Terror gegen Grabert:
Gedenkband an Prof. Diwald wegen lateinischer Fußnote beschlagnahmt
Am 15.12.1997 wurden von der Kripo Tübingen beim im Besitz von Wigbert Grabert befindlichen Hohenrain-Verlag, Tübingen, alle greifbaren Exemplare des 1994 erschienene Werkes Hellmut Diwald. Sein Vermächtnis für Deutschland. Sein Mut zur Geschichte, (Rolf-Josef Eibicht (Hg.), beschlagnahmt und der weitere Vertrieb verboten (Richter Stein, AG Tübingen, 26.11.97, Az. 4 Gs 1085/97). Die Geschäftsräume des Verlages wurden durchsucht.
Als Begründung wird angeführt, daß in einem einzigen Satz in der Fußnote 74 (S. 121) des hier wiedergegebenen Beitrages von Prof. R. Hepp in lateinischer Sprache der Holocaust geleugnet und damit der Tatbestand der Volksverhetzung erfüllt werde.
Der Satz lautet in der Übersetzung: »Was mich betrifft, so bestreite ich, daß die planmäßig unternommene und in "Vernichtungslagern" mit Giftgas systematisch durchgeführte Vernichtung des jüdischen Volkes ein echtes Märchen ist.«
Das Strafverfahren gegen den Autor (StA Oldenburg, A. 1613-6-102 Js 6370/96) wurde inzwischen eingestellt.

ROBERT HEPP
Die Kampagne gegen Hellmut Diwald von 1978/79 - Zweiter Teil
Richtigstellungen

»L 'histoire est le récit des faits donnés pour vrais.« 1
Voltaire

Die Pressekampagne gegen Hellmut Diwald, die Ende 1978 begann und 1979 ihren Höhepunkt erreichte 2, hat den Bestsellerautor und Medienstar über Nacht zum Outcast und zur Unperson der BRD gemacht. Nicht daß er mit einem leibhaftigen Kainsmal gebrandmarkt, von Haus und Hof vertrieben und in eine veritable Wüste geschickt worden wäre! Wir leben nicht mehr im Mittelalter; schaurigschöne Exkommunikationsriten, wie sie damals üblich waren, sind uns fremd 3. In einem liberalen Staat geht es humaner zu; da wird man auf humane, rechtsstaatliche Weise ausgeschaltet und kaltgestellt. In einer intakten »politischen Kultur« muß zur Verhängung des Kirchenbanns nicht einmal unbedingt ein Gericht bemüht werden. Da kann der Staat in der Regel sogar die Bestrafung dem freien Spiel der »öffentlichen Meinung« überlassen.

Außer der einhelligen Verurteilung durch die »veröffentlichte Meinung« ist denn auch Diwald damals eigentlich nichts passiert. Offiziell wurde gegen den Professor nicht einmal ein Disziplinarverfahren durchgeführt; er durfte weiter forschen und lehren, und er hat auch post festum noch eifrig publiziert. Freilich, er war nun »gezeichnet«: aus dem unorthodoxen Nationalliberalen, mit dem sich früher selbst ein Sebastian Haffner in aller Freundschaft gekabbelt hatte, war auf einmal ein »Rechtsradikaler« geworden, den jeder nach Kräften mied, der sich nicht selber »verdächtig« machen wollte. Nachdem ihm

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der Judenstern der Bundesrepublik 4 einmal verpaßt war, wurde er von der ehrenwerten Gesellschaft geschnitten: den Fernsehleuten war er plötzlich nicht mehr telegen genug, selbst »konservative« Gazetten wollten künftig lieber auf seine feschen Kolumnen verzichten, und die lieben Kollegen entdeckten plötzlich, daß er eigentlich gar nicht »zitierfähig« sei 5. Als Publikum blieb ihm schließlich nur noch der »Narrensaum« jener »anständigen und ehrlichen Leute«, die die »öffentliche Meinung« ignorieren und die die »öffentliche Meinung« ignoriert 6. Aber im Vergleich zu ähnlichen Fällen, die sich später ereignet haben, ist er relativ glimpflich davongekommen. Eben das hat ihn jedoch wiederum jenen Zeitgenossen suspekt gemacht, die es nach dem Blut von Märtyrern gelüstet. Sie warfen ihm vor, er habe seinen privaten Frieden und seine Seelenruhe mit Konzessionen an den herrschenden Zeitgeist erkauft, die mit dem von ihm verkündeten Mut zur Geschichte und zur Wahrheit 7 schwer vereinbar seien. Statt unbeugsam, entschlossen und kühn wie das von ihm gepriesene Mönchlein in Worms 8 zu seiner Überzeugung zu stehen, sei er beim ersten Anpfiff in die Knie gegangen und habe alles widerrufen, was er für richtig hielt.

Da die Legende von Diwalds »Rückzieher« die Runde macht und seinem verdienten Nachruhm schadet, ist es an der Zeit, die nachkommenden Generationen, die die Zeit nicht mehr miterlebt haben, an das Gelände zu erinnern, auf dem der Feldzug gegen Diwald abrollte und - sofern das heute schon möglich ist - ein paar Tatsachen zurechtzurücken.

Die Kampagne gegen Diwald ist in ihrer Dynamik und in ihrer historischen Bedeutung nur vor dem Hintergrund des Jahres 1979 voll zu verstehen. Obwohl die BRD in diesem denkwürdigen Gedenkjahr mit beträchtlichem propagandistischem Aufwand ihren dreißigsten Geburtstag feierte, konzentrierte sich die öffentliche Aufmerksamkeit nicht etwa auf die Geschichte der Bundesrepublik, sondern auf die zwölf Jahre des Tausendjährigen Reiches. Deutschland stand wieder einmal im Schatten Hitlers. Erinnert sei nur an den vierzigsten Jahrestag des Weltkriegsbeginns 9, an die dritte Debatte über die Verjährung der »NS-Morde« und last not least an die multimediale Großinszenierung des polit-pädagogischen Rührstücks »Holocaust« mit gründlicher Vor- und Nachbereitung 10 in den Schulen und sonstigen Indoktrinationszentren der Republik.

Diese Beschäftigung mit der nationalsozialistischen Vergangenheit ist bekanntlich weniger von historischem Interesse als von jenem eigenartigen Ritual bestimmt, das man in Deutschland als »Vergangenheitsbewältigung« bezeichnet, obwohl es sich dabei um genau das Gegenteil dessen handelt, was das Schlagwort zu besagen scheint und was wohl auch ursprünglich einmal damit gemeint gewesen ist 11: An die Stelle des Ziels der Erledigung und Beseitigung der Reste des NS-Regimes ist mittlerweile die Pflicht zur »Erinnerung«12 an dieses getreten. Indem die Ereignisse, die sich während des Dritten Reiches abgespielt haben, ständig memoriert und rekapituliert werden, will

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man nun gerade verhindern, was einst einmal das Ziel - wenigstens das der meisten Deutschen - gewesen sein dürfte: daß ein Schlußstrich unter diese unheilvolle Periode unserer Vergangenheit gezogen wird. Es geht jetzt vor allem darum, den Deutschen unentwegt die »Untaten« ihrer Großväter und Urgroßväter vorzuhalten, damit sie die Folgen ihrer Niederlage im Weltkrieg als gerechte Strafe empfinden und nicht auf die Idee kommen, sich vom Stigma des Besiegten zu befreien 13.

Dabei handelt es sich im wesentlichen um die bei jeder Gelegenheit wiederholte »Anmahnung« der besonderen »Verantwortung«14 für bestimmte historisch einmalige und unvergleichliche Verbrechen, die ihnen nach dem verlorenen Weltkrieg von den Siegern zur Last gelegt wurden, insbesondere für die vorsätzliche, gezielt geplante und in speziellen »Vernichtungslagern« wie Auschwitz »industriell« betriebene Massentötung von Juden. Der offizielle Zweck der periodisch wiederkehrenden Gedenktage und Gedächtnisfeiern, die mittlerweile zum festen Bestand der Zivilreligion der Bundesrepublik Deutschland gehören, ist die Generalprävention: die Deutschen sollen ständig mit den »Untaten« der »Unmenschen« konfrontiert werden, weil nur so eine Renaissance des Tausendjährigen Reiches à la longue zu verhindern sei. Damit keine neue Generation jemals in die Versuchung kommt, sich aus ihrer »Verantwortung« für die Verbrechen ihrer Ahnen davonzustehlen, sind alle Deutschen gehalten, sich immer wieder jenem »kathartischen« Prozeß zu unterziehen, den man als »Trauerarbeit« bezeichnet: sie sollen sich einerseits rückhaltlos mit den »Tätern« identifizieren und deren »Schuld« auf sich nehmen, sich aber andererseits zugleich mit Entschiedenheit von ihnen distanzieren, um sich mit den Opfern zu solidarisieren, ein wahrhaft verrücktes Unterfangen, das - bei begreiflicher »Unfähigkeit«, über das Mißgeschick eines anonymen Personenkollektivs, das viele Jahrzehnte zurückliegt, wirklich »zu trauern« 15- bestenfalls jene »typisch deutsche« Hypokrisie zur Folge hat, die man an den gekonnten Trauergesichtern ablesen kann, die unsere Politiker bei allfälligen KZ-Besuchen zur Schau zu stellen pflegen, das sich aber auch in dem Krankheitsbild manifestiert, das man die »deutsche Neurose« 16 genannt hat und das den Resonanzboden für die »hysterische« Grundstimmung 17 der »politischen Kultur« der Bundesrepublik Deutschland abgibt.

