IX. 1. September 1939: Vom "begrenzten Konflikt" zum Weltkrieg
Hitlers maßvolles Memorandum
"Es ist in der Tat schwer zu bestreiten, daß keine deutsche Regierung weniger fordern konnte, als es Hitler in seinen Vorschlägen tat." (vgl. Freund, M., Historiker, "Weltgeschichte ...", Freiburg, 1954, S. II, 231)
"Auch der schärfste Feind des Dritten Reiches wird keinen Widerspruch erheben können, wenn es in dem Memorandum (= deutsche Vorschläge zur Lösung der Fragen um "Korridor" und "Danzig") heißt, daß niemand, der die Verhältnisse in Danzig und im Korridor kenne, bei unvoreingenommener Beurteilung bestreiten könne, daß die deutschen Vorschläge das Minimum dessen enthielten, was vom Standpunkt unverzichtbarer deutscher Interessen gefordert werden mußte." (vgl. Rubin, Berthold "War Deutschland allein schuldig?", DSZ-Verlag München, 1988, S. 313, zit. nach Splittgerber, H. "Unkenntnis oder Infamie?", Verlag "Der Schlesier", Recklinghausen, S. 7)
Polnische Expansion
In einer Denkschrift "Ziele der polnischen Außenpolitik" wurde schon 1931 als zu erstrebende Westgrenze die Oder-Neiße-Linie bezeichnet. (Graebe, polnischer Sejm) (vgl. Walendy "Wahrheit", a.a.O., S. 146)
Der polnische Westmarkenverband schrieb 1926: "Die natürliche Grenze Polens ist im Westen die Oder, im Osten die mittlere und untere Düna ..." (vgl. Splittgerber, H., a.a.O., S. 6)
C.J. Burckhardt, Völkerbund-Kommissar für Danzig, stellte "gewisse Anzeichen von polnischem Imperialismus fest ..." (vgl. Walendy, "Wahrheit", a.a.O., S. 190)
Der italienische Außenminister Graf Sforza sagte, daß nach der Polen "ewigen Ansprüchen und uferlos wachsenden Forderungen halb Europa ehemals polnisch gewesen wäre und wieder polnisch werden müsse" (Linie bis Berlin) (vgl. Grimm, F. "Frankreich und der Korridor", Hamburg, 1939, S. 279)
"Die Polen haben das letzte Gefühl für Maß und Größe verloren. Jeder Ausländer, der in Polen die neuen Landkarten betrachtet, worauf ein großer Teil Deutschlands bis in die Nähe von Berlin, weiter Böhmen, Mähren, Slowakei und ein riesiger Teil Rußlands in der überaus reichen Phantasie der Polen bereits annektiert sind, muß denken, daß Polen eine riesige Irrenanstalt geworden ist" (vgl. Ward Hermans, flämischer Schriftsteller, 3.8.39, bei Lenz, F., Nie wieder München, Heidelberg 1965, Bd. I, S. 207)
"Wir sind bereit zu jedem Kriege, sogar mit dem stärksten Gegner ..." (vgl. Polska Zbrojna, 25. März 1939, zit. bei Walendy, "Historische Tatsachen", a.a.O., Heft 39, S. 16)
"Polen will den Krieg mit Deutschland, und Deutschland wird ihn nicht vermeiden können, selbst wenn es das wollte." (Rydz-Smigly, Generalinspekteur der polnischen Armee in einem öffentlichen Vortrag vor polnischen Offizieren, Sommer 1939) (vgl. Splittgerber, "Unkenntnis ...", a.a.O. S. 7)
"Es wird die polnische Armee sein, die in Deutschland am ersten Tage des Krieges einfallen wird" (Erklärung des polnischen Botschafters in Paris am 15.8.1939) (vgl. Freund, M. "Weltgeschichte, a.a.O. Bd. III, S. 90)
"Wir sind uns über den Bluff von Deutschland und Italien vollkommen im klaren. Ebenso wie die jüngeren Herren unseres Stabes bin ich auch persönlich der Meinung, daß wir mit dem Kriege anfangen sollten, und zwar gleich." (Oberstleutnant Chamberlain, Mitglied der englischen Militärmission in Portugal, zum polnischen Militärattaché in Lissabon. (vgl. Geheimschreiben des Polnischen Generalstabes in Warschau an das polnische Ministerium des Auswärtigen vom 8. August 1938. Zit.nach "Polnische Dokumente zur Vorgeschichte des Krieges", herausgeg. vom Auswärtigen Amt der Deutschen Regierung, Basel, 1940, Nr. 3, Faks., Viöl, 1995, S. 12)
Ausbruch des Krieges
Hitler erteilte am 31.8.1939 um 18,40 Uhr den Befehl zum Einmarsch in Polen zum 1.9.1939, 4.45 Uhr.
Hitlers Formulierung am Morgen des 1. September 1939: "Seit 5.45 Uhr wird zurückgeschossen"
Dem 1. September 1939 (4.45 Uhr) war vorausgegangen, daß Polen auf keinen Fall über irgendeine Lösung der unhaltbaren Korridor-Frage verhandeln wollte. Polen lehnte jede Verhandlung über die rein deutsche Stadt Danzig ab.
