Reich war zerschlagen, aber das Volk, das sich nicht mehr als Chasaren, aber weiterhin als Juden bezeichnete, war nach wie vor vorhanden, teils wieder als räuberische Nomaden, wie zu Beginn seiner Geschichte, anderenteils als Ableger in allen umliegenden Völkern der Slawen, Oströmer, Turkstämme und der Araber. Überall gründeten die Chasaren jüdische Zentren, wie schon der Historiker S. W. Baron in seiner Sozial- und Refigionsgeschichte der Juden erwähnt. Auch er vergleicht diese Bildung von Ablegern mit demselben Vorgang bei den »echten semitischen Juden«, die auch bereits vor der Zerstörung Jerusalems gruppenweise in den umliegenden Gebieten jüdische Zentren errichtet hatten. Obwohl diese beiden Entwicklungen räumlich, zeitlich und ethnisch vollkommen getrennt waren und nur dieselbe Religion gemeinsam hatten, ergibt sich eine augenfällige Ähnlichkeit in den Ergebnissen.
Man erinnert sich, daß auch der jüdisch-christliche Apostel Paulus noch vor der endgültigen Zerstörung Israels mit zahlreichen Diasporagruppen im Ausland Verbindung aufnehmen konnte. Ausgerechnet zu dem Zeitpunkt, da die Chasaren scheinbar verschwanden, erschienen im östlichen Europa jüdische Siedlungen in großer Zahl. Durch andersgeartete Lebensweise, vielfach durch ihre Religion und ihren Glauben an ihre göttliche Sendung abgesondert, drängten sie sich als geschlossene Gruppe eng zusammen und bildeten abgeschlossene jüdische Einheiten. Wie Reisende, die nicht beabsichtigen, längere Zeit an einem Ort zu verbleiben, begannen sie auch nicht, den Boden zu bebauen. Ihren Lebensunterhalt bestritten sie, genau wie ehedem als Chasaren, durch Handel und kleine Dienstleistungen. Ihr Hauptaugenmerk war darauf gerichtet, sich von den Andersgläubigen abzusondern, ihre Kinder im jüdischen Glauben und Vertrauen in die Zukunft zu erziehen, die ihnen die stolze Hoffnung des auserwählten Volkes der Israeliten vermittelte. So galten sie in den Ostländern bald als skrupellose Händler, denen man nicht trauen konnte, weil sie sich den Gastvölkern verschlossen und keinem anderen Volk zugehörig fühlten.
Schon bei der früher beschriebenen Wanderung der Ungarn und Teilen der Chasaren wurde der Grundstein des Judentums im heutigen Ungarn gelegt; jetzt kamen weitere Ströme der Roten Juden nach, siedelten sich an und bildeten eine so mächtige Volksgruppe, daß Ungarn lange Zeit zweisprachig war.
Auch hier drängte es sie zu Handel und Geldgeschäften, so daß der ungarische König Andreas 11. ihnen verbot, als Münzmeister oder Steuereinnehmer oder auch als Aufseher des königlichen Salzmonopols tätig zu sein. Trotzdem fanden sich bald in den höchsten Regierungsstellen jüdische Beamte, wie der königliche Kämmerer, Graf Teka, den der König erst nach langen Jahren auf intensiven Druck des Papstes entließ, bevor er von mongolischen Invasoren erschlagen wurde.
Die Invasion der Truppen Dschingis Khans entvölkerte die ehemalige Heimat der Chasaren weitgehend. Ganze Städte wurden niedergebrannt, die Bevölkerung wurde erschlagen. Dazu kam die Pest. Der Landstrich der Chasaren, der Bulgaren, der Kaukasier, Alanen und der russischen Fürstentümer bei Kiew wurde von den Mongolen überrannt. Die Völker flohen meist in westliche Richtung, so auch die Chasaren. In einigen hundert Jahren schob sich so die Bevölkerung aus den eurasischen Steppengebieten weiter nach Westen. Städtenamen in der Ukraine erinnern an alte chasarische Städte wie in den Karpaten, der Tatra, in Polen und Österreich. Noch im 15. Jahrhundert existierte ein jüdisches, selbständiges Fürstentum am Schwarzen Meer, zunächst unter der Oberherrschaft von Genua und später der Tataren
In Rußland ist heute noch die Sekte Subbotniki bekannt, die im 16. Jahrhundert entstand. Sie begeht den Sabbat, wie es die Juden tun. Und im östlichen Kaukasus lebt als Enklave ein Volk, das sich Hochlandjuden nennt, übriggebliebene jüdische Chasaren.
Der Großteil der nach Westen abgedrängten chasarischen Juden fand sich aber in Polen und Litauen. Im Jahr 962 schlossen sich einige dortige einheimische Gruppen zu einem Bund zusammen und wurden so zum Ursprung des polnischen Volkes. Um ungefähr dieselbe Zeit wurden die chasarischen Städte im Krieg zerstört. Das neue Polen hatte reichlich Land und förderte die Einwanderung von Bauern, Handwerkern und städtischen Bürgern aus Deutschland, aber auch in späterer Zeit die der Flüchtlinge aus dem Osten, darunter Südslawen und Chasaren.
In der Zeit um 1500 war das Großfürstentum Litauen so angewachsen, daß es kurzzeitig von den Ufern der Ostsee bis ans Schwarze Meer reichte. Dort kam es aber mit den erstarkten Türken in Konflikt. Unter den Gefangenen dieser Auseinandersetzungen waren auch Angehörige einer fanatischen jüdischen Sekte, die Karäer, die sich nur an die Thora, das Alte Testament, halten und die Lehren des Talmuds und die der Rabbi ablehnen. Sie sitzen am Sabbat ganztägig im Dunkeln, sprechen kaum und geben sich vollkommen innerer Erbauung hin. Sie sprechen eine Sprache, die weder von den Polen noch von den anderen Juden, die bereits jiddisch redeten, verstanden wurde. Sie gelten unter Sprachwissenschaftlern heute als reine Nachfahren der Chasaren.
Dieses Land der Polen, das sich gegenüber seinen Nachbarn, besonders gegen die Deutschen, immer unterentwickelt fühlte, förderte die Einwanderung. Auch die Siedler, die aus östlichen Gebieten kamen, die chasarischen Juden, waren willkommene Neubürger, die jeden gewünschten Beruf ausüben und sogar Landbesitz erwerben konnten. In den Jahren von 1575 bis 1586 erlaubte ihnen der KönigStephan Bathor sogar ein eigenes Parlament und das Recht der Besteuerung ihrer Glaubensbrüder.
In verschiedenen Städten sollen damals bis zu fünf Synagogen erbaut worden sein. In einem Schreiben an einen nicht näher genannten polnischen katholischen Fürsten beklagt sich der Papst darüber, daß sie überdies höher und schöner gebaut seien als die katholischen Kirchen! Der Kardinal Guido legte daher im Jahr 1267 fest, daß in jeder Stadt Polens höchstens eine Synagoge gebaut werden dürfe. Daraus ist zu ersehen, daß in der Zeit der Mongolenstürme bereits eine beträchtliche Zahl von Chasaren in Polen gewesen sein muß. Wieviele chasarische Juden tatsächlich eingewandert sind, ist nicht bekannt. Nachdem Fadlan eine Zahl der Zelte bei den Wolgabulgaren mit 50 000 nannte, könnte die Bevölkerung auf 400 000 geschätzt werden. Dies würde auch der Uberlieferung entsprechen, nach der bei den Kämpfen zwischen Chasaren und Moslems mehr als 300 000 Krieger beteiligt gewesen sein sollen. Daraus könnte die Bevölkerung der Chasaren in ihrer Heimat eine halbe Million Menschen betragen haben.
Auf ebensoviele Juden wird im 17. Jahrhundert der Anteil von 5 Prozent der Polen geschätzt.
Die gesamte Umsiedlung der Chasaren begann um die Jahrtausendwende und endete ungefähr 700 Jahre später. Man kann annehmen, daß seit der Blüte des Chasarenreiches sich die chasarische Bevölkerung durch eigene Vermehrung sowie durch Zustrom jüdischer Volksteile aus Byzanz und Arabien anreicherte, dies paßt genau in die Statistik der Jüdischen Enzyklopädie, die im 16. Jahrhundert die Gesamtzahl der Juden (Sephardim und Aschkenasim) mit einer Million benennt. Auch die Forscher Poliak und Kutschera äußern die Ansicht, daß die Mehrheit der Juden im Mittelalter schon chasarischer Abstammung war. Der polnische Historiker Vetulani spricht von Emigranten aus Chasarien und Rußland als den ersten Gründern jüdischer Siedlungen in Polen.
