2. Adolf Hitler
Hitlerzitate werden meistens mit der Behauptung eingeleitet, Hitler habe bereits in seinem Buch "Mein Kampfa die Vernichtung der Juden mit Hilfe von Gas angekündigt. Man bezieht sich hierfür auf folgende Sätze aus dem Buch Adolf Hitlers [112]:
"Hätte man zu Kriegsbeginn und während des Krieges einmal zwölf- oder fünfzehntausend dieser hebräischen Volksverderber so unter Giftgas gehalten, wie Hunderttausende unserer allerbesten Arbeiter aus allen Schichten und Berufen es im Felde erdulden mußten, dann wäre das Millionenopfer der Front nicht vergeblich gewesen. Im Gegenteil: Zwölftausend Schurken zur rechten Zeit beseitigt, hätte vielleicht einer Million ordentlicher, für die Zukunft wertvoller Deutscher das Leben gerettet."
Diese Sätze finden sich im 15. Kapitel des 2. Bandes von "Mein Kampf", das die Überschrift "Notwehr als Recht" trägt. Hitler greift darin den internationalen Marxismus an, der insbesondere in Deutschland vor allem von Juden geführt wurde. Er wendete sich jedoch keineswegs gegen das Judentum an sich und forderte schon gar nicht dessen allgemeine Ausrottung. Aus diesen 1925 geschriebenen Sätzen, die sich ausschließlich auf die Lage im 1. Weltkrieg bezogen, läßt sich also in keiner Weise eine allgemeine "Idee" Hitlers zur Vernichtung, ja ganz konkret zur "Vergasung" der Juden herleiten, wie z. B. Bracher es verallgemeinernd darstellt [113]. Man kann bei einer objektiven Interpretation dieser Aussage Hitlers nicht außer Betracht lassen, daß sie sich auf die Vergangenheit und überdies nur auf einen ganz bestimmten Tatbestand bezog. Allein aus Hitlers Sicht des deutschen Zusammenbruchs im 1. Weltkrieg und wohl auch aus seiner eigenen Erfahrung mit dem von den Engländern damals begonnenen Gaskrieg läßt sich diese Äußerung erklären [114]. Sie war nichts weiter als eine emotionelle Phrase, nicht dagegen der Keim eines Plans für die Zukunft, wie ja überhaupt das Buch "Mein Kampf" weniger programmatischen als propagandistischen Charakter hatte [115].
Es liegt nahe, in diesem Zusammenhang daran zu erinnern, daß der Jude Kurt Tucholsky für jene bürgerlichen Schichten, die seinen Pazifismus nicht teilten, die folgenden menschenfreundlichen Wünsche bereithielt [116]:
"Möge das Gas in die Spielstuben eurer Kinder schleichen. Mögen sie langsam umsinken, die Püppchen. Ich wünsche der Frau des Kirchenrats und des Chefredakteurs und der Mutter des Bildhauers und der Schwester des Bankiers, daß sie einen bitteren qualvollen Tod finden, alle zusammen."
Es soll hier gewiß nicht behauptet werden, Tucholsky habe den Gasmord am deutschen Volk gepredigt oder gar geplant. Doch wäre es interessant, zu erfahren, welche Erklärung jene, die Hitler auf Grund seiner oben zitierten Aussage als den Urheber angeblicher Gasmorde am jüdischen Volk hinstellen möchten, für diese weit drastischeren Sätze des Herrn Tucholsky haben.
Hitlers erste Äußerungen, in denen er in bezug auf "die Juden" oder "das Judentuma ganz allgemein und zugleich konkret von "Vernichtunga oder "Ausrottunga spricht, stammen aus dem Jahre 1939, einer Zeit also, zu der die Hetze des Weltjudentums gegen das deutsche Volk -- wie zu Beginn dieses Abschnitts gezeigt wurde -- längst bemerkenswerte Höhepunkte erreicht hatte. Vor allem wird auf Hitlers Reichstagsrede vom 30. Januar 1939 hingewiesen, in der er u.a. folgendes erklärte [117]:
"Wenn es dem internationalen Finanzjudentum innerhalb und außerhalb Europas gelingen sollte, die Völker noch einmal in einen Weltkrieg zu stürzen, dann wird das Ergebnis nicht die Bolschewisierung der Erde und damit der Sieg des Judentums sein, sondern die Vernichtung der jüdischen Rasse in Europa."
