3.4.2.5. Kapazität von Schutzfiltern
Filtergeräte zum Schutz vor gesundheitsgefährdenden und/oder lebensgefährlichen Gasen und Dämpfen werden unterteilt a) in Typen nach der Art des herauszufilternden Gases und b) in Klassen nach der Aufnahmekapazität. Filter der Klasse 3 mit großer Aufnahmekapazität sind in extern, meist seitlich zu tragenden Behältern untergebracht, da sie zum Tragen an der Maske zu schwer sind. Die Verbindung zur Maske wird per Schlauch hergestellt. Filter der Klasse 2 werden auf die Masken aufgeschraubt und bilden das Gros der verwendeten Filtertypen. Filter der Klasse 1 sind häufig Steckfilter.
Die Gebrauchsdauer von Gasfiltern ist abhängig von:
Das Deutsche Institut für Normung hat freilich auch für Filter Mindestwerte der Durchbruchszeiten unter Standardprüfbedingungen bestimmt. Die Bedingungen sind:
In Tabelle 12 sind die Werte für verschiedene Filtertypen mit dazugehörigen häufigen Schadgasen angegeben.
Die Blausäure-Schutzmasken der Alliierten aus damaliger Zeit waren von der Klasse 3 mit extern zu tragenden Filtern. Die Tragedauer solcher Filter wird bei schwerer Arbeit und 0,05 Vol.% Blausäure mit 3 bis 5 Stunden angegeben. Bei Konzentrationen über 1 Vol.% bricht selbst durch diese Geräte das Gas schnell durch[257]. Tabelle 11: Höchstzulässige Schadstoffkonzentration von Schutzfiltern[258] Gasfilterklasse höchstzulässige Schadstoffkonzentration 1 0,1 Vol.%; 1000 ml m–3 (ppm) 2 0,5 Vol.%; 5000 ml m–3 (ppm) 3 1,0 Vol.%; 10000 ml m–3 (ppm) Kurzzeitiges Überschreiten der Tabellenwerte bis zum Doppelten ist zulässig.
Für die deutschen Filtergeräte, die während des Zweiten Weltkrieges in der Entlausung mit Blausäure zum Einsatz kamen, gibt es einen Erfahrungsbericht von R. Queisner[259]. Die seinerzeit eingesetzten Filtereinsätze »J« und »G« waren speziell für den Einsatz in blausäurehaltiger Atmosphäre entwickelt worden und hatten nach Lieferangaben eine Haltbarkeit von 30 min. bei einer Spitzenbelastbarkeit von 1 Vol.%. Da der Maskenträger bei Entlausungsaktionen nur geringen Blausäuremengen ausgesetzt ist (bei Präparateauslegung und nach Beendigung der Aktion ist die Blausäurekonzentration jeweils sehr niedrig), hat die Erfahrung gezeigt, daß eine mehrstündige Verwendung dieser Filter möglich ist.
Nach Schmidt[181] atmet der in Ruhe befindliche Mensch ungefähr 14 Liter Luft pro Minute. Bei starker körperlicher Anstrengung kann der Luftbedarf bis auf Werte von 50 bis 60 Liter pro Minute ansteigen, im Extremfall auch auf 100 - 120 Liter.
Wenn nach Pressac und in Übereinstimmung mit den Zeugenaussagen bei den Vergasungen mit einer theoretischen Endkonzentration von 1 Vol.% gearbeitet wurde, so müßten die Gefangenen des Sonderkommandos die Leichen aus den nicht lüftbaren 'Gaskammern' der Krematorien IV und V sowie den Bauernhäusern I/II mit Gasmasken herausgetragen haben. Ausgestattet mit Gasfiltern der Klasse 2 wären sie damit über lange Zeiträume bei schwerer körperlicher Arbeit einer hohen Giftgaskonzentration ausgesetzt gewesen. Dies hätte mit Sicherheit zu Vergiftungserscheinungen geführt, da Blausäure besonders gut über die schweißnasse Haut aufgenommen wird.
Tabelle 12: Mindestdurchbruchszeiten von Filtern nach DIN 3181 Teil 1 in Minuten[260]. |
|||||
Durchbruchs- |
Klasse 1 |
Klasse 2 |
Klasse 3 |
||
Typ |
Prüfgas |
kriterium |
Prüfkon- |
Prüfkon- |
Prüfkon- |
(ppm) |
zentration |
zentration |
zentration |
||
0,1 Vol.% |
0,5 Vol.% |
1,0 Vol.% |
|||
A |
CCl4 |
10 |
80 |
40 |
60 |
B |
Cl2 |
1 |
20 |
20 |
30 |
H2S |
10 |
40 |
40 |
60 |
|
HCN |
10* |
25 |
25 |
35 |
|
E |
SO2 |
5 |
20 |
20 |
30 |
K |
NH3 |
25 |
50 |
40 |
60 |
* bezogen auf HCN + (CN)2 |