3. Heinrich Himmler

Neben Hitler ist es vor allem Himmler, in dessen Reden man beweiskräftige Anhaltspunkte für den behaupteten Judenmord aus rassischen Gründen zu finden meint. Reden dieser Art oder entsprechende Auszüge daraus sind von den amerikanischen Historikern Bradley F. Smith und Agnes F. Peterson unter dem reißerischen Titel "Heinrich Himmler -- Geheimreden 1933 bis 1945" veröffentlichtund kommentiert worden. Natürlich ist es unsinnig, eine vor einem mehr oder weniger großen Kreis von Zuhörern gehaltene Rede als Geheimrede zu bezeichnen. Auch ist nicht bekannt, daß Himmler selbst jemals seine Reden so bezeichnet hätte. Doch erhoffte man sich von diesem Buchtitel wohl einen besseren Verkaufserfolg.

Nach den "Bemerkungen zur Edition" am Schluß des Buches (Seite 267) wurden die Reden in den von den USA erbeuteten Akten des "Persönlichen Stabes RFSS" aufgefunden. Sie sollen sich heute im Bundesarchiv Koblenz befinden und wurden vor ihrer Rückgabe in den USA auf Mikrofilm aufgenommen. Ob sie in jeder Hinsicht authentisch sind, muß jedoch bezweifelt werden.

Himmler entwickelte seine Reden gewöhnlich aus Notizen, die er selbst niederschrieb und die manchmal nicht mehr als ein Dutzend Worte enthielten. Unter den vorliegenden Dokumenten befinden sich nach Angaben der Autoren Smith/Peterson nur vier oder fünf vollständig vorbereitete Texte. Um welche es sich dabei handelt, sagen die Autoren nicht. Himmlers Reden wurden allerdings mitstenographiert, seit Ende 1942 auch durch häufige -- nicht ständige -- Benutzung zweier Schallplattenaufnahmegeräte aufgezeichnet. Diese Geräte sollen aber schlecht gearbeitet und große Lücken in der Aufnahme hinterlassen haben. Ab 1943 wurde dem Untersturmführer Werner Alfred Venn die alleinige Verantwortung für die Herstellung und Aufbewahrung der Aufzeichnungen übertragen, während vorher die Verantwortlichkeit offenbar nicht klar geregelt war. Venn soll den Text der Reden, nachdem sie gehalten waren, in die Schreibmaschine geschrieben und teilweise korrigiert (!) haben, wobei er angeblich den Sinn "kaum oder überhaupt nicht" veränderte [125].

Man kann sich gut vorstellen, welche Fehlerquellen beim Zustandekommen solcher "Dokumente" mitgewirkt haben mögen, abgesehen davon, daß auch bei der "Auswertung" der Akten des Persönlichen Stabes RFSS durch die amerikanischen Behörden mancherlei Manipulationsmöglichkeiten bestanden und wohl auch wahrgenommen wurden. Einzelne Reden Himmlers gehörten nämlich zum "Beweismaterial" des IMT im Prozeß gegen die sog. Hauptkriegsverbrecher [126].

Von den Autoren Smith/Peterson wird weiter behauptet, Venn habe die von ihm schriftlich niedergelegten Redemanuskripte nachträglich d. h. nachdem die Reden gehalten waren -- an Himmler gesandt und dieser habe dann seinerseits noch "geringfügige Änderungen" vorgenommen [127]. Man fragt sich, welchen Sinn das wohl gehabt haben sollte. Denn da es sich ja um "Geheimreden" handelte, kam eine nachträgliche Veröffentlichung doch wohl nicht in Betracht. Außerdem muß bezweifelt werden, daß Himmler überhaupt die Zeit hatte, diese ihm angeblich nachträglich vorgelegten Redemanuskripte nochmals genau zu prüfen, zumal da ihm dies nutzlos erscheinen mußte, weil die Reden ja längst gehalten waren. Die Frage, woher die Autoren diese intimeren Einzelheiten wissen, muß ohnehin offen bleiben.

Trotz der grundsätzlichen Zweifel daran, ob die Himmler-Reden tatsächlich so gehalten wurden, wie sie seit dem Zusammenbruch des Reiches einer entrüsteten Weltöffentlichkeit dargeboten werden, sollen die zur Stützung der Judenmordthese stets wiederholten Passagen daraus hier ebenfalls behandelt werden. Zieht man sie doch fast immer auch zur Bekräftigung der angeblichen Gaskammermorde in Auschwitz heran, obwohl in ihnen ebenfalls keinerlei Hinweis auf Auschwitz oder ein anderes "Vernichtungslager" zu finden ist.

