Leichenverbrennungen im Freien

Von Heinrich Köchel

Im Zusammenhang mit einer Beurteilung der Zahl der Leichen, die in den verschiedenen von deutschen Behörden während des 2. Weltkriegs eingerichteten Konzentrationslagern beseitigt wurden, ist die Kapazität der entsprechenden Einrichtungen – Krematorien, offene Feuer, Massengräber – ein wesentliches Element. Die Literatur hinsichtlich der Krematorien ist ziemlich reichhaltig und technisch gut dokumentiert, besonders durch die Arbeiten von Jean-Claude Pressac zu diesem Thema. Speziell das Lager Auschwitz war mit Krematorien gut ausgestattet. Die anderen in Ostpolen eingerichteten Lager (Treblinka, Sobibór und Belzec) besaßen solche technisch ausgefeilten Einrichtungen nicht, hier mußten die Leichen im Freien verbrannt werden. Diesen Lagern werden traditionell zwei Millionen Opfer zugeschrieben. Der Verfasser untersucht, inwiefern die Beseitigung so vieler Leichen nach unseren heutigen Kenntnissen über die Verbrennung von Tierkadaver machbar war.

1. Berichte über Leichenverbrennungen in deutschen Lagern im 2. Weltkrieg

In dem Standardwerk von Yitzak Arad, Belzec, Sobibor, Treblinka, wird erklärt, daß diese Opfer hauptsächlich in der Zeit von Herbst 1942 bis Anfang 1943 in Gaskammern mittels Kohlenmonoxidgas (aus einem Dieselmotor) getötet und zunächst im Lager vergraben wurden. Wegen der Gefahr einer Verseuchung des Grundwassers durch die große Zahl solcher Leichen wurden diese dann im ersten Halbjahr 1943 wieder ausgegraben und im Verlaufe von mehreren Monaten verbrannt.

Abgesehen davon, daß solche Verbrennungen wegen der lodernden Flammen, der starken Hitze, des beißenden Rauches und des unerträglichen Gestanks als sehr eindrucksvoll beschrieben werden, gibt es hierzu nur wenige präzise Angaben. Manche Zeugen geben an, daß Menschen auch bei lebendigem Leibe in den Flammen umkamen, entweder, weil sie gezwungen wurden, sich ins Feuer hineinzustürzen, oder weil man sie in Gruppen von einem LKW mit Kippeinrichtung hineinfallen ließ. Dies ist jedoch nicht recht glaubhaft, da solche starken Feuer auch für die Henkersknechte und für die Fahrzeuge eine große Gefahr darstellten.

Yitzak Arad gibt in seinem Buch folgende Schilderung solcher Verbrennungen im Freien (S. 174f):

„[In Treblinka] bestand die Verbrennungseinrichtung aus einem Rost in Form von 5 oder 6 Eisenbahnschienen, die auf drei Reihen etwa 70 cm hoher Betonblöcke ruhten. Die Einrichtung war etwa 30 m breit [...]. Die Leichen wurden auf diese Schienen gehäuft. Unter die Schienen legte man Reisig. Das Holz wurde mit Benzin übergossen.

[... Sie] nahmen die Leichen von den Bahren herunter und häuften sie schichtweise auf den Rost bis zu einer Höhe von 2 Metern. Etwa 2000 bis 2500 Leichen – manchmal sogar 3000 – wurden auf den Rost gepackt. Wenn alles fertig war, wurden das trockene Holz und die Zweige, die unter dem Rost lagen, angezündet. Der ganze Bau, mit den Leichen, wurde schnell vom Feuer erfasst. Die Schienen glühten und die Flammen schossen 10 m hoch.