Diese Stimmung ist schon derart fest in der deutschen Psyche verankert, daß sie bei Bedarf jederzeit »abgerufen« werden kann. Dann setzen sich, wie in den Pestzeiten des Mittelalters, jene wunderlichen Prozessionen der Geißler in Bewegung, die unaufhörlich »Barmherzigkeit! Barmherzigkeit!« und »Frieden! Frieden!« rufen 18. Und wie die Flagellanten des Mittelalters lassen sich auch ihre Epigonen leicht zu Ausschreitungen gegen Minderheiten hinreißen, nur daß es diesmal nicht die Juden, sondern »rechtsradikale« Dissidenten sind, die sich dem Ritual der masochistischen Selbstgeißelung verweigern 19. Wer - wie Diwald - zu erkennen gibt, daß die Geschichte der Deutschen für ihn nicht nur aus KZ-Greueln besteht und eher ein Grund zum Stolz als zur ewigen

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Buße ist, bietet sich in dieser Atmosphäre als der ideale Sündenbock an, den man zur eigenen Entlastung mit der ganzen Schuld des Volkes beladen und zu Asasel in die Wüste schicken kann.

Die eigentliche - und vom Autor sicherlich beabsichtigte - Provokation der Geschichte der Deutschen bestand darin, daß sie als Gegenfestschrift zu den offiziellen und offiziösen BRD-Festschriften konzipiert war. Sie sollte den Bundesrepublikanern - sie waren gerade dabei, sich vom »deutschen Sonderweg« (sprich: von der deutschen Geschichte) zu verabschieden, um, wie die Sonne, im »Westen« unterzugehen 20 - vor Augen führen, daß sie mit ihrem Deutsch durchaus noch nicht am Ende waren. Diese Herausforderung wurde freilich von niemandem angenommen, vermutlich nicht einmal bemerkt. Als »Aufhänger« der Kampagne mußten ein paar eher beiläufige Bemerkungen über den dubiosen Stand der Holocaust-Forschung und die politische Symbolik von »Auschwitz« herhalten, die aus den beiden knappen Seiten, die in der ersten Auflage des dicken Wälzers der »Endlösung« gewidmet waren, herausgefischt und groß herausgestellt wurden. »Diese beiden Seiten«, schrieb der Praeceptor Germaniae Golo Mann damals im Spiegel, »sind das Ungeheuerlichste, was ich seit 1945 in einem deutschen Buch habe lesen müssen.« 21 Der hauptsächlich inkriminierte Passus besteht aus folgenden drei Sätzen:

- »Was sich [unter dem Titel ›Endlösung‹, R. H. ] in den folgenden Jahren [nach 1940, R. H. ] tatsächlich abgespielt hat, ist trotz aller Literatur in zentralen Fragen noch immer ungeklärt.

- Auschwitz ist das deutsche Stigma dieses Jahrhunderts.

- Es ist ein Symbol des Entsetzens, doch es ist auch symbolisch für die sowohl tatsächlich nachzuweisende als auch gegen besseres Wissen absichtlich hineingedeutete Gleichsetzung vom Dritten Reich und Deutschland.« 22

Wenn man das heute liest, fragt man sich verzweifelt, wo denn da wohl das Ungeheuerliche stecken könnte, das den armen Golo so in Rage versetzt hat. Daß Auschwitz nicht nur ein »Symbol des Entsetzens«, sondern auch das Symbol einer weltweiten Verwechslung oder Identifizierung Deutschlands mit dem Dritten Reich und »das deutsche Stigma dieses Jahrhunderts« ist, konnte doch wohl in dem Jahr, als sich die Deutschen bei der Betrachtung der Fernsehserie »Holocaust« von Chomsky/Green davon überzeugen konnten, wie sie der Welt präsentiert werden, kaum zweifelhaft sein 23. Ansonsten tut der Autor nur allgemeine Bedenken gegen die gängige Darstellung der »Endlösung« kund, die ihn offenbar nicht oder jedenfalls nicht völlig überzeugt, weil nach seiner Ansicht »zentrale Fragen« noch ungeklärt sind. Leider versäumt oder vermeidet er es, die »zentralen« Probleme, die er im Auge hat, konkret zu benennen. Meinte er das zwischen »Intentionalisten« und »Funktionalisten« nach wie vor heiß diskutierte Problem der Verursachung - bewußt geplanter und »von oben befohlener« Völkermord oder im »totalitären Sy-

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stem« bzw. in der »totalitären Ideologie« implizierte Disposition, die »spontan« oder »sukzessiv« zum Massenmord führte - und die damit zusammenhängende Frage der Verantwortlichkeit? 24 Oder dachte er an die bis dahin von der Forschung arg vernachlässigten Probleme der technischen Durchführung des Massenmordes in »Gaskammern«? 25 Er verrät nicht einmal, ob er das Verbrechen überhaupt oder nur die Art des Verbrechens und/oder sein Ausmaß bezweifelt. Klar ist lediglich, daß er die derzeit herrschende Lesart der Geschichte der »Endlösung« nicht als das »letzte Wort in der Sache« gelten lassen möchte 26.

Aber sind derlei Zweifel in der Wissenschaft denn nicht legitim? Muß da nicht alles prinzipiell bezweifelbar sein? 27 Gäbe es denn ohne den methodischen Zweifel an scheinbar gesicherten Erkenntnissen überhaupt so etwas wie wissenschaftlichen Fortschritt? »Die Wahrheit fängt mit Zweifeln an«, heißt es in einem altmodischen deutschen Gedicht. Deliberando discitur sapientia. First to doubt, then to inquire and then to discover: so und nur so schreitet (nach Buckle) die Wissenschaft voran 28. Und da die Muse Klio (nach Schopenhauer) »mit der Lüge so durch und durch infiziert ist, wie eine Gassenhure mit Syphilis«, 29 hat ein Historiker doch wohl allen Grund, »offenkundigen« historischen Wahrheiten zu mißtrauen. Die Auseinandersetzung mit manipulierten und gefälschten Quellen ist das tägliche Brot des Historikers. Seit es eine quellenkritische Geschichtswissenschaft gibt 30, erwartet man von ihm, daß er die Überlieferung ständig kritisch sichtet, um sie nach Möglichkeit von allen »Irrtümern, Entstellungen und Erfindungen« 31 zu reinigen. Insofern ist jeder Historiker schon von Berufs wegen ein Revisionist 32. Und wenn es sich um die Geschichte eines besiegten Volkes handelt, gibt es noch ganz besondere Gründe, vor approbierten »historischen Wahrheiten« auf der Hut zu sein, da ja bekanntlich der Sieger die Geschichte schreibt. Verlangt denn das wissenschaftliche Ethos nicht - um von patriotischer Pflicht ganz zu schweigen -, daß eine »historische Wahrheit«, die nicht von Historikern, sondern von einem Militärtribunal der Sieger entdeckt und zur Kriminalisierung des Besiegten benützt worden ist, ideologiekritisch hinterfragt und beargwöhnt wird? Wem drängt sich denn da nicht der Verdacht auf, daß diese Wahrheit von Parteilichkeit und politischem Interesse getrübt sein könnte?

Alles, was sich bei unvoreingenommener Prüfung des Textes sagen läßt, ist demnach dies: an Hellmut Diwalds Zweifel war nichts, was mit der Deontologie des Historikers unvereinbar wäre. Er hat in der ersten Auflage seiner Geschichte der Deutschen lediglich - und auf übrigens sehr zurückhaltende Weise - einen allgemeinen, nicht konkret begründeten Zweifel an der Endgültigkeit der herrschenden Lesart der »Endlösung« andeutet, was nicht nur sein gutes Recht, sondern, so er denn Zweifel hatte, sogar seine wissenschaftliche Pflicht gewesen ist. Der Casus wäre gewiß anders zu beurteilen gewesen, wenn Diwald - wie behauptet wurde - die »Endlösung« geleugnet hätte. Aber eine Behauptung bezweifeln, heißt nicht sie leugnen. Wer die Richtigkeit einer

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Behauptung bezweifelt, leugnet sie eben gerade nicht, denn würde er sie leugnen, würde er nicht mehr zweifeln. Und da nach den Spielregeln der Zunft, die von allen Historikern anerkannt werden, ein Gelehrter, der die Richtigkeit einer historischen Tatsachenbehauptung lediglich in Frage stellt, keineswegs verpflichtet ist, den »positiven Gegenbeweis« zu führen - man muß keine Eier legen können, um sagen zu dürfen: dies Ei da ist faul -, war er auch nicht verpflichtet, seine Vorbehalte näher zu begründen. Vom wissenschaftlichen Standpunkt war demnach gegen den Passus überhaupt nichts einzuwenden.

Wenn die Regisseure der Kampagne bei Sinnen waren, was man den coolen Machern im Hintergrund trotz der aufgeheizten Atmosphäre des Bewältigungsjahres getrost unterstellen kann, dürfte ihnen schwerlich entgangen sein, daß sie mit ihren Kanonen auf einen Spatzen feuerten. Das winzige Ziel rechtfertigte den großen polemischen Aufwand mitnichten. Man kann sich daher des Eindrucks nicht erwehren, als habe die Gesinnungspolizei eine Art Sperrfeuer auf die Landschaft legen wollen, um einem viel gefährlicheren Feind zu signalisieren: hier kommt keiner durch 33.