Vor allem wird immer wieder eine von Himmler am 4. Oktober 1943 in Posen auf einer SS-Gruppenführertagung gehaltene Ansprache zitiert, mit der er im wesentlichen einen Gesamtüberblick über die Lage zu Beginn des 5. Kriegsjahres gab, dabei aber auch -- verhältnismäßig kurz -- auf die "Judenevakuierung" zu sprechen kam. So jedenfalls ist dieser Abschnitt der Rede im Wortlaut des Redemanuskripts, das als Beweisdokument PS-1919 dem Nürnberger Gerichtshof vorgelegt wurde, überschrieben. Himmler soll sich nach diesem Dokument hierzu folgendermaßen geäußert haben [128]:
"Ich will hier vor Ihnen in aller Offenheit auch ein ganz schweres Kapitel erwähnen. Unter uns soll es einmal ganz offen ausgesprochen sein, und trotzdem werden wir in der Öffentlichkeit nie darüber reden... Ich meine jetzt die Judenevakuierung, die Ausrottung des jüdischen Volkes. Es gehört zu den Dingen, die man leicht ausspricht. -- ›Das jüdische Volk wird ausgerottet‹, sagt ein jeder Parteigenosse, )ganz lclar, steht in unserem Programm, Ausschaltung der Juden, Ausrottung, machen wir.‹ Und dann kommen sie alle an, die braven 80 Millionen Deutschen, und jeder hat seinen anständigen Juden. Es ist ja klar, die anderen sind Schweine, aber dieser eine ist ein prima Jude. Von allen, die so reden, hat keiner zugesehen, keiner hat es durchgestanden. Von euch werden die meisten wissen, was es heißt, wenn 100 Leichen beisammenliegen, wenn 500 daliegen oder wenn 1000 daliegen. Dies durchgehalten zu haben und dabei -- abgesehen von Ausnahmen menschlicher Schwächen -- anständig geblieben zu sein, das hat uns hart gemacht. Dies ist ein niemals geschriebenes und niemals zu schreibendes Ruhmesblatt unserer Geschichte, denn wir wissen, wie schwer wir uns täten, wenn wir heute noch in jeder Stadt -- bei den Bombenangriffen, bei den Lasten und bei den Entbehrungen des Krieges -- noch die Juden als Geheimsaboteure, Agitatoren und Hetzer hätten. Wir würden wahrscheinlich jetzt in das Stadium des Jahres 1916/17 gekommen sein, wenn die Juden noch im deutschen Volkskörper säßen.
Die Reichtümer, die sie hatten, haben wir ihnen abgenommen. Ich habe einen strikten Befehl gegeben, den SS- Obergruppenführer Pohl durchgeführt hat, daß diese Reichtümer selbstverständlich restlos an das Reich abgeführt wurden. Wir haben uns nichts davon genommen. Einzelne, die sich verfehlt haben, werden gemäß einem von mir zu Anfang gegebenen Befehl bestraft, der androhte: Wer sich auch nur eine Mark davon nimmt, der ist des Todes. Eine Anzahl SS-Männer -- es sind nicht viele -- haben sich dagegen verfehlt und sie werden des Todes sein, gnadelos. Wir hatten das moralische Recht, wir hatten die Pflicht gegenüber unserem Volk, dieses Volk, das uns umbringen wollte, umzubringen. Wir haben aber nicht das Recht, uns auch nur mit einem Pelz, mit einer Uhr, mit einer Mark oder mit einer Zigarette oder mit sonst etwas zu bereichern. Wir wollen nicht am SchlußS weil wir einen Bazillus ausrotteten, an dem Bazillus krank werden und sterben Ich werde niemals zusehen, daß hier auch nur eine kleine Fäulnisstelle entsteht oder sich festsetzt. Wo sie sich bilden sollte, werden wir sie gemeinsam ausbrennen. Insgesamt aber können wir sagen, daß wir diese schwerste Aufgabe in Liebe zu unserem Volk erfüllt haben. Und wir haben keinen Schaden in unserem Innern, in unserer Seele, in unserem Charakter daran genommen."

Das alles mag nun auf den unbefangenen Leser zwar recht schockierend wirken und den Eindruck erwecken, als habe Himmler damals tatsächlich von planmäßigem Judenmord aus grundsätzlichen Erwägungen gesprochen. Dem mit dem historischen Sachverhalt Vertrauten fällt es allerdings schwer, zu glauben, daß Himmler diese -- zum Teil völlig unsinnigen -- Äußerungen wirklich von sich gegeben haben soll. Zumindest ist anzunehmen, daß bestimmte Passagen dieses Redeabschnitts in dem Dokument fehlen, die für die Erkenntnis der Zusammenhänge wichtig wären. Denn im Grunde ist alles, was Himmler hier angeblich gesagt haben soll, zusammenhanglos und scheint auf durchaus unterschiedliche Tatbestände -- nämlich neben der Judenevakuierung auf die Tätigkeit der Einsatzgruppen bei der Bandenbekämpfung oder der Niederschlagung einiger jüdischer Aufstände in Sobibor, Treblinka (Herbst 1943) und vor allem im Warschauer Ghetto (April/Mai 1943) -- Bezug zu haben. Daß es sich bei den von Himmler möglicherweise angesprochenen Exekutionen nicht um den behaupteten planmäßigen Judenmord größten Stils gehandelt haben kann, zeigen schon die von ihm genannten verhältnismäßig geringfügigen Zahlen, nämlich 100, 500 oder 1000 Leichen. Hinsichtlich der Gaskammermorde werden jedenfalls sonst wesentlich höhere Zahlen von Menschen genannt, die dadurch auf einmal umgekommen sein sollen.

Doch betrachten wir nun einige Einzelheiten dieser angeblichen Äußerungen Himmlers, die nicht nur für eine unvollständige Wiedergabe der damaligen Rede sprechen, sondern darüber hinaus auch den Verdacht einer Fälschung nahelegen.

So muß es vor allem Verwunderung erregen, daß Himmler die "Judenevakuierung" ohne weiteres als "Ausrottung des jüdischen Volkes" definiert. Er hält sich damit nämlich haargenau an die oben bereits besprochene "Tarnsprache", die angeblich unter den mit der Judenvernichtung befaßten Stellen üblich gewesen sein soll, für deren Existenz es aber bisher keinerlei Beleg gibt. Sein damaliger Zuhörerkreis bestand jedoch mit Sicherheit nicht aus solchen SS-Führern, die rnit der "geheimen Judenvernichtung", wenn man diese einmal als Tatsache annimmt, befaßt waren. Denn dann hätte Himmler sicherlich weitergehende Ausführungen gemacht und sich nicht auf Allgemeinplätze beschränkt. Unter diesen Umständen ist es aber unwahrscheinlich, daß Himmler sein Zuhörergremium so plötzlich, unmittelbar und ohne jede Vorbereitung mit der angeblich wirklichen Bedeutung des Begriffs "Judenevakuierung" konfrontiert haben sollte, zumal da kein erkennbarer Anlaß hierzu bestand. Das würde auch der ständigen Behauptung widersprechen, die Judenvernichtung sei eine höchst geheimnisvolle Angelegenheit gewesen, die Hitler persönlich Himmler verantwortlich übertragen habe. Und Himmler sollte trotzdem vor einem größeren Gremium von Männern darüber gesprochen haben, die diese Dinge -- wenn sie wirklich geschahen -- kaum etwas angingen? Hier muß auch daran erinnert werden, daß im Anschluß an die Aussagen des ehemaligen AuschwitzKommandanten Rudolf Höß stets behauptet wird, Himmler habe Höß den geheimen Führerbefehl zur Vernichtung aller Juden unter vier Augen übermittelt und ihm insoweit sogar ein absolutes Schweigegebot auferlegt [129]. Hierzu paßt es offensichtlich nicht, daß Himmler in diesem Fall den Kreis der Mitwisser erheblich erweitert haben sollte, wenn er dabei auch nicht über Einzelheiten sprach. Diese Stelle der Rede kann daher kaum authentisch sein.