Daß diese Worte nichts weiter als eine Antwort auf die ständigen Kriegsdrohungen maßgebender zionistischer Kreise waren, ist unverkennbar. Sie sollten offensichtlich eine an die Adresse der zionistischen Kriegshetzer gerichtete Warnung sein. So meint denn auch Härtle, daß mit diesem Text allenfalls der unbedingte Friedenswille Hitlers bewiesen werden könne; dieser habe nicht den Krieg herbeiführen wollen, um die Juden ausrotten zu können, sondern er habe mit der Judenvernichtung gedroht, um einen Krieg zu verhindern [118]. Mit dem von ihm in diesem Zusammenhang gewählten Begriff "Vernichtunga paßte Hitler sich nur dem Wortschatz seiner zionistischen Gegner an. Will man diese nicht wörtlich nehmen, so kann man nicht ohne weiteres das Gegenteil bei Hitlers Äußerungen tun. Starke Worte gehörten -- wie gesagt -- zum unumgänglichen Vokabular damaliger Redner. Churchill und Roosevelt beispielsweise verhielten sich auch nicht anders.
Im übrigen zeigt aber auch der stets verschwiegene Zusammenhang, in dem die damaligen Ausführungen Hitlers standen, ziemlich eindeutig, daß dieser tatsächlich an nichts weniger dachte als an eine physische Ausrottung der Juden. Er setzte nämlich seine Rede wie folgt fort:
"Denn die Zeit der propagandistischen Wehrlosigkeit der nichtjüdischen Völker ist zu Ende. Das nationalsozialistische Deutschland und das faschistische Italien besitzen jene Einrichtungen, die es gestatten, wenn notwendig, die Welt über das Wesen einer Frage aufzuklären, die vielen Völkern instinktiv bewußt, nur wissenschaftlich unklar ist.
Augenblicklich mag das Judentum in gewissen Staaten seine Hetze betreiben unter dem Schutz einer dort in seinen Händen befindlichen Presse, des Films, der Rundfunkpropaganda, der Theater, der Literatur usw. Wenn es diesem Volk aber noch einmal gelingen sollte, die Millionenmassen der Völker in einen für diese gänzlich sinnlosen und nur jüdischen Interessen dienenden Kampf zu hetzen, dann wird sich die Wirksamkeit einer Aufklärung äußern, der in Deutschland allein schon in wenigen Jahren das Judentum restlos erlegen ist."
Hitler drohte also für den Fall eines neuen Weltkriegs mit nichts anderem als der politischen Ausschaltung des internationalen Zionismus durch eine wirksame Aufklärung der Völker über dessen Rolle. Er ging hierbei -- ob zu Recht oder zu Unrecht mag dahingestellt bleiben -- davon aus, daß die Erhaltung des Weltfriedens in erster Linie von der Haltung des Weltjudentums abhing, dessen Einfluß auf alle Regierungen außerordentlich stark war [119].
Ähnliche Drohungen Hitlers erfolgten übrigens auch noch nach Kriegsbeginn. Auch sie werden in der Literatur als "Beweis" für den Vernichtungswillen Hitlers gegenüber dem jüdischen Volk angeführt. Tatsächlich sollten aber auch sie wohl eher das wiederholte Bemühen Hitlers, die westlichen Alliierten zum Einlenken zu bewegen, unterstützen.
So wird beispielsweise darauf hingewiesen, Hitler habe am 30. Januar 1941 dem gesamten Judentum Europas gedroht, daß es "im Falle eines neuen Weltkrieges seine Rolle ausgespielta haben würde. Ferner soll Hitler in einer Rede vom 30. Januar 1942 geäußert haben, daß das Ergebnis des Krieges "die Vernichtung des Judentums in Europaa sein werde. Und am 24. Februar 1942 soll Hitler "prophezeita haben, daß "durch diesen Krieg nicht die arische Menschheit vernichtet, sondern der Jude ausgerotteta werden würde [120]. Ähnlich äußerte sich Hitler in weiteren Reden, die zu zitieren wirklich nicht der Mühe lohnt.