Anfangs wurden die Leichen mit einer brennbaren Flüssigkeit übergossen, um das Feuer zu beschleunigen, dies wurde jedoch später nicht mehr für nötig gehalten. [...] Yechiel Reichman, ein Mitglied der ‚Brenngruppe‘ schreibt dazu:

Der SS-‚Fachmann‘ für Leichenverbrennung befahl uns, Frauen – insbesondere dicke Frauen – bäuchlings als erste Schicht auszulegen, danach konnte dann beliebig vorgegangen werden, je nachdem, was anfiel. [...] Der ‚Fachmann‘ befahl uns, trockene Zweige unter den Rost zu legen und sie anzuzünden. Das Feuer fasste dann innerhalb weniger Minuten und es war schwierig, näher als 50 m an den Herd heranzugehen. [...]

(In Treblinka) liefen die Verbrennungen Tag und Nacht. Tagsüber wurden die Leichen herangeschafft und auf die Roste gelegt, abends wurde gezündet und es brannte die ganze Nacht. Wenn das Feuer erloschen war, lagen nur noch einzelne Knochen auf dem Rost und Aschehaufen darunter. [...] In Belzec waren alle 600.000 Opfer schon begraben, als die Verbrennungen begannen. Sie mussten innerhalb von vier oder fünf Monaten ausgegraben und verbrannt werden. [...] In Belzec und Treblinka [...] musste ein System erarbeitet werden, mit dem 5000 bis 7000 [Leichen] pro Tag verbrannt werden konnten. Durch die Verwendung [...] von einfachen, riesigen Freiluftherden [...] gelang es der Mannschaft von Operation Reinhard diese Aufgabe durchzuführen.“

Rauch und Qualm so weit das Auge reicht: typisch für niedrige Brenntemperaturen.1

Arads Buch enthält gewisse Angaben über Größe und Auslegung dieser Lager, und obwohl diese Angaben nicht genau mit anderen Quellen übereinstimmen, kann man sich einen Überblick über die Flächen verschaffen, die dort als „Todeszone“ für Vernichtung, Massengräber und Verbrennung zur Verfügung standen:

Trotz der unwahrscheinlich klingenden Behauptungen, daß es möglich gewesen sei, Tausende von z.T. gefrorenen Leichen in weniger als einem Tag mit minimalem Brennstoffaufwand auf Herden zu verbrennen, die laut Arad eine Fläche von 1000 m2 (Treblinka) bis 1500 m2 (Belzec und Sobibór) aufwiesen, wobei am Ende nur Asche und kleine Knochen übrig blieben, die leicht mit Hämmern zu Staub zerschlagen werden konnten, haben solche Angaben seit einem halben Jahrhundert als wahr gegolten und als Beweise in verschiedenen Strafprozessen gedient.

Verkohlung, nicht Verbrennung.

Eine neuere Analyse der Verbrennungsherde, von M. Tregenza,2 geht noch einen Schritt weiter. In einem deutschen Strafprozeß gegen SS-Wachmannschaften im Jahre 1964 sagten Zeugen aus, daß die in Belzec verwendeten Herde etwa 5 mal 5 Meter groß waren und daß es vier solcher Herde gab, von denen jedoch nur zwei verwendet wurden. Der Autor extrapoliert nun die Angaben über die diesem Lager bislang zugeschriebenen Opferzahlen und sagt „wenn mehr als nur 2 Herde, also 3 bis 4 während der Ausgrabungs- und Verbrennungszeit in Betrieb waren, könnten auch doppelt so viele Leichen verbrannt worden sein“. Solche Berechnungen zeigen bestenfalls, wie unsicher die Beweislage bis heute ist. Tregenzas Übernahme der Herdgröße ist jedoch auch insofern interessant, als sie zeigt, wie wenig der Autor über die Probleme der Leichenverbrennung weiß.

2. Verbrennung von Tierkadavern während der Maul-und-Klauenseuche (MKS)

Im Jahr 2001 suchte diese Seuche Europa und speziell Großbritannien heim. Dies erlaubt uns, das Problem der Verbrennungen im Freien genauer zu untersuchen, da die Medien diesen Ereignissen breiten Raum geschenkt haben. Die verschiedenen Beispiele einer Verbrennung von Kadavern durch die Behörden geben uns detaillierte Hinweise in Bezug auf die Vorgehensweise, speziell hinsichtlich der benötigten Menge an Brennstoff, der Größe der Herde, der Dauer der Verbrennung, aber auch hinsichtlich der Arbeitskräfte oder der für den Aufbau usw. benötigten Zeit.