Ferner muß der angebliche Hinweis Himmlers darauf befremden, daß die "Ausrottung" der Juden ja im Parteiprogramm stehe. Denn im Programm der NSDAP war von Judenausrottung, auch dem Sinne nach, an keiner Stelle die Rede [130], ganz abgesehen davon, daß entgegen Himmlers angeblicher Äußerung wohl auch kein vernünftiger Parteigenosse damals derartiges ernsthaft forderte. Es ist daher Himmler kaum zuzutrauen, daß er solchen Unsinn vor hohen SS-Führern ausbreitete, die das Parteiprogramm doch ebenfalls kannten. Diese angeblichen Ausführungen Himmlers können daher in das Redemanuskript nur nachträglich von jemandem eingefügt worden sein, der vom Programm der NSDAP keine Ahnung hatte.

Ebenso unsinnig erscheint es, wenn Himmler im zweiten Absatz dieses Redeabschnitts im Rahmen seiner Ausführungen zur Beschlagnahme der "Reichtümer" der evakuierten Juden davon spricht, daß "wir" das moralische Recht, ja die Pflicht gehabt hätten, die Juden "umzubringen". Dieser Satz wirkt an dieser Stelle offensichtlich als Fremdkörper. Da die in Deutschland und in den von der deutschen Wehrmacht besetzten Gebieten noch ansässigen Juden zweifellos ein Sicherheitsrisiko in dem von Himmler weiter oben angedeuteten Sinne waren [131], war ihre Evakuierung und Zusammenfassung in Lagern oder Ghettos unter den Umständen des Krieges wohl notwendig, nicht aber ihre Ermordung, was das Wort "umbringen" ja ausdrückt. Man wird dem zwar entgegenhalten, daß in dieser Beziehung eben nicht die Gesetze der Logik walteten, sondern der Rassenhaß regierte. Doch muß auch dem wieder die Frage entgegengesetzt werden, weshalb Himmler dann diese Dinge so unbedenklich offengelegt haben sollte, während doch "offiziell" nur immer davon gesprochen wurde, daß die Juden in die Ostgebiete "evakuiert" worden seien. Zur Beantwortung dieser Frage dürfte nicht der Hinweis genügen, daß es sich hier um eine "Geheimrede" gehandelt habe.

Möglich ist, daß es sich bei den unter der Überschrift "Die Judenevakuierung" von Himmler angeblich gebrauchten Ausdrücken "Ausrottung" und "umbringen" um -- bewußte oder unbewußte -- Übersetzungsfehler handelt. Bewußte Übersetzungsfehler wurden bei einer US-Behörde in einem amtlichen Schriftstück bereits "produziert", als der US Präsident Roosevelt mit Eifer auf einen Krieg mit Japan zusteuerte, um durch diese "Hintertür" -- zwischen Deutschland und Japan bestanden Bündnisverpflichtungen -- die Teilnahme der USA am Krieg gegen Deutschland gegen den Willen des amerikanischen Volkes zu erzwingen [132]. Ferner hat Prof. Rassinier auf sinnentstellende Übersetzungen im Nürnberger IMT-Prozeß aufmerksam gemacht. So erhielt der im sog. Wannsee-Protokoll verwendete Begriff "Zurückdrängung der Juden" durch entsprechende Übersetzung und Rückübersetzung die Bedeutung "Vernichtung". In einem anderen Fall wurde vom amerikanischen Generalankläger der Ausdruck "Ausrottung des Judentums" mit "Ausrottung der Juden" übersetzt, was selbstverständlich eine ganz andere Bedeutung ergibt. Denn beim Judentum handelt es sich -- wie Rassinier mit Recht bemerkt -- um eine "Idee " oder -- anders ausgedrückt -- um die gedankliche Vorstellung einer bestimmten gemeinsamen Geisteshaltung, wie es ähnlich auch für den Begriff "Christentum" gilt. Wenn man aber von der Ausrottung einer Idee spricht, so ist damit nicht die physische Vernichtung der Träger dieser Idee, hier also der einzelnen Juden gemeint. Jedenfalls kann man das nicht ohne weiteres annehmen. Nach Rassiniers Ansicht wurde im übrigen auch in der Posener Rede Himmlers der Begriff "Ausrottung" nicht im Sinne von "Vernichtung", sondern von "Ausschaltung" gebraucht [133].

Wie immer es aber auch sein mag: das Beweisdokument PS-1919 muß jedenfalls hinsichtlich des oben zitierten Abschnitts als sehr fragwürdig angesehen werden. Es sind darin so konfuse, zusammenhanglose und zum Teil völlig unsinnige Aussagen aneinandergereiht, daß selbst in der Bewältigungsliteratur gewöhnlich nur einzelne Sätze daraus zitiert werden. Auch in den "Himmler-Geheimreden" der Autoren Smith/Peterson wird diese Rede nur kurz erwähnt. Sie bringen statt dessen eine zwei Tage später -- am 6. Oktober 1943 -- ebenfalls in Posen gehaltene Rede Himmlers vor den Reichs- und Gauleitern der NSDAP in vollem Wortlaut. Darin finden sich ebenfalls Ausführungen zur "Judenfrage" und Smith/peterson bemerken dazu, daß es sich "um die offenste und markanteste Textstelle über die Ausrottung der Juden" handele [134]. Tatsächlich enthält sie im wesentlichen die gleichen Gedankengänge wie die Ansprache vor den SS-Gruppenführern (Nbg. Dok. 1919-PS), nur daß sie geordneter erscheint und auch die groben Unsinnigkeiten der früheren Posener Rede nicht mehr darin auftauchen. Himmler soll diesem Redetext zufolge vor den Reichs- und Gauleitern folgendes zur Judenfrage ausgeführt haben [135]:

"Ich darf hier in diesem Zusammenhang und in diesem allerengsten Kreise auf eine Frage hinweisen, die Sie, meine Parteigenossen, alle als selbstverständlich hingenommen haben, die aber für mich die schwerste Frage meines Lebens geworden ist, die Judenfrage. Sie alle nehmen es als selbstverständlich und erfreulich hin, daß in Ihrem Gau keine Juden mehr sind. Alle deutschen Menschen abgesehen von einzelnen Ausnahmen- sind sich auch darüber klar, daß wir den Bombenkrieg, die Belastungen des vierten und des vielleicht kommenden fünften und sechsten Kriegsjahres nicht ausgehalten hätten und nicht aushalten würden, wenn wir diese zersetzende Pest noch in unserem Volkskörper hätten. Der Satz ›Die Juden müssen ausgerottet werden‹ mit seinen wenigen Worten, meine Herren, ist leicht ausgesprochen. Für den, der durchführen muß, was er fordert, ist es das Allerhärteste und Schwerste, was es gibt. Sehen Sie, natürlich sind es Juden, es ist ganz klar, es sind nur Juden, bedenken Sie aber selbst, wie viele auch Parteigenossen -- ihr berühmtes Gesuch an mich oder irgendeine Stelle gerichtet haben, in dem es hieß, daß alle Juden selbstverständlich Schweine seien, daß bloß der Soundso ein anständiger Jude sei, dem man nichts tun dürfe. Ich wage zu behaupten, daß es nach der Anzahl der Gesuche und der Anzahl der Meinungen in Deutschland mehr anständige Juden gegeben hat, als überhaupt nominell vorhanden waren. In Deutschland haben wir nämlich so viele Millionen Menschen, die ihren einen berühmten anständigen Juden haben, daß diese Zahl bereits größer ist als die Zahl der Juden. Ich will das bloß anführen, weil Sie aus dem Lebensbereich Ihres eigenen Gaues bei achtbaren und anständigen nationalsozialistischen Menschen feststellen können, daß auch von ihnen jeder einen armständigen Juden kennt.
Ich bitte Sie, das, was ich Ihnen in diesem Kreise sage, wirklich nur zu hören und nie darüber zu sprechen. Es trat an uns die Frage heran: Wie ist es mit den Frauen und Kindern? -- Ich habe mich entschlossen, auch hier eine ganz klare Lösung zu finden. Ich hielt mich nämlich nicht für berechtigt, die Männer auszurotten sprich also, umzubringen oder umbringen zu lassen -- und die Rächer in Gestalt der Kinder für unsere Söhne und Enkel groß werden zu lassen. Es mußte der schwere Entschluß gefaßt werden, dieses Volk von der Erde verschwinden zu lassen. Für die Organisation, die den Auftrag durchführen mußte, war es der schwerste, den wir bisher hatten. Er ist durchgeführt worden, ohne daß -- wie ich glaube sagen zu können -- unsere Männer und unsere Führer einen Schaden an Geist und Seele erlitten hätten. Diese Gefahr lag sehr nahe. Der Weg zwischen den beiden hier bestehenden Möglichkeiten, entweder zu roh zu werden, herzlos zu werden und menschliches Leben nicht mehr zu achten oder weich zu werden und durchzudrehen bis zu Nervenzusammenbrüchen -- der Weg zwischen Scylla und Charybdis ist entsetzlich schmal.
Wir haben das ganze Vermögen, das wir bei den Juden beschlagnahmten -- es ging in unendliche Werte --, bis zum letzten Pfennig an den Reichswirtschaftsminister abgeführt. Ich habe mich immer auf den Standpunkt gestellt: Wir haben die Verpflichtung unserem Volke, unserer Rasse gegenüber, wenn wir den Krieg gewinnen wollen -- wir haben die Verpflichtung unserem Führer gegenüber, der nun in 2000 Jahren unserem Volk einmal geschenkt worden ist, hier nicht klein zu sein und hier konsequent zu sein. Wir haben aber nicht das Recht, auch nur einen Pfennig von dem beschlagnahmten Judenvermögen zu nehmen. Ich habe von vornherein festgesetzt, daß SS-Männer, auch wenn sie nur eine Mark davon nehmen, des Todes sind. Ich habe in den letzten Tagen deswegen einige, ich kann es ruhig sagen, es sind etwa ein Dutzend -- Todesurteile unterschrieben. Hier muß man hart sein, wenn nicht das Ganze darunter leiden soll. -- Ich habe mich für verpflichtet gehalten zu Ihnen als den obersten Willensträgern, als den obersten Würdenträgern der Partei, dieses politischen Ordens, dieses politischen Instruments des Führers, auch über diese Frage einmal ganz offen zu sprechen und zu sagen, wie es gewesen ist. -- Die Judenfrage in den von uns besetzten Ländern wird bis Ende dieses Jahres erledigt sein. Es werden nur Restbestände von einzelnen Juden übrig bleiben, die untergeschlüpft sind. Die Frage der mit nichtjüdischen Teilen verheirateten Juden und die Frage der Halbjuden werden sinngemäß und vernünftig untersucht, entschieden und dann gelöst.
Daß ich große Schwierigkeiten mit vielen wirtschahlichen Einrichtungen hatte, werden Sie mir glauben. Ich habe in den Etappengebieten große Judenghettos ausgeräumt. In Warschau haben wir in einem Judenghetto vier Wochen Straßenkampf gehabt. Vier Wochen! Wir haben dort ungefähr 700 Bunker ausgehoben. Dieses ganze Ghetto machte also Pelzmäntel, Kleider und ähnliches. Wenn man früher dort hinlangen wollte, so hieß es: Halt! Sie stören die Kriegswirtschaft! Halt! Rüstungsbetrieb! -- Natürlich hat das mit Parteigenossen Speer gar nichts zu tun, Sie können gar nichts dazu. Es ist der Teil von angeblichen Rüstungsbetrieben, die der Parteigenosse Speer und ich in den nächsten Wochen und Monaten gemeinsam reinigen wollen. Das werden wir genau so unsentimental machen, wie im fünhen Kriegsjahr alle Dinge unsentimental, aber mit großem Herzen für Deutschland gemacht werden müssen.
Damit möchte ich die Judenfrage abschließen. Sie wissen nun Bescheid, und Sie behalten es für sich. Man wird vielleicht in ganz später Zeit sich einmal überlegen können, ob man dem deutschen Volke etwas mehr darüber sagt. Ich glaube, es ist besser, wir -- wir insgesamt -- haben das für unser Volk getragen, haben die VerantWortung auf uns genommen (die Verantwortung für eine Tat, nicht nur für eine Idee) und nehmen dann das Geheimnis mit in unser Grab."