Wenn auch, wie vorerwähnt, viele Ortsnamen darauf hindeuten, daß ihre Gründer Chasaren waren, die das weite Land besiedelt hatten, muß doch angenommen werden, daß große Teile dieses Volksstammes dem Erwerb treu geblieben waren, den sie aus ihrer Glanzzeit kannten, dem Handel und der Einziehung von Zollgebühren und Steuern. Es wurde ja bereits berichtet, daß sie auch im ungarischen Gebiet diese Tätigkeit wahrgenommen hatten, bis ihnen dies vom König Andreas 11. verboten wurde.
Im 14. Jahrhundert entwickelte sich in Polen der Großgrundbesitz unter dem polnischen Adel, bei dem der arbeitende Bauer eine unterprivilegierte Stellung einnahm. So ähnlich war ja seinerzeit auch das Chasarenreich strukturiert gewesen, wobei allerdings die Chasaren die Herren waren, die von den Beherrschten und Unterworfenen Tribut forderten. Sie hatten nun nicht die Absicht, in Polen diese Rolle als Landarbeiter zu übernehmen. Eigener Landerwerb war ihnen als armen Flüchtlingen wohl nicht möglich, und überdies wurde den Juden ab dem Jahr 1496 der Erwerb von bebaubarem Grund in Polen verboten.
Es war daher naheliegend, daß sie sich besonders auf ihre gewohnten Tätigkeiten, Handel, Münzerei und Geldverleih, verlegten. Es wurden auch im Verlauf der Jahre in Polen hergestellte Metallmünzen mit jüdischen Prägungen gefunden.
Es mag überraschen, daß Flüchtlinge und arme Umsiedler sich als Geldverleiher betätigen konnten, und man fragt sich, woher sie denn das Geld hatten, das sie anderen borgten. Es erklärt sich teilweise damit, daß den Bürgern der europäischen Staaten zeitweise der gewerbsmäßige Geldverleih verboten war, nicht aber den Juden. In den Ländern gab es aber natürlich viele, die Geld brauchten, sei es um ein Haus zu bauen oder als Bauern Vieh zu kaufen. Und natürlich gab es auch viele, die diese Phase schon hinter sich hatten und über ein beträchtliches Vermögen verfügten, dies aber nicht verborgen durften und wohl auch nicht Zinsen eintreiben durften. Die geschäftserfahrenen Chasarenjuden witterten eine einträgliche Existenz: Sie verborgten das Geld der einen Gojim, die es hatten, an die anderen Gojim, die es brauchten, und erhoben dafür Zinsen, so, wie es ihr Kagan in Itil getan hatte. Es zeigte sich allerdings, daß der Nehmende, der Geld braucht, in dem, der es ihm leiht, einen lieben Freund sieht, bis zu dem Augenblick, an dem er das Darlehen mitsamt einem gehörigen Aufschlag an Zinsen zurückzahlen muß. Von da ab sieht er in dem früheren Nothelfer nur noch den Blutsauger. Ihr Kagan, von dem sie dieses Geschäft gelernt hatten, war ein mächtiger Mann mit einer gewaltigen Streitmacht gewesen, der stand weit über diesem Dilemma. Den polnischen Juden, wie auch allen ihren Genossen in Europa, machte dies einige Sorgen, sie wurden bei den Mitbürgern ziemlich unbeliebt.
Das Bestreben derjüdischen Chasaren, in der neuen Heimat Polen unter sich zu bleiben, mit Menschen gleicher Sprache und gleicher Schicksale zu leben, führte zu Siedlungsgemeinschaften, sei es in den polnischen Städten oder auf dem Land. In den Städten führte das zur Ghettobildung, wie in allen anderen Gebieten jüdischer Einwanderung. Auf dem Land bildeten sich kleine Örtchen, die fast ausschließlich von Juden bewohnt wurden und die, als sie weiterhin anwuchsen, zu kleinen Städtchen mit eigener jüdischer Selbstverwaltung wurden. Dort entstanden Schulen, die die Kinder den jüdischen Glauben, die Erwachsenen auch die Sprache der umliegenden Bevölkerung lehrten, um ihnen die mitgebrachten Berufe ihrer Gewohnheit zu ermöglichen. Das war hauptsächlich der Handel mit Holz, Vieh und Landesprodukten, aber auch das Kleinhandwerk: der Bäcker, der ihnen den ungesalzenen Matzen, und der Metzger, der koscheres Fleisch nach jüdischer Vorschrift herstellte, aber auch der Schneider, der den echten Zuschnitt des Kaftans kannte, und der Wagner, der die Karren herstellte, mit denen die Händler übers Land und in die Städte fuhren und ihren vielfältigen Geschäften nachgingen. Diese kleinen jüdischen Städtchen, die von ihnen Schtetl genannt wurden, entstanden rings um alle polnischen Städte und bildeten mit ihren Märkten ein Bindeglied zum bäuerlichen Land.
Der Streimel, das jüdische Käppi, das auch westliche Politiker heute noch aufsetzen, wenn sie sich zu jüdischen Versammlungen begeben und Zuneigung demonstrieren wollen, stammt aus dem alten Brauch der chasarischen Juden, die es unter dem Hut trugen. Und der Turban, den die Frauen der Chasaren und Turkmenen getragen hatten, hielt sich bei den Ostjüdinnen bis ins 19. Jahrhundert; dieser Brauch wird von besonders gläubigen, orthodoxen Jüdinnen bis heute in abgeänderter Form gepflegt, indem sie sich nach der Heirat das Kopfhaar abrasieren lassen, das sie dann, als Perücke, wieder aufsetzen, nachdem es in die Form eines turkmenischen Turbans geformt wurde.
Am Freitag abend, bevor die Sonne untergeht, sind die Händler zu Hause, die Handwerker legen ihr Werkzeug fort und waschen die Hände, bevor der Rabbi durch die Straßen läuft und die Juden auffordert, sich vor Anbruch des Sabbats, der mit Einbruch der Dunkelheit beginnt, einträchtig zu versammeln.
Es ist anzunehmen, daß im Mittelalter auch einige Juden aus den westeuropäischen Ländern nach Polen gelangten und sich mit den chasarischen Glaubensbrüdern vermischten.
Die bereits länger ansässigen chasarischen Juden hatten gelernt, sich in Polen verständlich zu machen. Sie entwickelten dabei eine neue Sprache, die es bisher noch nicht gegeben hatte, ein Kauderwelsch aus deutschen Dialekten der östlichen Gebiete mit slawischen, chasarischen und hebräischen Wörtern. Die deutsche Sprache war in Polen und im gesamten Baltikum bei den gebildeten Schichten verbreitet, in Krakau gab es schon 1364 und in Prag 1348 eine deutsche Universität. Demnach traten in der neuen Sprache, dem, Jiddisch, auch besonders viele deutschstämmige Wörter hervor. Die Ostjuden sprachen und sprechen noch heute weitgehend nicht hebräisch, chasarisch oder polnisch als Muttersprache, sondern jiddisch. Das bedeutet aber nicht, daß sie Hebräisch oder Polnisch nicht können. Diese Sprachen erlernen sie als Kosmopoliten zusätzlich. Die »echten« Juden, die aus Westeuropa zu den Ostjuden gestoßen sein können, mußten, um sich verständlich zu machen, auch dieses Jiddische erlernen.
Die westlichen Juden werden »Sephardim« genannt nach dem Land, durch das sie in Europa Fuß faßten: Spanien. Diese Bezeichnung bedeutet auf hebräisch ganz einfach »Spanier«. Dorthin kamen sie als Einwanderer mit den Mauren, gleich wie die Chasaren später nach Polen. Diese echten Juden, die mit den Mauren nach Spanien gezogen waren, trafen ab dem 9. Jahrhundert in Frankreich ein und bildeten dort neue Gemeinden, von der Normandie bis zur Provence, ja sie gingen sogar ab dem Jahr 1066 über den Kanal hinüber nach England.