Die Tabelle am Ende stellt die Informationen zusammen, die sich aus Zeitungsartikeln oder anderen Anweisungen ergeben. Die Quellen betreffen zwar sämtlich die Verbrennung von Tieren – Rinder, Schweine, Schafe – lassen sich jedoch auf menschliche Leichen ausweiten, da die Zusammensetzung der Kadaver bezüglich Fett- oder Wassergehalt usw. recht ähnlich ist; außerdem lassen einige dieser Anweisungen Ausweitungen auf andere Tierarten ausdrücklich zu.

Die Quellen betreffen einerseits tatsächliche Feuer, andererseits Anweisungen, die zum Bau und Betrieb solcher Feuer gegeben worden sind. Für die vorliegende Arbeit sind acht tatsächliche Feuer berücksichtigt worden (die manchmal von mehreren Quellen erwähnt werden) sowie zwei typische Anweisungen. Entsprechende Daten enthält die Tabelle. Die Ergebnisse stellen sich wie folgt dar:

2.1. Art und Menge der Brennstoffe

Feuerfeste Anzüge

Die Scheiterhaufen sind grundsätzlich ähnlich hinsichtlich der verwendeten Brennstoffe. Hauptbrennstoff ist Kohle, da jedoch Eisenbahnschwellen ein wesentliches Element beim Aufbau des Brennhaufens sind, tragen auch sie einen erheblichen Anteil an Energie bei. Daneben werden als Energieträger weitere Brennstoffe erwähnt, z.B. hölzerne Paletten, mit Öl getränkte Strohballen, schließlich auch hier und da Thermit als Zündmaterial.

Die tierärztlichen Anweisungen besagen, daß zum Zweck der Anlage eines Brennhaufens die Tierarten ineinander umgerechnet werden können, und zwar derart, daß ein Rind vier Schweinen oder vier geschorenen Schafen, oder drei ungeschorenen Schafen entspricht. Wenn man den Heizwert der verschiedenen Brennstoffe zugrundelegt und die Summe dann als äquivalente Menge Holz ausdrückt, ergeben sich Werte zwischen 125 und 875 kg Holz pro Schweinäquivalent bei etwa 325 als Mittelwert. Angesichts dieser relativ großen Schwankungsbreite erscheint es angezeigt, die beiden extremen Werte zu verwerfen, der so korrigierte Mittelwert liegt dann bei etwa 280 kg Holz pro Schweinäquivalent.

Betrachtet man menschliche Körper in dieser Weise, so kann man die vorsichtige Annahme machen, daß zwei menschliche Leichen einem Schweinekadaver entsprechen, bzw. acht menschliche Leichen einem Rinderkadaver. Man erhält so eine Menge von etwa 140 kg Holz, die für die Verbrennung einer Leiche eingesetzt werden müßte. Je nach Holzart entspricht dieses Gewicht etwa 0,2 bis 0,3 Festmetern trockenen (!) Holzes.

2.2. Auslegung der Brennstellen

Die Quellen sind sich darin einig, daß – bei gegebener Beladung – ein schmaler und langer Brennhaufen einer mehr quadratischen Form vorzuziehen ist. Das leuchtet ein, denn eine gute Luftzufuhr ist ganz wesentlich für eine gute, d.h. heiße und rasche Verbrennung. Je weiter der Weg vom Rande des Haufens bis in die Mitte ist, desto größer ist die Gefahr, daß die Brennmasse dort nicht ausreichend brennen kann, in sich zusammenfällt und schließlich bei eher niedriger Temperatur nur noch schmort.

Viehkadaververbrennung aus der Luftperspektive. Die angeblich wesentlich größeren Verbrennungsstellen in Auschwitz hätten die ganze Umgebung unter Rauch gesetzt. Davon ist freilich auf den alliierten Luftaufnahmen nichts zu sehen.

