Kurzwellen-Entlausungsanlagen in Auschwitz
Revolutionäre Entlausungstechnik als Lebensretter im Konzentrationslager
Von Dr. Ing. Hans Jürgen Nowak
1. Einleitung
Wenig beachtet von der Öffentlichkeit hat der französische Apotheker J.-C. Pressac ein zweites, verdienstvolles, Buch[1] über die Ereignisse in Auschwitz geschrieben. Es erschien im Jahr 1993 in französischer Sprache. Unter dem Titel Die Krematorien von Auschwitz[2] folgte 1994 eine deutsche Ausgabe. Die oft vertretene Meinung, es sei dies die deutsche Ausgabe seines ersten, 1989 erschienenen Buches, [3] ist falsch. Die beiden Bücher unterscheiden sich erheblich.
Pressac druckt im seinem ersten Buch eine Vielzahl von Dokumenten (etliche davon sogar zwei- bzw. dreimal!), auf die er seine Meinungen und technischen Annahmen aufbaut, in Faksimile ab. Das hat den großen Vorzug der direkten Prüfbarkeit seiner verwendeten Dokumente und erspart dem forschenden Leser zeit- und kostenaufwendige Quellenstudien. Dafür sind wir ihm dankbar, denn so erleichterte er uns den Einstieg in unsere Forschungen. Andererseits vermißt man in seinen Texten jeden zeitlichen, vor allem zeitgeschichtlichen Zusammenhang. Gleiches gilt für die räumlichen Bezüge. Ursache ist einerseits der Aufbau des Buches nach Themen, andererseits aber wahrscheinlich die seinerzeit mangelnde Kenntnis der Verknüpfungen. Das Buch wirkt für den Sach- und Fachkenner chaotisch. Wir haben deshalb für uns alle erwähnten Bezüge erarbeitet und stellen ein Beispiel nachstehend dar.
Zwischen der Inbetriebnahme der ersten Entlausungsanlage im Block 1 des KL und der großen Entwesungsanlage BW 32 in Birkenau ist nicht nur eine zeitliche Differenz von etwa 31/2 Jahren, sondern auch eine Entfernung von ca. 3,01 km Luftlinie wesentlich, vgl. nebenstehende Karte. Zwischen den beiden Lagerteilen lag und liegt eine hochfrequentierte Bahnlinie. Wer aber z. B. diese kriegswichtige Eisenbahnlinie nach Krakau für den Nachschub über Lemberg an die Ostfront und die kreuzende Bahnlinie nicht beachtet, übersieht viele Konsequenzen, z. B. die, daß zeitweise jeder übliche Transport wegen besonderer Ereignisse an der Front - wie auch nachzulesen ist - gesperrt wurde. Die Nichtbeachtung dieser Tatsachen entwertet sein Buch ebenso wie seine vielen falschen technischen Beurteilungen, zu denen ihm die Qualifikationen fehlen. Nicht übersehen sollte man, daß Pressac, wie er selbst mitteilt, seine Wissensgrundlagen beim Revisionisten Prof. Faurisson erhielt. Er ist doppelsinnig ein "Konvertit", mit dessen Vor- und Nachteilen.
Mit dem Pressac'schen Grundwerk haben sich Prof. Dr. R. Faurisson und andere bereits auseinandergesetzt, u. a. im Buch Auschwitz: Nackte Fakten[4]. Wir werden in absehbarer Zeit die weiteren technischen Fehlinterpretationen des Apothekers Pressac aufzeigen.
In seinem zweiten Buch weist er, erstmals in üblicher Form, die benutzten Quellen in einem Verzeichnis nach. Faksimile gibt es wenige. Seine Ordnung nach Themen behält er genauso bei wie seine technischen Fehlinterpretationen. Er fügt jedoch im Anhang einen chronologischen Überblick bei, weil er wohl erkannt hat, wie wichtig solche Zusammenhänge bei zeitgeschichtlichen Analysen sind. Offenbar verwendet er dazu Unterlagen, die er im Archiv in Moskau gefunden hat, für die er aber teilweise keine richtigen Deutungen fand. So kommt es zu der kuriosen Situation, daß er in seiner Chronologie höchst interessante Dokumente auflistet, die er aber in keinem Buch auch nur mit einer Zeile erwähnt. Es sind jedoch Dokumente, die gerade für die Beurteilung der Entlausungsfrage in den Lagern von größter Wichtigkeit für Entscheidungen - nicht nur des Lagerkommandanten - waren.
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Landkarte der Stadt Auschwitz mit den beiden ehemaligen Konzentrationslagern Auschwitz I (Stammlager, unter rechts) und Auschwitz II (Birkenau, oben links). Zum Vergrößern anklicken. |
Revisionistisch bearbeitet Pressac die Zahl der Opfer in Auschwitz. Im ersten Buch (1989)[3] weicht er schon von der seinerzeit üblichen Zahl der Opfer von Auschwitz deutlich ab. Auf S. 264 formuliert er [Übersetzung. D. Verf.]:
»Die Zahl von 4 Millionen wird jetzt als emotional betrachtet und sollte in Wirklichkeit mehr in der Größenordnung von 1 Million sein.«
Im zweiten Buch revidiert er weiter, zunächst auf S. 148 in der französischen Ausgabe auf »775.000«. In der deutschen Ausgabe[2] geht Pressac noch weiter S. 202 auf »631.000-711.000«. Sein Mut ist groß, denn sicher ist ihm bekannt, daß in Deutschland solche Zahlenangaben von der Justiz verfolgt und vorgelegte Wahrheitsbeweise vor Gericht wegen angeblicher »Offenkundigkeit« nicht zugelassen werden.
Neu und von nicht übersehbarer Bedeutung ist ein Fund, über den Pressac in seinem zweiten Buch berichtet:
Die UKW-Entlausungsanlagen
Diese Anlagen haben in Auschwitz und Birkenau tatsächlich mit sensationellem Erfolg gearbeitet. Wir können ergänzen: nicht nur dort. Verwunderlich ist nur, daß bisher - also seit 53 Jahren - weder die entlausten, noch die entlausenden Häftlinge samt dem überwachenden Personal über diese Anlagen in beiden Lagern in Auschwitz sowie in anderen Lagern berichtet haben!
Diese hier erstmals angewandte Hochfrequenztechnik war allen bis zu diesem Zeitpunkt bekannten Entlausungsverfahren hoch überlegen. Sie tötete nicht nur die Läuse und deren Nissen, sondern sie vernichtete auch die den Flecktyphus erregenden Bakterien, wie sich bei Kleinversuchen des Herstellers zeigte. Die Anlagen entwickelte die Firma Siemens-Schuckertwerke, Berlin; Vorversuche liefen ab 1939.
Sehr vereinfacht gesehen sind die heute fast in jedem Haushalt gebrauchten Mikrowellengeräte deren Nachfolgegeneration. Erst vor kurzer Zeit, am 2.11.1996, berichtete die Presse, [5] daß das Göttinger Institut für Agrartechnik ein Verfahren entwickelt hat, um Lebensmittel keimfrei zu machen, das auf »Mikrowellenenergie und Dampf beruht«. Also genau der Vorgang, wie er in den uns vorliegenden Dokumenten beschrieben ist.
Es steigert die Bedeutung dieses Fundes, wenn wir konstatieren, daß zwischen der Entwicklung dieser Anlagen und der ersten Kenntnis über ihren seinerzeitigen Betrieb fünfundfünfzig Jahre liegen. Die Dokumente, aus denen wir berichten, lagen nämlich die gleiche Zeit unter Verschluß. Der Fund bestätigt mit Nachdruck, daß die wissenschaftliche Forschung über Auschwitz sich noch in den Anfängen befindet.
Bevor wir über die Entwicklung, Technik und Leistung der Kurzwellenanlagen berichten, wollen wir in einem Abriß den gesamten Bereich Entwesung und Entseuchung darstellen und dabei Auschwitz insbesondere berücksichtigen. Uns stehen aus Archiven Dokumente zur Verfügung, die eine einwandfreie und sichere Auswertung ermöglichen. Dies gilt sowohl für den technischen, als auch den medizinischen und organisatorischen Bereich.
2. Seuchengefahr
Wir setzen als bekannt voraus, daß schon immer in Kriegen, wie z. B. im amerikanischen Sezessionskrieg, Seuchen mehr Opfer unter den Soldaten und in der Zivilbevölkerung forderten als die Einwirkung von Waffen. Erst die Atombombe, rücksichtslos und verbrecherisch von den USA entgegen internationalen Gesetzen gegen Unbewaffnete eingesetzt, veränderte diese Tatsache.
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Abbildung 1: Übersicht über den Gesamtarbeitseinsatz des K.L. und K.G.L Auschwitz vom 22.9.1942: 22.726 KL-Häftlinge arbeiteten, davon etwa 4.000 in Privat-Betrieben in der Umgebung. 5481 Häftlinge waren arbeitsunfähig bzw. nicht einsatzfähig. Wo blieb da die Geheimhaltung der angeblichen Vernichtung? Und warum gibt es überhaupt so viele arbeitsunfähige Häftlinge? Wurden die nicht gleich vernichtet? Zum Vergrößern anklicken. |
Die meist gefürchtete Seuche im Ersten Weltkrieg an der Ostfront war das Fleckfieber, auch Flecktyphus genannt. Seit diesem Krieg, in dem diese Seuche unter den deutschen Soldaten an der russischen Front Zigtausende von Opfern forderte und es nur unter rigorosen Abwehrmaßnahmen verhindert werden konnte, daß sie gegen Kriegsende auch auf deutsches Gebiet übergreifen konnte, war die Gefahr im Bewußtsein aller medizinischen und militärischen Stellen fest verankert.
So weiß auch Der große Brockhaus, Band 6, Leipzig 1930, unter dem Stichwort »Flecktyphus, Fleckfieber« umfassend zu berichten, die Übertragung dieser akuten Infektionskrankheit würde nur durch die Kleiderlaus erfolgen:
»Als Erreger wird die Rickettsia Prowazeki (von Ricketts 1910 und Prowazek 1913 entdeckt) angesehen, ein Mikroorganismus, der im Darm und auch in der Speicheldrüse infizierter Läuse angetroffen wird.«
Nach einer ausführlichen Beschreibung von Krankheitssymptomen und -verlauf stellt dieses Lexikon dann fest:
»Der Flecktyphus tritt vorzugsweise bei ungünstigen sozialen und hygienischen Verhältnissen auf, in dumpfen überfüllten Wohnungen, Hospitälern, Gefängnissen, Auswandererschiffen, durch Mißernten und Teuerungen, daher auch Hunger-, Lazarett-, Kerker-, Schiffs- oder Kriegstyphus genannt. Endemisch findet sich Flecktyphus in Rußland, in den Balkanländern, Nordafrika, Kleinasien, Mexiko. Nach Tarrassewitsch waren 1918-21 in Rußland 25-30 Mill. Menschen, das wären 20-23 % der Bevölkerung, an Flecktyphus erkrankt.«
Und weiter:
»Die erfolgreiche Bekämpfung und Verhütung des Flecktyphus besteht in der Durchführung aller Maßnahmen, die zur Vernichtung der Kleiderlaus zur Verfügung stehen.« [6]
In zahllosen Veröffentlichungen wurde das Thema weiter vertieft. Ebenso wurden praktische Versuche durchgeführt, die das Wissen in der Bekämpfung der Verursacher erweiterten. So berichtet Dr. G. Peters in seiner Arbeit: »Blausäure zur Schädlingsbekämpfung«[7] von Schiffsdurchgasungen mit Blausäure in den USA schon 1910 und von Tunnelanlagen, in die ganze Eisenbahnzüge zur Entwesung einfahren konnten. So ist es kein Wunder, daß Peters auch die für Menschen tödliche Aufnahmemenge von Blausäure angibt. Daher ist die Angabe von Pressac auf S. 148 seines ersten Buches[3] völlig falsch, daß man die tödliche Menge nicht gewußt habe. Es war damals auch schon bekannt, daß eine Aufnahme von HCN durch die Haut möglich war.
Mit Fug und Recht stellt Prof. Dr. F. Konrich in seiner Veröffentlichung »Über die Sanierungsanstalten der deutschen Kriegsgefangenenlager«[8] fest, daß Seuchen wie die angegebene: »[...] bei uns längst ausgestorben waren.« So wird aber auch verständlich, warum alle beteiligten Behörden und Institutionen völlig überreagierten, als Anfang Juli 1942 das erste mal Fleckfieber im KL Auschwitz von außen durch Zivilarbeiter in das Lager eingeschleppt wurde. Über das WIE hat bereits Dr. W. Stromberger in: »Was war die Sonderbehandlung in Auschwitz?« berichtet. [9] Über die Ursachen und Hintergründe wird in einer weiteren Publikation Aufschluß gegeben werden. Wesentlich ist an dieser Stelle nur, daß die Seuche nicht im Lager selbst entstand und sich auch nach Ausweitung zur Epidemie von dort nicht in die Umgebung, d. h. in die Zivilbevölkerung ausbreiten konnte.