Und in der Tat waren auch bereits ganz andere Gegner im Busch. Als Diwald mit seinen bedächtigen Zweifeln an die Öffentlichkeit trat, meldeten sich bereits »radikale« Revisionisten zu Wort, die im Unterschied zu ihm die »Endlösung« tatsächlich für einen reinen Propagandaschwindel der Alliierten erklärten. Fast gleichzeitig mit dem »Startschuß« des Spiegels gegen Diwald löste der Literaturprofessor und Spezialist für Textkritik Robert Faurisson, der sich ohne politische Absicht rein wissenschaftlich mit der »Endlösung« beschäftigt hatte und dabei auf gewisse Ungereimtheiten der Überlieferung aufmerksam geworden war, mit drei schneidigen Erklärungen in Le Monde, die am 16. Dezember 1978,29. Dezember 1978 und 16. Januar 1979 veröffentlicht wurden, in Frankreich eine öffentliche Kontroverse über die Zuverlässigkeit der Quellen zum »Massenmord in den Gaskammern« aus 34.

Faurisson leugnete nicht nur; er bot auch an, den »positiven Gegenbeweis« anzutreten. Schon in seiner Stellungsnahme vom 29. Dezember kam er auf das Thema zu sprechen, das fortan die Arbeiten dieser Schule bestimmen sollte. Nachdem er - unter Hinweis auf die zahlreichen Zeugen, die vor Gericht und sogar unter Eid die Existenz von Gaskammern in den KZs bezeugt hatten, die innerhalb der Grenzen des Deutschen Reiches lagen und in denen es nach heute allgemein akzeptierter Erkenntnis nie welche gab, - die Unzuverlässigkeit von Zeugenaussagen als Beweismittel dargetan hatte, ging er auf technisch-naturwissenschaftliche Befunde ein, die nach seiner Überzeugung eindeutig dafür sprachen, daß es auch in den sogenannten Vernichtungslagern in Polen keine Gaskammern zur massenhaften Tötung von Juden gegeben haben kann. Der Artikel schloß mit dem provozierenden Aufruf: »Der Nazismus mit seinem Führer ist tot, gründlich tot. Was noch fehlt, ist die Kenntnis der Wahrheit. Wagen wir, sie zu verkünden! Die Nichtexistenz der ›Gaskam-

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mern‹ ist eine gute Nachricht für die arme Menschheit. Eine gute Nachricht, die wir nicht länger geheimhalten sollten.«

Die Nachricht schlug in Frankreich wie eine Bombe ein. Es stellte sich allerdings ziemlich schnell heraus, daß sich durchaus nicht alle dafür begeistern konnten. Es hagelte Proteste und Gegenresolutionen. Aber der »Stand der Holocaust-Forschung« hatte sich auf einmal gründlich verändert. Mit seiner Forderung, ihm doch nur »einen Beweis, einen einzigen präzisen Beweis für die tatsächliche Existenz einer ›Gaskammer‹, einer einzigen Gaskammer‹« zu liefern 35, brachte Robert Faurisson die bisherigen Spezialisten in arge Verlegenheit. Nun stellte sich heraus, daß sich in all den Jahren niemand - kein Historiker und kein Gericht - je ernstlich für die »Tatwaffe« des »größten Verbrechens der Menschheitsgeschichte« interessiert hatte. Entgegen der Tendenz der modernen Kriminalistik zum Sachbeweis 36 beruhte in diesem Fall das ganze Gebäude der Anklagen und Schuldsprüche auf der schwächsten aller Beweisarten, dem Zeugenbeweis. Zeugenaussagen waren zwar in einer überwältigenden Fülle verfügbar, sie erwiesen sich aber bei näherer Betrachtung als außerordentlich unzuverlässig und widerspruchsvoll. Nun begann, von der »breiten Öffentlichkeit« weitgehend unbemerkt, tatsächlich eine neue Epoche der wissenschaftlichen Erforschung des gesamten Komplexes, die in eigenen Zeitschriften 37 und in einer reichen Kontroversliteratur 38 ihren Niederschlag fand und die in den gründlichen naturwissenschaftlichen Gutachten Fred Leuchters und Germar Rudolfs einerseits 39, in den reich dokumentierten Monographien Jean-Claude Pressacs andererseits 40 ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht hat.

Sogar in Deutschland wagte sich, als die Kampagne gegen Diwald gerade auf vollen Touren lief, ein radikaler Revisionismus mit dreister Impertinenz hervor, der es nicht beim Zweifel bewenden ließ. Im Frühjahr 1979 erschien mit dem Generalangriff auf den Auschwitz-Mythos 41 aus der Feder des pensionierten Richters Dr. Wilhelm Stäglich das erste »revisionistische« Werk eines deutschen Autors auf dem Büchermarkt, das bei aller unverkennbaren ideologischen Voreingenommenheit des Verfassers mit dem Anspruch auf Wissenschaftlichkeit auftreten konnte 42, da es mit einer rigorosen und peniblen Quellenkritik an die beste Tradition der kritischen deutschen Historiographie anzuknüpfen schien. Wie da das sogenannte Wannsee-Protokoll 43 nach allen Regeln der Kunst auseinandergenommen wurde, erinnerte an Meisterleistungen der frühen Diplomatik wie die Entlarvung der Konstantinischen Schenkung 44. Das brisante Buch mit dem feuerroten Einband verbreitete sich zwar sogleich wie ein Flächenbrand im ganzen Lande und wurde von den Hütern der öffentlichen Sicherheit und Ordnung auch sofort in seiner Gefährlichkeit erkannt 45, von den Massenmedien wurde es jedoch geflissentlich totgeschwiegen. Die hatten sich auf Hellmut Diwald eingeschossen.

Diwald galt vermutlich nicht nur deshalb als der geeignetere Gegner, weil er als »anerkannter« Historiker mit seinem Buch, das in einem »seriösen«

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Verlag erschienen war, einen hohen »Aufmerksamkeitsgrad« garantierte, sondern wohl auch deshalb, weil sich an ihm leichter ein nachhaltiges Exempel statuieren ließ. Da sein Urteil über den Stand der Holocaust-Forschung - was in einem populärwissenschaftlichen Werk wie der Geschichte der Deutschen gar nicht zu vermeiden ist - ohne Quellenbelege und Literaturnachweise unbeschützt dastand und so einen idealen Angriffspunkt bot, war es relativ einfach, Diwald »fertig zu machen«. Seine Feststellung war leicht als bloße Meinung abzutun, ohne daß die Kritiker es nötig gehabt hätten, ihrerseits auf Einzelheiten einzugehen und besondere historische Kenntnisse vorzuweisen. Und dabei war mit der öffentlichen Vorführung eines renommierten Professors nicht nur bei ahnungslosen Laien, sondern auch bei potentiellen Nachahmungstätern im akademischen Bereich ein weit größerer Abschreckungseffekt zu erzielen als mit Angriffen auf obskure »rechtsradikale« Skribenten. Wenn es gelang, Diwalds Kredit zu erschüttern und in der Öffentlichkeit den Eindruck zu erwecken, daß selbst die bedächtigen Zweifel des Professors unbegründet und haltlos seien, brauchte man sich mit den Leugnern des Holocaust erst gar nicht abzugeben. Ohne daß es nötig gewesen wäre, die konkreten Probleme öffentlich überhaupt zur Sprache zu bringen, war so ein billiger symbolischer Sieg über den drohenden Revisionismus zu erringen.

Da - wie in Deutschland nicht anders zu erwarten - sämtliche Medien mitzogen, ging die Rechnung der Strategen auf. Eine sachliche Diskussion fand überhaupt nicht statt. Selbst gebildete Zeitgenossen reagierten auf Diwalds Zweifel primitiv-emotional. Verwunderlich war das nicht, denn der Denunzierte hatte das Großtabu unserer »tabufreien Gesellschaft« berührt 46. »Auschwitz« ist - in diesem Punkt irren sich gerade die unpolitischen Revisionisten - eben kein »bloßes historisches Faktum«, sondern - weit mehr als das Grundgesetz - »eine Grundlage der Politik der Bundesrepublik«47. Man sollte es nicht als eine rein rhetorische Floskel abtun, wenn Repräsentanten dieses Staates öffentlich bekennen, daß sich für sie »alle Fragen im vollen Bewußtsein um Auschwitz«48 stellen. Man braucht nur einmal in einem Gedankenexperiment den ganzen Auschwitz-Komplex »hinwegzudenken«, um sofort seine schlechterdings grundlegende Bedeutung für die gesamte »Nachkriegsordnung« zu erkennen 49. Im politischen Sinn müßte »Auschwitz« auch dann noch »wahr« sein, wenn sich tatsächlich herausstellen würde, daß es in historischer Hinsicht »erfunden« ist, daß also im KZ zu Oswiecim oder einem anderen polnischen Lager nie ein Jude in einer Gaskammer vergast worden ist. Da in der Politik nicht gilt, was ist, sondern ist, was gilt, kann man da ohne Ulk messerscharf schließen, »daß nicht sein kann, was nicht sein darf« 50. Und was nicht sein darf, bestimmen nicht Wissenschaftler, sondern die legislative und jurisdiktive Gewalt. Auch in einer liberalen Demokratie wie der Bundesrepublik Deutschland stößt die Freiheit der Wissenschaft an ihre Grenzen, sobald es ans »Eingemachte« geht.