Allgemein geben die Quellen an, daß die Breite eines Brennhaufens etwa 2,5 Meter betragen sollte, da dies der Länge einer Eisenbahnschwelle entspricht. Diese Dimension ist auch günstig in Bezug auf den Aufbau bzw. die Beladung solcher Haufen von der Längsseite aus, da die Helfer von beiden Seiten einander zuarbeiten können. Fotografien und Schemazeichnungen zeigen, daß Rinder generell in einer Schicht auf die unten liegenden Brennstoffe plaziert werden, während man Schafe und Schweine auch mehrschichtig laden kann, wobei die Höhe insgesamt 1,8 bis 2 Meter nicht überschreitet. Manuell kann man ohnehin kaum höher arbeiten, und es bestünde außerdem die Gefahr, daß der Haufen nach der Seite abkippt, etwa wegen ungleichmäßiger Verbrennung oder auch wegen einem möglichen Auftauen gefrorenen Bodens. Es ergibt sich so, senkrecht zur Längsrichtung, ein grob trapezförmiger Querschnitt von ca. 3 bis 4 m2 Fläche, bzw. einem Volumen von 3 bis 4 m3 pro laufenden Meter Herdlänge.

Wenn die geographische Lage es nicht erlaubt, eine unbegrenzte Länge auszulegen, ist es natürlich möglich, mehrere Herde nebeneinander zu bauen. In einem solchen Fall sind Sicherheitsabstände zwischen den Herden einzuhalten, besonders dann, wenn nicht alle Herde gleichzeitig gezündet werden, so daß sie sich in unterschiedlichen Phasen befinden. Für MKS-Herde wird angegeben, daß man einen Mindestabstand von 250 Metern beachten solle, die Zeugen für die polnischen Lager sprechen von einem Bereich von 50 Metern zu einem brennenden Herd, der nicht betretbar war. Entsprechendes gilt verständlicherweise auch für künstliche oder natürliche brennbare Objekte, also etwa Häuser oder Wälder.

Unter Zugrundelegung der MKS-Daten kann man also berechnen, daß für den Fall einer Gesamtlänge von 1000 Metern, ausgelegt in einer einzigen Linie eine Gesamtfläche von 500 mal 1000 m2, zuzüglich der Sicherheitszonen an jedem Ende (2 Halbkreise von je 250 m Radius), also etwas mehr als 50 Hektar benötigt würde, bei einer Aufteilung auf vier Längen von je 250 m wären sogar fast 100 Hektar (ca. 1 km2) nötig.

2.3 Dauer der Verbrennung

Die Quellen machen unterschiedliche Angaben über die Zeit, die für eine vollständige Verbrennung nötig ist, von „mindestens 24 Stunden“ bis „1 bis 2 Wochen“. Vermutlich beziehen sich die kurzen Zeiten auf tatsächliche, mit Flammen brennende Feuer, die längeren auf den Zeitraum, über den der Herd noch warm ist.

2.4 Arbeitsaufwand und andere Überlegungen

Der Bericht über die Verbrennung von 800 Schafen in Frankreich spricht von 100 Soldaten, die hier eingesetzt wurden, erwähnt aber auch eine Flotte von Lastkraftwagen (und vermutlich auch andere Hilfsmittel), die Verwendung fanden.

Viehkadaververbrennungsgrube aus der Vogelperspektive. Grube, ausgehobene Erde, massive Zerstörung von Vegetation und Aufwühlung des Erdreiches um die Grube herum – all das kann man auf den Luftaufnahmen von Auschwitz nicht sehen!