Je größer unser Überblick über die Dokumente wird, desto einfacher wird es, die Zusammenhänge zu erfassen, und um so leichter fällt es uns, die richtigen Bezüge herzustellen. Dieser Vorgang ist progressiv und wird immer genauer und übersehbarer. Wir haben uns zu diesem Zweck eine graphische Darstellung in Form eines Leporello hergestellt, in der alle zeitlichen Bezüge sichtbar gemacht sind. Nicht zuletzt sind unsere Fortschritte darauf zurückzuführen, daß wir uns verstärkt der Computertechnik bedienen, um Vernetzungen zu erkennen.
Für das Lager Birkenau haben wir bereits einen eigenen zeitlichen und räumlichen Rahmen hergestellt, der jedoch weiter ergänzt werden wird. Er belegt, weil es solche Darstellung bisher nicht gab, welch falsche Vorstellungen bei manchem Interessierten entstehen konnten und können. Für den Bereich der Landwirtschaft, der Eisenbahnrampen und des Lagers Auschwitz sind unsere dahingehenden Vorbereitungen weit fortgeschritten, jedoch noch nicht abgeschlossen. Ohne Zweifel ist jedoch schon heute zu erkennen, daß zwischen all diesen Bauteilen etc. besondere Verbindungen vorhanden waren, an deren Ausdeutung wir unsere Überlegungen ebenfalls noch nicht beendet haben. Wir müssen uns deshalb für diese Arbeit Ergänzungen vorbehalten, soweit wir über die Vorgeschichte der Kurzwellenanlagen berichten. Gerade hier sind wichtige zeitliche Bezüge vorhanden. Das gilt natürlich auch für die Abwicklung der Bauvorhaben. Der Bericht über die UKW-Anlagen selbst läßt keine Zweifel offen.
3. Seuchenabwehr
3.1. Verwendete Begriffe
Wir verwenden die in der H. Dv. 194[10] (Heeresdienstvorschrift) 1939 festgelegten Begriffe, da das Personal, d. h. Ärzte und Desinfektoren der Lager, hiernach zu handeln hatte:
»Entseuchen
(desinfizieren) heißt [...]: die Krankheits-(Seuchen-) Erreger an Gegenständen, in Räumen, in Ausscheidungen und an Körpern ansteckungsfähiger Menschen vernichten.
Entwesen
heißt: Räume, Gegenstände und Menschen von Ungeziefer (Kleinlebewesen) befreien, das Krankheitserreger übertragen, wirtschaftliche Schäden verursachen oder den Menschen belästigen kann.«
Die zitierte Vorschrift gibt alle physikalischen und chemischen Entseuchungs- und Entwesungsmittel an, die bekannt waren. Ähnlich wurde 1943 eine »Arbeitsanweisung« vom Hygieneinstitut der Waffen-SS herausgegeben: »Entkeimung, Entseuchung und Entwesung«[11].
Verantwortlich für den Bereich Hygiene in der Waffen-SS, auch für die KL, war das 1942 errichtete »Hygieneinstitut der Waffen-SS«[12], Berlin, das dann 1943 eine Zweigstelle in Rajsko bei Auschwitz einrichtete, mit der »Hygienisch-bakteriologischen Untersuchungsstelle Südost d. W-SS«. Die Akten[13] dieser Untersuchungsstelle sind erhalten (151 Bände von 1943 bis 1945). [14] Bisher haben wir Kenntnis von ca. 110.000 Laboruntersuchungen. Viele belegende und aufschlußreiche Faksimile sind in den Heften von Auschwitz[15] enthalten. Diese Bücher werden leider in ihrem Informationsgehalt von der Forschung unterschätzt.
Für die Durchführung aller hygienischen Maßnahmen war der Standortarzt (Truppenarzt) und das Sanitätspersonal zuständig. Dieser Arzt - und so wurde es auch in Auschwitz gehandhabt - war als Sachverständiger bei allen einschlägigen Bauplanungen u. ä. gutachterlich zu hören. Für Blausäure und T-Gas war sogar besonders ausgebildetes Fachpersonal zu beschäftigen. Dafür gab es in Auschwitz die Desinfektoren.
Im hier wesentlichen Zeitraum wurde Dr. E. Wirths am 6.9.1942 als Standortarzt eingesetzt. Vorgreifend können wir erklären, daß er seine Aufgaben den vorhandenen Akten zufolge in korrekter Form erfüllt hat. Wir beziehen dies vor allem auf seine massive Kritik an höchster Stelle und werden darüber in der Folge berichten.
3.2. Angewandte Verfahren
Wir beschränken uns hier auf solche, die in Auschwitz hauptsächlich vor Beginn der ersten Fleckfieberepidemie angewandt wurden, weil letztere erhebliche Veränderungen in den Lagern zur Folge hatten. Die notwendigen Angaben entnehmen wir einer Auflistung vom 09.(?) Januar 1943: »Hygienische Einrichtungen im KL und KGL Auschwitz«[16] an den Amtsgruppenchef C (Berlin) und einer 30.07.1943 datierten »Aufstellung über die im KL. und KGL. Auschwitz eingebauten Entwesungsanlagen Bäder und Desinfektionsapparate.« [17].
Die folgenden, dem letztgenannten Dokument entnommenen Leistungsangaben beziehen sich auf einen täglichen Betrieb von 24 Stunden.
a) im KL. (Schutzhaftlager):
Block 1: 1 Heißluftentwesungsanlage, Fabrikat Fa. Klein für 1.800 (?) Mann und ca.
3.600 Decken seit Herbst 1940
Block 3: 1 Blaugas-Entwesungsanlage [Zyklon B, d. Verf.] für 1.400 Mann und ca. 20.000 Wäschestücke. [18]
Block 26: 1 Heißluftanlage für 2.000 Mann
Entwesungsgebäude bei D.A.W. [Kanada I, d. Verf.]: 1 Blaugasentwesungsanlage [BW 28] für ca. 30.000 Wäschestücke, Decken usw. [Seit Sommer 1942 in Betrieb.]
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Abbildung 2 (links) und 3 (rechts): Widersprüchliche Anweisungen aus Berlin bezüglich der zu verwendenden Entlausungsverfahren (5.6.1940 bzw. 11.3.1942). Zum Vergrößern anklicken. |
Zivilarbeiterentwesungsbaracke: 1 Heißluftentwesungsanlage, Fabrikat Firma Hochheim, für eine Tagesleistung von 2.000 Mann mit großer Brausebadanlage und Desinfektionsapparat, ortsfest eingebaut.
b) im K.G.L.:
BW 5a in B Ia: 1 Desinfektionsapparat (Fabrikat Werner) und 1 Heißluftapparat (Fabrikat Hochheim) seit November 1942 in Betrieb für 2.000 Mann.
1 Kammer für Blausäurevergasung ist angebaut für 8.000 Decken und seit Herbst 1942 in Betrieb.
BW 5b in B Ib: Ausrüstung wie BW 5a.
Alle vorstehenden Anlagen unterlagen Veränderungen. Die Anzahl der Hygieneanlagen wurde entsprechend der Anzahl der Häftlinge vermehrt, wie schon aus den beiden vorgenannten Dokumenten ergibt. Pressac erwähnt im ersten Buch auf S. 550 allein 25 mit Zyklon B betriebene Kammern. Eine überprüfbare Aufstellung gibt es jedoch nicht.
3.3. Auswirkungen
Solche sind nur zu erfassen, wenn die Anzahl der Personen bekannt wäre, die mit den Einrichtungen entwest wurden. Diese Zahlen sind zu klären. D. Czech gibt in ihrem Buch[19] zwar an, daß über große Zeiträume solche Dokumente im Archiv in Auschwitz vorhanden sind, zeigt sie jedoch nicht. Das macht uns skeptisch, denn in einer Reihe von polnischen Büchern gibt es solche Angaben. Es gilt: Wer etwas versteckt, hat auch etwas zu verbergen. Seit wir festgestellt haben, daß Danuta Czech in ihrem Kalendarium[19] nicht immer korrekt mit den Tatsachen umgeht, was durch Prof. Dr. G. Jagschitz in seinem mündlich ab 29.04.1992 vor einem Landesgericht für Strafsachen in Wien erstatteten Gutachten bestätigt wurde, sind wir vorsichtig geworden.
Aus dem vorliegenden Gerichtsprotokoll, das verschiedene beanstandete Fälle enthält, entnehmen wir der Seite 423, daß es Stärkemeldungen gegeben hat. Jagschitz beschreibt sorgfältig, warum er zwei Dokumente nicht als »tatsächlich echt« bestätigen kann. (Über die anderen Beispiele werden wir in gesonderter Arbeit berichten.) Wir wählten deshalb für unsere Beurteilungen ein zweifelsfreies Dokument (Abbildung 1) aus einer 18-seitigen Unterlage über einen Besuch des SS-Obergruppenführers und Generals der Waffen-SS Pohl am 25.09.1942 in Auschwitz. [20] Es ist eine typische Adjutantenarbeit. Die enthaltene »Übersicht über den Gesamtarbeitseinsatz« einschließlich »Arbeitsunf. u. Nichteinsatzfähige« schließt ab am 22.09.42 mit 28.207 Personen. (Diese Zahl deckt sich nicht mit der Auswertung des Kalendarium der Frau Czech.)
Das gleichzeitig errechnete Fassungsvermögen der Lagerteile wird wie folgt angegeben: [21] »Schutzhaftlager [KL, d. Verf. ...] 15.000« und »Lager Birkenau [KGL, d. Verf. ...] Männer 12.000 u. Frauen 18.000«. Somit insgesamt: 45.000 Personen.
Eine zuverlässige Angabe darüber, ob die bestehenden Entlausungsanlagen ständig für die angegeben Personenzahlen ausreichend waren, ist derzeit noch nicht möglich. Wir gehen dieser Frage weiter nach. Pressac gibt abschließend in seinem 2. Buch[22] den Höhepunkt der ersten Epidemie zwischen dem »7./11. September« mit »375 Tote pro Tag« an.
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Abbildung 4: Bestellungsbitte von 6 Umluft-Entwesungsanlagen, 28.5.1943. Zum Vergrößern anklicken. |
3.4. Grundsatzentscheidungen
Zwei Entscheidungen des SS-Hauptamtes Haushalt und Bauten in der Reichsführung der SS und dessen Nachfolger beeinflußten sicher auch die Maßnahmen im Lager. Die erste vom 5. Juni 1940[23] (Abbildung 2) war zukünftig keine Blausäure mehr zu verwenden, statt dessen Heißluft. Die zweite vom 11. März 1942[24] (Abbildung 3), also 21 Monate später, verlangte den »[...] Endzustand aller Entlausungsanlagen auf den Betrieb mit Blausäure abzustellen.« In einem weiteren Schreiben des Amtes C VI vom 11.2.43[25] an den Kommandanten ist bestätigend ausdrücklich formuliert »[...] lt. Verbot der Blausäure-Entwesung [...]«
Versetzt man sich nun in die Lage der Verantwortlichen der Lager, dann versteht man erst die aus diesen Entscheidungen entstandene Situation. Hieraus kann z. B. auch evtl. der Ausbau der »Bunker 1 und 2« folgern. Um dies deutlich zu machen, muß man wissen, wie das Lager Birkenau zu dieser Zeit tatsächlich bebaut war. Vgl. hierzu die entsprechenden Skizzen bei Gärtner und Rademacher. [26] Uns liegen zwar inzwischen Dokumente vor, die im Bereich des Abschnittes B III auf ein »bestehendes Gebäude« hinweisen, in das entsprechende Anlagen eingebaut waren, wir zweifeln jedoch noch, ob unser Beweis schlüssig ist. Der Satzteil der Abbildung 3: »[...] bei denen die nötige Sicherheit bei der Anwendung von Blausäure nicht gewährleistet ist.« würde ihn allerdings bestätigen.
Entscheidungsgewohnte Männer, die eine gefährliche Epidemie im Rücken haben, die auch die Zivilbevölkerung erreichen konnte, und die unabsehbaren Folgen vor Augen haben, finden einen Weg und gehen ihn! Blausäure (= Zyklon B) war das sicherste Entwesungsmittel zu dieser Zeit. (Nachzulesen in »Die Blausäure als Entlausungsmittel in Begasungskammern«,[27] oder »Entlausung mit Zyklon-Blausäure in Kreislauf-Begasungskammern«[28]) Zu wählen war nur ein »sicherer« Platz für derartige Anlagen. Die weiteren logischen Folgerungen aus den Entscheidungen und den dazu vorliegenden Dokumenten haben wir noch nicht abschließend gezogen, sie sind jedoch vielleicht zwingend.
3.5. Der Standortarzt
Es blieb weder bei der angegebenen Häftlingszahl, noch bei einer Seuche. Wir wollen daher - auch nur im Abriß - an Beispielen berichten, welche Konsequenzen dieser Arzt zog und wie er handelte.
