Schlußfolgerung

Das Konzentrationslager Majdanek war eine Stätte des Leidens.

Die dort inhaftierten Menschen litten unter katastrophalen hygienischen Verhältnissen, Epidemien, zeitweise völlig unzulänglicher Ernährung, zermürbender Schwerarbeit, Schikanen. Über 40.000 Majdanek-Häftlinge fanden hauptsächlich durch Krankheiten, Entkräftung und Unterernährung den Tod; eine unbekannte Zahl wurde hingerichtet.

Den wirklichen Toten von Majdanek gebührt unser Respekt, so wie allen Opfern von Krieg und Unterdrückung unser Respekt gebührt, welcher Nation sie auch immer angehören mögen. Doch erweisen wir den Toten keine Ehre, wenn wir ihre Zahl aus politisch-propagandistischen Gründen um das Mehrfache überhöhen und über die Art, wie sie den Tod gefunden haben, Behauptungen aufstellen, die jeglicher Grundlage entbehren.

Je länger der Zweite Weltkrieg zurückliegt, desto weniger gibt es eine Rechtfertigung dafür, zusätzlich zu dem wirklichen Leiden und dem wirklichen Sterben im Lubliner Lager eine gigantische, in Gaskammern und durch Massenerschießungen verübte Schlächterei zu postulieren, für die es nicht die Spur eines Beweises gibt und gegen die zahlreiche erdrückende Argumente sowohl historischer als auch technischer Natur sprechen.

Die zu Beginn der neunziger Jahre in Polen erfolgte Reduzierung der Opferzahl von Majdanek wurde damit begründet, daß die wissenschaftsfremden Erwägungen, die in der Vergangenheit eine Übertreibung der wirklichen Zahl erfordert hätten, hinfällig seien. Wenn dem tatsächlich so ist, dürfen wir von den polnischen Historikern, die sich im Gegensatz zu den westlichen immerhin um die Erforschung der Ereignisse in Majdanek bemüht haben, erwarten, daß sie den Ballast der stalinistischen Geschichtsschreibung vollständig und nicht nur bruchstückweise in kleinen Portionen über Bord werfen und die Konsequenzen, die sich aus der Dokumentenlage sowie der physischen Beschaffenheit gewisser Räumlichkeiten auf dem Gelände des ehemaligen Lagers Majdanek unausweichlich ergeben, offen aussprechen.

Eine wirkliche und dauerhafte Aussöhnung zwischen dem deutschen und dem polnischen Volk, die sich gerade die - beiden Völkern freundschaftlich verbundenen - Autoren dieses Buches wünschen, kann nur auf der Grundlage der ungeteilten Wahrheit gedeihen!


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