Es ist überhaupt eine Illusion zu glauben, in einem Staat, der sich als liberal

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bezeichnet, herrsche generell mehr Freiheit als in einem anderen. In einem liberalen Staat ist die Freiheit, auch die der Wissenschaft, wie in jedem anderen Staat eingeschränkt; liberale und nichtliberale Staaten unterscheiden sich nur in der Art der Sachbereiche, die ihnen gleichgültig sind und die daher dem Belieben des einzelnen anheimgestellt und allgemein »freigegeben« werden 51. Und der »Auschwitz-Komplex« gehört garantiert nicht zu dem Bereich, den unser Staat politisch desinteressierten, weltfremden Wissenschaftlern überlassen könnte. Wo so viele mächtige Interessen hereinspielen, kann sich auch ein liberaler Staat nicht den Luxus der Wissenschaftsfreiheit erlauben. Da eine Revision der »fable convenue« buchstäblich alles in Frage zu stellen droht, was seit 1945 »aufgebaut« wurde, ist sie, politisch betrachtet, im höchsten Maße gefährlich. Es ist daher auch nicht verwunderlich, daß die »Endlösung« bei uns heute die einzige historische Tatsache ist, die selbst der gerichtlichen Nachprüfung entzogen und deren Leugnung oder auch nur Bezweiflung - sogar in naturwissenschaftlichen Gerichtsgutachten 52- inzwischen mit hohen Strafen bedroht ist. Gewiß, vom wissenschaftlichen Standpunkt sind historische Wahrheiten äußerst verdächtig, die eines gerichtlichen Schutzes bedürfen. Wenn es, wie Pareto mit Stuart Mill feststellt 53, das sicherste Kriterium der Wahrheit des Gravitationsgesetzes ist, daß man es attackieren kann, ohne einen Prozeß wegen Majestätsbeleidigung zu riskieren, dann könnte man in der Tat auf die Idee kommen, daß es um die Wahrheit des »Holocaust« nicht zum besten bestellt sein könne 54. Aber - ganz abgesehen davon, daß die »Gesetze« der Geschichte keine Naturgesetze sind - kein Staat der Welt gibt seinen Bürgern das Recht, die bestehende Ordnung im Namen einer historischen Wahrheit umzustürzen. Selbst wenn sie »objektiv richtig« wäre, würde die Anerkennung der »historischen Wahrheit« der Revisionisten eine politische Revolution voraussetzen. Ein Historiker kann zwar einer solchen Revolution vorarbeiten, aber er muß sich dann auch darauf gefaßt machen, daß er wie ein »Terrorist« behandelt wird. Das Schicksal der Revisionisten zeigt, was auch in einem liberalen Staat den Leugnern der approbierten historischpolitischen Wahrheit blüht: sie wurden nicht nur gnadenlos verfolgt und bestraft, sondern auch beruflich und finanziell, zum Teil sogar gesundheitlich, ruiniert 55.

Nicht jeder hat das Zeug, ein Märtyrer der Wahrheit zu werden. Und wer nicht selber bereit ist, sich diesem Risiko auszusetzen, hat auch nicht das mindeste Recht, anderen Feigheit oder Defaitismus vorzuwerfen. Es ist daher sinnlos, Diwalds »Rückzieher« unter »moralischem« Aspekt zu betrachten. Obwohl es im Frühjahr 1979 wenigstens einem Wissenschaftler nicht nur von Berufs wegen, sondern auch noch von Rechts wegen freistand, an der »Holocaust-Legende« zu zweifeln - der große Durchbruch zur Kriminalisierung der kritischen Forschung gelang allerdings bereits im Herbst jenes Gedenkjahres mit der BGH-Entscheidung 56 vom 18. September 1979 -, wird es niemand, der sich in seine Lage versetzt, völlig unverständlich finden, daß er unter dem

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Eindruck des Sperrfeuers »in die Knie ging«. Er hat es tatsächlich mehr oder weniger widerstandslos hingenommen, daß sein Verleger die erste Auflage der Geschichte der Deutschen eilfertig zurückzog und in einer zweiten Auflage nicht etwa nur einzelne Sätze strich, sondern ganze Seiten 57 von dritter Hand 58 umschreiben ließ. Dabei wurden die Zweifel an der Endlösung zwar nicht völlig ausgeräumt, aber auf Nebensächlichkeiten eingeschränkt und noch vorsichtiger formuliert. »An der Tatsache der systematischen Vernichtung der Juden, und zwar ohne jeden Zusammenhang mit Kriegsnotwendigkeiten und sogar im Widerspruch zu den Notwendigkeiten der Front,« hieß es nun unzweideutig, »ist nichts strittig.« 59 Zwar ist auch nach der revidierten Fassung »das, was sich im Zusammenhang mit jenem Plan der ›Endlösung‹ . . . zwischen den Jahren 1941 und 1945 tatsächlich abgespielt hat, trotz aller Literatur. . . noch immer ungeklärt«, aber nicht mehr in zentralen Fragen schlechthin, sondern lediglich »in zentralen Fragen der Zuständigkeiten, Verantwortlichkeiten und Entscheidungsbefugnisse«. Damit schien klar zu sein, daß sich der allgemeine Zweifel, den der Autor in der ersten Auflage geäußert hatte, keineswegs auf das Problem der technischen Durchführbarkeit der Massenvergasungen bezog, mit dem sich die radikalen Revisionisten beschäftigten, sondern nur auf die auch in Deutschland allgemein akzeptierte Kontroverse zwischen »Intentionalisten« und »Funktionalisten«. Und da Diwald (bzw. sein Ghostwriter) nun nicht einmal in diesem Streit klar Stellung bezog und sich sogar hütete, für die eher suspekten »Funktionalisten« Partei zu ergreifen, blieb die revidierte Darstellung der »Endlösung« selbst hinter derjenigen eigenwilliger Hofhistoriker wie Hans Mommsen zurück. Es kreißte der Berg und gebar - statt des erwarteten Ungeheuers - ein unscheinbares, mickeriges, graues Mäuschen.

Man kann sich vorstellen, daß dieser »Rückzieher« für viele, die Diwalds »Mut zur Wahrheit« bewundert hatten, eine große Enttäuschung war. Über seine Motive kann man heute nur spekulieren. Manches spricht jedoch dafür, daß für ihn letztlich nicht die Sorge um sein persönliches Wohl und Ansehen der Hauptgrund gewesen sein dürfte, die Korrekturen des Verlags mehr oder weniger widerstandslos hinzunehmen, sondern die Befürchtung, sich um jede politische Wirkung zu bringen, wenn er trotzig auf seinem Standpunkt beharrte. Da er ein politischer Historiker war, der den »Gang der Geschichte« nicht nur nachvollziehen, sondern mitgestalten und mitbeeinflussen wollte 60, und da er wohl wußte, daß es in Deutschland niemanden gab, der ihm sein dringendstes Geschäft - die geistige Aufmöbelung der geschlagenen Nation durch Konfrontation mit ihrer Geschichte 61 - abnehmen konnte, mußte er bestrebt sein, das verhängnisvolle Stigma des »Rechtsradikalen« und »Neonazis« mit allen Mitteln von sich abzuwenden. Wozu die »Wahrheit« verkünden, wenn man damit nur erreicht, daß einem niemand mehr zuhört?

Er ist dabei weit - nach dem Geschmack vieler seiner Freunde zu weit -gegangen. Zwar wird es ihm niemand verdenken, daß er sich in der »Haupt-

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sache« gegen jedes Mißverständnis absichern und seinen Zweifel an der »Endlösung« präzisieren mußte, aber wer die Sensibilität des Autors in Fragen des Stils und sein ausgeprägtes Selbstbewußtsein kannte, konnte schwer nachvollziehen, warum, er sich auch völlig überflüssige stilistische Retuschen gefallen ließ, die nichts als eine Konzession an die verlogene Larmoyanz der Holocaust-Heuchler waren. Da wurden ganze Seiten geleert und mit einer erbärmlichen Jeremiade nachgefüllt 62, die von Eberhard Jäckel hätte stammen können: »das in einem ganz präzisen Sinn ›Unvorstellbare‹«, »Reue bis zur erklärten Unfähigkeit«, »abgründige Scham«, »Ohnmacht der Empfindung«, »nicht mit dem vorhandenen Vokabular zu fassen«, »mit Worten nicht wiederzugeben«, »völliges Verstummen« etc. etc. Diese geschwätzige Wortlosigkeit, man hört es sofort, kann unmöglich von Diwald sein. »Das in einem ganz präzisen Sinn ›Unvorstellbare‹« und die »Reue bis zur erklärten Unfähigkeit«: das ist gar kein Deutsch, es ist nicht einmal logisch; das ist übelster Politpfaffenjargon, echter holokaustischer Aberwitz. So drücken sich Leute aus, die nicht sagen können, was sie fühlen und nicht fühlen können, was sie sagen, Heuchler halt. Wie muß dem stolzen Diwald zu Mute gewesen sein, als er las, was man ihm da in den Mund gelegt hatte!

Aber das war noch nicht alles. Mit der nachträglichen Einfügung eines Fotos von einem Leichenfeld, das offenbar die deutschen KZ-Greuel sinnfällig machen sollte, schien der Verleger seinen Autor geradezu verhöhnen zu wollen, ist dieses Bild doch ein Musterbeispiel jenes »Zynismus«, mit dem - nach einer der Streichung zum Opfer gefallenen Formulierung in der ersten Auflage des Buches - »eins der grauenhaftesten Geschehnisse der Moderne« durch »bewußte Irreführungen, Täuschungen, Übertreibungen« ausgebeutet wurde 63. Das Foto stellt zwar tatsächlich, wie der beigefügten Legende zu entnehmen ist, »Opfer im Konzentrationslager Nordhausen am Ende des Zweiten Weltkriegs« dar, aber jeder Historiker weiß (oder könnte mühelos feststellen), daß es sich dabei durchaus nicht um Opfer des »Holocaust«, sondern um solche eines amerikanischen Bombenangriffs auf die Boelcke-Kaserne in Nordhausen handelt 64.