Das alles ist nämlich nicht besonders aufregend, wenn man es den vergleichbarenv nicht weniger stark formulierten Verlautbarungen führen der Vertreter der alluerten Kriegsgegner Deutschlands und maßgebender Zionisten gegenüberstellt. Wie gesagt, man gebrauchte damals allgemein starke Worte gegenüber dem Gegner. Auch war die "Prophezeiung" Hitlers über die Ausrottung der Juden im Zeitpunkt der zitierten Reden keineswegs erfüllt; sie war es nicht einmal bei Beendigung des Krieges [121]. Vor allem aber findet sich in Hitlers Reden und sonstigen Äußerungen nicht ein einziger Hinweis auf die angebliche Rolle der KL und unter diesen insbesondere des Lagers Auschwitz-Birkenau als der Zentren der angeblich geplanten Massenvernichtung jüdischer Menschen.
Alle Behauptungen über Hitlers Judenvernichtungspolitik während des Krieges passen schließlich überhaupt nicht zu jener Äußerung, die Hitler gegen Ende des Krieges, nämlich am 13. 2. 1945, gemacht haben soll und die folgendermaßen lautet [122]:
"Wenn ich den Krieg gewinne, so mache ich der jüdischen Herrschaft in der Welt ein Ende, ich versetze ihr den Todesstoß. Und wenn ich diesen Krieg verliere, so werden sie dieses Sieges nicht froh. Denn die Juden werden darüber den Kopf verlieren. Sie werden ihre tJberheblichkeit bis zu einem solchen Grade steigern, daß sie selbst die Reaktion herausfordern."
Diese Äußerung ist überaus bemerkenswert. Denn zu diesem Zeitpunkt waren ja, wenn man der Umerziehungsliteratur folgt, die im deutschen Machtbereich befindlichen Juden weitgehend ausgerottet. Hitler plante jedoch nach dieser Äußerung lediglich, "der jüdischenHerrschaft in der Welt" ein Ende zu bereiten, was doch wohl etwas völlig anderes ist als die physische Vernichtung der Juden. Sie kann also selbst damals, als der Krieg sich dem Ende zuneigte, noch nicht Hitlers Ziel gewesen sein. Das zeigt auch der Wortlaut von Hitlers politischem Testament in der Form, die das Internationale Militär-Tribunal von Nürnberg veröffentlicht hat. Es heißt darin u.a.[123]:
"Ich habe aber auch keinen Zweifel darüber gelassen, daß, wenn die Völker Europas wieder nur als Aktienpakete dieser internationalen Geld- und Finanzverschwörer angesehen werden, dann auch jenes Volk zur Verantwortung gezogen werden wird, das der eigentlich Schuldige an diesem mörderischen Ringen ist: das internationale Judentum! Ich habe weiter keinen darüber im Unklaren gelassen, daß dieses Mal nicht nur Millionen Kinder von Europäern der arischen Völker verhungern werden, nicht nur Millionen erwachsener Männer den Tod erleiden und nicht nur Hunderttausende an Frauen und Kindern in den Städten verbrannt und zu Tode bombardiert werden dürften, ohne daß der eigentlich Schuldige, wenn auch durch humanere Mittel, seine Schuld zu büßen hat."
Zweierlei ist daran bemerkenswert. Einmal ist es die Tatsache, daß Hitler offenbar selbst kurz vor seinem Tode von einer Massenvernichtung der Juden in "Vernichtungslagern" nichts wußte. Er hätte sein politisches Testament sonst sicherlich anders formuliert. Seiner Wesensart hätte es entsprochen, die damals angeblich bereits vollzogene Ausrottung der europäischen Juden triumphierend festzustellen, wenn sie wirklich stattgefunden hätte. Zum andern spricht Hitler nur davon, daß auch der "Schuldige an diesem mörderischen Ringen", das "internationale Judentum" -- also nicht "die Juden" [124] -- einmal "zur Verantwortung gezogen" werde und "seine Schuld zu büßen" habe, wenn auch "durch humanere Mittel". Hitler dachte also selbst für den Fall, daß einmal die Möglichkeit hierzu bestehen sollte, offensichtlich nicht an eine physische Ausrottung der Juden, sondern lediglich an eine Art Bestrafung ihrer Führungsschicht, die er nach seinen eigenen Worten jedoch human gehandhabt wissen wollte. Diese Äußerung kann sich nur auf die Zeit nach einem vom ihm damals wohl noch erhofften deutschen Sieg beziehen. Sie ist also als Mahnung und Auftrag an seine Nachfolger zu verstehen.