Soweit diese Rede Himmlers, aus der auch immer wieder mit Vorliebe zitiert wird. Ich habe diesen Redeabschnitt im Gegensatz zur üblichen Gepflogenheit der Bewältigungsliteraten vollständig zitiert, damit die Zusammenhänge deutlicher werden. Wenn sie auch -- wie bereits erwähnt -- geschmeidiger als die frühere Posener Rede erscheint und vor allem nicht mit so offensichtlichen Unsinnigkeiten behaftet ist wie diese, so kann sie doch hinsichtlich ihrer inhaltlichen Tendenz nicht anders beurteilt werden. Es erscheint als unmöglich, daß Himmler mit diesen Ausführungen die Reichs- und Gauleiter über angeblich von ihm und der SS durchgeführten Völkermord informieren wollte.

Der erste Absatz des zitierten Redeabschnitts bezieht sich ebenso wie der dritte Absatz ganz eindeutig auf die Evakuierung der Juden aus dem Reich und den besetzten Ländern. Das gilt insbesondere auch für den letzten Teil des dritten Absatzes (nach dem Gedankenstrich). Hier finden sich übrigens Anklänge an das sog. Wannsee-Protokoll insofern, als dort die Frage der Mischehen und der jüdischen Mischlinge angesprochen wird. Da Himmler von "Restbeständen", die "untergeschlüpft" sind, spricht, kann nur die Evakuierung der Juden aus dem Reich und den besetzten europäischen Ländern gemeint gewesen sein, nicht aber das spätere Schicksal der evakuierten Juden in den Ghettos und Konzentrationslagern des Ostens. Denn dort war ein "Unterschlüpfen" nicht mehr möglich. Der Satz "Die Juden müssen ausgerottet werden" im ersten Absatz ist Unsinn und wahrscheinlich ein gewollter, in das Dokument hineingemogelter Übersetzungsfehler, soweit es sich um das Wort "ausgerottet" handelt. Denn von der angeblichen "Ausrottung" der Juden sprach zu dieser Zeit im Reich kein Mensch, so daß Himmler insoweit den Gauleitern und Reichsleitern wohl einige Erläuterungen hätte geben müssen. Andernfalls konnte er nur Verwunderung erregen und hätte mit Sicherheit von diesen "gestandenen" Parteiführern auch Widerspruch zu erwarten gehabt. Statt "ausgerottet" wird Himmler also wahrscheinlich "ausgeschaltet" oder etwas ähnliches gesagt haben.

Übrigens konnten sich zwei von mir befragte ehemalige Gauleiter nicht daran erinnern, von Himmler jemals wörtlich oder auch nur sinngemäß etwas über "diese Art von Lösung der Judenfrage" (Gauleiter Wahl) bzw. "etwas über das Problem eines Massenmordes an jüdischen Menschen" (Gauleiter Jordan) gehört zu haben [136]. Beide können sich allerdings an die Tagung in Posen am 6. Oktober 1943 nicht mehr im einzelnen erinnern; Gauleiter Wahl hält es für möglich, daß er an ihr wegen einer Erkrankung nicht teilnahm. Er erklärte mir jedoch wörtlich:

"Ich habe in 17 langen Jahren" -- solange war er Gauleiter -- "weder etwas gesehen noch gehört, was menschlich bzw. moralisch nicht zu vertreten gewesen wäre... Für so blöd halte ich Himmler nicht, daß er derartige Äußerungen, wenn er sie schon getan hätte, was ich nicht glaube, aufbewahrt hätte, daß sie nach dreißig Jahren von derartigen Winkel-Schriftstellern veröffentlicht werden konnten."

Letzteres ist in der Tat ein beachtlicher Gesichtspunkt, der insbesondere die Authentizität des letzten Absatzes von Himmlers Ausführungen zur Judenfrage zweifelhaft erscheinen läßt. Denn wie kann ein vernünftiger Mensch glauben, daß Himmler das "Geheimnis" mit ins Grab nehmen wollte und seinen Zuhörern dasselbe empfahl, nachträglich aber diese Worte für die Nachwelt schriftlich niederlegen ließ. Der wirkliche Verfasser dieser Zeilen muß die Welt -- augenscheinlich sogar mit einem gewissen Recht- schon für sehr dumm gehalten haben!

Gauleiter Jordan teilte mir mit, während des Krieges nur davon gehört zu haben, daß "im Zusammenhange mit den taktischen Problemen des Kampfes gegen die Partisanen Exekutionen stattgefunden" hätten; das habe aber mit der sog. "Endlösung" nichts zu tun gehabt, sondern es seien "kriegsnotwendige Maßnahmen" gewesen. Dieser Gedanke wurde schon oben (Seite 92) im Rahmen der Beurteilung der bei der SS-Gruppenführertagung gehaltenen Rede Himmlers angesprochen. Daß er in jeder Beziehung für den zweiten Absatz des vorstehend zitierten Abschnitts aus der Posener Rede vom 6. Oktober 1943 gilt, der zum 1. Absatz offensichtlich in keinem Zusammenhang steht, scheint mir unbestreitbar zu sein. Das kann im übrigen durch einige spätere Reden Himmlers noch verdeutlicht und erhärtet werden (vgl. unten Seite 99).

Selbst wenn die beiden Gauleiter Wahl und Jordan bei der hier in Betracht stehenden Posener Rede Himmlers nicht zugegen gewesen sein sollten, so würden sie doch zweifellos auf anderem Wege von dem heute behaupteten Inhalt der Ausführungen Himmlers zur Judenfrage Kenntnis erhalten haben. Ihre Aussagen sind also in diesem Zusammenhang recht aufschlußreich. Sie beweisen m. E. zur Genüge, daß Himmler sich damals nicht im Sinne der heutigen Wiedergabe seiner Rede von 6. Oktober 1943 geäußert hat. Ein zu billiges Argument wäre es, diese beiden Zeitzeugen wegen ihrer früheren Stellung in der NSDAP für unglaubwürdig zu erklären, zumal da -- wie bereits ausgeführt wurde -- für Himmler keinerlei Anlaß bestand, vor einem Kreis von Unbeteiligten über die angeblich geheime "Endlösung" zu sprechen, wenn es sie wirklich gegeben hätte.

Übrigens werden Teile dieser Rede im Auschwitz-Gutachten von Professor Krausnick, das ja wohl Anspruch auf Wissenschaftlichkeit erhebt, wie folgt zitiert [137]:

"Ich habe in den Etappengebieten große Judenghettos ausgeräumt... Die Judenfrage in den von uns besetzten Gebieten wird bis Ende dieses Jahres erledigt sein. Es werden nur Restbestände von einzelnen Juden übrigbleiben, die untergeschlüpft sind. Die Frage der mit nichtjüdischen Teilen verheirateten Juden und die Frage der Halbjuden werden sinngemäß und vernünftig untersucht, entschieden und dann gelöst."