3. Die Verbrennung von Leichen im Freien in den Konzentrationslagern im Lichte der MKS-Daten

Die Beseitigung von Leichen in Konzentrationslagern unterscheidet sich von der Verbrennung von Tierkadavern in einer Reihe von Gesichtspunkten:

Aufgrund der obigen Ausführungen kann man sagen, daß für die Verbrennung einer menschlichen Leiche im Freien jeweils mindestens 0,2 bis 0,3 Festmeter trockenes Holz benötigt wird. Zusammen mit der Leiche selbst und den für eine gute Verbrennung nötigen Zwischenräumen konnte ein typisches Feuer vielleicht zwei Leichen pro Kubikmeter aufnehmen. Die optimale Auslegung der Brennhaufen, wie sie weiter oben für kleinere Tierkadaver diskutiert wurde, könnte somit eine Beladung mit etwa 8 – 10 Leichen pro laufenden Meter erlauben. Im praktischen Betrieb waren die Verhältnisse sicherlich nicht ideal, so daß die Herde weniger als die erwähnte Zahl von Leichen aufnahmen.

Daher waren für die Tagesleistungen von 5000 bis 7000 Leichen, die in den Lagern verbrannt werden mußten, ohne Zweifel Herde nötig, die bei einer Breite von 2,5 m eine Länge von 500 bis 700 m oder mehr aufwiesen.

Nach dem Aufbau wurden die Haufen gezündet und brannten dann ein bis zwei Tage, wie für die MKS-Verbrennungen berichtet wird. Aus Erfahrung mit größeren Haufen heißer Asche weiß man, daß solche Haufen durchaus noch mehrere Tage heiß bleiben, möglicherweise eine Woche nach Zündung. Danach mußten die Haufen nach Knochenresten durchkämmt und diese zermahlen werden, wofür vermutlich auch mehr als ein Tag benötigt wurde. Es ist daher realistisch anzunehmen, daß der Platz für einen bestimmten Herd auf etwa 10 Tage insgesamt belegt war, bevor dort ein neuer Herd aufgebaut werden konnte.

Für die in der Literatur erwähnte Verbrennungsleistung von täglich bis zu 7000 Leichen mußten also jederzeit insgesamt etwa 10 Herde gleichzeitig – in verschiedenen Stadien des Prozesses – vorhanden sein. Wenn man auch nur einen Abstand von 100 m zwischen zwei Herden und um die Peripherie aller Herde ansetzt, so ergibt sich eine Gesamtfläche von etwa 1000 mal 1000 m, die für solche Aktionen vorhanden gewesen sein müßte. Eine solche Fläche übersteigt bei weitem die Dimensionen, die in der Literatur diesen Lagern insgesamt zugeschrieben werden.

Absolut notwendig ist natürlich die Verfügbarkeit von Brennstoffen. Dieses Problem wird von der traditionellen Literatur überhaupt nicht behandelt, da dort die Verbrennungen keinen Brennstoff benötigen. unter der Annahme, daß trockenes Holz der Hauptbrennstoff war, kommt man auf eine Menge von 1000 bis 1500 Festmetern Holz (trocken und gesägt) das täglich in die Lager gebracht werden mußte. Das entspricht 100 oder 150 LKW-Ladungen, bzw. 50 bis 75 mittleren Güterwagen bei Eisenbahntransport, und dies täglich über mehrere Monate. Angesichts der unsicheren Transportsituation in der Kriegszeit wäre es angezeigt gewesen, eine Mindestreserve von 2 oder 3 Tagesleistungen anzulegen, also 3000 bis 5000 Festmeter Holz einzulagern. Bei einer Stapelhöhe von 2 m ist hierfür eine Lagerfläche von 1500 oder 2500 m2 erforderlich, sowie ein zusätzlicher Raum für Zu- und Abfahrtswege; die Gesamtfläche hierfür läge also ohne weiteres bei 100 mal 100 m, also einem Hektar. Diese Fläche stellt schon einen erheblichen Teil derjenigen Fläche dar, die bei Arad für die „Todeszonen“ (s.o.) dieser Lager erwähnt wird.

Bezüglich des Aufwands an Arbeitskräften für die Verbrennungen kann man aufgrund der Kriegslage annehmen, daß hier in der Hauptsache auf Zwangsarbeiter zurückgegriffen wurde und mechanische Hilfsmittel kaum zur Verfügung standen. Der bei Arad abgebildete Bagger, der auch nicht immer funktioniert haben soll, konnte keinesfalls mehr tun, als Leichen aus den Massengräbern heben und den Hilfskräften zu Füßen legen.