Von dort berichtet der Chronist Baron, daß sie sich den Finanzgeschäften zuwendeten, für politische und wirtschaftliche Unternehmungen Kredite beschaffen konnten und auf Grund hoher Zinssätze zu großem Reichtum kamen. Das brachte ihnen allerdings auch Haß und Neid der Schuldner ein und, damit verbunden, die Austreibung im Jahr 1290.
Auffallend ist, daß diese Juden vor ihrer Austreibung offenbar größten wirtschaftlichen Einfluß besessen hatten, obwohl berichtet wird, daß nicht mehr als 2500 Juden in England lebten.
Dasselbe Problem ergab sich im Mittelalter auch in Frankreich und Deutschland. Anfänglich wurden die Juden von den Regierenden liebevoll umworben, mit Privilegien, Schutzbriefen und Gnadenbeweisen verwöhnt, bis der gesamte Handel Europas, wie Cecil Roth schrieb, in jüdischen Händen lag, einschließlich des Sklavenhandels und Geldmarktes, den es vorher gar nicht gegeben hatte, weil den Einheimischen Geldverleih auf Zins verboten war.
Es kam auch dahin wie in England: Im Jahr 1306 vertrieb König Philipp der Schöne alle Juden aus Frankreich.
In Deutschland gehen die ersten Berichte über Juden ungefähr auf das Jahr 1000 zurück. Juden lebten damals nur im westlichen Streifen, im Elsaß und Rheinland, laut Bericht des jüdischen Reisenden Benjamin von Tudela in großem Reichtum und Ansehen.
Erst ab dem ersten Kreuzzug, im Jahr 1096, wurden die christlichen Gefühle der Deutschen derart radikalisiert, daß es zu makaberen Gemetzeln an den Juden kam. Der hebräische Chronist Solomon bar Simson berichtet, daß sich dabei der Juden eine Sehnsucht nach Märtyrertum bemächtigte, so daß sie sich oft zu kollektivem Selbstmord entschlossen. Es sollen sich dabei grauenhafte Szenen ereignet haben, bei welchen die Väter ihre eigenen Kinder, die Männer ihre Frauen nach altem Ritual schächteten, indem sie ihnen die Halsschlagadern aufschnitten, wie es in der Thora, dem Alten Testament, beschrieben wurde. Oft legte der Rabbi nach Überwachung der hysterischen Selbstmorde selber als letzter Hand an sich, wenn nur mehr die Wahl blieb, entweder zum Christentum überzutreten oder von Feindeshand zu sterben. Hebräische Quellen berichten von derartigen Selbsttötungen in Worms von ungefähr 800 und in Mainz von sogar 1000 Menschen.
Nach Rabbi Gerschoms Edikt waren nur einige hundert Juden in Deutschland übrig geblieben. Und nachdem sich diese Vorgänge bei jedem weiteren Kreuzzug wiederholten und Juden nur im Westen Deutschlands, nie in mittleren oder gar östlichen Gebieten gesiedelt hatten, gab es für die nächste Zeit, nach Berichten Mieses' und dem Buch der Erinnerungen von Ephraim bar Jacob, keine Juden mehr.
Erst in den Jahren 1225 bis zum 14. Jahrhundert hört man wieder von jüdischen Einwanderern in der Pfalz, in Freiburg, Ulm und Heidelberg.
Als die Pest zwischen 1348 und 1350 ein Drittel der Bewohner Deutschlands dahinraffte, wurden natürlich auch die Juden davon betroffen. Trotzdem beschuldigte man sie, Ursache dieser Katastrophe zu sein, und tötete alle, welche die Seuche übriggelassen hatte. Nach dem Erlöschen der Seuche war Deutschland von Juden entvölkert, wie auch Frankreich und England.
Die spätere jüdische Bevölkerung in Deutschland und Mitteleuropa war also keine Nachfolge dieser »echten« Juden, sie bestand letztlich aus Ostjuden, die nach Vertreibung der Chasaren westwärts zogen, über Rußland, Polen, Ungarn, den Balkan und die übrigen slawischen Gebiete. Es waren keine Semiten, keine Sephardim, sondern Mischvölker türkischen, mongolischen und ungarischen Ursprungs mit jüdischer Religion. Es fielen später alle Juden, die von Chasaren abstammenden und die echten Juden vom Stamm Juda der Israeliten, unter die päpstliche Verordnung. Sie forderte deren örtliche Absonderung, den Ausschluß aus verschiedenen Berufen und Kennzeichnung der Kleidung, den spitzen Judenhut und gelbe Zeichen an der Kleidung. So wurde es im Jahr 1555 vom Papst Paul IV. in seiner Bulle »Cum nimis absurdum« bindend vorgeschrieben. In allen katholischen Ländern Europas entstanden Ghettos.
Als im 17. Jahrhundert die Flüchtlinge aus den ukrainischen Dörfern eintrafen, verfolgt von den Kosaken unter dem Anführer Chmelnicky, wurden die Ghettos und die jüdischen Kleinsiedlungen, die Schtetl, in Polen zu klein; es kam zu einer weiteren Auswanderung nach Deutschland, Ungarn, Rumänien, später sogar weiteren nach Übersee und Israel. Diese Westströmung bestand ausschließlich aus chasarischen Juden mit vorerst jiddischer Sprache.
Das waren die Leidenswege der Juden beider genetischen Abstammungen, der Sephardim aus dem Stamm Juda im Westen Europas und der Aschkenasim im Osten, die von den Chasaren abstammen, die einst den jüdischen Glauben aus politischen Erwägungen angenommen hatten. Vor der päpstlichen Verordnung machte das keinen Unterschied, die Verfolgung war religiöser Natur.
Beide Gruppen fühlten sich wegen ihrer jüdischen Religion verfolgt, dasselbe Schicksal und dieselbe Religion förderten den Zusammenhalt im Ausland und verwischten die Unterschiede ihrer Herkunft, die nach einigen Generationen in Vergessenheit gerieten und vielfach auch bewußt verdrängt wurden.
Die religiösen Juden fanden natürlich keinen Gefallen an der Geschichte der Chasaren, die den ganzen Nimbus der Auserwähltheit ins Wanken bringen mußte. Sie waren bemüht, die Geschichte des europäischen Judentums so darzustellen, daß die verfolgten Sephardim im Westen Europas und Deutschlands nach Osten, insbesondere nach Polen, abgewandert und später wieder von dort zurück nach Deutschland gekommen wären. Nach dieser Theorie hätten sie das Jiddisch mit den vielen deutschen Wörtern schon bei der Ostwanderung in deutschen Gebieten erlernt. Eine chasarische Abstammung des Judentums wurde ausgeschlossen. Dieser Ansicht widerspricht die Tatsache, daß gegen Ende des ersten Jahrtausends jüdische Siedlungen nur in Frankreich und dem westlichen Streifen Deutschlands bestanden. Leider besteht über die weitere Entwicklung dieser sephardischen Juden auf deutschem und westeuropäischem Gebiet nur wenig verbürgtes Geschichtsmaterial. Zwar gibt es Berichte des Juden Kalonymous, der im Jahr 906 mitsamt seiner Sippe aus Italien nach Mainz zog. Ungefähr um dieselbe Zeit wurden auch die Städte Speyer, Worms, Trier, Metz, Straßburg und Köln von Juden besiedelt.
Rabbi Gerschom ben Jehuda, ein geistiger Führer dieser westlichen Juden berief um 1020 den rabbinischen Rat nach Worms und verkündete unter anderem das Verbot der Vielweiberei, das aber im Notfall beispielsweise dann umgangen werden dürfe, wenn der Bestand der Sippe gefährdet sein sollte. Hierbei wird von Versammlungen von 100 Delegierten aus den Ländern Normandie, Burgund und Frankreich sowie den Städten Worms, Speyer und Mainz gesprochen, was bezeugt, daß möglicherweise bestehende jüdische Gemeinden in anderen Orten Deutschlands so unbedeutend waren, daß sie nicht einmal erwähnt wurden. Das war kurz vor den Kreuzzügen, bei welchen diese Gemeinden aus religiösen Gründen fast vollkommen ausgerottet wurden. In der Encyclopaedia Britannica beschrieb F. Barker die Ausrottung so, wie sie nur aus religiösen Gründen sein konnte:
»Er war imstande, alles niederzumetzeln, bis er knöcheltief im Blut watete. Dann, wenn der Abend anbrach, kniete er, vor Freude weinend, am Altar der Grabeskirche nieder - denn war er nicht rot aus der Weinkelter des Herrn?«
Sicher ist, daß die jüdischen Gemeinden nur im Westen Deutschlands bestanden, daß sie nur verschwindend klein waren und nach dem Gemetzel durch die Kreuzzüge praktisch nicht mehr existierten.