Der erste Satz dieses Zitats steht in der Dokumentation von Smith/Peterson im vierten Absatz als zweiter Satz [138]. Die bei Krausnick daran anschließende Bemerkung, daß die Judenfrage bis Ende des Jahres erledigt sein werde, folgt bei Smith/Peterson jedoch nicht wie bei Krausnick im Anschluß an diesen Satz; sie findet sich dort vielmehr schon vorher als Abschluß des dritten Absatzes der Ausführungen zur Judenfrage, also in ganz anderem Zusammenhang. Ich überlasse es dem Leser, über die sich daraus ergebenden verschiedenen Interpretationsmöglichkeiten einmal nachzudenken. Denn zweifellos erhalten die in Betracht stehenden Sätze jeweils nach ihrer Stellung im Gesamtgefüge der Ausführungen Himmlers zur Judenfrage einen ganz verschiedenen Sinn. Zumindest beweisen aber diese Abweichungen in angeblich wissenschaftlichen Publikationen, daß sogar Wissenschaftler nicht davor zurückschrecken, Sätze aus einem Originaldokument- sofern es sich wirklich um ein solches handelt -- nach ihrem Belieben einfach umzustellen. Wie nicht wissenschaftlich vorgebildete "Vergangenheitsbewältigera -- und sie sind am zahlreichsten -- mit diesen und anderen historischen Quellen vielfach umgehen, davon soll hier gar nicht erst die Rede sein.

Bei dieser Sachlage wird kein unvoreingenommener Betrachter die überlieferten Himmler-Zitate noch für unbedingt zuverlässig halten können, abgesehen von allen sonstigen Bedenken, die -- wie oben gezeigt wurde -- gegen die Wiedergabe der Himmler-Reden bestehen.

Bei den vorstehend zitierten Reden läßt man es übrigens im allgemeinen bewenden. Trotzdem sollen aus dem Werk von Smith/Peterson hier noch einige weitere Redeauszüge mitgeteilt werden, weil sie mit Teilen der beiden Posener Reden korrespondieren, jedoch im Gegensatz hierzu eindeutiger erkennen lassen, daß Gegenstand der diesbzüglichen Ausführungen Himmlers der Partisanenkampf und Schwierigkeiten mit den bestehenden Judenghettos waren.

So führte Himmler in einer Rede vor Befehlshabern der Kriegsmarine in Weimar am 16. Dezember 1943 aus [139]:

"Wenn ich irgendwo gezwungen war, in einem Dorfe gegen Partisanen und gegen jüdische Kommissare vorgehen zu lassen -- ich spreche dies in diesem Kreise aus, als lediglich für diesen Kreis bestimmt --. so habe ich grundsätzlich den Befehl gegeben, auch die Weiber und Kinder dieser Partisanen und Kommissare umbringen zu lassen. Ich wäre ein Schwächling und ein Verbrecher an unseren Nachkommen, wenn ich die haßerfüllten Söhne dieser von uns im Kampfe von Mensch gegen Untermensch erledigten Untermenschen groß werden ließe. Glauben Sie mir: Dieser Befehl ist nicht so leicht gegeben und wird nicht so einfach durchgeführt, wie er konsequent richtig gedacht und in der Aula ausgesprochen ist. Aber wir müssen immer mehr erkennen, in welch einem primitiven, ursprünglichen, natürlichen Rassenkampf wir uns befinden."

Ferner sagte Himmler in einer vor Generalen am 5. Mai 1944 in Sonthofen gehaltenen Rede u. a. folgendes [140]

"Wir sind alle Soldaten, ganz gleich, welchen Rock wir tragen. Sie mögen mir nachfühlen, wie schwer die Erfüllung dieses mir gegebenen soldatischen Befehls war, den ich befolgt und durchgeführt habe aus Gehorsam und aus vollster Überzeugung. Wenn Sie sagen: ›Bei den Männern sehen wir das ein, nicht aber bei Kindern‹, dann darf ich an das erinnern, was ich in meinen ersten Ausführungen sagte. In dieser Auseinandersetzung mit Asien müssen wir uns daran gewöhnen, die Spielregeln und die uns lieb gewordenen und uns viel näher liegenden Sitten vergangener europäischer Kriege zur Vergessenheit zu verdammen. Wir sind m. E. auch als Deutsche bei allen so tief aus unserer aller Herzen kommenden Gemütsregungen nicht berechtigt, die haßerfüllten Rächer groß werden zu lassen, damit dann unsere Kinder und unsere Enkel sich mit denen auseinandersetzen müssen, weil wir, die Väter oder Großväter, zu schwach und zu feige waren und ihnen das überließen."

In einer weiteren Rede vor Generalen in Sonthofen, die Himmler wenig später -- am 24. Mai 1944 -- hielt, heißt es wie folgt [141]:

"Ich glaube, meine Herren, daß Sie mich so weit kennen, daß ich kein blutrünstiger Mensch bin und kein Mann, der an irgend etwas Hartem, was er tun muß, Freude oder Spaß hat. Ich habe aber andererseits so gute Nerven und ein so großes Pflichtbewußtsein -- das darf ich für mich in Anspruch nehmen --, daß ich dann, wenn ich eine Sache als notwendig erkenne, sie kompromißlos durchführe. Ich habe mich nicht für berechtigt gehalten -- das betrifft nämlich die jüdischen Frauen und Kinder -, in den Kindern die Rächer groß werden zu lassen, die dann unsere Väter (sic!) und unsere Enkel umbringen. Das hätte ich für feige gehalten. Folglich wurde die Frage kompromißlos gelöst. Zur Zeit allerdings- es ist eigenartig in diesem Krieg -- führen wir zunächst 100.000, später noch einmal 100.000 männlicher Juden aus Ungarn in Konzentrationslager ein, mit denen wir unterirdische Fabriken bauen. Von denen aber kommt nicht einer irgendwie in das Gesichtsfeld des deutschen Volkes. Eine Überzeugung aber habe ich, ich würde für die im Osten des Generalgouvernements aufgebaute Front schwarz sehen, wenn wir dort die Judenfrage nicht gelöst hätten, wenn also das Ghetto in Lublin noch bestünde und das Riesenghetto mit 500.000 Menschen in Warschau, dessen Bereinigung, meine Herren, uns im vorigen Jahr fünf Wochen Straßenkampf gekostet hat mit Panzerwagen und mit allen Waffen, wo wir inmitten dieses abgezäunten Ghettos rund 700 Häuserbunker gestürmt haben."