Was ging hier eigentlich vor? Wie soll man das nennen? Eine falsche Richtigstellung? Eine Richtigstellung durch Täuschung? Eine wahre Lüge? Eine verlogene Wahrheit? Ein Trompe-1'œil? Un faux semblant? Un vrai semblant? Un faux vrai? Un vrai faux? Wollten da Gutgläubige Gutgläubige beschwichtigen? Oder hat man vielleicht einfach zur Gaudi der Eingeweihten zynisch ein historisches Pasticcio fabriziert, weil es auf die »Wahrheit« bei dieser Geschichte ohnehin nicht mehr ankommt? 65 Weil im Shoah-Business unter dem Schutz des Gesetzes fast alles erlaubt ist? 66 Natürlich hat keine der Gazetten, die gegen Diwald zu Felde gezogen waren, nun etwa gegen das Pasticcio des Propyläen-Verlags protestiert. Das historisch falsche Bild ist schließlich politisch goldrichtig: es stimmt mit der Vorstellung überein, von der man sich und das Publikum um keinen Preis abbringen lassen möchte.

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Kein Wunder, daß es in der »Rhetorik des Holocaust« von »Tatsachen« geradezu wimmelt, die - wie die »Lügengeschichten« der Presse nach Wladimir Iljitsch Lenin 67 - zwar meist nicht auf reinen Erfindungen, aber auf »Entstellungen der Wahrheit« beruhen. Das beginnt mit kleinen statistischen Mogeleien. Nicht nur in den Fernsehnachrichten 68 und auf Gedenktafeln 69, sondern auch in Handbüchern für Historiker 70 werden statistische Angaben über die Opfer des Holocaust verbreitet, die ebenso genau wie falsch sind. Und das geht über die suggestive Einblendung von ganz gewöhnlichen Krematorien aus ganz gewöhnlichen Konzentrationslagern mit Kommentaren über dort »verbrannte« - soll suggerieren: vergaste - Juden 71 bis zu pseudoauthentischen »Dokumentarfilmen« à la Shoah von Claude Lanzmann 72 und präzisen Verwirrspielen wie dem Atlas der Endlösung von Martin Gilbert 73.

Im »alltäglichen Holocaust« setzt sich die große Wahrheit, die kein vernünftiger Mensch im Ernst bezweifeln kann 74, sozusagen aus tausend kleinen »Lügen« zusammen, die durch kein Sondergesetz geschützt werden und die der Forschung überall frei zugänglich sind. Wenigstens auf diesem Feld könnte die historische Kritik beweisen, daß sie noch nicht ganz abgedankt hat. Es wäre keine üble Revanche für die Demütigung, die Diwald einstecken mußte, und nicht die schlechteste postume Wiedergutmachung, die die deutschen Historiker einem ihrer hervorragendsten Kollegen schuldig sind, wenn sie wenigstens diese kleinen »Irrtümer« und »Versehen« hübsch der Reihe nach richtigstellen würden. Auf diesem Umweg könnte man der Wahrheit vielleicht nach und nach ein Stück näher kommen 75.

Anmerkungen:

1. Voltaire, »Histoire, Section I«, Dictionnaire philosophique, Tome neuvième, Paris 1834, S. 147.

2. Zum Ablauf der Kampagne, die nicht auf Deutschland beschränkt blieb (siehe z. B. die Attacke von Alfred Grosser in Le Monde vom 5. Juli 1979, S. 3), aus der Sicht des Jägers: Der Spiegel Nr. 15/ 79 v. 9. 4. 1979, S. 232 ff. ; speziell zu den Hintergründen: Armin Mohler, Der Nasenring - Die Vergangenheitsbewältigung vor und nach dem Fall der Mauer, München 31991, S. 191-194; ausführlich jetzt: Ders. , »Die Kampagne gegen Hellmut Diwald von 1978/79. Erster Teil - Die Rache der SS« (in diesem Band). Schon im Nasenring hat Mohler als Regisseur den Spiegel-Redakteur und einstigen SS-Obersturmbannführer Georg (»Orje«) Wolf (S. 193) und als einen der Antreiber einen namentlich nicht genannten Österreicher erwähnt, der vor dem Anschluß als »Illegaler« gegen Dollfuß kämpfte und es nach dem Anschluß ebenfalls zum SS-Offizier brachte. (S. 329) Die Vermutung, daß es sich dabei um den Chefredakteur Edgar Traugott (Nürnberger Zeitung) handelt, wird nun von Mohler bestätigt. Nichts zeigt deutlicher als die Bewältigung der eigenen Vergangenheit auf Kosten anderer, die solche umgedrehten Nazis betrieben haben, daß der Antinazismus der BRD nur ein Nazismus mit umgekehrtem Vorzeichen ist. Vielleicht ist der Antinazismus dieser Paläonazis überhaupt die virulenteste Form des Neonazismus in der BRD gewesen. - Zu Traugotts früherer Botschaft vgl. seine NS-Schrift Von der Führung (Nordland-Bücherei Bd. 18, Berlin 1941): »Kommt mit der Umwälzung eine niedrigere Art und eine schlechtere Rasse hoch, so ist sie in jedem Fall zu bekämpfen und auszutilgen«. (S. 7) Von »ausmerzen« und »ausrotten« ist in der Schrift überhaupt ständig die Rede (z. B. S. 8, 11,

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61). Ihr Schlußsatz lautet: »Vor uns das Reich! Aber das Schwert zwischen die Rassen.« (S. 75) Was Diwald betrifft, so hielt er zwar einiges vom »Reich«, war aber - wie allein schon ein Blick auf seine Adoptivkinder zeigt - keiner von denen, die Schwerter zwischen Rassen werfen. Sollte vielleicht gerade das die alten SS-Leute aus der Fassung gebracht haben?

3. Vgl. die eindrucksvolle, bei aller literarischen Überhöhung quellennahe Schilderung des Exkommunikationsritus in Balzacs Jugendroman L'excommunié, Edition du centenaire, Calmann-Lévy Paris o. J. , S. 124-133.

4. Vgl. R. Hepp,»Die Sinnkrise des Verfassungsschutzes«, in Junge Freiheit, April 1992, S. 11.

5. Ernst Gauss, Vorlesungen über Zeitgeschichte - Strittige Fragen im Kreuzverhör, Tübingen 1993, S. 48.

6. Zum letzten mal habe ich ihn im Hinterzimmer eines Frankfurter Bahnhofsrestaurants getroffen, wo ein Fähnlein von sieben Aufrechten wieder einmal eine »Initiative« ergreifen wollte, aus der dann doch nichts geworden ist. Er ließ sich nicht anmerken, wie deplaciert er sich fühlte.

7. »Mut zur Geschichte« war für Diwald tatsächlich primär »Mut zur Wahrheit«: vgl. Hellmut Diwald, Mut zur Geschichte, Bergisch Gladbach 1983, bes. S. 230 ff.

8. Anspielung auf Diwalds Schilderung der Szene auf dem Wormser Reichstag in seiner Luther-Biographie: Luther. Eine Biographie, Bergisch Gladbach 1982, S. 190-197, bes. S. 195 f.

9. Im Frühjahr 1979 fand nochmals der »Einmarsch in Prag« statt, im Herbst 1939 der »Überfall auf Polen«, dazwischen gab es unentwegt Kriegsberichte aus der Sicht der Alliierten.

10. Vgl. etwa die volkspädagogischen »Kontroversen« in: Wilhelm van Kämpen, Holocaust. Materialien zu einer amerikanischen Fernsehserie über die Judenverfolgung im ›Dritten Reich‹, Sonderausgabe der Bundeszentrale für politische Bildung, o. O. 1978, S. 5 ff. , und die Analyse der Ergebnisse in: Ernst, Tilman, ›»Holocaust‹. Impulse- Reaktionen - Konsequenzen. Das Fernsehereignis aus der Sicht politischer Bildung«, in Aus Politik und Zeitgeschichte - Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament, B 34/81 v. 22. 8. 1981, S. 3-22

11. Nach dem »großen Wörterbuch« der Dudenredaktion (Meyers Enzyklopädisches Lexikon, Bd. 30, Mannheim 1970) heißt »bewältigen«: »mit etwas Schwierigem fertig werden,. . ein Problem. . lösen, Schwierigkeiten. . . überwinden«. Nach Gerhard Wahrig (dtv-Wörterbuch der deutschen Sprache, München April 1978) »mit etwas fertig werden. . . etwas meistern. . . ein Problem lösen. . . (etwas) seelisch überwinden«. In der »Stunde Null« der Nachkriegszeit, als das Schlagwort von der Vergangenheitsbewältigung aufkam, war damit anscheinend noch etwas gemeint, was sich mit der umgangssprachlichen Bedeutung der Worte zur Deckung bringen ließ. Man scheint damals darunter das Ensemble aller Maßnahmen verstanden zu haben, die auf eine möglichst vollständige Vernichtung des besiegten NS-Regimes gerichtet waren, von den Strafprozessen gegen »NS-Verbrecher« über die Entnazifizierung des öffentlichen Dienstes und die Säuberung der Kunst und Literatur bis zur »Umerziehung« und »Umkultivierung« der ideologisch verseuchten Deutschen. Die Vergangenheit bewältigen hieß demnach einfach: derart mit den Überbleibseln des nationalsozialistischen »Systems« aufzuräumen, daß es als politische Größe erledigt war und nach menschlichem Ermessen als endgültig überwunden gelten durfte. Vgl. Christa Hoffmann, Die Stunde Null? Vergangenheitsbewältigung in Deutschland 1945 und 1989, Bonn 1992, bes. S. 26 f. - Da der Nationalsozialismus als Resultat und als Ursache von Geschichte derart in seine Zeit »verfloßt« war, daß es auch beim besten Willen nicht möglich gewesen wäre, ihn als solchen fein säuberlich aus dem Gesamtkontext der Epoche herauszutrennen, und da es überhaupt keine Zeit und keine Geschichte gäbe, wenn sich alles, was einmal war, restlos ausradieren (oder in ewig gleicher Weise wiederholen!) ließe, konnte in diesem Zusammenhang niemand unter Bewältigung der Vergangenheit ernstlich etwas anderes verstehen als eine »Entmachtung« mit