In derselben Zeit wird aber berichtet, daß in Polen die Ostjuden bereits eingetroffen waren, die flüchtigen Chasaren, verfolgt von Mongolen und russischen Kosaken. Jüdische Historiker schreiben von einer Hypothese, die dieselben Juden aus Westdeutschland nun im weit entfernten Polen vorfindet. In zeitgenössischen Berichten finden sich Schilderungen von grauenhaften Vernichtungen der Juden in Westdeutschland, aber keine Erwähnung von einer Auswanderung nach Osten, schon gar nicht nach dem entfernten Polen oder Ungarn und gar in Gebiete der Krim.
Ein Verfechter dieser Theorie, Simon Dubnow, berichtet, daß die Juden nach dem ersten Kreuzzug quer durch Deutschland von Westen bis ins östliche Polen geflüchtet seien, und gibt zu, daß dafür keine genaueren Informationen bestehen, obwohl gerade diese für die jüdische Auserwähltheitslegende von größter Bedeutung wären. Dagegen sind Berichte erhalten, wonach die Juden während des zweiten Kreuzzuges zu freundlichen Bürgern geflohen seien und nach der Zeit der Verfolgung wieder zurückkehrten, wie Ephraim bar Jacob, der diese Flucht in die Wolkenburg bei Köln mit 13 Jahren erlebte und davon berichtete.[14]
Im 14. Jahrhundert begann eine erneute Verfolgung der Juden in Frankreich durch Philipp den Schönen, der den besitzenden Juden, die in kurzer Zeit durch Geldgeschäfte reich geworden waren, ihr Vermögen beschlagnahmte und 1306 einen Befehl unterschrieb, wonach alle Juden in Frankreich zu verhaften seien und ihr Vermögen dem französischen Königreich verfalle. Als die späteren französischen Könige versuchten, diese Enteignung wiedergutzumachen, kamen die Juden wieder in die alten Städte zurück. Bei weiteren Verfolgungen verloren sie aber ihr Vermögen erneut. Die jüdischen Siedlungen in Frankreich und England wurden aufgerieben. Was die Pogrome übrigließen, schaffte die Pest.
Diese Seuche, die in manchen Gegenden die Bevölkerung bis auf die Hälfte dezimierte, erweckte neuerdings Haß gegen die Fremden, also auf die Juden, denen man die Schuld an der furchtbaren Seuche gab. Nachdem aus Berichten des Alten Testaments die Tötung von Kindern bekanntgeworden war, bezichtigte man die Juden nun dessen und auch, sie hätten die Brunnen vergiftet, um die Pest zu verbreiten. Die Bevölkerung erholte sich von den Folgen dieser Krankheit erst nach 200 Jahren.
In der Folge gab es mehrere hundert Jahre lang weder in Frankreich noch in Deutschland jüdische Siedlungen. Unter diesen Umständen ist es unmöglich anzunehmen, daß die jüdische Bevölkerung in Polen aus dem westlichen Teil Deutschlands gekommen sein soll. Man bedenke, daß die jüdische Bevölkerung vor dem Ersten Weltkrieg in Polen zehnmal so groß war wie in ganz Deutschland!
Die verschwindende Minderheit der Juden in den westlichen Grenzgebieten Deutschlands kann unmöglich der Ursprung der Judenmassen in Polen gewesen sein. Die polnischen Historiker sind, wie der bereits erwähnte Österreicher Kutschera, alle der Ansicht, daß ihr Judentum ausschließlich von den Chasaren abstammt.
Die Einwanderung der Chasaren in Polen, aber auch in Ungarn und Österreich erfolgte ja nicht auf einmal, sie vollzog sich in mehreren Jahrhunderten. Sie passierte mehrere Länder im Osten, den Kaukasus und Kleinasien, Persien und Ostrom. In Italien scheinen schon früher kleine jüdische Siedlungen bestanden zu haben, möglicherweise echte, semitische Juden aus der Frühzeit, die mit arabischen Gruppen dorthin gekommen sein könnten. Diese waren aber so klein, daß sie in der gesamten Besiedlung keine Rolle spielten und erst später durch Zuzug der chasarischen Juden aus Österreich-Ungarn verstärkt wurden.
Bei eingehender Durchforstung der jiddischen Sprache sagt Mieses in der Historischen Grammatik von 1924, daß in der neuen Sprache zwar viele deutsche Lehnwörter vorkommen, diese jedoch aus den Dialekten des östlichen Deutschlands oder auch Österreichs stammen. Aus den mittelhochdeutschen Dialekten der Grenzländer zu Frankreich wurden keinerlei verwandte Ausdrücke gefunden. Selbst von den Gegenden um Frankfurt fand man keine Ähnlichkeit mit jiddischer Linguistik. Wohl aber fanden sich im Jiddischen deutliche Hinweise auf den slawischen Grenzstreifen Deutschlands und auf österreichische Dialekte.
Die vorherrschende Sprache der gebildeten Polen war im Mittelalter deutsch. Lemberg, Krakau und alle Gebiete, in die der Katholizismus zu der Zeit von deutschen Einwanderern in die östlichen Gebiete getragen wurde, wurden Gebiete der deutschen Bildungssprache und für die Ostjuden die Grundlage ihrer Mischsprache, des Jiddischen.
In unserer Zeit, in der sich besonders die Jugend abgewöhnt hat, auf ihre deutsche Abstammung stolz zu sein, tut es gut, daran zu erinnern, daß im Mittelalter der gesamte Osten gern von den Sitten und der Kultur der Deutschen naschte. Die einwandernden Chasaren jüdischer Religion mußten sich diese Sprache aneignen, wenn sie vorwärtskommen wollten. Zu ihrer gewohnten Muttersprache, dem chasarischen Dialekt, lernten sie nun russisch-polnisch, einige Worte hebräisch für die Sabbatschule beim Rabbi und die Sprache der Deutschen. Sie radebrechten jiddisch. Die Juden fühlten sich wohl in Polen. Während 1555 das päpstliche Edikt im übrigen Europa alle Juden kennzeichnete, mit Judenhut und Judenstern, und sie von den staatlichen Stellungen und mehreren Berufen ausschloß, wurden diese Verordnungen in Polen nicht so streng durchgeführt. Um 1700 wurden diese Ausnahmeregelungen in Polen ganz aufgehoben. Zusätzlich kam reicher Zustrom von Flüchtlingen aus den russischen Gebieten, wo die Kosaken besonders in der Ukraine blutige Gemetzel an den Chasaren begingen. Die Wohn- und Lebensverhältnisse in den polnischen Schtetl verschlechterten sich derart, daß sich der Flüchtlingsstrom weiter nach Westen, nach Deutschland, ergoß, wo sie sich mit ihrem Jiddischen einigermaßen verständlich machen konnten.
Heute sind sich die modernen Historiker, gleich welcher Nation, einig: der Strom der Juden von West nach Ost hat nie stattgefunden. Er erfolgte immer von Ost nach West, getragen von chasarischen Juden, den Aschkenasim.
Erst ab dem zwanzigsten Jahrhundert wurde die Abneigung der Bevölkerung gegen die Juden im allgemeinen rassisch begründet. Der Jude wurde als Typ von kleiner Statur mit krummer, fleischiger Nase und stechendem Blick karikiert, und viele glaubten, einen Juden unfehlbar am Aussehen erkennen zu können.
In der Zeit, da Reisen durch technische Errungenschaften der breiten Bevölkerung möglich wurden und sich der Weitblick in bezug auf Rassenmerkmale schärfte, erkennen wir, daß diese angeblich typischen Formen bei fast allen südöstlichen Völkern Europas zu finden sind, besonders, wenn man sich den schwarzen Hut und Korkenzieherlocken dazu denkt.