Am 04.12.1942 berichtet Dr. Wirths an die Kommandantur über eine Besprechung beim Landrat des Kreises Bielitz. [29] Thema war das Fleckfieber. An dem Gespräch nahm ein größerer Personenkreis, vom Amtsarzt über die Wehrmacht bis zu Regierungsvertretern, teil. Dies zeigt, wie ernst man die Seuchenlage sah:
»Er berichtet, daß zur Zeit 3 große Entwesungs-, Brause und Sauna-Anlagen in Betrieb genommen werden konnten u. zw. 2 Anlagen für die Häftlinge und 1 Anlage für die SS-Truppen-Angehörigen. Die Kapazität dieser Anlagen beträgt in 24 Stunden 3-4.000 Mann. Von der Cyclon-B-Entwesung wurde völlig abgegangen, da es sich gezeigt hat, daß der Erfolg bei diesem Verfahren nicht 100%ig sicher ist.«
Für die Häftlinge waren die Bauwerke BW 5a und 5b gedacht.
Zu diesem Zeitpunkt war wohl die Kapazität für die Anzahl der Inhaftierten der Entwesungsanlagen ausreichend.
Man muß bedenken, daß zur gleichen Zeit der Rohbau für weitere 19 DEGESCH Kreislauf-Begasungskammern (Normalgaskammern = Serientyp, s. Schrift Tesch u. Stabenow »Die kleine Testafibel über Normal-Gaskammern«[30]) im Bauwerk BW 160 des Stammlagers (Aufnahmegebäude) fertiggestellt war. Die obige Bezeichnung der Gaskammer war für Pressac eine »ungeheuerliche Fehlleistung« des Heizungssachbearbeiters der Zentralbauleitung, Jährling, einem Zivilangestellten.[31] Tatsächlich handelt es sich aber, wie bewiesen, um eine typische Fehlbeurteilung des J.-C. Pressac. Die diese Gaskammern erläuternde Schrift[28] trägt den Eingangstempel der Neubauleitung Auschwitz vom 3. Juli 1941. Wir kommen auf diesen Bauteil nochmals zurück.
Aus einem weiteren Absatz obigen Schreibens geht hervor, daß der Standortarzt von Kattowitz leihweise 2 fahrbare Kesselanlagen zur Verfügung gestellt hatte. Warnend berichtet Wirths am 18.04.1943 an den Kommandanten über das Kanalisationssystem in Birkenau mit dem Schluß, daß »[...] große Epidemiegefahren unvermeidlich wären.« [32]
In einer Besprechung mit dem Amtsgruppenchef C, SS-Brigadeführer und Generalmajor der Waffen-SS Dr. Ing. Kammler und anderen, am 07.05.1943 schildert der Standortarzt unter »II. Bauten in Zuständigkeit des Standortarztes«:[33]
»[...] dass die Gesunderhaltung der Häftlinge für die grossen Aufgaben nicht gesichert erscheint, durch die schlechten Latrinenverhältnisse, einem unzulänglichen Kanalsystem, Mangel an Krankenbaracken und gesonderten Krankenlatrinen und dem Fehlen von Wasch-, Bade- und Entwesungsmöglichkeiten.«
Dr. Wirths macht die Mängel deutlich und auch klar, wie diese Zustände zu beheben wären. An dieser Stelle müssen wir den zeitgeschichtlich nicht ausreichend informierten Leser vor Fehlschlüssen warnen. Ihm könnte das Wissen über alle Schwierigkeiten, die es sowohl bei Material als auch allen anderen Notwendigkeiten zum Bau dieser Anlagen im Krieg gab, fehlen. Für jeden Ziegelstein, bildlich gemeint, brauchte man eine Genehmigung zum Bezug. Auch müssen wir darauf hinweisen, daß eine Kanalisation überhaupt in dieser Zeit bereits vorbildlich war. Mehr natürlich noch Kläranlagen, die für beide Lager mit großem Aufwand und technisch vorbildlich gebaut wurden.
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Abbildung 5 und 6: Bakteriologische Untersuchungen des Grundwassers in Auschwitz als Seuchenprävention im Frühjahr/Sommer 1943. Zum Vergrößern anklicken. |
Weiter heißt es in dem zuletzt zitierten Dokument:
»Der Brigadeführer nimmt die ganz besondere Dringlichkeit dieser Fragen zur Kenntnis und verspricht, alles in den Grenzen des Möglichen für die Abhilfeschaffung zu tun. Er wundert sich allerdings, dass er einerseits von zuständigen ärztlicher Seite die sanit. und hygienischen Verhältnisse in den Berichten in günstiger Weise geschildert bekommt und zum anderen unmittelbar nachher die gegenteiligen Berichte vorgelegt bekommt.« [Hervorhebung d. Verf.] Der Leiter der ZBL (Zentralbauleitung) erhält Weisung mit Termin zum 15.05.1943 für alle angesprochenen Probleme Abhilfevorschläge vorzulegen.«
Es erscheint uns notwendig, bei den bestehenden Desinformationen auch einmal über die Ärzte von Auschwitz, d. h. rein über deren Tätigkeit nach den uns vorliegenden Akten zu berichten. Besser wären natürlich die hierzu im Auschwitz-Archiv liegenden Akten geeignet, aber die haben wir noch nicht eingesehen. Durch einen Arzt, der sich dieser Aufgabe einmal kurz unterzogen hat, sind wir über die Bestände unterrichtet. Nach seinen Worten: »Eine gigantische Menge.« So liegt z. B. das Krankenbuch bis zum Jahre 1943 komplett vor. Wir hoffen bald, einen Fachmann mit dieser Aufgabe betrauen zu können, um aus berufenem Munde berichten zu können.
Wir haben zu unserem Zweck eine eigene Akte »Standortarzt« angelegt, um den erforderlichen Überblick zu erhalten. Unsere Frage war: Wer und wie war der Standortarzt von Auschwitz? Es ist nicht möglich, einen Gesamtbericht abzugeben; er kümmerte sich nämlich um alles, was seine Aufgabe war, und um weit mehr. Wir stellen daher nur Bezüge zu den hier behandelten Themen her.
Es fing an bei den Abortanlagen. Hier setzte er Änderungen durch, die er für notwendig erachtete. Zum Beispiel: Deckel auf die Aborte, weil »[...] grosse Epidemiegefahren unvermeidbar wären.« [34] Bereits am 10.5.1943 ordnete der Amtschef C des WVHA diese Deckel an. [35] Es endete bei der Dachdeckung des Zigeunerkindergartens:
»Für die schadhaften Dächer der Kindergartenblöcke 29 und 31 im Zigeunerlager wird um 100 Rollen Dachpappe gebeten (Sehr dringend.)« [36]
Dazwischen erfolgte am 28.5.43[37] (Abbildung 4) die Auswahl von 6 Umluft-Entlausungsanlagen, die - wie handschriftlich vermerkt - vom Heizungsfachmann der Bauleitung, Jährling, am 29.5.43 bestellt wurden. Weiter der Bericht über eine Wasseruntersuchung am 1.6.43[38] (Abbildung 5) usw. Dieser reichhaltige Schriftverkehr führte im Aktenplan der Zentralbauleitung (ZBL) zu eigenen Akten wie »Hygienische Verhältnisse«[39] (Abbildung 6) und anderen.
Sein Arbeitsbereich war so reichhaltig, daß es sich lohnen würde, eine eigene Veröffentlichung darüber zu schreiben. Selbst die Veranlassung der ständigen Untersuchungen des Häftlings-Küchenpersonals, samt Laboruntersuchungen des Stuhls usw., gehörte zu seinen Aufgaben. Dr. Wirths kümmerte sich um wirklich alles! So die Dokumente
Die Mahnungen des Standortarztes steigerten sich im Verlauf der Zeit noch. Wir kommen darauf zurück. Fazit: Auch in jener Zeit gab es »Opportunisten« und »Karrieristen«. Dagegen aber, wie unser Beispiel belegt, auch Männer mit Pflichtgefühl und Rückgrat, Berufsethos und Zivilcourage. Vier Eigenschaften, die im wahrsten Sinne des Wortes, im heutigen Deutschland (West) auszusterben drohen.
Am Ende des Besprechungsteiles im Aktenvermerk vom 09.05.1943 steht dann:
»Als Überbrückung bis zu diesem Zeitpunkt stellt der Brigadeführer einen neuen Kurzwellen-Entlausungszug leihweise zur Verfügung.« [Hervorhebung. D. Verf.]
Wir könnten über das hier abgeschlossene Thema »Entseuchen und Entwesen« auf der Basis unserer Dokumente ein Buch schreiben. Daher werden wir auch über das Thema weiter berichten. Wir halten aber unser Thema, jetzt umbenannt in:
4. Kurzwellen-Entlausungsanlagen,
für wichtiger. Warum diese Änderung der Bezeichnung erfolgt, wird ersichtlich aus der technischen Erläuterung dieser Abbildungen. Wir werden diese im folgenden Text allgemeinverständlich verfassen und darüber hinaus eine mehr wissenschaftliche Ausarbeitung für den Fachmann und technisch Interessierten bieten, die in gekürzter Form demnächst publiziert wird.
Mit Genugtuung können wir berichten, daß auf unsere Vorankündigung dieser Ausarbeitung beim Verlag Unterlagen eines Privatmannes aus Berlin eingingen, die uns in die Lage versetzen, noch genauer und ausführlicher zu sein. Es sind Aufzeichnungen von beteiligten Zeitzeugen. Der Informant will anonym bleiben und das haben wir ihm zugesichert. Wir möchten ihn nicht der Verfolgung durch PC ausliefern. Nach Prüfung seiner Unterlagen können wir jedoch mit absoluter Sicherheit erklären, daß diese ergänzenden Unterlagen nahtlos in unsere Dokumente passen, z. T. gleich sind, somit ist an ihrer Echtheit nicht zu zweifeln.
4.1. Vorgeschichte
Wir verdanken die Grundlagen unserer Arbeit, wie schon ausgesagt, dem französischen Apotheker J.-C. Pressac. Er hat in seinem Buch[2] ausführlich darüber berichtet, und wir mußten nur seinen Hinweisen folgen. Wir sind Pressac deshalb zu großem Dank verpflichtet, denn ohne seine Veröffentlichung hätte es sicher erheblich länger gedauert, bis wir Kenntnis von diesen Anlagen erhalten hätten, und es wäre auch ein größerer Aufwand erforderlich gewesen. Wesentlich erscheint uns eine treffende Bemerkung Pressacs, auf Seite 105 in Anmerkung Nr. 256. Er folgert aus »[...] Dr. Wirths im April [erstattetem...] schonungslosen Bericht [...]« weiter, daß »Die Begriffe Sondermaßnahme und Sonderbaumaßnahme [...] keinen verbrecherischen Zusammenhang [...]« hätten. Pressac hat offenbar inzwischen erfahren, daß dem deutschen Wort »Sonder-« absolut keine negative Bedeutung anhängt. Das Gegenteil ist eher zutreffend.
Ein Zufall kam uns auch zur Hilfe. Wir erhielten eine Ausarbeitung: »UNITED STATES HOLOCAUST RESEARCH INSTITUTE ARCHIVES PRELIMINARY FINDING AID RG-11.001 M.03 Records of the Zentralbauleitung der Waffen-SS und Polizei in Auschwitz.«
Die Liste enthält alle Filme, auf denen 1992 bereits das komplette Archiv in Moskau abgelichtet wurde. Es sind mehr als 83.000 Blatt und Zeichnungen. Sie ist eine Übersetzung der russischen Findbücher. Wir mußten lediglich eine weitere Übersetzung - zurück ins deutsche - durchführen und mit unserem Grundwissen, gewonnen aus der einschlägigen Literatur, ergänzen. Dem verdanken wir unsere sehr gute Übersicht über die Aktenbestände.
4.2. Entwicklungsgeschichte der KW-Anlagen
Die Siemens-Schuckertwerke GmbH (nachfolgend SSW) entwickelten zusammen mit Siemens-Reiniger Werke AG, in der medizinische Geräte entwickelt wurden, die KW-Anlagen, als sich mit Kriegsbeginn das Problem der Ungeziefervertilgung stellte. Zu dieser Zeit war die deutsche Ostgrenze auch die der Läuse und Flöhe und anderer Plagetiere. Vor allem galt dieser Einsatz den Läusen als Überträgern von Flecktyphus. Er bezweckte, einerseits die langen Einwirkungszeiten von Heißluft oder Gasen zu unterbieten und andererseits einen Weg zu finden, auf dem auch die Flecktyphus-Bakterien abgetötet wurden, sowie auch die Leistungen zu steigern.
SSW machte mit der Biologischen Reichsanstalt in Dahlem unter Prof. Dr. Hase erfolgreiche Versuche im Hochfrequenzfeld eines KW-Senders. Man hatte schon beim Betrieb des Olympiasender 1936 festgestellt, daß dieser auf Insekten bisher unbekannte Einflüsse ausübte. Diese Versuche wurden dann zivilen und militärischen Stellen vorgeführt. Nach kurzer Zeit wurden die Vorteile dieser neuen Anlagen gegenüber den bisherigen erkennbar. Sie erzielten, nach Überwindung erheblicher Schwierigkeiten, nicht nur einen großen Durchsatz bei sehr kurzer Behandlungszeit, sondern auch Sicherheit bei der Abtötung von Läusen und Nissen. Die Tötung erfolgte in 1 bis 2 Sekunden nach dem Einschalten des Kurzwellenfeldes. Darüber hinaus konnten die Flecktyphus-Bakterien auch mit abgetötet werden.