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anschließender »Beisetzung im Grab der Geschichte«. Der erste Teil ist, was auch immer historische Detailstudien noch ergeben mögen, zwar vielleicht nicht ganz wie geplant, aber sicher »über alle Erwartung hinaus gelungen«. (Hans Magnus Enzensberger, Mittelmaß und Wahn. Gesammelte Zerstreuungen, Frankfurt/M. 1988, S. 259) Die Historiker der Entnazifizierung, die meist kein Hehl daraus machen, daß sie es lieber gesehen hätten, wenn ein wenig mehr Köpfe gerollt wären, neigen ganz unabhängig von ihrer Parteinahme im ideologischen Bürgerkrieg dazu, den praktischen Vollzug der Maßnahmen an den radikalen oder utopischen Vorstellungen zu messen, mit denen die Sieger angetreten sind. Kein Wunder, daß sie zumeist zu dem Ergebnis kommen, die Bewältigung der Vergangenheit sei in den Anfängen stecken geblieben und letztlich gescheitert, weil die ursprünglichen Pläne der Alliierten von den Deutschen nur noch halbherzig durchgeführt und schließlich ganz verwässert worden seien, (vgl. z. B. Klaus-Dietmar Henke, »Die Trennung vom Nationalsozialismus - Selbstzerstörung, politische Säuberung, ›Entnazifizierung‹, Strafverfolgung«, in ders. u. Hans Woller, Hrsg. , Politische Säuberung in Europa, München 1991, S. 21-83) Ausländische Beobachter scheinen den Erfolg aus der Distanz objektiver einschätzen zu können. Vgl. etwa das Urteil von Franz M. Oppenheimer, »Konsumismus, ungezügelter Hedonismus, anarchische Nachgiebigkeit - Deutschland mit den Augen eines in Amerika lebenden deutschen Emigranten betrachtet«, in Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 12. 1. 1994 (Nr. 9), S. 6.

12. Im Sinn des jüdischen Erinnerungsgebots (5. Mose 25, 17 ff. ) - Von deutschen Gedenkrednern, vor allem von solchen pietistischer Provenienz, wird die Notwendigkeit ständiger Erinnerung in der Regel nicht politisch, sondern theologisch begründet, meist mit Hilfe christlich - und das heißt falsch - verstandener Weisheiten der jüdischen Tradition. Das klassische Beispiel ist Richard von Weizsäckers pietistische Exegese der inzwischen zum Kalauer von Erinnerungsfeiern verkommenen Weisung »Das Vergessenwollen verlängert das Exil, und das Geheimnis der Erlösung heißt Erinnerung« (Rede zum 8. Mai 1985), die gerade nicht besagt, daß den Übeltätern am Ende die »Versöhnung« oder »Verzeihung« winkt. (Vom Bundespräsidenten wurde »Erlösung« als »Versöhnung« interpretiert, von vielen seiner Nachbeter sogar im Text der Weisung durch »Versöhnung« ersetzt. Sehr klar zum Begriff der Erlösung im Judentum: Otto Michel, »Jüdischer und christlicher Erlösungsglaube«, in Hans Jürgen Schultz, Hrsg. , Juden - Christen - Deutsche, Olten-Freiburg. i. Br. 1961, S. 300-306) Dabei treten die politischen Hintergedanken der Theologen selten so deutlich hervor wie in einem Diktum, das Gustav Heinemann zugeschrieben wird (z. B. von Min. Präs. Rau auf einer Wahlkampfveranstaltung in Stuttgart, übertragen von der ARD am 11. 1. 1987): die einzige Chance, daß die ändern vergessen, was geschehen ist, sei, daß wir es nicht vergessen. Wie machiavellistisch, und doch wie protestantisch! Wie füchsisch, und doch wie dumm! Vergessen um den Preis ewiger Erinnerung! Wenn sich die einen ständig erinnern sollen, damit die ändern vergessen können und es dann doch nicht tun, werden die einen eines Tages zu der Einsicht kommen, daß es einfacher ist, selbst zu vergessen und das Erinnern denen zu überlassen, die es ja doch nicht lassen können. Zur Genesis des jüdischen Erinnerungskults: Jan Assmann, Das kulturelle Gedächtnis, München 1992, S. 196 ff. : vgl. auch das Motto in: Simon Wiesenthal, Jeder Tag ein Gedenktag. Chronik jüdischen Leidens, Gerungen 1988: »Juden wird es so lange geben, als sie sich erinnern. Keine größere Sünde als zu vergessen.« Wie nachtragend die Juden sein können, zeigt eine dpa-Meldung über den Staatsbesuch des spanischen Königs in Israel vom November 1993, in der es heißt: »Die Beziehungen waren lange Zeit wegen der Vertreibung der Juden aus Spanien vor 500 Jahren. . . getrübt.« (Die Welt vom 10. 11. 1993)

13. Auf die politische Funktion der »Vergangenheitsbewältigung«, die die meisten Autoren mangels ausreichender Distanz zu dem Objekt ihrer Untersuchung nicht wahrzunehmen scheinen, hat Armin Mohler schon sehr früh und in immer neuen Anläufen aufmerksam gemacht: Vergangenheitsbewältigung - Von der Läuterung zur Manipulation, Stuttgart-Degerloch 11968; Vergangenheitsbewältigung - oder wie man den

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Krieg nochmals verliert, Krefeld 1980; Der Nasenring. Die Vergangenheitsbewältigung vor und nach dem Fall der Mauer, München 1991

14. Während früher der Grundsatz galt, daß »da, wo die Schuld liegt, auch die Verantwortlichkeit liegen muß« (und umgekehrt), werden heute Schuld und Verantwortung gerne dissoziiert. Man kann jetzt an etwas schuldig sein, für das man nicht verantwortlich zeichnet, und für etwas zur Verantwortung gezogen werden, an dem man ganz unschuldig ist. Die Zuschreibung von »Verantwortung« kann einerseits der Beschuldigung, andererseits der Entschuldigung dienen. Wenn Mitglieder der politischen Klasse bei einem Vergehen ertappt werden, pflegen sie, wie die ehemalige französische Sozialministerin Georgina Dufoix, die an der Verbreitung aids verseuchter Blutkonserven mitschuldig war, zu erklären, sie seien »zwar verantwortlich, aber nicht schuldig«. Aber wenn die jungen Deutschen, die an »Auschwitz« ganz und gar unschuldig sind, gleichwohl ständig daran erinnert werden, geschieht das mit der Phrase, die heutige Generation treffe zwar keine Schuld, aber sie habe die »Verantwortung« zu übernehmen. (Richard von Weizsäcker in seiner »Rede zum 8. Mai 1985«; Bundeskanzler Kohl in seiner Rede »Zur Lage der Nation« vom 1. 12. 1988, Bulletin Nr. 169, S. 1502 und in seiner »Ansprache zum 80. Geburtstag des Simon Wiesenthal am 14. 11. 1988 in New York«, Bulletin Sonderdruck, S. 7; Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth in einer Erklärung zum 9. 11. 1993 lt. Die Welt 10. 11. 1993 und FAZ v. 10. 11. 93) - Vgl. zum »neuen Begriff der Verantwortung«: Hans Jonas, Das Prinzip Verantwortung, Frankfurt/M. 1979, S. 172-175 (Jonas unterscheidet die alte Verantwortung als kausale Zurechnung vergangener Taten von einer neuen Verantwortung für die Zukunft als »Pflicht der Macht«. Bei der »Verantwortung« für die deutsche Vergangenheit scheint es sich eher um eine »Pflicht zur Ohnmacht« zu handeln!).

15. Zur »Unfähigkeit zu trauern« (Mitscherlich) vgl. die fulminante Abfertigung von Eckhard Henscheid (»Die Unfähigkeit zu trauern oder so ähnlich - Ein Spezialkapitel zur Kulturgeschichte der Mißverständnisse«) in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 12. Juni 1993, Nr. 133 (Bilder und Zeiten).

16. Johannes Gross u. a. , Die deutsche Neurose. Über die beschädigte Identität der Deutschen, Schriften der Carl Friedrich von Siemens Stiftung, hrsg. von Armin Mohler, Band 3, Frankfurt/ M. -Berlin-Wien 1980. Ob das Ergebnis der »distanzierenden Identifizierung« mit den eigenen Vorfahren tatsächlich eine Neurose im psychopathologischen Sinn ist und ob man überhaupt von kollektiven Neurosen sprechen kann, soll dahingestellt bleiben. Vgl. aber immerhin zu den »Abwehrneurosen«, die aus einem Konflikt zwischen Appetenz und Aversion hergeleitet werden: Peter R. Hofstätter, »Psychologie«, Das Fischer Lexikon Bd. 6, Frankfurt/M. 1971, S. 212 f.

17. Vgl. Willy Hellpach, Die geistigen Epidemien. Die Gesellschaft, hrsg. von Martin Buber, Bd. 11, Frankfurt/M. 1906, S. 54 ff. , bes. S. 74 ff.