Dieser Umstand leuchtet ein, wenn man bedenkt, daß neunzig Prozent der heutigen Juden Aschkenasim sind und vom Mischvolk der Chasaren stammen. Die semitischen Reste der Juden unterscheiden sich kaum von den anderen Semiten, den verschiedenen Arabervölkem, sie sehen für uns gar nichtjüdisch aus, obwohl gerade sie die echten Juden sind.
Seit die Chasaren in die Oststaaten einwanderten, ergaben sich allerdings Mischehen zwischen beiden jüdischen Gruppen, die Merkmale wurden verwischt, und die gemeinsame Lebensart in östlichen Ghettos tat das übrige, einen jüdischen Typ auszuprägen.
Auch in ihren Charaktereigenschaften wird heute noch den Juden manches einheitliche Merkmal nachgesagt. Bei vielen Menschen gelten sie als besonders tüchtige Ärzte und Rechtsanwälte, als geriebene Händler, besonders für Luxusartikel wie Pelz- und Schmuckwaren, und als Schauspieler und Künstler. eine gewisse Grundlage mag dabei im Ursprung beider Linien als Nomadenvölker liegen, die schon immer ein besonderes Gespür für den Handel entwickeln mußten. Weitere Gemeinsamkeiten ergeben sich durch die einheitliche Religion und die Lebensbedingungen im Ghetto bei fast völligem Abschluß nach außen und damit verbundenen Inzuchterscheinungen.
In den jüdischen Gemeinden lebten die Familien auf engstem Raum beisammen, jeder kannte jeden. Kulturelle Veranstaltungen führten zu Gruppenbildungen in verschiedener Richtung. Die Familien mit künstlerischen Neigungen bildeten einen Kreis, andererseits die wissenschaftlich begabten Menschen auf den verschiedenen Gebieten.
Gebildete Kreise schlossen sich zusammen und gegen die einfacheren Mitmenschen ab. Natürlich kamen auch Eheschließungen hauptsächlich innerhalb dieser Gruppen zustande. Durchschnittliche Intelligenzen wurden dabei aufgespalten. Gebildete wuchsen zu Familien zusammen und vererbten ihre Anlagen genauso wie die Unterprivilegierten. Die Gesamtheit wurde dadurch weder intelligenter noch dümmer. Aber es konnten sich Extreme nach oben und nach unten bilden. Sicher gab es besonders intelligente und berühmte Juden an der oberen Spitze dieser selektiven Vererbung.
Aber genauso ist bekannt, daß unter den Juden eine besonders hohe Rate von Schwachsinnigen zu finden ist, wie dies die Endogamie bedingt. Man kann sagen, die Juden sind Menschen wie alle anderen auch, genauso intelligent, aber auch genauso dumm, so gesund und robust, aber auch so anfällig, genauso strebsam und genauso faul. Der Durchschnitt bleibt annähernd gleich, nur die Spitzen ragen im Positiven und Negativen weiter heraus. Das ist nicht etwa ein besonderes jüdisches Merkmal; die Endogamie gibt es nachweisbar in abgeschnittenen Gebirgsdörfern, entlegenen Siedlungen und auf einsamen Inseln, überall dort, wo Ehen innerhalb einzelner Gruppen, Sippen und Kasten üblich sind. Leider ergibt sich durch Untermischung hochstehender und unterentwickelter Völker immer ein Trend nach unten. Ein Grund dafür, daß sowohl Inzucht als auch Vermengung mit primitiven Völkern als nachteilig angesehen werden und mit Rücksicht auf zukünftige Volksentwicklung vermieden werden sollen.
Daß sich der jüdische Typus durch die Verstädterung und das Leben auf engstem Raum entwickelt haben könnte, während der Epidemien des Mittelalters abgeschlossen, nach außen und den Ansteckungen weniger ausgesetzt, und damit selektiert und insgesamt langlebiger als andere Menschen, wurde von Fishberg in seinen gesammelten statistischen Daten nachgewiesen. Dazu kamen Feindseligkeiten von außen auf das Ghetto, sporadische Gewaltakte der Andersgläubigen, die nur den Wendigsten und Schlauverschlagenen die Chance gaben, nach vom zu kommen, so, wie es im Lehrbuch der Juden, der Thora, vorbildlich demonstriert wird.
Oben wurde erwähnt, wie Esra und Nehemia durch Sammlung der israelitischen Sagen und Chroniken zur Volkwerdung der kleinen jüdischen Gruppen beitrugen und die Untermischung mit semitischen Völkern verboten und wie dadurch die jüdische Rolle entstand.
Jetzt sehen wir, daß durch dieses Buch drei Weltreligionen entstanden sind, jede mit zahlreichen Sekten, die sich untereinander seit ihrem Bestehen blutig bekämpften und gegenseitig ausrotteten. Dieses Buch, die Heilige Schrift, ist auch verantwortlich dafür, daß sich die Juden als auserwähltes Volk Gottes fühlen und sich nach ihrer Vertreibung aus ihrer Heimat in kein anderes Volk der Erde integrieren können. Sie schließen sich gegen alle anderen Völker ab, ja sie stoßen die gastgebenden Völker vor den Kopf, indem sie auch nach schweren Schicksalsschlägen kundtun, daß sie das Herrenvolk seien, das ausersehen ist, die Führung der Menschheit dereinst zu übernehmen.
Das jüdische Schicksal im 20. Jahrhundert
Da dieses aber laut Bibel von Israel aus geschehen sollte, kam ein Zionist auf den Gedanken, ein Buch zu schreiben und die Neugründung des Staates Israel zu planen. Es entstand die Schrift Der Judenstaat (1896) vom Wiener Juden Theodor Herzl (1860-1904), gedruckt im Jüdischen Verlag in Berlin. Obwohl die damals in Europa lebenden Juden als Aschkenasim so gut wie gar keine Vorfahren im biblischen Land hatten, erfüllte die Mehrheit eine Begeisterung ohnegleichen für diese Idee.
Viele der wohlhabenden Juden aus aller Welt kauften billiges Wüstenland in Palästina, das seit 1244 zur Macht des Islams und ab 1517 zum Reich der Türken gehörte. Es waren meist gläubige Juden, die zum Sterben in das Land kommen wollten, wo sie ihrem Gott näher zu sein glaubten, eine jüdische Sekte, die sich Nethure kartha nannte.
Vordem Ersten Weltkrieg entstanden durch jüdische Einwanderer aus Rußland mit Hilfe amerikanischer Geldgeber einzelne jüdische Siedlungen mit insgesamt an die 4000 Menschen in Israel.
In der Zeit des Ersten Weltkrieges, in dem die Türken auf der Seite der Deutschen standen, verhandelte eine englische Abordnung mit den Arabern und brachte sie dazu, unter dem Politiker und Archäologen Thomas Edward Lawrence, der als Lawrence von Arabien bekannt wurde, mit Freischärlern gegen die Zentralmächte aufzustehen. Sie versprach, nach ihrem Sieg über die Türken ein arabisches Großkönigreich zu gründen, dem auch Palästina angehören sollte. Zugleich verhandelte der britische Außenminister aber mit dem Weltjudentum, vertreten durch Lord Walter Rothschild, und sagte diesem die Gründung eines Judenstaates in Palästina zu, als das Gebiet noch in türkischer Hand war. (Balfour-Deklaration)
Damit hatte England diesen Teil türkischen Besitzes zweimal versprochen: einmal an die Araber, einmal an die Juden, die es damit ebenfalls verpflichtete, auf seiner Seite gegen Deutschland zu stehen. Der Grundstein für weitere Kriege war damit gelegt. Die zionistischen Juden, im wesentlichen Aschkenasim, forderten fortan das Land für den Zionsstaat Israel nach dem Sieg der Alliierten, entsprechend der B alfour-Erklärung von 1917. Ebenso fanatisch verlangten die ansässigen Araber das Land als palästinensische Heimat.
Die Engländer, denen die Verwaltung des strittigen Gebietes nach 1919 bis zur Klärung übertragen wurde, wurden von beiden Seiten bedrängt. Die ansässigen Palästinenser wehrten sich heftig gegen die neuen jüdischen Siedler, die ganz offen kundtaten, daß sie nicht als Gäste hier sein wollten, sondern als auserwähltes Volk Gottes von hier aus die Führung der Völker antreten würden. Die Juden versuchten , durch finanzielle Unterstützung seitens ihrer Brüder in USA, illegal auf dem Seeweg größere Einwanderergruppen einzuschmuggeln, was die Engländer nach Kräften verhinderten, weil sie anderseits den Arabern dieses Land zugesagt hatten und damit zwischen zwei Versprechungen standen.