Die Eignung der Anlagen für große Lager erregte das Interesse der Reichsführung-SS. Es entstanden in der Zeit des Krieges vielfältige Arten von Lagern. Heute zeigen hauptsächlich Karten in polnischen Büchern[40] die große Masse (5.877) dieser Lager im seinerzeitigen »Generalgouvernement«.
Es waren nicht nur Konzentrationslager. Es gab erheblich mehr Arbeitslager und andere. Fast neben jedem größeren Betrieb stand ein »Gast- oder Fremdarbeiterlager«. Es ist hier nicht der Platz, dieses Thema auszuweiten, jedoch gehört es zum zeitgeschichtlichen Wissen. Wir haben uns entschlossen, vor allem für jüngere Leser hierüber einmal eine eigene Veröffentlichung zu verfassen. Es gehört zum Verständnis der Geschichte dieser Zeit, vieles, was nur noch für Zeitzeugen selbstverständliches Wissen ist. Man verlagerte z. B. große Teile der deutschen Industrie in Gebiete, die zunächst von den Bombern unserer Gegner nicht erreichbar waren. Erst später ging man mit den kriegswichtigen Betrieben unter die Erde. Wir weisen, weil hier ohnehin einschlägig, auf ein ungeheuer informatives Buch hin »Siemens 1918 - 1945«.[41] Ein ausführlicher, informationsreicher, auch einschlägiger Quellennachweis ist angefügt. Auf S. 168 liest man z. B.:
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Abbildung 7 und 8: Planskizzen des Gebäudes zur Aufnahme der Kurzwellen-Entlausungsanlage. Zum Vergrößern anklicken. |
»7,126 Millionen ausländische Arbeiter arbeiteten am 31. Mai 1944 auf dem Gebiet des Großdeutschen Reiches; bis zum Herbst stieg die Zahl auf etwa 7,7 Millionen an.«
Im Heft von Auschwitz Nr. 14[42] werden auch andere Lager genannt:
»Im Jahr 1943 bestanden in Gliwice [Gleiwitz, d. Verf.] mehr als ein Dutzend Nebenlager und in Oberschlesien über 225 Lager für Häftlinge, Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter.«
Nur durch die Unterstützung der Reichsführung der SS mit Personal und Material konnte dann die Entwicklung der HF-Anlagen weitergeführt werden. Nach Vorführungen der Entwicklungen wuchs das Interesse. Die Wehrmacht (Heer) bestellte eine erste Anlage, die jedoch nie fertig wurde.
4.3. Bestellungen
Anders die SS, sie bestellte zunächst 5 Anlagen und nachdem die erste, fahrbare, »Osten II« sich 1943 in Lublin bewährt hatte, weitere 5 stationäre Anlagen. Die genannte Anlage hatte auf einem LKW-Anhänger Platz, den die Firma Dromos-Werke, Leipzig, herstellte. Es bedurfte lediglich eines 380 Volt-Netzanschlusses oder eines fahrbaren Stromerzeugers, um die Anlage in Betrieb zu setzen.
Über diese Anlage gibt es in privater Hand einen Film, der vermutlich in Lublin aufgenommen wurde. Er ist nicht sehr instruktiv, denn man sieht die Inneneinrichtung des LKW-Anhängers nicht. Der wesentliche Vorgang ist das Einbringen der Bekleidungspakete seitlich in das Fahrzeug auf das Förderband. Die Bekleidung war zwischen durchsichtige Scheiben eingeschoben. Deren Material war nicht zu erkennen. Es könnten Plexiglasscheiben gewesen sein.
Fragen sie sich nun, warum man den Film seit 55 Jahren verborgen hält? Einfach weil man in dieser unserer Zeit die Wahrheit fürchtet, darum unterdrückt man sie. Der Besitzer hat daher ganz einfach Angst, daß man ihn verfolgt, wenn er dieses Dokument veröffentlicht.
4.4. Auftrag
Die Anlagen sollten ursprünglich für die Fronttruppe gefertigt und daher fahrbar sein und stündlich die Ausrüstung von 400 Mann entlausen. In der weiteren Entwicklung wurde der stationären Ausführung der Vorzug gegeben. Sie sollten an Truppenumschlagplätzen errichtet werden. Somit sollten die Anlagen in Stunden-, höchstens Tagesfrist- umsetzbar sein.
4.5. Weiterentwicklung
In nochmaligen Laborversuchen ca. Mai 1942 stellte sich heraus, daß an der zu behandelnden Bekleidung keine Metallteile sein durften. (Wie auch heute nicht in den Mikrowellengeräten.) Es bestätigte sich, daß bei einer Behand-
lungsdauer von 30 - 40 Sekunden auch die Abtötung von Bakterien möglich war. Ferner erkannte man, daß ein leichtes Anfeuchten der Bekleidung nützlich war.
Die erste fahrbare Anlage »Osten II« wurde, wie geschildert, in Lublin 1943 eingesetzt und arbeitete dort zur vollsten Zufriedenheit des Bestellers. Ihr weiterer Weg ist bis zum Kriegsende bekannt. Sie kam nach Breslau und von dort nach Birkenau. Zuletzt war sie im Nebenlager Gusen des KL Mauthausen eingesetzt. Der spätere Verbleib ist bisher unbekannt.
Aus vorstehender Anlage wurde die stationäre Anlage »Osten III« für das Stammlager Auschwitz weiterentwickelt. Wir geben hier über den Ablauf bis zur Inbetriebnahme eine geraffte Darstellung. Eine detaillierte, ausführliche Darstellung der Entwicklung folgt in einer Tabelle im Anhang in chronologischer Form mit weiteren Nachweisen.
Am im Bau befindlichen Aufnahmegebäude (BW 160) des Stammlagers, mit verschiedenen Bauteilen für besondere Aufgaben wie Wäscherei, war in einem etwas abgesetzten Anbau eine DEGESCH-Entlausungsanlage[28] für Zyklon B mit 19 Einheiten geplant, eine serienreife Entwicklung. Der Rohbau war Ende 1942 fertig. Es fehlten lediglich auf den Begasungskammern die notwendigen Stahlbetondecken. Warum dieser Teil des Baues dann eingestellt wurde, ist bisher ungeklärt. Es ist nicht auszuschließen, daß es eine Folge der Entwicklung der UKW-Anlagen war.
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Abbildung 9: »Bericht über die Wirksamkeit der stationären Kurzwellen-Entlausungsanlage« in Auschwitz-Birkenau, 10.8.1944. Zum Vergrößern anklicken. |
In dieses Gebäude (Abbildung 7) wurde zunächst unter Beibehaltung der Funktion des Restgebäudes, in 4 der Kammern die KW-Anlage eingeplant. [43] Schon kurze Zeit später wurde größer, d. h. erweiterungsfähig, über 8 Kammern[44] (Abbildung 8) geplant. Von der in Betrieb stehenden KW-Anlage liegt uns sogar ein Photo vor, sowie der Aufstellungsplan der Anlage. Ferner liegen auch die weiteren Planungsunterlagen einschl. Massenberechnung und Detailplänen vor. Zur Bedienung der Entwesungsanlage wurden 15 Häftlinge beschäftigt. Um die vorhandenen Duschanlagen betreiben zu können, mußte ferner noch eine provisorische Heizungsanlage eingebaut werden.
4.6. Gebäudebeschreibung
Das in Teilen umgeplante Gebäude hatte eine interessante Baukonstruktion. Da es weder eine Decke noch durchgehende Trennwände gab, wurden die Außenwände gegen den Schub des Daches durch Zuganker aus Rundeisen, eingebaut in einen Stahlbetonringanker, zusammengehalten. (Selbst diese Pläne und die Detailpläne für Fenster und Türen liegen uns vor.) Diese Bauweise folgert ursprünglich aus dem Planungsgedanken, die 19 Blausäurekammern mit den DEGESCH-Anlagen direkt über den Dachraum zu entlüften.
Die baulichen Veränderungen waren minimal, wie die Abbildungen 7 und 8 zeigen. Lediglich die Kammern für die Kurzwellenanlage sollten eine Heraklith-Zwischendecke wegen der notwendigen Beheizung erhalten. Auch die Teilung in »unreine und reine Seite«, Kriterium einer Entlausungsanlage, [45] blieb erhalten.
4.7. Arbeitsvorgang der KW-Anlagen
Die verlausten Kleidungsstücke wurden mit einer Spritzpistole leicht angefeuchtet. Diesen Vorgang zeigt in Auschwitz ein weiteres vorliegendes Photo. [46] Dann wurde die Kleidung in Säcken zu Bündeln von 12 × 40 cm Querschnitt zusammengelegt und auf Transportbänder gelegt und mit diesen durch das Kondensatorfeld des Hochfrequenzgerätes geführt. Die Leistung lag bei 400 kg Bekleidung in der Stunde.
4.8. Technische Entwicklung
Sie erfolgte in Zusammenarbeit zwischen den Siemens-Schuckertwerken in Berlin und den Siemens-Reiniger-Werken in Erlangen. Beteiligt war ferner auch die Siemens & Halske AG. Der technisch mehr interessierte Leser findet eine ausführlichere Bearbeitung in dem weiteren Artikel »Die Kurzwellen-Entlausungsanlagen in Auschwitz«, die in Kurzfassung auch in dieser Zeitschrift publiziert werden wird.
4.9. Technische Beschreibung
In beiden Typen der Anlagen wurde die zu entlausende Bekleidung in angefeuchtetem Zustand auf einem Förderband durch ein Hochfrequenzfeld transportiert. Die Läuse wurden somit durch Erhitzung samt Nissen abgetötet. Der vereinfachte Vergleich mit den heutigen Mikrowellenherden dient nur dem Verständnis. Sonst siehe die gesonderte Arbeit, wie oben erwähnt.
4.10. Einbau der Kurzwellen-Entlausungsanlagen
Die Lieferung der ersten Anlage wurde für den 15.05.1943 zugesagt. [47] Aus dieser Vorgabe ergab sich vermutlich manche planerische Fehlentwicklung. Es entsteht der Eindruck, daß die Firma SSW die noch notwendige Entwicklungsarbeit unterschätzt hatte. Es ist aber auch möglich, daß Schwierigkeiten in der Materialbeschaffung oder die Einordnung in eine entsprechende »Dringlichkeitsstufe« und natürlich auch Zerstörung von Werksteilen durch Bombenangriffe zu den entstandenen Verzögerungen führten. Auch der Beginn des Einbaues der üblichen Heizungsanlage in BW 160 lief nicht plangemäß. Die hierfür zuständige Firma teilte am 18.05.43 mit, sie würde seit dem 5.12.1942 auf Eisen- und Metallzuweisungen warten. [48]
Erst am 18.06.43 wird vom Amt C des WVHA mitgeteilt, daß vom Reichsministerium für Bewaffnung und Munition die KW-Anlagen in die höchste Dringlichkeitsstufe eingeordnet wurden. [49] Gleichzeitig wird die Überlegung ausgesprochen, daß bei der Leistungsfähigkeit der neuen KW-Anlage von 16.000 Garnituren in 24 Stunden die bisherigen Planungen erneut überdacht werden müßten.
Man muß sich an diesem Punkt einmal vor Augen führen, welch ungeheurer Wandel sich für die Verantwortlichen vollzog. Große Entwesungsanlagen, wie BW 32 in Birkenau, waren im Entstehen. Zwei KW-Anlagen waren zugesagt worden, also ein Durchsatz von 32.000 Garnituren in 24 Stunden. Alle Gefahren, die den Lagern und der Bevölkerung durch Seuchen drohten, schienen gebannt. Natürlich wirkte sich das auf alle Bereiche aus und macht manche daraus folgernde Entscheidung verständlich. Welche weiteren Folgerungen zu ziehen waren, darauf gehen wir am Schluß dieser Arbeit erst ein. Nicht vorhersehbar waren die entstehenden Verzögerungen, die nicht ohne Folgen blieben.
In einer Besprechung am 30.06.43 wird durch Dr. Willing vom Amt C/3 mitgeteilt, [50] daß
»[...] nach einem 11 bis 12 Sek. dauerndem Durchgang durch das Ultra-Kurzwellen-Feld sämtliche Kleinlebewesen als auch Bakterien und Bazillen samt Brut und Nüssen [richtig: Nissen, d. Verf.] getötet und innerhalb eines Tages bei durchgehendem Betrieb 13 - 15.000 Kleidungsstücke keimfrei gemacht werden können.«
Für die fahrbare Anlage werden die nötigen Vorarbeiten in Birkenau angegeben. Diese Anlage sollte im Abschnitt B II des Lagers Birkenau, wechselnd in den einzelnen Unterabschnitten, eingesetzt werden. Zu diesem Zweck wurden entsprechende Stichleitungen auf Masten mit einer Stromabnahmemöglichkeit bei jeder 1. Waschbaracke eingerichtet. Sämtliche Unterlagen wie der »Auftrag« der Bauleitung KGL vom 16.7.1943, die daraufhin gefertigten »Arbeitskarten« mit »Materialverbrauch« bis zur letzten Schraube den aufgewandten Arbeitsstunden liegen uns vor. Weiter sind die »Anforderungen« für die Materialien vorhanden. [51] Die letzte Anforderung ist vom 21.10.43.