Und am 21. Juni 1944 erklärte Himmler schließlich wiederum vor einer Gruppe von Generalen in Sonthofen folgendes [142]:

"Es ist gut, daß wir die Härte hatten, die Juden in unserem Bereich auszurotten. Fragen Sie nicht, wie schwer das war, sondern haben Sie als Soldaten -- ich möchte fast sagen -- Verständnis dafür, wie schwer ein solcher Befehl durchzuführen ist. Ziehen Sie aber auch bei kritischster Prüfung, nur als Soldaten für Deutschland denkend, den logischen Schluß, daß es notwendig war. Denn allein der Bombenkrieg wäre nicht durchzuhalten, wenn wir das jüdische Volk noch in unseren Städten gehabt hätten. Ich habe auch die Überzeugung, daß die Front bei Lemberg im Generalgouvernement nicht zu halten gewesen wäre, wenn wir die großen Ghettos in Lemberg, in Krakau, in Lublin und in Warschau noch gehabt hätten. Der Zeitpunkt, zu dem wir das letzte große Ghetto in Warschau ich nenne Ihnen ruhig die Zahl -- mit über 500.000 Juden in fünf Wochen Straßenkämpfen ausgeräumt haben im Sommer 1943, war gerade der letzte Zeitpunkt. Die Ghettos waren, so abgeschlossen sie auch gewesen sein mögen, die Zentralen jeder Partisanen- und jeder Bandenbewegung. Sie waren außerdem Vergiftungsherde für die Moral der Etappe...
Ebenso will ich auch eine Frage, die sicherlich gedacht wird, gleich beantworten. Die Frage heißt: Ja, wissen Sie, daß Sie die erwachsenen Juden umbringen, das verstehe ich, aber die Frauen und Kinder...? -- Da muß ich Ihnen etwas sagen: Die Kinder werden eines Tages groß werden. Wollen wir so unanständig sein, daß wir sagen: nein, nein, dazu sind wir zu schwach, aber unsere Kinder können sich mit ihnen mal abgeben. Die sollen das auch einmal auskämpfen. Dann würde dieser jüdische Haß heute kleiner und später groß gewordener Rächer sich an unseren Kindern und Enkeln vergreifen, so daß sie noch einmal das gleiche Problem zu lösen hätten...
Wie gesagt, in Warschau haben wir fünf Wochen Häuserkampf gehabt und 700 Bunker ausgeräumt, Kellerbunker, manchmal zwei übereinander. Wenn ein Häuserblock erledigt war, dann kamen sie plötzlich hinten wieder heraus. Der Jude hat immer Katakomben, Gänge, Kanäle. Das ist ein uraltes System. Er ist ein uralter Nomade. -- Es war, wie gesagt, der letzte Zeitpunkt, denn ich glaube nicht, daß die Front im Generalgouvernement so leicht zu halten gewesen wäre."

Auch diese Redeauszüge, die bei Smith/Peterson ebenfalls nur als Auszüge der betreffenden Reden zitiert werden, können angesichts der augenscheinlichen Unzuverlässigkeit der zugrundeliegenden Dokumente nur unter größten Vorbehalten wiedergegeben werden. Indessen lassen sie im Gegensatz zu den beiden Posener Reden ziemlich klar erkennen, daß die Ausführungen Himmlers über Judenexekutionen stets mit dem Banden- und Partisanenunwesen der rückwärtigen Frontgebiete im Zusammenhang standen. Wo Himmler auch in diesen Reden ganz allgemein von der Lösung der Judenfrage oder der Ausrottung der Juden spricht, handelt es sich mit Sicherheit -- wie bei den Posener Reden -- um nachträglich eingebaute Sätze oder Manipulationen bei der Übersetzung und Rückübersetzung. Denn es ist einfach nicht vorstellbar, daß Himmler vor hohen Truppenführern den angeblichen Völkermord an den Juden aufgedeckt hätte, wenn dieser tatsächlich Wirklichkeit war.

Das unterschiedslose Vorgehen auch gegen Frauen und Kinder im Partisanenkampf war zweifellos eine brutale und rücksichtslose, völkerrechtlich und moralisch höchst anfechtbare Maßnahme, die zu rechtfertigen Himmler vor diesen Wehrmachtführern wahrscheinlich allen Anlaß hatte, da sie kaum verborgen blieb. Es kann aber nicht verschwiegen werden, daß sich auch Frauen und sogar Kinder häufig genug am Partisanenkampf beteiligten, wie jeder Ostfrontkämpfer weiß. Wenn angesichts dieser Umstände unterschiedslos hart durchgegriffen wurde, so geschah das also in erster Linie zur Sicherheit der kämpfenden Truppe und der Nachschubwege. Doch ist das kaum vergleichbar mit der ebenfalls unterschiedslosen Tötung deutscher Frauen und Kinder durch die zu diesem Zweck von Churchill befohlenen Flächenbombardements der Wohnviertel deutscher Städte, für die es keinerlei Rechtfertigung gibt [143].

Wesentlich für unsere Untersuchung ist letztlich jedoch allein die Tatsache, daß keine der Reden Himmlers auch nur einen einzigen Hinweis auf die angeblichen Massenvergasungen in sog. Vernichtungslagern enthält. Auschwitz wird von Himmler an keiner Stelle der überlieferten Reden in diesem Sinne erwähnt. Statt dessen gibt die zweite Sonthofener Rede andeutungsweise einen ganz anderen Aufschluß über das Schicksal der ungarischen Juden, die im Frühjahr und Sommer 1944 nach Auschwitz transportiert wurden, um dort angeblich "vergast" zu werden. Sie waren als Arbeitskräfte für den Bau unterirdischer Fabriken bestimmt [144].--

So kann man aus diesen überlieferten Äußerungen Himmlers allenfalls folgern, daß die zur Partisanenbekämpfung eingesetzten Einsatzgruppen des SD von Himmler zu einem recht rigorosen Vorgehen gegen die in den Partisanengebieten angetroffene jüdische Bevölkerung angehalten wurden, wobei selbst Frauen und Kinder keine Schonung fanden. Es ist aber eine Tatsache, daß die jüdische Bevölkerung fast immer mit den Partisanen gemeinsame Sache machte. Es handelte sich also um eine Reaktion auf die heimtückische und völkerrechtswidrige Kampfführung eines hinterhältigen und überaus grausamen Gegners, die niemals als planmäßiger Völkermord eingestuft werden kann. Es mag in diesem Zusammenhang noch einmal daran erinnert werden, daß Himmler selbst in einer in den ersten Kriegsjahren verfaßten Denkschrift für Hitler den Gedanken der physischen Ausrottung eines Volkes als "ungermanisch und unmöglich" abgelehnt hatte (vgl. oben Seite 36).