Im Juli 1947 wurde das Schiff »Exodus«, das 4500 Juden illegal nach Palästina bringen wollte, von den Engländern auf hoher See abgefangen und in den Hafen von Haifa geschleppt. Dort wurden die Einwanderer auf andere Schiffe verfrachtet und zurück nach Europa gebracht. Hier zeigte sich, daß die Weltpresse, angeführt von den amerikanischen Zeitungen, eindeutig auf Seite der Juden stand und imstande war, die Meinung der Weltbevölkerung großzügig zu lenken.
In Palästina bildeten sich im wesentlichen drei illegale Kampfgruppen der Juden: die Stern-Gruppe, nach ihrem Anführer benannt, die Irgun unter der Führung von Menachem Begin, dem späteren Ministerpräsidenten, und die Haganah, die für illegale Transporte der Einwanderer zuständig war. Die letzte hatte bereits im Oktober 1945 den Hafen von Haifa überfallen und nach Überwältigung der Wachposten 200 internierte Juden freigelassen, die schon für den Rücktransport nach Europa vorgesehen waren.
Ab Oktober 1945 verfügten die jüdischen Gruppen über einen Geheimsender und konnten so ihre Anhänger dirigieren, auch wenn die einzelnen Anführer im Untergrund versteckt waren oder sich unter falschem Namen als Rabbiner, Lehrer oder Ärzte betätigten wie Begin.
Überfälle dieser Gruppen auf englische Einrichtungen häuften sich derart, daß zum Beispiel am 1. November 1945 in ganz Palästina 153 Eisenbahnlinien und Brücken gesprengt wurden,[15] und als Höhepunkt der Terrorakte wurde am 22. Juli 1946 das König David-Hotel in Jerusalem gesprengt, in dem das englische Hauptquartier untergebracht war. Bei diesem Terroranschlag starben mehr als hundert Menschen, Angestellte des Hotels, Gäste und Offiziere der englischen Wehrmacht.
Bezeichnenderweise berichteten die Zeitungen der Welt von diesen Terrorakten als »Freiheitskampf«, während bei Gegenschlägen der rechtmäßigen Einwohner, der Araber, von Bandenkrieg gesprochen wurde.
Die jüdischen Terroristen entführten in verschiedenen Orten englische Offiziere, peitschten sie aus und schickten sie dann zu ihren Einheiten zurück. Das waren nur einige Beispiele jüdischer Terrorakte.
Am 1. März 1947 verübten die jüdischen Terroristen sechzehn Sabotageakte, darunter die Sprengung des britischen Offizierklubs. Die Engländer versuchten scharf durchzugreifen; als die Polizisten einige Terroristen erwischten, wie sie durch Sprengung der Zitadellenmauer 251 Gefangene befreiten, wurden jene zum Tode verurteilt und erhängt. Elf Tage später erhängten die Terroristen der Irguntruppe aus Rache zwei unbeteiligte Engländer. Schließlich gab die englische Regierung nach. Terror und Erpressung der Juden hatten gesiegt. Als im Juli 1947 die Radarstation in Haifa von Zionisten zerstört und ein britisches Schiff im Hafen versenkt worden war, verabschiedete die UNO am 29. 11. 1947 mit einer Zweidrittelmehrheit den Beschluß, Palästina in zwei unabhängige Staaten, einen jüdischen und einen arabischen, zu teilen. Damit waren die Zionisten aber nicht zufrieden. Sie stützten sich darauf, daß Jahwe ihnen das ganze Land zwischen Jordan und Nil versprochen habe, das ihre alleinige Heimat sei. Die Mitglieder der Vereinten Nationen, soweit sie Christen seien, könnten das in ihrem Alten Testament nachlesen und überprüfen. Doch die Juden waren aschkenasische Juden, abstammend von den Chasaren und nicht Nachfahren des semitischen Volkes von Moses. Diese semitischen Sephardim waren nur ein kleiner Teil unter den Einwohnern, die auch mit den ebenfalls semitischen Arabern meist gut zurecht kamen. Selbst von den Aschkenasim waren nicht alle mit dem Vorgehen der fanatischen Zionisten einverstanden. Der Terror, einmal entfacht, war aber nicht mehr zu besänftigen.
Die drei Terrorgruppen Irgun, Stern und Haganah verstärkten ihre Überfälle. Begin sagte seinen Anhängern, sie müßten bereit sein, sich auch in Zukunft selbst durchzusetzen. Er sei überzeugt, daß die Briten alles in ihrer Macht Stehende tun würden, um einen Ausbruch des Krieges zwischen Arabern und Juden in Palästina zu fördern.
Die britischen Behörden planten den Abzug ihrer Truppen aus Palästina für den 15. Mai 1948. Diesen Termin wollten die Juden aber nicht abwarten. In Europa, besonders in Frankreich, wurde für eine jüdische Streitmacht gesammelt, und die Juden errichteten in Palästina eine Fabrik zur Erzeugung von Maschinengewehren und Handgranaten.
Am Morgen des 11. Dezember 1947 überfielen die Terroristen der Irgun ein Dorf bei Haifa, sprengten Gebäude und mordeten dreizehn Araber. Zwei weitere Araberdörfer wurden angegriffen, und in Haifa und Jerusalem legten die Juden Bomben. Die entsetzten Palästinenser flohen, besonders, nachdem das friedliche Dorf Deir Yassin westlich von Jerusalem am 9. April 1948 von über hundert Terroristen der vereinigten Gruppen überfallen und geplündert worden war. Die Meldungen über dabei umgekommene Araber schwanken zwischen 240 und über tausend Toten. Die gemäßigten Juden verurteilten diese Terrorakte, und selbst der Befehlshaber der Haganah, Oberst David Schaltiel, rügte die Stern- und die Irgun-Gruppe wegen dieser Massaker, diesen »vorsätzlichen Akt, dessen einziger Zweck Gemetzel und Mord waren«.
Am 25. April 1948 begannen die Juden den Kampf um Jaffa und nahmen die Stadt am 13. Mai nach schweren Kämpfen mit den Arabern ein. Die Juden hatten schon am 6. April, also lange, bevor sich die Briten aus Palästina zurückziehen wollten, das »Zionist General Council«, eine provisorische Regierung in Tel Aviv eingesetzt, und am 14. Mai verkündete David ben Gurion feierlich unter dem Porträt von Theodor Herzl die Gründung des Staates Israel.
Dieser Tag war der Anfang des dauernden Krieges zwischen den Juden und den Arabern, der nach kurzem Geplänkel durch den Waffenstillstand unterbrochen wurde, den die Vereinigten Nationen erzwungen hatten.
Während dieser Waffenruhe kam das Landungsboot »Altana« aus Frankreich nach Tel Aviv. Das Schiff hatte neunhundert ausgebildete Freiwillige aus Europa und große Mengen an Waffen und Sprengstoff an Bord.
Um diese Waffen kam es nun zum Streit zwischen den einzelnen Terrorgruppen und auch der neuerstellten jüdischen Armee. Bei diesen Kämpfen fielen 16 Männer, und nahezu 100 wurden verwundet. Das 4000 Tonnen-Schiff wurde durch explodierende Munition vernichtet und sank im Hafen.
Man kann annehmen, daß dieser Kampf zwischen den Juden nicht nur um den Besitz der Waffen und Munition, sondern eher um die Führung des neuen Staates ging, da zwischen den verschiedenen Terrorbanden von Anfang an Vormachtstreitigkeiten und Spannungen bestanden, so daß die Terrorgruppen zur Staatsgründung durch ben Gurion nicht einmal eingeladen worden waren.
So bekämpften sie sich gleich nach der Gründung ihres Staates nach dem Vorbild der Gangsterbanden in den USA während der Prohibition. Der Geist des Terrors ist eben leichter anzufachen, als wieder zu löschen.