Die vorstehend genannten Akten belegen nicht nur, daß die Beteiligten in Auschwitz schnellstens alle Vorbereitungen getroffen haben, sondern auch, und das ist zur Gesamtbeurteilung wichtig, daß sie sich auf die gegebenen Zusagen voll verlassen haben.
Der Standortarzt bestätigt am 15.7.43, [52] wie in der Besprechung am 1.7.43 erklärt wurde, daß
»[...] die ortsfeste Kurzwellen-Entlausungsanlage in voraussichtlich 8 Wochen betriebsfertig sein wird, die fahrbare aber in spätestens 3 Wochen im KL Auschwitz eingetroffen ist.«
Die Termine wurden nicht eingehalten.
In der Auflistung vom 30.7.43[17] (Abbildung 2) wird die Lieferung der beiden Anlagen für »Anfang Oktober« angekündigt. Die stündliche Leistung je Anlage wird ferner mit »= 625 Mann = 15.000 Mann« angegeben. Gesamtleistung der KW-Anlagen somit Bekleidung von 30.000 Mann täglich.
Die Baukosten der stationären Anlage werden am 27.8.43 mit RM 98.000 berechnet. [53] Nach heutigem Wert also ca. DM 1.568.000,-. Die Materialien und Apparate, so wird am 11.12.43 mitgeteilt, [54] seien bereits angekommen und übernommen. Einbaubeginn für SSW wird frühestens 16.1.44 vorausgemeldet. Tatsächlicher Beginn wurde dann auf 16.2.44 geändert.
Eine zweite stationäre Kurzwellen-Entlausungsanlage für das Lager Birkenau kommt im März 1944 ins Gespräch. Der Standortarzt teilt am 28.3.1944 dazu mit, [55] daß
»[...] die ortsfeste Kurzwellen-Entlausungsanlage für das KL Auschwitz II in der neuen Entwesungsanlage der SS-Standortverwaltung in Birkenau untergebracht wird.«
Damit ist das Bauwerk BW 32, das bereits eine Entwesungsanlage in Betrieb hat, gemeint.
Mit Fernschreiben vom 25.05.1944 gibt der Chef des Amtes C III Weisung
»[...] den Kurzwellenentlausungszug sofort von Breslau nach Auschwitz in Marsch zu setzen.« [56]
Die stationäre Kurzwellenanlage wurde am 30.6.44 in Betrieb genommen. [57] Auf Veranlassung des Standortarztes wurde am 29.7.1944 durch den Leiter des Hygieneinstitutes der Waffen-SS, Dr. Weber, eine Prüfung der bakterientötenden Wirkung der Anlagen durchgeführt. Ein Ergebnis der Untersuchung liegt vielleicht in Auschwitz in den Akten.
Der Standortarzt berichtet am 10.08.44[58] (Abbildung 9) an das SS-Wirtschafts-Verwaltungshauptamt Amtsgruppenchef C »[...] über die Wirksamkeit der stationären Kurzwellen-Entlausungsanlage«. Da dieses Dokument schlecht zu lesen ist, geben wir die wichtigsten Texte in Abschrift wieder:
»Die Kurzwellen-Entlausungsanlage Osten 3 wurde am 30.6.44 in Auschwitz in Betrieb genommen. Nach Einarbeitung der bis dahin ungeschulten Arbeitskräfte wurde am 5.7.44 mit dem vollen Betrieb der Anlage begonnen. Soweit Stromstörungen eine Tätigkeit der Anlage nicht behindert haben, wurde sie regelmässig täglich in Betrieb genommen, war dabei aber nicht völlig ausgenutzt. Die nachfolgend genannten Leistungszahlen der Entlausungsanlage könnten also noch wesentlich um mindestens um das Dreifache erhöht werden.
Die durchschnittlich tägliche Leistung der Anlage betrug 1441 Wäsche- und Bekleidungsgarnituren und 449 Woll- oder Steppdecken das sind in 32 Arbeitstagen 46.122 Wäsche- und Bekleidungsgarnituren und 14368 Woll- und Steppdecken. Das heisst in anderen Worten: In 32 Arbeitstagen bis zum 6.8.44 wurden insgesamt 46.122 Menschen mit Ihrer Bekleidungs- und Wäscheausrüstung und Bettwäsche entlaust. Das Entlausungsgut dieser Menschen ist im allgemeinen umfangreicher als beispielsweise das Entlausungsgut eines auf dem Marsch befindlichen Soldaten.
Die Entlausungsanlage arbeitet sehr prompt und zuverlässig, wie zahlreiche Probeuntersuchungen ergeben haben[...]
Um die nach der Kurzwellenentlausung erreichte Läusefreiheit für längere Zeit wirksam werden zu lassen, erfolgt nun versuchsweise das Einspritzen mit einer Lauseto-Lösung [...]
Untersuchungen durch das Hygiene-Institut SS und Polizei Südost, die in Auschwitz vorgenommen wurden, zeigen, dass bei der normalen Bestrahlungsdauer von 3 Minuten pro Sack, das heisst etwa 45 Sekunden pro Einzelstück, eine vollständige Abtötung der geprüften Stophylokokien-, Typhus- und Dipäterietestproben erzielt wurde. [...]«
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Abbildung 10: Bis zum letzten Atemzug wurde an den Kurzwellen-Entlausungsanlagen gearbeitet. Mißkonzeptionen? Oder war es vielmehr tatsächlich eine der dringendsten Aufgaben, das Leben der Häftlinge in den Rüstungsbetrieben zu bewahren? Zum Vergrößern anklicken. |
An dieser Stelle muß daran erinnert werden, daß die zweite fahrbare Anlage in den vorstehenden Leistungsdaten nicht mit berücksichtigt ist. Man kann wohl davon ausgehen, daß die Leistungen noch deutlich angehoben wurden. Eine spätere Leistungsangabe für beide Anlagen haben wir bisher noch nicht gefunden. Die ZBL teilt am 7.11.44 mit, [59] daß »[...] sich derzeit eine stationäre Kurzwellen-Entlausungsanlage im KL I und eine fahrbare im KL II« befinde.
An den restlichen bestellten Anlagen wurde nach einem ausführlichen Erfahrungsbericht weiter entwickelt und gebaut.
Da wir wissen, wie nachstehend ausgeführt, was aus einigen Anlagen geworden ist, bitten wir unsere Leser gegebenenfalls um Hinweise. So wurden z. B. in Mauthausen Teile in Photos festgehalten, über deren Verwendungszweck keine Angaben vorliegen. Wir wären sehr interessiert zu erfahren, ob bei Zeitzeugen entsprechendes Wissen vorhanden ist.
4.11. Verbleib der Anlagen
a) Osten IV
Diese Anlage wurde im Herbst 1944 nach Mauthausen in das KL geliefert und dort in einer Holzbaracke aufgebaut.[46] Eine Skizze, wie die Anlage zusammengestellt war, liegt vor.[46] Die Erfahrungen von Auschwitz wurden verwertet. Uns liegt darüber ein sehr ausführlicher Erfahrungsbericht vor, der uns die Ausarbeitung der besonderen Beschreibung sehr erleichtert hat. Die Anordnung dieser Anlage war günstiger.
b) Osten V
Diese war für das KL Dachau vorgesehen. Es liegen zwei unterschiedliche Aussagen vor. Die eine lautet: die Anlage wurde nicht mehr aufgestellt. Die andere geht davon aus, daß sie noch aufgebaut wurde.
c) Die 5. Anlage
Über sie wurde nicht mehr entschieden. Sie sollte, siehe oben, evtl. in Auschwitz II (Birkenau) eingebaut werden.
d) Restliche Anlagen
An der Herstellung von KW-Entlausungsanlagen wurde weitergearbeitet bis zum letzten Tage, das bestätigt das Schreiben vom 22.2.1945, Abbildung 10. Nach dem Kriege war kein Bedarf mehr für solche Anlagen und daher gerieten sie vermutlich auch bei den Herstellern völlig in Vergessenheit.
e) Osten III
Das weitere Schicksal der stationären Anlage in Auschwitz ist noch nicht geklärt. Im Verlauf der Forschungen fanden sich Hinweise, daß in der Sowjetunion auf der Basis dieser Anlage Holztrocknungsanlagen weiterentwickelt wurden. Diese hatten gegenüber den herkömmlichen den Vorteil, daß das Holz nicht so leicht rissig wurde. Es ist also möglich, daß die Anlage der roten Armee in die Hände fiel und abtransportiert wurde. Ein Zeuge berichtete lediglich, daß die Anlage in Auschwitz »bis zum letzten Tag« gearbeitet habe. Wir erinnern daran, daß die Lager nach Besetzung durch die Sowjets lange Zeit gesperrt waren. Weitere Entwesungsanlagen waren noch im Entstehen.
5. Die Blausäure-Entlausungskammern in BW 160
Im Gebäudeteil des BW 160, in das die beschriebenen KW-Anlagen eingebaut werden sollten, blieben zunächst die restlichen 11 Kammern ungenutzt. Erst bei einem Besuch des SS-Brigadeführers und Generalmajors der Waffen-SS Dr. Ing. Kammler am 25.2.44 entschied dieser, daß die restlichen 11 Kammern des Gebäudes, wie vorgesehen, für den Betrieb mit Blausäure fertiggestellt werden sollten. [60] Der Termin wurde wie für die Kurzwellenentlausung festgesetzt. Die Termineinhaltung wurde auch versucht, wie aus dem Schriftverkehr zu entnehmen ist. Die ZBL Auschwitz richtete an die Zentralbauleitung Weimar, zuständig für Buchenwald, am 22.6.1944 einen Brief, in dem eine Reihe von Fragen zur Ausführung der restlichen Kammern gestellt wurden.[61] Aus dem Text ist zu entnehmen, daß im KL Buchenwald eine baugleiche Anlage arbeitete. Aus der Antwort vom 4.7.44 (Abbildung 11) geht wiederum hervor, daß in Buchenwald auch die entsprechende Erfahrung über 1 Jahr Betrieb vorlag. [62] Auch hier wären wir an weiteren Informationen interessiert.
Es erhebt sich nun die Frage, welches Wissen bestand in den ersten fünf Jahrzehnten nach 1944 über die Bauten und die hygienischen und technischen Anlagen in Auschwitz? Bis Pressac seine Bücher veröffentlichte, nichts Nennenswertes und Profundes. Logisch folgt nach dieser Frage:
Welches Wissen offenbarte Pressac 1989 in seinem ersten Buch,[3] 44 Jahre nach Auflösung des Lagers, vom hier betreffenden Gebäude BW 160? Wir zitieren Seite 29:
»Leider ist kein technisches Dokument der Funktion dieser Gaskammern erhalten geblieben. [...] grundlegenden Zeichnungen, die niemals gefunden wurden.«
Wir zitieren weiter Seite 30:
»Der jetzige Zustand der Gebäude macht es unmöglich, die angewandte Technik zu rekonstruieren.«
Was wissen wir Ende 1997 zu dieser Anlagen, 52 Jahre nach der Auflösung? Beide oben zitierte Feststellungen Pressacs sind heute überholt, da durch umfangreiche Dokumentenfunde geklärt. Dabei sind unsere Kenntnisse noch weit umfangreicher, als wir sie hier darlegen können, gestützt auf die in den Archiven des ehemaligen "Ostblocks" gefunden Dokumente! Ein Beispiel:
Am 9.7.42 (Abbildung 12) war ein Angebot samt uns vorliegender Zeichnung für die gasdichten Türen der DEGESCH-Anlage in BW 160 eingegangen. [63] Diese Türen wurden in einer Anzahl von 22 Stück am 5.5.44 bestellt. [64] Am 12.5.44 (Abbildung 13) geht die Antwort ein, daß die angebotenen Türen - weil sie sich nicht bewährten - nicht mehr gefertigt würden. [65] [Diese Feststellung deckt sich mit einer fertiggestellten Begutachtung aller gasdichten Türen in Auschwitz, die in Kürze veröffentlicht werden wird.] Die Herstellerfirma teilt ergänzend weiter mit
»[...] dass wir heute Gaskammertüren nur noch in doppelwandiger Ganzstahlausführung liefern, da es sich ergeben hat, dass die Türen in stahlsparender Bauart nicht den erforderlichen Ansprüchen genügen.«
Mit gleicher Post ging dies neue Angebot (Abbildung 14) mit beigefügter Zeichnung ein. Die Bestellung erfolgte am 20.6.44 (Abbildung 15). [66] Sie wurden jedoch nicht mehr geliefert, da dies erst »4 - 6 Wochen nach Eingang sämtlicher Bezugsrechte und Angaben« möglich werden konnte. Die Einstellung aller Bauarbeiten wurde anläßlich eines Besuches des Hauptamtschefs in einer Besprechung am 23.9.1944 befohlen. [67]
Was stellte nun Pressac, wie oben, diesen Dokumenten entgegen?