18. Otto von Corvin, Die Geißler - Historische Denkmale des Fanatismus in der römischkatholischen Kirche (1846), Berlin-Friedenau o. J. , S. 108. Eine Monographie über das Phänomen des deutschen Flagellantismus im 20. Jahrhundert steht noch aus. Dabei würde die Psychodiagnostik führender Flagellanten (wie von Weizsäcker, Süssmuth oder - nomen omen? - Geissler) und eine epidemiologische Reihenuntersuchung der Mitläufer sicherlich interessante Ergebnisse zeitigen. Daß die massenhafte rituelle Selbstkasteiung zum Zwecke der Buße für begangene Sünden, die als »psychische Epidemie« (W. Hehlmann) in den Geißlerbewegungen des Mittelalters so eindrucksvoll in Erscheinung trat, (Vgl. M. Erbstösser, Sozialreligiöse Strömungen im späten Mittelalter, Berlin 1970; F. Graus, Pest - Geißler - Judenmorde, Göttingen 21988; G. Dickson, »The Flagellants of 1260 and the Crusades«, in Journal of Mevieval History, 15,1989, 227-268) eine »perverse«, masochistische Komponente hat, ist nicht zu bezweifeln. (Vgl. die klassischen Stellen bei: R. von Krafft-Ebing, Psychopathia Sexualis, Stuttgart 121903, S. 94 ff, bes. S. 106 f. ).

19. »In Straßburg verbrannte man am St. -Valentins-Tage auf einem auf ihrem Kirchhofe errichteten Gerüste nicht weniger als zweitausend Juden auf einmal! Wer sich taufen lassen wollte, den ließ man leben. . . An anderen Orten erbaute man zum Verbrennen der

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Juden große Brennöfen oder hölzerne Schuppen, in welche man sie hineintrieb und die man dann anzündete.« (Corvin, aaO. , S. 116 f. ) Heute werden die Ungläubigen zwar nicht leibhaftig verbrannt, aber wer sich nicht »taufen« lassen will, wird moralisch vernichtet.

20. Vgl. z. B. jene kuriose regierungsoffizielle Festbroschüre, in der die BRD an der ganzen deutschen Geschichte vorbei direkt aus der Virginia Bill of Rights abgeleitet und auf so illustre Ahnen wie Benjamin Franklin zurückgeführt wurde: Presse- und Informationsamt der Bundesregierung, Hrsg. , Demokratie als Auftrag. Drei Jahrzehnte Bundesrepublik Deutschland, Bonn 1979, bes. S. 10f. Zu diesem bei aller Skurrilität typischen Hervorbringsel der Bonner Hofhistoriographie vgl. : Robert Hepp, »Die neuen Deutschen«, in: Caspar von Schrenck-Notzing u. Armin Mohler, Hrsg. , Deutsche Identität, Krefeld 1982, S. 125-127.

21. Golo Mann in Der Spiegel Nr. 49/78 v. 4. 12. 1978, S. 14 f. Daß gerade Golo Mann zum Buschieren vorpreschte oder vorgeschickt wurde, ist ein wenig peinlich, denn Diwald war auf dem Büchermarkt sein Konkurrent: Diwalds Wallenstein. Eine Biographie, Esslingen 1969; Golo Manns Wallenstein, Frankfurt 1971.

22. Hellmut Diwald, Geschichte der Deutschen, Propyläen, Frankfurt/M. -Berlin-Wien, 11978, S. 165.

23. Nach Wilhelm van Kämpen, aaO. , S. 11, sollen allein 120 Millionen Amerikaner die Serie gesehen haben. Fünfzig »Studienanleitungen« zu dem Film wurden in den USA in einer Million Exemplaren an Schulen und Hochschulen verteilt. Eine sechzehnseitige Veröffentlichung der Anti-Diffamation-Liga wurde in fast zehn Millionen Exemplaren verbreitet. - Statt vieler Nachweise für die weltweite Identifizierung von Deutschland mit Hitler und Auschwitz nur einen kleinen, aber bezeichnenden Beleg: ich habe in einer amerikanischen Weltgeschichte für Kinder (von der Steinzeit bis zur Weltraumrakete), deren Titel ich leider nicht notiert habe, unter dem Stichwort »Deutschland« nur zwei historische Ereignisse erwähnt gefunden: Hitlers Weltkrieg und - Auschwitz. (Und dabei unterhalten wir in den USA eine riesige Botschaft mit mehreren Kulturattaches!)

24. Nachdem Jahrzehnte lang vergeblich nach einem Schriftstück gesucht worden war, in welchem Hitler die Vernichtung der Juden ausdrücklich befohlen oder durch seine Unterschrift sanktioniert hat, stellte Martin Broszat (»Hitler und die Genesis der ›Endlösung‹«, in VjHfZGesch, 25. Jgg. , 1977, S. 739-775) die These zur Diskussion, »daß es vielleicht gar keine umfassende Einzelentscheidung für den Massenmord gab«. (VjHfZGesch, 29 Jgg. , 1981, S. 97) Seither ist »der persönliche Anteil Hitlers in der Forschung umstritten«. (Eberhard Jäckel, Art. »Hitler«, in ders. et al. , Hrsg. , Enzyklopädie des Holocaust, o. O. , o. J. , Bd. II, S. 616) Zur typischen Argumentation der Intentionalisten vgl. etwa: Wolfgang Scheffler, »Zur Entstehungsgeschichte der ›Endlösung‹«, in Aus Politik und Zeitgeschichte-Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament, 43/82v. 30. 10. 1982, S. 3-10; repräsentativ für die Funktionalisten: Hans Mommsen, »Die Realisierung des Utopischen: Die ›Endlösung der Judenfrage‹ im ›Dritten Reich‹«, in: Ders. , Der Nationalsozialismus und die deutsche Gesellschaft. Ausgewählte Aufsätze, Reinbek b. Hamburg 1991, S. 184 ff. Zum Paulus-Erlebnis des Intentionalisten Raul Hilberg, der im Zündel-Prozeß einräumen mußte, daß die von ihm in seinem grundlegenden Werk (The Destruction of European Jews, Chicago 11961 / New York 21973, S. 177) zitierten Befehle nicht existieren: Robert Faurisson, »Mon expérience du révisionnisme«, in Annales d'histoire révisionniste, N° 8, Printemps 1990, S. 31 f. ; zum Fiasko des Intentionalismus und zur »Entdeckung« des Funktionalismus als Verlegenheitslösung anläßlich eines Kolloquiums an der Sorbonne v . 29. 6. -2. 7. 1982, wo Raymond Aron bei der abschließenden Pressekonferenz zugeben mußte, daß man trotz sorgfältigster Nachforschungen keinen Befehl zur Judenvernichtung gefunden habe: Robert Faurisson, Les révisionnistes proposent un débat public, Condé-sur-Noireau 1988, S. 2, 10 f. , 15.

25. Dazu jetzt: Ernst Nolte, Streitpunkte, Berlin 1993, S. 316. Selbst Raul Hilberg, der Autor des Standardwerkes The Destruction of the European Jews, hat in einem Interview, das er im Juli 1982 dem Nouvel Observateur gewährte, zugeben müssen, daß die Revisionisten

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mit ihrem Insistieren auf den Problemen der technischen Durchführbarkeit des Massenmordes in Gaskammern der Wissenschaft einen großen Dienst erwiesen haben, weil sie sie zu neuen Nachforschungen und zu einer Überprüfung ihrer Quellen gezwungen haben. (Le Nouvel Observateur, 3-9 juillet 1982, 70)

26. Diwalds Urteil über den Stand der Holocaust-Forschung deckt sich in der Substanz mit der Schlußfolgerung, zu der auch Ernst Nolte fünfzehn Jahre später nach einer sorgfältigen Überprüfung der einschlägigen Literatur gelangt ist. Siehe: Ernst Nolte, Streitpunkte. Heutige und künftige Kontroversen um den Nationalsozialismus, Berlin 1993, S. 279 ff. u. 304 ff. - Später scheint er sich, wohl unter dem Eindruck der Forschungsergebnisse, die erst nach 1979 erarbeitet wurden, den Ansichten der radikalen Revisionisten angenähert zu haben. Vgl. seine ermutigende Zuschrift vom 22. 1. 1992 an Germar Rudolf, auszugsweise abgedruckt auf dem Umschlag von: Rüdiger Kammer, u. Armin Solms, Hrsg. , Das Rudolf Gutachten, London 1993.

27. Vgl. Ernst Nolte, Streitpunkte, aaO. , S. 308.

28. Henry Thomas Buckle, Geschichte der Civilisation in England, Berlin o. J. , Bd. II, 7. Kap. S. 34 f. (»Der Geist des Zweifels ein nothwendiger Vorläufer der Besserung«) Nach Buckle schwebte man noch im 16. Jahrhundert »in größter persönlicher Gefahr, wenn man seine Zweifel über den Glauben seiner Zeitgenossen offen aussprach. Und doch war offenbar kein Fortschritt möglich, ehe der Zweifel begann«. Als echter Aufklärer ist Buckle davon überzeugt, »daß die Erwerbung neuen Wissens der nothwendige Vorläufer jedes gesellschaftlichen Fortschritts ist, daß aber diesem Erwerbe selbst ein Geist der Untersuchung und daher ein Geist des Zweifels vorangehen muß, weil ohne Zweifel keine Untersuchung, und ohne Untersuchung kein Wissen stattfindet. . . Wenn man in einem Punkt Gewißheit erlangt hat, so stellt man über ihn keine Untersuchung an, weil diese ja nutzlos oder vielleicht gar gefährlich sein würde. Der Zweifel muß erst eintreten, ehe die Forschung beginnt. Hier haben wir also den Act des Zweifels als Urheber oder wenigstens notwendigen Vorläufer alles Fortschritts«. Unsere Aufklärer wollen nur den Zweifel an den Wahrheiten zulassen, an die sie nicht glauben. Was ihnen »offenkundig« erscheint, darf nicht bezweifelt werden.