Es ist nicht möglich, hier eine eingehende Schilderung des Arbeitsablaufs zu geben, doch sollte man sich vor Augen halten, daß die große Fläche, die für die Verbrennungen gebraucht wurde (wenn sie überhaupt zur Verfügung stand) es nötig machte, daß die Hilfskräfte weite Wege zurückzulegen hatten, um Brennstoffe und Leichen zu den Brennstellen zu schaffen – Entfernungen von mehr als einem Kilometer in jeder Richtung sind durchaus als realistisch anzusehen.

Die Literatur erwähnt beiläufig, daß manchmal eine Feldbahn angelegt wurde. Aufgrund der geschilderten optimalen Auslegung der Brennstellen ist dies jedoch keineswegs eine praktikable Lösung, denn die Gleise hätten ja an den Herden entlang geführt und jedesmal wieder in eine neue Herdreihe verlegt werden müssen, noch dazu am besten zweispurig. Es wäre unmöglich gewesen, die Gleise in der Nähe eines brennenden Scheiterhaufens zu belassen, weil die starke Hitze den Stahl beeinträchtigt hätte. Man muß auch berücksichtigen, daß für den Transport von 7000 Leichen pro Tag und 1000 oder 1500 Tonnen Brennmaterial der Bedarf an rollendem Material nicht unerheblich gewesen wäre.

4. Schlußfolgerungen

Die in der Literatur zu den Vernichtungslagern gemachten Angaben einerseits und die Erkenntnisse aus den Verbrennungen im Zusammenhang mit MKS andererseits widersprechen sich dermaßen, daß es unmöglich ist, die Schilderungen zu akzeptieren, wonach innerhalb der Lagergrenzen von Treblinka, Sobibór und Belzec monatelang täglich Tausende von Leichen verbrannt worden seien. In diesen Lagern gab es vermutlich durchaus Einrichtungen, die eine Verbrennung von Leichen gestatteten, jedoch in einem umfang, der erheblich kleiner war, als behauptet wird. Eine großzügige Berechnung ergibt, daß sich auf den Flächen, die in der Literatur als „Roste“ ausgewiesen werden (1000 bis 1500 m2 für jedes Lager) von der Größe und der Dauer her vielleicht 1500 Leichen pro Woche verbrennen ließen, nicht jedoch mehrere zehntausend, wie immer behauptet worden ist.

Wenn man den Angaben von M. Tregenza für echte Brennstellen folgt (4 mögliche „Roste“, je 5 mal 5 Meter, also insgesamt 100m2) sinken solche Schätzungen nochmals um fast eine Größenordnung auf einige hundert Leichen, die wöchentlich so hätten beseitigt werden können. In jedem Fall liegt die Behauptung, für die Verbrennungen hätte man außer Anmachholz keine Brennstoffe gebraucht, außerhalb jeder Erfahrung und ist daher zu verwerfen. Alle Berichte über tatsächliche MKS-Feuer wie auch die Anweisungen zum Bau solcher Scheiterhaufen betonen den erheblichen Bedarf an Brennstoffen.

Da bekanntlich Verbrechen gegen die Menschlichkeit unabhängig von der Anzahl der Opfer sind, sollten diese Überlegungen nicht so interpretiert werden, solche Verbrennungen hätten in diesen oder anderen Lagern nie stattgefunden – juristische und moralische Fragen werden nach ganz anderen Gesichtspunkten entschieden als technische Dinge. Wir müssen uns jedoch mit dem Gedanken vertraut machen, daß die zwei Millionen Opfer, die diesen Vernichtungslagern zugeschrieben werden, eine Übertreibung darstellen, und daß aufgrund der vorhandenen Erkenntnisse über die Lager selbst und über die MKS-Verbrennungen in diesen Lagern insgesamt nur 3000 bis 5000 Leichen pro Woche beseitigt werden konnten. Bezogen auf die gesamte Dauer der Verbrennungen im Rahmen der „Aktion Reinhard“, also vier bis sechs Monate, sind maximal 80.000 bis 125.000 Leichen denkbar, die auf diese Weise beseitigt worden sein können.