»[...] während die Luftaufnahmen beweisen, daß die Anlagen Ende 1944 noch arbeiteten, wissen wir nicht, von wem diese Änderungen gemacht worden sind und warum die es möglich machten, 38 gasdichte Türen aufzunehmen.« [68]
Pressac erweckt also den falschen Eindruck, daß diese genau 38 Türen zu den 19 DEGESCH-Begasungskammern gehörten, obschon solche nie für dieses Gebäude angefertigt wurden. Somit sind die 38 Türen aus unbekannten Gebäuden zusammengesammelt worden. [Begasungskammer ist überhaupt der einzig richtige "terminus technicus".] Sie wurden aber eben nicht "gefunden" sondern, wie wir oben beweisen, "erfunden", da die Firma Berninghaus sie nie lieferte. [69] Das ist der "andere" Pressac, den man erkennen muß: "Phantasien in Romanform". Überbleibsel des Romanes, den er ursprünglich schreiben wollte? Er will bewußt seine Leser täuschen!
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Abbildung 11: Informationsschreiben der Zentralbauleitung Weimar an das KL Auschwitz über Details des Einbaus einer Kreislaufentlausungsanlage Typ DEGESCH, 4.7.1944 (S. 1). Zum Vergrößern anklicken. |
Abbildung 12: Angebot der Fa. Berninghaus über die Lieferung »gasdichte[r] Türen für Entlausungsanstalten«, 9.7.1942 (Seite 1). Zum Vergrößern anklicken. |
Fazit: Historiker und Juristen haben von den umwälzenden Erkenntnissen, die aus der Öffnung der bisher unbekannten Archive erwuchsen, noch keine Notiz genommen. Sie passen weitgehend natürlich nicht in ihr Zeitbild und in das Geschichtsbild, das sie sich von unredlichen Autoren, leider auch von vielen ihrer Kollegen, zusammenbasteln ließen. Verständlich ist, daß sie sich nicht selbst den Boden unter den Füßen wegziehen wollen. Nur, wo bleibt die Wahrheit? Begreiflich auch, daß sie sich nicht selbst vom mühselig errichteten Denkmalssockel herabstürzen wollen. Doch was hilft das gegen die Tatsachen, die in den Dokumenten enthalten sind? Diese werden daher fast ausschließlich, mit Erfolg, von Revisionisten ausgewertet.
Statt dessen kam ein Goldhagen, der den Blick darauf vernebeln wollte, daß die gefundenen Dokumente von Auschwitz das bestehende Geschichtsbild nicht stützten, sondern es zerstören. Überlassen wir ihn seinen Gegnern, den Historikern Finkelstein[70] und Birn, [71] die die Folgen des Buches erkannte und die Gefahren, die darin lauern.
Überlassen wir auch Hannes Heer, der mit dem Geld des unbedeutenden Reemtsma einen Kreis angreift, der sich lange Zeit einwickeln ließ, denen, die angegriffen werden. Man nahm an, diese Personen seien nun zu alt und daher nicht mehr fähig, sich zu wehren. Ihre Gegner haben sich verkalkuliert. Sie können es und tun es, wie nicht anders zu erwarten war! Sie waren, so bestätigen es viele unserer ehemaligen Gegner »die besten Soldaten des 2. Weltkrieges«, auch wenn es so manchem nicht gefällt.
Beschränken wir uns darauf, unsere begonnene Arbeit zu beenden. Die Zeit ist reif. Erinnern wir uns an ein altes deutsches Sprichwort: »Es ist nichts so fein gesponnen, es kommt doch ans Licht der Sonnen!«
An dieser Stelle erhebt sich eine große Frage: Worauf baut die deutsche Justiz heute noch die von ihr verkündete »Offenkundigkeit« auf, mit der sie alle Beweisanträge vor Gericht abschmettert, sogar jene, die nur unter Beweis stellen wollen, daß die angebotenen Beweise neu und älteren überlegen sind? Wir verweisen den juristisch weiter Interessierten auf den Aufsatz von 1995 »Die Strafbarkeit der Auschwitzlüge«.[72] Eine verständliche Erläuterung des Begriffes »Offenkundigkeit« findet man in: »Strafrecht und Strafprozeß von A bis Z«[73] »Neue Beweise«, und darauf kommt es an, wenn man die angebliche Offenkundigkeit überwinden will, liegen genug vor! Längst ist auch klar, daß die erlassenen Gesetzesänderungen in dieser Frage gegen das Grundgesetz verstoßen. Es fehlen nur die Persönlichkeiten, die den Mut aufbringen, das auch zu bekennen bzw. dies aufzugreifen! Doch zurück zur Sache.
6. Weitere Entlausungsgebäude
Es ist notwendig aufzuzeigen, was in der Zeit der Verzögerungen in der Herstellung der Kurzwellen-Entlausungsanlagen in den Lagern geschah.
Zwei weitere Beispiele interessanter Anlagen greifen wir heraus, die ferner ebenfalls deutlich zeigen, wie groß der Unterschied zwischen dem Wissen von 1989 - am Beispiel Pressac[3] - und 1997 durch Dokumente geworden ist. Juristen mögen darüber nachdenken, wie die »Offenkundigkeit« der laufenden Zunahme von wegweisenden neuen Dokumenten zu Fall zu bringen ist bei. Die Zeit der »Behauptungen ohne Beweise« ist vorbei. Die Zeit der Dokumente ist nach über 50 Jahren angebrochen.
6.1. Große Entwesungsanlage BW 32
Diese große Entwesungsanlage im Westen des Lagers Birkenau wurde auch »Zentralsauna« genannt, obwohl es keine Sauna im Gebäude gab. Die Planung des Bauwerkes für das KGL wurde Anfang 1943 begonnen. Der Wunsch des Wirtschafts-Verwaltungshauptamtes (WVHA) zur Umplanung am 7.4.43 konnte nicht mehr befolgt werden, da das Bauwerk schon zu weit fortgeschritten war. Es gehörte zu den Bauten, die von Kammler als Sonderbaumaßnahme gefordert wurden. [74] In diesem Schreiben findet sich auch die einfache Begründung für die Größe der geplanten An- und Auskleideräume:
»[...] sind unbedingt erforderlich, da die Zugänge aus einem ganzen Transport (ca. 2000), welche meistens nachts ankommen, bis zum anderen Morgen in einem Raum eingesperrt werden müssen.«
Das ist der Text und die Zahl, aus der D. Czech ihre Angaben entwickelt hat, die von Prof. Dr. G. Jagschitz angezweifelt werden. Darüber werden wir noch berichten.
Letzterer zitierter Satz ist aus verschiedenen Gründen, auf die wir an geeigneter Stelle zurückkommen werden, von großer Bedeutung. So z. B. bei den noch zu bearbeitenden Themen wie: Rampen, Wege der Häftlinge nach Ankunft der Transporte, Zuordnung der Gebäude, usw. Gedanken, die im Gesamtzusammenhang bisher völlig unbeachtet blieben. Das sind jedoch die wichtigen Studien, die Pressac außer Betracht ließ. Die Beachtung dieser Themen ist aber für das Baugeschehen unabdingbare Voraussetzung.
Ohne Zweifel hat ein Fernschreiben des Standortarztes vom 22.6.43 (Nr. 17689) an das WVHA (Wirtschafts- Verwaltungshauptamt), sowie ein geheimes Schreiben vom 3.7.43, deren Texte wir noch nicht kennen, Alarmsignale zur Situation enthalten. Ebenso sicher dürfte aber auch sein, daß die Entwicklung der KW-Entlausungsanlagen, deren erste für den 15.5.43 zugesagt war, von Einfluß auf viele Entscheidungen gewesen ist.
Eingebaut waren im BW 32 zwei Topf-Heißluftentwesungsanlagen mit je 2 Kammern für eine Temperatur von 100° C und 3 Dampfdesinfektionsanlagen der Fa. Goedecker für 80° C. Bei 24 Stunden Betrieb betrug die Leistung: 7.000 Mann. Das Gebäude wurde ab 20.12.43 im Probebetrieb genutzt. Der Vollbetrieb begann am 29.1.44.
Was wußte nun Pressac bei seiner Arbeit zum ersten Buch?[3] Er wußte von Zeichnungen und Briefen, aus denen er die wichtigsten Tatsachen entweder nicht nennen wollte, oder er erkannte sie nicht. In epischer Breite beschreibt und zeigt er Zeichnungen. Viele davon waren nur Vorstufen und damit nur in der Bauentwicklung interessant. Er berichtet selbst über die Zeichnungen, die bei Ausführung des Gebäudes nicht mehr gültig waren. Er sieht aber nicht die wichtige eingezeichnete Linie auf der steht: »Grundwasserspiegel«.
Auch berichtet er von vielen Briefen, liest aber nicht in dem vom 4.6.1943: [75]
»Die Konstruktion dieser Entwesungsöfen macht es jedoch erforderlich, daß die Heizgruben relativ tief zu liegen kommen, so daß eine Isolierung gegen Grundwasser, welches ca. 20 cm unter Terrain steht, notwendig ist.«
Der Heizungskeller und die Heizgruben mußten daher als Wannen ausgebildet werden. Als Nichtfachmann ist es ihm nicht zu verübeln, wenn er die Bedeutung dieser geschilderten zwei Anzeichen nicht kennt. Nur sollte er dann auch nicht den Anschein eines technisch besonders geschulten Mannes erwecken. So ist es auch absoluter Unsinn zu behaupten:
»[...] der Keller der Zentralsauna [sei] völlig mit Wasser überschwemmt, das man nicht mehr entfernen kann, [...]« (Das geschah lange nach dem Kriege.)
Es ist selbstverständlich technisch möglich! Natürlich wußte auch Pressac nichts von der Entwicklung der Kurzwellen-Entlausungsanlagen, die für das Geschehen entscheidenden Einfluß haben mußten. Das erkannte er aber auch dann nicht, als er selbst die Grundlagen über diese Anlagen fand. Jeder Rückschluß fehlt in seinem Denken. Unverständlich, denn sie waren entscheidend für die Lager und das Geschehen.
Uns liegen die vollständigen Zeichnungen samt denen für die Heizungsanlage und die der Entwesungsanlagen BW 32 vor, ferner die kompletten Bedienungsanleitungen, Kostenanschläge etc. sowie ein reichhaltiger Schriftverkehr.
Wir wollen es hierbei bewenden lassen. Die Fakten aus den genannten Unterlagen sind ausführlich und ausreichend genug zu beurteilen. Daraus geht auch eindeutig hervor, daß Klarheit über die hygienischen Zustände herrschte und der Wille, dies zu ändern. Daß wichtigster Mann in diesem Bestreben der Standortarzt war, haben wir auch dargelegt.
6.2. Entwesungsanlage BW 32a
Diese Anlage stand im sogenannten »Zigeunerlager« des Bauabschnittes IIe des KGL. M. Gärtner berichtete in dieser Zeitschrift von einer Bildfälschung in den Stuttgarter Nachrichten über dieses Gebäude und listete einige Dokumente auf, die über diese Anlage seinerzeit verfügbar waren. [76] Der wirkliche Bestand an Dokumenten ist noch reichhaltiger.
Wir können somit sofort dazu berichten, wie dürftig die Unterlagen waren, auf deren Basis Pressac schrieb:
»[...] sind die inneren Einrichtungen nicht genau bekannt.« [77]
Pressac stellte eine Skizze her und bezeichnete sie:
»Als den Versuch eines Nachvollzuges der Anordnung der Entwesungsanlage in B IIe.«
Sie hat nicht die geringste Ähnlichkeit mit den uns vorliegenden Zeichnungen. Pressac hatte vermutlich nur seine Phantasie und das Photo der elektrisch betriebenen Anlage. Text unter dem Photo: »Entwesungsanlage im Zigeunerlager«. Ein morscher Boden, auf dem er sich bewegte. Es ist aber der typische Fall in seinem großen Buch,[3] wie Pressac sein Unwissen kaschiert und überspielt. Wir werden Gelegenheit haben, weitere ähnliche Fälle anzuprangern.
Solche Anlagen waren in großer Anzahl im Lager vorgesehen und im Bau befindlich. Es ist hier nicht der Raum, dies zu belegen.
7. Vergleiche
Die Vorteile der KW-Entwesungsanlagen werden deutlich, wenn man sie mit den anderen Anlagen vergleicht. Die Behandlungsdauer der Bekleidungsstücke war bei Zyklon B[28] mit 70 bis 75 Minuten zu veranschlagen. Bei den Topf-Entwesungsöfen im BW 32 wurden 60 bis 80 Minuten benötigt. [78] Für die Autoklaven war der Zeitbedarf ähnlich. [79] Dagegen waren bei den KW-Anlagen 11 bis 12 Sekunden, einschließlich der Abtötung der Bakterien, ausreichend. [80]
Die Kosten aller Einbauten für die Entwesung im BW 32 haben RM 153.000,- betragen. [81] Die KW-Anlagen im BW 160 haben dagegen RM 75.000,- gekostet. [82]
Die Planungsziele der Entwicklungsfirmen Siemens wurden also voll erreicht. Abgesehen davon sanken die Baukosten bei Neubauten, da der Raumbedarf für die KW-Anlagen kleiner war. Bei Einbau in Altbauten gilt das natürlich auch.