Die Gruppen waren gewöhnt, im Untergrund zu wühlen; sie konnten sich auch im eigenen Staat nur schwer in eine Ordnung einfügen. Auch in der Diaspora waren sie nicht bereit, sich mit ihren Gastvölkern zu vermischen. Andere Volksteile paßten sich nach einigen Generationen in die Völker ein, die sie aufgenommen haben. Nicht so die Juden und die Zigeuner. Letztere blieben ihrer nomadisierenden Lebensweise freiwillig treu, auch wenn sie nicht durch Viehzucht zu dieser Lebensart gezwungen waren. Sie führten ein Leben ohne festen Wohnsitz und ohne bürgerliche Berufe. Weil sich die ansässigen Bürger nicht vorstellen konnten, womit sie ihren Lebensunterhalt verdienten, erwuchs ein Mißtrauen gegen sie. So wurde das Wort »Zigeuner« zum Schimpfwort und zur volkstümlichen Bezeichnung für Arbeitsscheue, Nichtstuer und Diebe. Das ist der Grund dafür, daß sie sich jetzt Roma nennen.
Die Juden paßten sich sehr wendig den jeweiligen politischen und wirtschaftlichen Erfordernissen an. Sie konnten sich schwer in die Gastvölker integrieren, weil sie sich als Auserwählte fühlten und in großen Mengen in die Gastvölker einströmten, wo sie sich, auch bedingt durch ihren Glauben und ihre Sitten, einigelten. In Wien stieg zum Beispiel die Anzahl der jüdischen Einwohner innerhalb von vierzehn Jahren von 40 000 auf 175 000 im Jahr 1910. Vor dem Ersten Weltkrieg lebten in Wien schon elf Prozent Juden, die aber 36,6 Prozent der Studenten an der Universität und weitere 23,7 Prozent an der Technischen Hochschule stellten.
Die Ärzte Deutschlands waren damals zu elf Prozent Juden, obwohl ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung nicht einmal 0,7 Prozent betrug. Sie schanzten sich als verschworene Minderheit gegenseitig die Vorteile zu, gleich in welchem Beruf, und nahmen mit großem Fleiß jede Chance wahr, die das Wirtschaftsleben des Gastlandes bot.
Der Jude Friedrich Oppler schreibt, daß die Juden selbst aus der Inflation Nutzen zu ziehen verstanden. Theodor Herzl, der Zionist und Verfasser des Buches vom Judenstaatl meint bezeichnenderweise: »Wir Juden haben uns, wenn auch nicht durch unsere Schuld, als Fremdkörper inmitten verschiedener Nationen erhalten. Wir haben im Ghetto eine Anzahl gesellschaftswidriger Eigenschaften angenommen. Unser Charakter ist durch den Druck verdorben und muß durch einen anderen Druck wiederhergestellt werden. Wir kleben am Geld, weil man uns aufs Geld geworfen hat. Tatsächlich ist der Antisemitismus eine Folge der Judenemanzipation.«[16] Das ist ein offenes Wort des Gründers der neuen Zioneinheit.
Auf Fremdkörper innerhalb von Nationen reagiert die Bevölkerung aus innerer Angst meist ablehnend und bösartig. Das sieht man am besten am Staat Israel, der seit der Neugründung gegen die ansässigen Araber ständig Krieg im eigenen Land und gegen die Nachbarn führt, so, wie es aus alten Zeiten in der Bibel geschildert wird.
Die letzte große Leidenszeit der Juden im Zweiten Weltkrieg mag hier unerwähnt bleiben. Diese Schrift ist der Erforschung der Aschkenasim, ihrer Abstammung und ihrem Schicksal gewidmet. Über die Opfer und Leiden der Juden im Zweiten Weltkrieg wurde schon viel geschrieben. Man liest heute, fünfundvierzig Jahre nach Kriegsende, immer noch täglich davon in den Tageszeitungen.
Rasse, Volk oder Glaubensgemeinschaft?
Sind die Juden eine Rasse, ein Volk oder eine Glaubensgemeinschaft? Darüber sollte man schon nachdenken.
Eine biologische Rasse können sie nicht sein, weil sie aus zwei grundverschiedenen Völkern abgeleitet werden, die wiederum aus vielen anderen Volkssplittern bestanden. Die Sephardim, die von den biblischen Völkern abstammen sollen, entständen aus den semitischen Israeliten, den nordisch anmutenden Amoritern, den dunklen Hethitem, den Kuschiten mit negroiden Vorfahren und, wie das bei Nomaden unvermeidbar ist, aus ungezählten Nachkommen dieser unterentwickelten Gruppen und ihren Sklavinnen. Die Bibel selbst berichtet laufend von der Neigung zur Promiskuität der namhaften Israeliten, von Abraham über Joseph, Moses, David und viele andere, an die nach mörderischen Kriegszügen die gefangenen Jungfrauen als Geschenk überreicht worden waren.
Von Rassenreinheit konnte deshalb beim biblischen Volk keine Rede sein. Und nachdem die Reste der Juden in die umliegenden Länder geflüchtet waren, durchstreiften sie ganz Nordafrika, bis sie fast 1000 Jahre später mit den Mauren nach Spanien kamen und von dort nach Frankreich, England, Deutschland und Italien, wo sie sich innerhalb von ungefähr 40 Generationen natürlich weiterhin teilweise mit allen Völkern vermischten, mit denen sie in Berührung kamen. Daß man schon aus diesen Gründen nicht von einer Rasse der Juden sprechen kann, ist klar.
Aber auch als Volk kann man sie nicht bezeichnen. Sie leben als heimatlose Menschengruppe verstreut über die Erde als abgesonderte Glaubensgemeinschaften und weigern sich seit 2000 Jahren, sich in ihre Gastvölker einzufügen. Dagegen waren sie vor und nach Beginn unserer Zeitrechnung stark bemüht, andere Stämme zu ihrer Religion zu bekehren. Es gibt daher schwarze Juden in Abessinien, asiatische Juden und jüdische Berber und - wie vorbeschrieben - die zum jüdischen Glauben übergetretenen Chasaren, Nachkommen ebenso vieler asiatischer Hunnenstämme, Türken, Altaier und weiterer Vorfahren.
Auch wenn man zugesteht, daß es natürlich kein Volk auf dieser Erde gibt, das als rassisch rein gelten kann, wird es andererseits auch keine Volksgruppe geben, die sich international so breit angesiedelt hat wie die Juden, ohne sich in die Gastvölker zu integrieren. Das trifft auf die Sephardim genauso zu wie auf die Aschkenasim, obwohl diese beiden Judengruppen genetisch nichts gemein haben. Sie alle haben als Band ihrer Gemeinsamkeit nur ihre jüdische Religion, die ihnen von Kind auf einprägt, sie seien das einzige auserwählte Volk des Gottes Jahwe, das ausersehen ist, die Völker der Erde unter ihrer Oberherrschaft zu regieren.
Daß für dieses Ziel jedes Mittel angewendet werden darf ist, in der Thora (dem Alten Testament) mit den göttlichen Kriegsgesetzen festgeschrieben und im Talmud erklärt. Für die gläubigen Talmudjuden, heute im wesentlichen Aschkenasim, Nachkommen der chasarischen Hunnenvölker, wiegen die göttlichen Vorschriften wesentlich schwerer als menschliche Gefühle; ja auch schwerer als der eigene Selbsterhaltungstrieb, wie aus den Berichten gemeinsamer Massenselbstmorde zu entnehmen ist.
Ein derartiger Fanatismus ist vielen glücklicherweise unvorstellbar. Er hat nichts mit der Zugehörigkeit zu einem Volk zu tun, er entsteht nur durch suggestive Beeinflussung, möglichst schon von frühester Kindheit an.
Massenselbstmorde wurden auch in der Neuzeit von großen Menschengruppen gemeldet, die von asiatischen oder indischen Gurus fanatisiert worden waren. Ekstatische Verzückung ist bei allen Völkern möglich, sie ist leicht ansteckend und greift insofern auch auf Nichtbetroffene über, so daß Menschen, angesteckt vom überheblichen Selbstbewußtsein des »auserwählten Volkes«, dieses als übergeordnete Intelligenzschicht anerkennen, die geeignet ist, die zukünftige Weltregierung zu stellen, und dieses fragwürdige Ziel anstreben.
Der Vorkämpfer für ein vereinigtes Europa als Mischtopf für Europäer, Afrikaner und Asiaten, Graf R. Coudenhove-Kalergi, trat, obwohl von einer jüdischen Versippung nichts bekannt ist, für eine Führerstellung der Juden in ganz Europa ein, da wir das Glück hätten, diesen »natürlichen Adel der Intelligenz« zu besitzen. Kaum ein Zionist sprach das Ziel so deutlich aus wie dieser Mischling aus der Familie eines österreichischen Diplomaten und einer Japanerin.