Anmerkungen

  1. Vgl. zu allem Smith/Peterson aaO. Seiten 251-252.
  2. So vor allem seine Rede vor SS-Führern in Posen am 4. 10. 1943, IMT XXIX, 122ff.
    Bei Smith/Peterson ist diese Rede übrigens nicht abgedruckt. Sie wird dort nur kurz in der Vorbemerkung zur 2. Posener Rede Himmlers (6.10. 1943) und im Verzeichnis der Reden am Schluß des Buches erwähnt (vgl. Seiten 162, 273 aaO.).
  3. Smith/Peterson aaO. Seite 252.
  4. Es handelt sich um knapp 2 Seiten einer insgesamt 62 Seiten langen Ansprache: vgl. IMT XXIX, 122ff.
  5. "Kommandant in Auschwitz", Seiten 107, 120, 153; vgl. auch Krausnick in "Anatomie des SS-Staates", Band 2, Seiten 415f.
  6. Das Judenproblem wird ausdrücklich nur im Punkt 4 des Parteiprogramms der NSDAP angesprochen. Es heißt darin: "Staatsburger kann nur sein, wer Volksgenosse ist. Volksgenosse kann nur sein, wer deutschen Blutes ist, ohne Rücksichtnahme auf Konfession. Kein Jude kann daher Volksgenosse sein. "
    Und weiter bestimmt hierzu Punkt 5: "Wer nicht Staatsburger ist, soll nur als Gast in Deutschland leben können und muß unter Fremdengesetzgebung stehen."
    Unter bestimmten Voraussetzungen wird schließlich noch in Punkt 7 die Ausweisung von Nicht-Staatsburgern aus dem Reich proklamiert und daneben in Punkt 8 die Verhinderung der weiteren Einwanderung Nicht-Deutscher sowie die sofortige Ausweisung derjenigen Nicht-Deutschen gefordert, die seit dem 2. August 1914 in Deutschland eingewandert waren. Letzteres richtete sich eindeutig gegen die wahrend und nach dem 1. Weltkrieg in groBer Zahl in das Reich eingewanderten Ostjuden, die sich in vieler Hinsicht im Volke unbeliebt gemacht hatten.
    Ferner ergibt sich mittelbar noch aus Punkt 23, daß Juden nicht im Pressewesen tatig sein durften, und Punkt 24 stellt u. a. fest, daß die Partei "den jüdischmaterialistischen Geist" bekämpfe.
    Das war das ganze Judenprogramm der NSDAP. Unter dem Gesichtspunkt eines reinen Volksstaates, den die NSDAP ja anstrebte, waren dies gewiß keine unbilligen oder gar unmoralischen Forderungen. Von "Ausrottung der Juden" war jedenfalls nirgendwo im Parteiprogramm die Rede.
  7. Daß dies die offizielle Ansicht der deutschen Behörden war, ergibt sich aus der Dokumentation des Genfer Roten Kreuzes über dessen Tätigkeit zugunsten der in den deutschen KL inhaftierten Zivilpersonen (Dritte Ausgabe,1947. Seite 15; 1974 in deutscher Sprache veröffentlicht vom Suchdienst Arolsen).
  8. Es handelt sich um eine Weisung des japanischen AuBenministers Togo an den japanischen US-Botschafter Nomura, die -- vom US-Geheimdienst aufgefangen -- von amerikanischen Dienststellen so entstellt übersetzt wurde, daß nur noch "Drohung und Hinterlist" daraus sprach. Vgl. hierzu "Damals -- Zeitschrift fur geschichtliches Wissen", Heft 1/1976, Seiten 22-24.
  9. "Was ist Wahrheit?", Seite 91, Fußnote 27.
  10. AaO. Seite 301, Anmerkung 16.
  11. Zitiert nach Smith/Peterson, Seiten 169-170.
  12. Briefwechsel im Besitz des Verfassers.
  13. "Anatomie des SS-Staates", Band 2, Seite 446.
  14. Smith/Peterson, Seite 170.
  15. Smith/Peterson, Seite 201.
  16. Smith/Peterson, Seite 202.
  17. Smith/Peterson, Seite 203.
  18. Smith/Peterson, Seiten 203-205.
  19. Zur Beteiligung von Frauen und Kindern am Bandenunwesen siehe auch die Dokumentation von Aschenauer "NS-Prozesse im Lichte der Zeitgeschichte", Seiten 32 und 99.
    Die Zahlen der Luftkriegsopfer gingen mitunter in einer einzigen Bombennacht in die Zehn- oder gar Hunderttausende (Rumpf aaO. Seiten 107ff.). Die Opfer des Angriffs auf Dresden, der genau 14 Stunden und l0 Minuten währte, hat David Irving auf 135.000 Tote geschätzt. Amerikanische Schatzungen liegen bei 200.000 Toten und darüber. Vgl. hierzu Irving, "Der Untergang Dresdens", Seite 13.
  20. Die auch vom Frankfurter Schwurgericht im sog. Auschwitz-Prozeß ohne nahere Untersuchung übernommene zionistische Lüge, in Auschwitz-Birkenau seien im Sommer 1944 etwa eine halbe Million ungarische Juden "vergast" worden, wurde jetzt erstmalig von dem amerikanischen Wissenschaftler Prof. Butz eingehend untersucht und anhand wichtiger Dokumente überzeugend widerlegt. Da ich es mir nur zur Aufgabe gemacht habe, die für die Vernichtungsthese angebotenen Beweismittel zu prufen, kann im Rahmen dieser Arbeit nur auf die Butz'sche Untersuchung hingewiesen werden. Vgl. "The Hoax of the Twentieth Century", Seiten 133-l71. "Der Jahrhundert-Betrug", Seiten 173-223.

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