8. Zusammenfassung
Fast fünfzig Jahre verschollene Beweisstücke, die Unterlagen über die KW-Entlausungsanlagen von Auschwitz, sind in Plänen und Dokumenten, ja sogar in Photos und einem Film, wiedergefunden.
Sie sind nicht nur ein Beweis dafür, daß man sich bemühte, die Lager seuchenfrei zu bekommen und damit den Häftlingen das Leben zu erhalten. Sie sind mehr: sie sind vor allem ein wesentlicher Teil der Wahrheit, um die wir uns bemühen, und der Beweis, daß die Forschung über Auschwitz noch lange nicht abgeschlossen ist.
Sie sind aber auch, in rechtlicher Bedeutung, neue Beweise und damit für unsere Kontrahenten unangenehme Beweise, widersprechen sie doch auf profunde und eklatante Weise der These vom Vernichtungswillen gegenüber den Häftlingen.
Die Häftlinge waren dem Dritten Reich so wichtig, daß man ihnen den Vorzug gab bezüglich des Einsatz dieser neuen, besseren Entwesungsanlagen. Der deutsche Frontsoldat und die deutschen Zivilisten kamen nie in den Genuß dieser lebensrettenden Technologie. Eine Tatsache, die nicht hoch genug zu bewerten ist.
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Abbildung 16: » Rahmenbauantrag für das Kriegsgefangenenlager der Waffen-SS in Auschwitz«: »RM 32.200.000,-«, entsprechend mehr als DM 500.000.000,- nach heutiger Währung. Soviel Aufwand für die "Vernichtung durch Arbeit bzw. Gaskammern"? Wohl kaum. Zum Vergrößern anklicken. |
Im "Puzzle" der Beweise nur ein Mosaiksteinchen mehr zu den vielen bereits vorliegenden und noch nicht veröffentlichten Beweisen. Werden wir konkreter, es gilt: »Jede Kette ist so stark, wie ihr schwächstes Glied.« Wie stellt sich nun heute, Ende 1997, die Situation dar?
In der Buchhülle des zweiten Buches von Pressac[2] sind seine folgenden Sätze zitiert:
»Stellen Sie sich vor: 10 Jahre geforscht und plötzlich sitzen Sie vor 80000 Dokumenten. Die fehlenden Seiten des Puzzles.«
Seine Überraschung ist verständlich, es ging uns nicht anders, als wir von dieser Menge an Dokumenten erfuhren. Der weitere Satz drückt jedoch eine Hoffnung aus, die sich nicht erfüllte. Er fand zwar darin »fehlende Seiten«, doch sie enthielten nicht, was er sich erhofft hatte. Schon die bis hierher beigefügten Abbildungen und die zitierten Dokumente belegen dies ausreichend.
Im Text folgen die weiteren Sätze:
»Zeugen lügen nie, aber sie können sich täuschen. Ich stelle die Erinnerung auf einen soliden Boden. Diejenigen, die aus der Geschichte eine Glaubenssache machen, bereiten das Bett der Fälscher.«
Dem ersten Halbsatz können wir nicht zustimmen. Er zeugt von Weltfremdheit. In seinem eigenen ersten Buch[3] belegt er häufig selbst, wie sehr sie sich täuschten. Dort schreibt Pressac doch oft sehr genau, wo sich die Zeugen täuschten. Nur ein Beispiel von ungezählten auf Seite 174 »[...] (oder etwa 13 Menschen per qm, eine physisch unmögliche Dichte).« [Übersetzung d. Verf.] Eine Meinung, die wir inhaltlich voll und ganz teilen. Das sind doch die Behauptungen, gegen die wir uns wehren, weil sie gegen Naturgesetze verstoßen! Tragisch ist nur, daß Pressac nicht erkennt, daß der gesamte Holocaust, verursacht durch Gesetze und PC, längst eine Frage des Glaubens ist, man glaubt ihm sogar blind. Er ist fast schon zu einer "Religion" geworden, die zu bezweifeln einem Sakrileg gleichkommt. Richtig ist allerdings auch, daß nur die Zeugen selbst wissen, ob sie lügen oder nur irren.
Es stimmt dann einfach nicht, wenn der Verfasser des Textes der Buchhülle später formuliert:
»Pressacs Buch eröffnet eine neue Dimension, weil es die technischen Aspekte der Ermordung der Juden akribisch erläutert [...].«
Pressac schreibt sich solche Fähigkeit nicht selbst zu und behauptet dies auch nicht. Sie werden ihm unberechtigt unterstellt. Er wird es uns daher hoffentlich nicht verübeln, wenn wir erklären, daß er höchstens technisch ein Halbgebildeter ist, wenn nicht gar ein Dilettant. Es beweist doch kein technisches Verständnis, wenn man Texte aus Dokumenten abschreibt. Wir fühlten uns auch nicht als Apotheker, wenn wir eine Rezeptur abschreiben würden.
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Abbildung 17: Konstruktionszeichnung der Kurzwellen-Entlausungsanlage von Siemens-Schuckert aus dem Zweiten Weltkrieg. (In der Mitte fehlt ein Stück. Quelle: Privatarchiv, Berlin). Zum Vergrößern anklicken. |
Mit den neuen Dokumenten beweist er auch nicht einen Mord. 80.000 Dokumente enthalten demnach nicht einen Beweis für die »Offenkundigkeit« Es gibt auch inzwischen keine uns bekannte Veröffentlichung, die das evtl. nachholt. Dem gegenüber stellen wir schlicht fest, daß die KW-Entwesungsanlagen für die Häftlinge lebensrettend gewesen sind, dadurch, daß sie vor Seuchen bewahrten. Ferner stellen wir fest, daß die Entlausung der Häftlinge der deutschen Führung wichtiger war, als die der deutschen Soldaten. Daß dies für die deutsche Rüstung geschah und damit wieder den Soldaten diente, steht hierbei außer Frage.
Das führt zu einer Kernfrage: Wem konnte es dienen, bei akutem Mangel an Arbeitskräften in der Rüstung, auch nur einen Häftling mit Vorsatz zu töten? Glaubt man ernsthaft, daß das geduldet worden wäre? Solche Mörder wären wegen »Zersetzung der Wehrkraft« oder »Sabotage« vor Gericht gekommen. Die Antwort auf diese Frage hat Pressac bis heute nicht gegeben. Auch kein Historiker gab bisher diese Antwort. Ebenso fehlt bis heute die Beantwortung einer weiteren Kernfrage: Warum hat man, allein für Birkenau, einen Rahmenbauantrag am 30.9.1943 (Abbildung 16) gestellt über RM 32.200.000,-, wenn die Absicht bestand, die Häftlinge zu töten? [83] Nach heutigem Wert entspricht die berechnete Bausumme: (RM ca. × 16=)
DM 515.200.000,- - also über 1/2 Milliarde DM.
Es wurde dann auch, wie geplant, gebaut und das Geld ausgegeben. Das belegen die Dokumente. Eine dem entsprechende Ausarbeitung über die Baudurchführung wird derzeit vorbereitet und veröffentlicht werden. Vorsorglich erklären wir, daß uns der ausführliche, komplette Rahmenbauantrag, Berechnungen samt Zeichnungen, vorliegt.
Es bietet sich an nun zu fragen: Was wußte Pressac 1993 mehr als er veröffentlichte? Sicher erheblich mehr, als wir seinerzeit erahnen konnten, denn er ist im Archiv in Moskau gewesen, das uns zu dieser Zeit unbekannt war. Warum also berichtete er nur über die UKW-Anlagen und nicht über die Unmenge an sonstigen Dokumenten, die den »soliden Boden«, wie er sagte, belegen, auf dem wir laufend aufbauen. Jedenfalls wußten wir 1993 noch nichts von dem, was wir hier berichten.
Hier zeigt sich erneut der "andere" Pressac! Beweise, die ihm nicht dienen, verschweigt er! Verständlich, seine Auftraggeber hatten vermutlich gezielte Erwartungen. Daß dies unredlich ist, müssen wir wohl nicht belegen. Was blieb ihm übrig, nachdem ihm C. Mattogno[84] und Partner seine Argumente zu den Krematorien deutlich widerlegt hatten? Viele bauliche Gesichtspunkte, die wir ergänzen könnten, sind in der Argumentation nicht einmal erwähnt. Pressac mußte sich ein neues Feld suchen. Wenn er glaubte, dies mit den UKW-Anlagen gefunden zu haben, so beweist dies nur, daß er wieder die Zusammenhänge übersah.
Hier spätestens sollte man sich erinnern, daß die kompletten Akten aus Moskau, seit 1992 verfilmt, im Archiv der Vereinigten Staaten zur Erforschung des Holocaust zur Verfügung stehen. Uns ist keine Veröffentlichung bekannt, die auf der Basis dieser Dokumente die Offenkundigkeit stützt oder Beweise vorträgt. Warum wohl?
Ausgerechnet zum besprochenen Thema steht den Exterminationisten ein williger Zeuge, der SS-Arzt Dr. H. Münch, zur Verfügung. Er war, nach eigener Angabe, stellvertretender Leiter des Hygiene-Institut der Waffen-SS in Rajsko, bei Auschwitz. Da dieses Institut an den Besprechungen zur UKW-Entwesungsanlage beteiligt war, hätte Münch von den Anlagen wissen müssen. Eine uns bekannte Aussage dazu gibt es von ihm jedoch nicht. Nach dem veröffentlichten Interview erscheint er mehr als fragwürdig, daß er tatsächlich eine leitende Position inne hatte. [85] War er nur ein armer Wicht? Oder gar einer, der seine Kameraden verriet?
Abschließend sei nochmals darauf hingewiesen, daß für die KW-Entlausungsanlagen in der Beteiligung höchster Stellen wie dem Reichsministerium für Rüstung (Abbildung 10) und durch Einordnung in die höchste Dringlichkeitsstufe dokumentiert ist, wie hoch die Arbeitskraft der Häftlinge eingestuft und damit ihre Gesunderhaltung gefordert wurde.
Wie schreibt Pressac auf Seite 82 seines zweiten Buches:[1]
»Was die Fabriken von Oberschlesiern betraf, so hieß es sie sofort zu schließen, wenn die Arbeitskräfte aus dem Konzentrationslager ausfielen.« [Übersetzung d. Verf.]
Die geöffneten Archive in Moskau haben bisher nicht einen Beweis für bestehende, unbewiesene aber geglaubte Behauptungen erbracht. Uns dagegen brachten sie schon in vielen Fällen das Material für Gegenbeweise. Wir werden noch mehr vorlegen. Helfen Sie uns!