Natürlich gibt es auch eine große Anzahl von Menschen, auch Juden, die wissen, daß die jüdischen Zionisten kein völkisches, schon gar kein rassisches Bündnis darstellen, sondern eine Zweckgemeinschaft geworden sind, die auf diesem beschriebenen Weg zur Macht über die übrigen Völker der Welt gelangen will. Die Menschen, die das erkannt haben und verkünden, werden als Rassisten und »Antisemiten« gebrandmarkt und von allen Massenmedien bekämpft, in denen ebenso wie bei den Weltfinanzen ostjüdische Zionisten und deren Vasallen großen Einfluß haben.
Daß die echten semitischen Juden durch ihren Aufenthalt in Spanien ihrem Wirtsvolk deutliche Spuren hinterlassen haben, genau wie die Araber, beschreibt Arnold Toynbee in seinem WerkDer Gang der Weltgeschichte (1954). Er spricht von der Tatsache, daß das Blut der Spanier und Portugiesen besonders in den Oberschichten stark mit sephardisch-jüdischem Erbgut vermischt ist, weil sich nach den Massakern um 1400 über 100 000 Juden taufen ließen, zu Wohlstand kamen und in die Aristokratie einheirateten. Dasselbe gilt für das gesamte westliche Europa, für England und die Niederlande, wo einige Familien schon jüdisch untermischt waren, lange bevor die Aschkenasim aus dem Osten Europas ab 1800 dort einwanderten. Überall blieben neben den legalen jüdischen Nachkommen auch die Folgen von kurzen zwischenmenschlichen Bindungen zurück.
Der amerikanische jüdische Historiker Graetz schreibt in seiner History of the Jews (189 1) seine Ansicht nieder, daß die germanische Kampftruppe, die mit römischen Legionären in Palästina gekämpft hatte, sich aus den Beständen der jüdischen Gefangenen die schönsten Frauen ausgesucht und in die heimatlichen Garnisonen an Rhein und Main, gebracht hätte. Da sich die Väter um die weiteren Folgen nicht gekümmert hätten, seien diese Kinder von ihren Müttern in jüdischem Glauben erzogen worden und hätten den Grundstock der jüdischen Gemeinden in Worms und Mainz gebildet. Ein weiterer Historiker, Fishberg, schrieb 1911 in England, daß eine solche gewaltsame Infusion »heidnischen« Blutes in die Adern des Volkes Israels in den slawischen Ländern besonders häufig gewesen sei. Es sei eine der Lieblingsmethoden der Kosaken gewesen, von den Juden Geld zu erpressen, indem sie eine große Zahl Gefangener machten, wissend, daß die Juden dafür Lösegeld bezahlen würden. Bis zur Bezahlung seien die geraubten jüdischen Frauen von den »Barbaren« vergewaltigt worden. Tatsächlich mußte der »Rat der Länder« im Winter 1650 von den Kindern der kosakischen Männer, die in der Gefangenschaft geboren worden waren, Kenntnis nehmen und dadurch das familiäre Leben der achkenasischen Juden wieder in Ordnung bringen. Ähnliche Massenvergewaltigungen an jüdischen Frauen seien in Rußland bei den Massakern Anfangs des 20. Jahrhunderts begangen worden.
Alle diese Vorgänge beweisen, daß das Volk der semitischen wie das der chasarischen Juden keine reinrassischen Merkmale aufweisen kann, weil es eine der am stärksten vermischten Volksgruppen der Menschheit ist. Tatsächlich ist man heute, da man Bilder der Israelis und führender Juden aus anderen Ländern ständig im Fernsehen sieht, bereit und in der Lage, das Bild des typischen Juden zu korrigieren.
Wir müssen daher annehmen, daß die Juden keine einheitlichen Rassenmerkmale aufweisen. Die von Außenstehenden festgestellten Anzeichen sind nichts anderes als Merkmale vergangener gleicher Lebensweise, die durch Generationen im Ghetto, als fahrende Händler und durch das Leben in den polnischen Schtetl wie in einer Gruppe auf engstem Raum, die eine Überbevölkerung hervorbrachte, entstanden. Fishberg weist an gesammelten statistischen Daten nach, daß unter den Juden verschiedene Krankheiten nicht oder nur selten vorkommen, die den gastgebenden Völkern stark zu schaffen machten. Dies mag auch ein Grund dafür sein, daß man auf die Bevorzugten mit Haß reagierte. Auch wird den Juden nachgesagt, sie lebten durchschnittlich länger und hätten eine besondere Widerstandskraft gegenüber der Tuberkulose. Fishberg glaubt, daß die Juden durch ihr Leben im Ghetto über Generationen immun gegen manche Krankheiten wie auch gegen Anfeindungen geworden seien und sich ein Typ herausgebildet habe, schlau, wendig und beweglich, abwehrbereit mit einer Feindseligkeit gegen Außenstehende, die sich durch dargestellte Freundlichkeit tarnt.
Koestler glaubt, daß die bekannte Enthaltsamkeit der Juden gegenüber Alkohol darauf zurückzuführen sei, daß der äußerlich gekennzeichnete Jude mit Judenstern und Judenhut vorsichtiger sein mußte, weil es gefährlich war, sich gehen zu lassen. Deshalb mußte er nüchtern bleiben und »amüsierte sich über den betrunkenen Goj und sein verrücktes Benehmen«. Je weiter die Zeit des Ghettos zurücklag, desto mehr änderte sich dieses Benehmen, besonders in England, wo der Alkoholgenuß auch bei Juden zugenommen habe.
Der Gedanke, daß das Judentum aus zwei vollkommen getrennten Stämmen hervorgegangen ist, kommt vielen offenbar kaum glaublich vor, weil dies bisher nicht bekannt war. Man versteht, daß Zionisten, die den Staat Israel erst beansprucht und dann mit Terror durchgesetzt haben, die diesen Anspruch aus biblischen Weissagungen begründen und Palästina als ihr Vaterland bezeichnen, durch die neuere Geschichtsforschung über die Chasaren in Bedrängnis geraten.
Was liegt näher, als daß sie ihre Herkunft verschweigen, die sie als Nachkommen der Hunnen ausweist, die mit den semitischen Juden der Bibel nichts gemein haben außer ihrer Religion, die sie vor 1000 Jahren aus politischen Gründen angenommen haben und die sie nun vorschützen, wenn sie ein Erbe beanspruchen, das nach einer Sage vor Tausenden von Jahren den leiblichen Nachkommen des hebräischen Nomaden Abraham zugesagt worden sei.
Aber es gibt auch in Kreisen der jüdischen Historiker Menschen, die ehrliche Forschung höher schätzen als die zweckgebundene Verbreitung zionistischen Wunschdenkens. Der 1875 in Ostpreußen geborene Paul Ernst Kahle, Universitätsprofessor in Bonn, lutherischer Pastor und wissenschaftlich führender Orientalist, sowie sein früherer Schüler Douglas Morton Dunlop, beide als Chasarenforscher weltberühmt, kamen zu den gleichen Erkenntnissen wie Dr. Zeki Validi von der Petersburger Akademie, Hugo Freiherr von Kutschera von der Orientalischen Akademie in Wien und Arthur Koestler, London, der in Ungarn geboren und dort aufgewachsen ist, selbst ein aschkenasischer Jude.
Die Juden Abraham N. Poliak aus Kiew, der in Tel Aviv jüdische und arabische Geschichte lehrt und 1941 sein Buch Die Bekehrung der Chasaren zum Judentum schrieb, und Mathias Mieses aus Galizien, der bekannte Werke über die jiddische Sprache herausbrachte, sie alle stießen auf große Feindseligkeit in Israel, weil sie die geheiligte Ansicht über das von Jahwe auserwählte Volk der Juden mit ihren Forschungen ins Wanken brachten.
Da die Ergebnisse aber heute als klar erwiesen gelten, machen auch die Juden einen deutlichen Unterschied zwischen den echten, semitischen Juden, den Sephardirn, und den Ostjuden, den Aschkenasim, die natürlich keine Semiten sind, sondern seit Bestehen des israelischen Staates selber die semitischen Araber mit aller Macht bekämpfen.