Bis in die 30er Jahre waren 180.000 Deutsche aus den "Korridor-Gebieten", die zuvor deutsch waren, vertrieben worden. Die verbliebene deutsche Minderheit wurde bis zum Ausbruch des Krieges 1939 von Polen schwer bedroht, z.B. durch systematische Enteignung und Polonisierung.
Hier drängt sich ein Vergleich auf mit den "ethnischen Säuberungen" als Maßnahmen der Kriegspolitik in den noch aktuellen jugoslawischen Konflikten.
Allen Vorschlägen Hitlers gegenüber benahm sich Polen äußerst ablehnend und aggressiv.
Am 29.8.1939 bot Hitler einen "Sechzehn-Punkte-Vorschlag" zur friedlichen Lösung der deutsch-polnischen Probleme. (vgl. Punkt VII dieser Arbeit)
Am 30. August 1939 – nach provokativen Grenzverletzungen von seiten Polens – erklärte Polen die "Generalmobilmachung" (= Übergang von Friedens- in Kriegszustand).
Ebenfalls am 30. August 1939 wurde der deutsche Konsul Schillinger in Krakau ermordet, neben zahlreichen anderen Deutschen.
Am 31. August 1939 lehnte Polen ein letztes Verhandlungsangebot Hitlers ab und erklärte im Warschauer Rundfunk, daß "Polens Antwort nur eine militärische" sein könne (23 Uhr). Um 24 Uhr meldete der Sender: "Wir sind auf dem siegreichen Vormarsch nach Berlin. ... Die deutschen Truppen gehen an der ganzen Front in Unordnung zurück ... ." Polnische Artillerie beschoß die deutsche Stadt Beuthen.
Ab. 1. September wurde dann "zurückgeschossen". Einmarsch in Polen "aus humanitären Gründen zum Schutze deutscher Menschen". Danach kam es zum Massenmord an Deutschen (ca. 15.000). Allein in Bromberg wurden über 5.000 Deutsche ermordet ("Bromberger Blutsonntag").
Am 3.9.1939 erklärten England und Frankreich dem Deutschen Reich den Krieg.
Am 17. September 1939 marschierte auch die Sowjetunion in Polen ein und annektierte mit Waffengewalt mehr als die Hälfte des polnischen Staates. Ohne Kriegserklärung. Logischerweise hätten nun England und Frankreich auch der Sowjetunion den Krieg erklären müssen. Dies geschah aber nicht! Daran erkennt man, daß es den Westalliierten offenbar nur darum ging, einen Krieg mit Deutschland auszulösen mit dem Endziel seiner Zerschlagung.
Alleinschuld Deutschlands? –
Ernst von Weizsäcker, Vater des Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker, sandte am 3. September 1939 als Staatssekretär und damit Stellvertreter von Hitlers Außenminister Ribbentrop folgende Bekanntmachung an die deutschen diplomatischen Missionen im Ausland (zu finden in "Dokumente zur Vorgeschichte des Krieges", Auswärtiges Amt Berlin, Nr. 382):
"Nachdem Versuch direkter deutsch-polnischer Aussprache durch Nichterscheinen polnischer Bevollmächtigter trotz zweitägigen Wartens deutscher Regierung ergebnislos geblieben war und wir gezwungen waren, polnische militärische Übergriffe mit Übergang zu militärischer Aktion zu erwidern, forderten England und Frankreich am 1. September von uns Zurückziehung deutscher Truppen von polnischem Gebiet. Kriegsgefahr schien jetzt noch beschworen werden zu können durch Eingreifen Mussolinis, der Waffenstillstand und anschließende Konferenz zur Lösung deutsch-polnischen Konflikts vorschlug. Dieser Vorschlag ist von uns und auch von französischer Regierung positiv beantwortet worden; britische Regierung hat hingegen heute mit zweistündiger Befristung Forderung Zurückziehung deutscher Truppen wiederholt und sich nach Ablauf dieser Zeit als im Krieg mit Deutschland befindlich erklärt. Frankreich ist dann mit Mitteilung gefolgt, daß es sich gezwungen sehe, Polen beizustehen. Vernünftige deutsch-polnische Regelung wäre ohne Englands Dazwischentreten und seine antideutsche Einkreisungspolitik sicher längst zu erzielen gewesen. Statt aber Polen zum Einlenken zu ermahnen, hat England ihm Generalvollmacht gegen Deutschland erteilt, sich selbst in Abhängigkeit von Polens Entschlüssen gebracht und schließlich im letzten Augenblick auch noch Vorschlag Mussolinis durch sein Verhalten zum Scheitern verurteilt. Damit ist Saat der Männer aufgegangen, die in England seit Jahren Vernichtung Deutschlands predigen. Dieser Verlauf der Ereignisse zeigt klar volle Verantwortlichkeit Englands für Kriegsausbruch."
"Kein Krieg war (von seiten Englands) leichter zu vermeiden gewesen als der letzte Schrecken" (= der Zweite Weltkrieg) (Churchill, Rede in Metz, Juli 1946) (vgl. Walendy, "Wahrheit für Deutschland", a.a.O., S. 62)
"England und Frankreich haben den Krieg erklärt. Nicht Deutschland, sondern England und Frankreich haben die Friedensvorschläge zurückgewiesen ... Die englischen und französischen Imperialisten wollen diesen Krieg in einen Weltkrieg verwandeln" (vgl. Prawda, 26.1.1940, bei Härtle, H. "Die Kriegsschuld der Sieger", Göttingen 1966, S. 322)
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