Abbildungsnachweis
Chronologische Liste einiger bisher bekannter Dokumente zu Kurzwellenentlausungsanlagen im KL Auschwitz | ||
Datum | Inhalt | ZAM 502-1- |
29.01.1943 | Aktenvermerk Stromversorgung KL u. KGL mit AEG | 26-21 |
07.05.1943 | Amtsgruppenchef C. Kammler in Auschwitz. »Kurzwellen-Entlausungszug« leihweise | 233-37 |
15.05.1943 | UKW-Entlausungsanlage für diesen Tag in Aussicht gestellt. Zu entnehmen dem Aktenvermerk vom 01.07.1943 | 333-103 |
10.06.1943 | Stationäre KW-Entlausungsanlage wird in höchste Dringlichkeitsstufe eingeordnet. Leistungsfähigkeit: 16.000 Garnituren bei Dauerbetrieb | 333-34 |
22.06.1943 | FS Nr. 17689 des Standortarztes an WVHA. (Text noch nicht bekannt) | 333-99 |
24.06 1943 | ZBL an WVHA. Planung erst möglich, wenn techn. Daten bekannt | 333-26 |
30.06 1943 | Besprechung UKW-Entlausungsanlage mit Siemens. Durchgang in 11 - 12 Sek. Leistung bei Dauerbetrieb 13 - 15.000 Kleidungsstücke. | 333-126 |
03.07.1943 | Schreiben des Standortarztes an WVHA. GEHEIM. Typhusepidemie! | 333-99 |
08.07.1943 | Aktenvermerk (Anmerkung 117 im Buch: Feldenkirchen »Siemens« [41]): Verhandlung über Liefertermin UKW-Entlausungsanlage. | Seite 548 |
08.07.1943 | Siemens-Schuckertwerke an ZBL. Leistung zu hoch gegriffen. | 337-36 |
10.07.1943 | Amt C III an ZBL | 333-82 |
12.07.1943 | ZBL an Siemens-Schuckertw. Angaben zur Bauausführung. | 333-101 |
13.07.1943 | ZBL an AEG. Bestellung für Kabelanschluß fahrbare UKW-Entl. | 333-100 |
15.07 1943 | Standortarzt an WVHA. Ab 01.07 1943 ortsfeste Anlage ca. 8 Woch. betriebsfertig, fahrbare ca. 3 Wochen. | 333-99 |
16 07 1943 | Auftrag 649/397 an Elekrowerkstatt zur Ausführung Kabelanschluß KGL, BA II, für fahrbare UKW-Entlausungsanlage | 316-356 |
22.07 1943 | WVHA an ZBL. Termin für Vorlage Bauantrag: 10.08.1943 | 337-24 |
24.07.1943 | Siemen-Sch. an ZBL: Genaue Zeichnungen noch nicht möglich | 333-98 |
30.07.1943 | Aufstellung: Entwesungsanlagen im KL und KGL. 332-9 | |
04 08 1943 | ZBL an Lagerkommandant Unterrichtung über fahrbare Anlage und über Heeresentwesungsanlage, die Standortarzt bereitstellt. | 333-94 |
05 08 1943 | Bauzeichnung Nr. 2693 ZBL. UKW Anlage über 4 Kammern. | 502 2-148 |
12.08.1943 | Aktenvermerk. prov. Kesselanlage für stationäre UKW-Entlaus.anl. | 339-92 |
16.08.1943 | ZBL holt Angebot für Blechschornstein 13 m hoch ein. | 333-90 |
16.08 1943 | Fertigstellung Montage für Freileitung der fahrbaren Anlage | 316-357 |
17.08.1943 | Bei Besuch wird Pohl UKW-Anlage erläutert. | 26-120 |
19 08 1943 | WVHA an ZBL. Preis KW-Entlausungsanl. RM 75.000,- | 333-91 |
27.08 1943 | Bauantrag und Kostenvoranschlag über RM 98.000,- | 337-23 |
21.10.1943 | Anschlußkabel für fahrbare Anlage wird verlegt. | 316-367 |
23.10.1943 | Baubefehl Nr. 33 für Anlage wird ausgefertig | 333-80 |
28.10.1943 | Aktenvermerk. Siemens liefert Hauptteile in 3 Wochen. | 333-75 |
28.10.1943 | Aktenvermerk über Einbau | 337-18 |
06 11 1943 | Bauzeichnung Nr. 3139 über 8 Kammern | 502-2-149 |
22.11.1943 | ZBL drängt auf schnellste Ausführung | 337-17 |
29.11.1943 | Anmahnung Blechschornstein. | 337-15 |
11.12.1943 | Apparate Siemens eingetroffen. Baubeginn 16.01.1944. | 333-72 |
14.12.1943 | Maßänderungen | 337-9 |
13.01 1944 | Termin Heizung wird gesetzt. | 333-65 |
18.01.1944 | Im Schreiben 11.12.43 ist fahrbare Anlage gemeint. | 337-14 |
12 02.1944 | Heizung fehlen Teile. | 337-13 |
15 02.1944 | FS. Einbau kann sofort begonnen werden | 333-64 |
24.02.1944 | Auftrag Nr. 333 für Häftlingsbad | 333-62 |
28 02 1944 | Besuch Kammler. Besichtigung Anlage. Befehl Ausführung Restkammern für Blaugas. | 337-11 |
22 03.1944 | Standortältester verweist wegen weiterer Anfrage Entscheidung an Standortarzt. | 333-61 R |
25.03.1944 | Anfrage Bauinspektion an Standortarzt, wohin 2. Anlage (gemeint 2. stationäre Anlage). | 333-61 R |
28.03.1944 | Standortarzt entscheidet: BW 32. | 333-61 R |
05.05.1944 | Gasdichte Türen für Restkammern werden bestellt. | 354-7 |
12.05.1944 | Firma teilt mit: Gaskammertüren nur noch in doppelwandiger Stahlbauweise, wie beigefügter neuer Angebotstext. | 354-3f. |
25.05.1944 | FS. von Kammler: fahrbare Anlage in Marsch. | 333-45 |
20.06.1944 | ZBL bestellt die doppelwandige Stahltüren mit Dichtungsgummi. | 354-5 |
04 07 1944 | ZBL sendet an Bauinspektion Schlesien Empfangs-Schein Beleg Nr. 249 über eine stationäre KW-Entlausungsanlage ausgefertigt vom Standortarzt. | 333-16 |
06.07.1944 | ZBL an Standortarzt: Weil fahrbare KW-Anlage zur Zufriedenheit arbeitet, erhält BA III nur noch 2, statt 6 Entwesungsanlagen. Mit Blaugas nicht vor Herbst zu rechnen. | 332-7 |
10.08.1944 | Standortarzt berichtet an WVHA über die erfolgreiche Anlage. | 333-7/8 |
07.11.1944 | ZBL an Bauinspektion Schlesien: »Im KL befinden sich derzeit eine Stationäre KW-Entlausungsanlage im KL.I und eine fahrbare im KL II.« | 332-1 |
Anmerkungen
[1] | Jean-Claude Pressac, Les crématoires d'Auschwitz: La machinerie du meurtre de masse, CNRS Editions, Paris 1993. |
[2] | Ders., Die Krematorien von Auschwitz. Die Technik des Massenmordes, R. Piper GmbH & Co. KG, München 1994. |
[3] | Ders., Auschwitz: Technique and Operation of the Gas Chambers, Beate Klarsfeld Foundation, New York 1989 |
[4] | Ernst Gauss u.a., Auschwitz: Nackte Fakten. Eine Erwiderung an Jean-Claude Pressac, hgg. von Herbert Verbeke, Vrij Historisch Onderzoek v.z.w. Postbus 46, B-2600 Berchem 1, Belgien (Flandern). |
[5] | (dpa) »Lebensmittel in 3 Minuten keimfrei«, Münchener Merkur Nr.253, 2.11.1996. |
[6] | Der Brockhaus verweist dabei auf das Werk: A. Schittenhelm, »Flecktyphus« in: Handbuch der Inneren Medizin, 2. Auflage,1925). |
[7] | Gerhard Peters, Blausäure zur Schädlingsbekämpfung, Ferdinand Enke Verlag, Stuttgart 1933. |
[8] | Friedrich Konrich, »Über die Sanierungsanstalten der deutschen Kriegsgefangenenlager«, Gesundheits-Ingenieur, 19.7.1941, S. 399-404. |
[9] | Wilhelm Stromberger, »Was war die Sonderbehandlung in Auschwitz?«, Deutschland in Geschichte und Gegenwart, 44(2) (1996), S. 24-25. |
[10] | H.Dv. 194. Entseuchungs- und Entwesungsvorschrift für die Wehrmacht, (Ents. V.) Verlag der Reichsdruckerei, Berlin 1939. |
[11] | Walter Dötzer, Entkeimung, Entseuchung und Entwesung, 2., unv. Auflage. Urban & Schwarzenberg, Berlin und Wien 1943. |
[12] | ZAM 502-1-26-117 |
[13] | Bobrach, Heinz u.a., Inventar archivalischer Quellen des NS-Staates, hgg. vom IfZ, Band 3/2, K. G. Saur, München 1995. |
[14] | Ebenda, Band3/1, 1991. |
[15] | Hefte von Auschwitz 1 bis 19, Sondernummern, Verlag staatliches Auschwitz-Museum, seit 1959. |
[16] | ZAM 502-1-332-46/46a. Da das Dokument im schlechten, kaum leserlichen Zustand ist, verzichten wir auf eine Wiedergabe. |
[17] | ZAM 502-1-332-9/10. Auch dieses Dokument ist von schlechter Qualität. |
[18] | Nach Pressac seit 1941/42 in Betrieb, aaO. (Anm. 1), S. 25. |
[19] | Danuta Czech, Kalendarium der Ereignisse im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau 1939 - 1945, Rowohlt Verlag GmbH, Reinbek 1989. |
[20] | ZAM 502-1-19-86/103 |
[21] | ZAM 502-1-19-86 |
[22] | J.-C. Pressac, aaO. (Anm. 2), S. 157 |
[23] | ZAM 502-1-333-145 |
[24] | ZAM 502-1-336-94 |
[25] | ZAM 502-1-332-37) |
[26] | M. Gärtner, W. Rademacher, »Grundwasser im Gelände des KGL Birkenau (Auschwitz)«, VffG 2(1) (1998) S. 2 & 4. |
[27] | Gerhard Peters und W. Rasch, »Die Blausäure als Entlausungsmittel in Begasungskammern«, Der praktische Desinfektor, September 1941, S. 93-96. |
[28] | Gerhard Peters und E. Wüstinger. »Entlausung mit Zyklon-Blausäure in Kreislauf-Begasungskammern. Sach-Entlausung in Blausäure-Kammern«, Zeitschrift für hygienische Zoologie und Schädlingsbekämpfung, Heft 10/11 (1940), Sonderdruck. ZAM 502-1-332-86/90. Eingang bei Neubauleitung Auschwitz: 3.7.1941. |
[29] | ZAM502-1-332-117/119) |
[30] | So zitiert bei W. Dötzer, aaO. (Anm. 11). |
[31] | J.-C. Pressac, aaO. (Anm. 2), Seite 114, vgl. Mattogno, »Auschwitz: Das Ende einer Legende«, in: H. Verbeke (Hg.), Auschwitz: Nackte Fakten, VHO, Berchem 1995, S. 101-162. |
[32] | ZAM 502-1-332-219 |
[33] | ZAM 502-1-233-33/38 |
[34] | ZAM 502-1-322-219 |
[35] | ZAM 502-1-322-31 |
[36] | Einem Schreiben vom 23.3.1944 an die ZBL entnommen, ZAM502-1-332-175. |
[37] | ZAM 502-1-332-28 |
[38] | ZAM 502-1-332-212 |
[39] | ZAM 502-1-149-135 |
[40] | Obozy hitlerowskie na ziemiach polskich 1939-1945, Panstwowe Wydawnictwo Naukowe, Warschau 1979 (Enzyklopädie). |
[41] | Wilfried Feldenkirchen, Siemens 1918-1945, R. Piper GmbH & Co. KG, München 1995. |
[42] | Hefte von Auschwitz, Nr. 14, Verlag staatliches Auschwitz Museum, 1973. |
[43] | ZAM 502-2-146 |
[44] | ZAM 502-2-149 |
[45] | Franz Puntigam, Hermann Breymesser und Erich Bernfus, Blausäuregaskammern zur Fleckfieberabwehr, Sonderveröffentlichung des Reichsarbeitsblattes, Berlin 1943. |
[46] | Privatarchiv (Berlin). Wir schulden diesem (noch) anonym zu haltenden aufmerksamen Leser tiefsten Dank für diese Unterlagen. |
[47] | ZAM 502-1-333-103 |
[48] | ZAM 502-1-333-88 |
[49] | ZAM 502-1-333-34 |
[50] | ZAM 502-1-333-103/104 |
[51] | ZAM 502-1-316-356/367 |
[52] | ZAM 502-1-333-99 |
[53] | ZAM 502-1-337-23 |
[54] | ZAM 502-1-333-72 |
[55] | ZAM 5021-1-333-61R |
[56] | ZAM 502-1-333-45 |
[57] | ZAM 502-1-333-7 |
[58] | ZAM 502-1-333-7/8 |
[59] | ZAM 502-1-332-1) |
[60] | ZAM 502-1-337-11 |
[61] | ZAM 502-1-333-27/27R |
[62] | ZAM 502-1-333-17 |
[63] | ZAM 502-1-354-8 |
[64] | ZAM 502-1-354-7 |
[65] | ZAM 502-1-354-3/3R |
[66] | ZAM 502-1-354-5 |
[67] | ZAM 502-1-281-62 |
[68] | J.-C. Pressac, aaO. (Anm. 3), S. 31. |
[69] | Vgl. Schriftwechsel in den Abbildungen 12-15. |
[70] | Norman G. Finkelstein, »Daniel Jonah Goldhagen's 'Crazy' Thesis: A Critique of Hitler's Willing Executioners«, New Left Review (London), no. 224, July 1997, p. 39-88. |
[71] | Ruth Bettina Birn, »Revising the Holocaust«, The Historical Journal, (Cambridge University Press), 40(1) (1997), S. 193-215. |
[72] | Daniel Beisel, »Die Strafbarkeit der Auschwitzlüge«, Neue Juristische Wochenschrift 15 (1995), S. 997-1001. |
[73] | StGB § 130. BGBl I 1994, 3186. |
[74] | ZAM 502-1-336-106 |
[75] | ZAM 502-1-36-107 |
[76] | Michael Gärtner, »Volksverhetzung? Volksverhetzung!«, VffG, 1(4) 1997, S. 244f; vgl. M. Köhler, in: H. Verbeke (Hg.), aaO., Anm. 4. |
[77] | J.-C. Pressac, aaO., (Anm. 1), S. 63. |
[78] | ZAM 502-2-149-7 |
[79] | ZAM 502-1-335-11/12 |
[80] | ZAM 502-1-333-103 |
[81] | ZAM 502-2-149-32 |
[82] | ZAM 502-1-333-84 |
[83] | ZAM 502-1-238-10 |
[84] | Carlo Mattogno, Auschwitz, The End of a Legend. A Critique of J.C. Pressac, Institut for Historical Review, Costa Mesa (CA) 1994; dt. aaO. (Anm. 31). |
[85] | G. Rudolf, »Auschwitz-Kronzeuge Dr. Hans Münch im Gespräch«, VffG 2(2) (1998), S. 139-190. |