Literatur

Anmerkungen

1
Alle Fotos von www.whale.to/m/fmd70.html.
2
Report on the Archeological Investigations at the Site of the Former NAZI Extermination Camp in Belzec, Poland, 1997–98, S. 29f. Vgl. C. Mattogno, Belzec, Castle Hill Publishers, Hastings 2004 (www.vho.org/D/b).

Tabelle über benötigte Brennstoffmengen

Beschreibung tatsächlicher MKS-Verbrennungen und Anweisungen für den Bau entsprechender Herde
Nr. Ort bzw. Quelle Rinder Schweine Schafe Schweine- äquivalent Eisenbahn-schwellen Kohle [t] Holz Heizöl [t] Stroh Länge (Meter) Holz- äquivalent [l] Holz/Schwein [kg]
1 Heddon-on-the-Wall 75 850   1150 250 75     2 LKW-Ladungen 150 185 160 kg
2 Caldbeck 500     2000 3800 700 900 Paletten 7600 60 t   1750 875 kg
3 Shadwick 401     1604 700 200         450 280 kg
4 Burdon 200   730 1770 800 290 29 t 3000 20 t 250?350? 700 370 kg
5 Epynt 300     1200 380 175 250 Paletten 2800 4 t 250?500? 400 330 kg
6 Oswestry 68 450 115 860 200 30 4 LKW-Ladungen, 200 Reifen 150 350 Ballen 60 110 130 kg
7 Oswestry 45 Kühe, 10 Kälber   90 320 150 25 2 LKW-Ladungen, 100 Reifen 150 250 Ballen 45 75 235 kg
8 FAO 1 oder 4 oder 4 geschorene oder 3 ungesch. 4 1 0,2 35 kg 5 1 Ballen   0.5 125 kg
9 DOH 1     (4) 3 1 40 kg   1 Ballen   2.3 575 kg
10 Bondues, Frankreich     818 1100 350 60 56 m3 (60 t?) 10 t 100 190 170 kg
Mittelwert: 325 kg
Korr. Mittelwert: 280 kg

Zum Zweck der Darstellung wurden die Brennwerte der einzelnen Brennstoffe als entsprechende Äquivalente für Holz ausgedrückt. Angesichts gewisser Unsicherheiten in den Angaben (Strohballen, LKW-Ladungen usw.) mußten manche Berechnungen geschätzt werden. Der Beitrag der Kohle und des Holzes war jedoch in allen Fällen der wesentliche Wert. Eine Eisenbahnschwelle wurde mit 2,5 mal 0,3 mal 0,2 m und einer Dichte von etwa 0,5 eingesetzt.

Quellen für die jeweilige Nummer

  1. The Guardian, 26. Februar 2001;  The Times, 26. Februar 2001; Der Spiegel, SPIEGEL ONLINE – 26. Februar 2001, 06:53; www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,119729,00.html
  2. The Guardian, 28. April 2001
  3. The Independent, 19. März 2001
  4. Financial Times, 5. März 2001, The Times, 2. März 2001
  5. Current Concerns, P.O. Box 927, CH-8044 Zürich, Archiv, 2. Januar 2002
  6. Village Tidings, ISSN 1353 2243, c/o Ferryhouse, Bolton Abbey, nr. Skipton, N Yorks BD23 6HB; e-mail: [email protected], Bd. 39, Sommer 2001 (Dieser Herd, wie auch Herd Nr. 7, wurde während der MKS-Epidemie des Jahres 1968 betrieben)
  7. ditto
  8. www.fao.org/livestock/agah/empres/gemp/resources/prnt-stamping-out.html
  9. www.doh.gov.uk/fmdguidance/disposalriskassessmentannexes.pdf
  10. La Voix du Nord, 6. März 2001, „Un bûcher de 100 m de long pour 600 moutons“