29. Arthur Schopenhauer, Parerga und Paralipomena, 2. Band, Sämtliche Werke (Ausg. A. Hübscher, Wiesbaden 1947, Bd. VI, S. 476); übrigens ein Lieblingszitat von Hans-Joachim Schoeps, dem Lehrer Diwalds. (Hans-Joachim Schoeps, Ungeflügelte Worte - Was nicht im Büchmann steht, Wiesbaden o. J. , S. 81 f. )

30. Schon Johann Gustav Droysen (Historik - Vorlesungen über Enzyklopädie und Methodologie der Geschichte, hrsg. von Rudolf Hübner, München 41960, S. 93 f. ) hat darauf hingewiesen, daß sich die moderne Quellenkritik aus dem »Kampf gegen die römische Hierarchie und ihre maßlosen Prätentionen, Lügen und Fälschungen« entwickelt hat. (Vgl. dazu auch: A. von Brandt, Werkzeug des Historikers - Eine Einführung in die historischen Hilfswissenschaften, Stuttgart 21960, S. 120 ff. ) Im Unterschied zur Mediävistik, in der sie nach wie vor kultiviert wird, spielt die Kritik der Echtheit und Richtigkeit (Droysen, S. 99 ff. ) von Quellen in der deutschen Zeitgeschichte eine auffallend geringe Rolle, obwohl sich die Methoden der Fälscherwerkstätten unserer Tage im Vergleich zu denen des Mittelalters ungemein verfeinert haben. (Vgl. z. B. : Sefton Delmer, Die Deutschen und ich, Hamburg 1962; Ellic Howe, Die schwarze Propaganda, München 1983; Ladislaw Bittman, Geheimwaffe D, Bern 1973; sowie die Hinweise bei: Armin Mohler, »Eine Freundschaft übers Kreuz«, in: Albrecht von Götz von Olenhusen, u. a. , Hrsg. , Wege und Abwege -Beiträge zur europäischen Geistesgeschichte der Neuzeit -Festschrift für Ellic Howe, Freiburg 1990, S. 238 Anm. 7 u. 8)

31. Anspielung auf den Untertitel eines der Lieblingsbücher von H. J. Schoeps, mit dem er die Zöglinge seines Erlanger Seminars gerne traktierte: William Lewis Hertslet, Der Treppenwitz der Weltgeschichte-Geschichtliche Irrtümer, Entstellungen und Erfindungen 01882, von der 4. Aufl. 1903 bis zur l0. Aufl. 1927 fortgeführt von Hans F. Helmolt), 12. Aufl. , bearbeitet von Fried. Wencker-Wildberg unter Mitarbeit A. Grunows, Berlin 1967.

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32. Das kann sogar ein streitbarer Gegner der französischen »Revisionisten« wie der Althistoriker Pierre Vidal-Naquet grundsätzlich nicht bestreiten: »Rien de plus naturel, que la révision de l'histoire, rien de plus banal.« (Les assassins de la mémoire, Paris 1987, S. 149) Man möchte ja schließlich seinen wissenschaftlichen Ruf nicht aufs Spiel setzen. Aber wenn es um die »Endlösung« geht, gelten die banalsten Prinzipien nicht mehr; da dürfen auch die primitivsten Regeln der Quellenkritik ungestraft ignoriert werden, denn es wird geradezu erwartet, daß man »großzügig« damit umgeht.

33. Vgl. den klassischen Topos der Gesinnungspolizei, der Heinz Galinski, dem ehemaligen Vorsitzenden des Zentralrats der Juden in Deutschland, zugeschrieben wird: »Wir geben den Weg zu einer schrankenlosen Geschichtsdiskussion nicht frei.« (Blätter für deutsche und internationale Politik, Januar 1987)

34. Die Gegendarstellung vom 29. Dezember 1978 ist abgedruckt in: Robert Faurisson, Memoire en défense-Contre ceux qui m'accusent de falsifier l'Histoire. La question des chambres à gaz. Préface de Noam Chomsky, La Vieille Taupe, Paris 1980, S. 73 ff. (Piece annexe N° 1), eine weitere vom 16. Januar 1979 ebenda, S. 84-88 (Piece annexe N° 3). Als eine erste Dokumentation über die Kontroverse vgl. : Serge Thion, Verité historique ou verité politique? Le dossier de l'affaire Faurisson. La question des chambres à gaz, La Vieille Taupe, Paris 1980. Weitere Details in den Streitschriften: Robert Faurisson, Réponse à Pierre Vidal-Naquet, La Vieille Taupe, Paris 21982, und J. Aitken, (i. e. Robert Faurisson), Épilogue judidaire de l'affaire Faurisson, La Vieille Taupe, Paris 1983.

35. Aufforderung am Ende einer weiteren Gegendarstellung in Le Monde vom 26. Februar 1979. Siehe: Robert Faurisson, Mémoire en défense, aaO. , S. 100.

36. Hepp, Robert, »Die Kriminalistik zwischen Wissenschaft und Ideologie«, in Archiv für Kriminologie, Bd. 137, H. 3 u. 4, 1976, S. 65-77, und: Ders. , »Die Methoden der empirischen Sozialforschung und die Kriminalistik«, in Archiv für Kriminologie, Bd. 158, H. l u. 2, 1976, S. 1-14.

37. Neben dem Journal of Historical Review, das seit Anfang 1980 von dem »Institute for Historical Review« (IHR) in Los Angeles/Costa Mesa (Calif. USA) herausgegeben wird, sind bisher zwei französische revisionistische Zeitschriften erschienen: Annales d'histoire révisionniste (Hrsg. v. Pierre Guillaume, 8 Nummern von 1987 bis 1990) und Revue d'histoire révisionniste (Hrsg. von Henri Rocques, B. P. 122 - 92704 Colombes Cedex, seit Mai 1990, bisher 5 Nummern); in Deutschland erscheinen bereits seit 1975 die weniger zurückhaltend, z. T. geradezu »knallig« aufgemachten Historischen Tatsachen von Udo Walendy (Verlag für Volkstum und Zeitgeschichtsforschung, Vlotho/Weser) mit derzeit (2/1994) 61 Nummern.

38. Zur revisionistischen Seite: vgl. das Literaturverzeichnis in Ernst Gauss, Vorlesungen über Zeitgeschichte, Tübingen 1993, S. 343-349, und das Quellenverzeichnis in Rüdiger Kammerer u. Armin Solms, Hrsg. , Das Rudolf Gutachten London (Cromwell Press; 27, Old Gloucester Street, London WCIN 3XX) 1993, S. 110-114; zur französischen Literatur laufende Berichte in den oben genannten Zeitschriften; Überblick bis 1987 in: Annales d'histoire révisionniste No l, Printemps 1987, S. 63-72. Zur antirevisionistischen Reaktion vgl. als Beispiel einer frühen Auseinandersetzung: Arthur Suzman und Denis Diamond, »Der Mord an sechs Millionen Juden - Die Wahrheit ist unteilbar«, in Aus Politik und Zeitgeschichte-Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament, B 30/78 v. 29. 7. 1978, S. 4-21, u. Wellers, Georges, »Die Zahl der Opfer der ›Endlösung‹ und der Korherr-Bericht«, ebda. , S. 22-39; als direkte Antwort auf die neuere Entwicklung etwa: Georges Wellers, Les chambres à gaz ont existé, Paris 1981, u. Pierre Vidal-Naquet, Les Assassins de la Mémoire, Paris 1987. Der konfuse, nur aus Desinformation bestehende Artikel »Auschwitz-Lüge« von Israel Gutman in der sonst sehr informativen Enzyklopädie des Holocaust (o. O. ,o. J. , Bd I, S. 121-127) verweist nur auf Pamphlete gegen »Rechtsradikale«, die freilich auch zur Kontroversliteratur gehören. Die einschlägige wissenschaftliche Literatur scheint Gutman nicht zu kennen; er hat jedenfalls nicht einmal die Fragestellung der Revisionisten begriffen.

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39. The Leuchter Report - The End of a Myth. An Engineering Report on the Alleged Execution Gas Chambers at Auschwitz, Birkenau and Majdanek, Poland; Forword by Dr. Robert Faurisson; Samisdat Publishers Ltd. 1988 (Revisionist and Historical Video Tapes, Audio Tapes and Books, David Clark, P. O. Box 726, Decatur, Alabama 35602 USA); frz. Übersetzung: Fred A. Leuchter, »Rapport technique«, in Annales d'histoire révisionniste No 5, Eté-Automne 1988, S. 51-102; deut. Übersetzung in: Udo Walendy, »Ein Prozeß, der Geschichte macht«, Historische Tatsachen Nr. 36, Vlotho/Weser 1988, S. 23-39; dazu: Der zweite Leuchter Report - Dachau, Mauthausen, Hartheim, mit einem Vorwort von Robert Faurisson, Decatur 1989 (David Clark, P. P. Box 726, Decatur Al. 35602 USA); Rüdiger Kammerer u. Armin Solms, Hrsg. , Das Rudolf Gutachten, aaO. Zur Kritik am Leuchter-Gutachten vgl. Werner Wegener, »Keine Massenvergasungen in Auschwitz? Zur Kritik des ›Leuchtergutachtens‹, in: Uwe Backes, u. a. , Hrsg. , Die Schatten der Vergangenheit, Frankfurt/M. 1990, S. 450-475; Gegenkritik: Wolfgang Häberle, »Zu Wegeners Kritik am Leuchter-Gutachten«, in Deutschland in Geschichte und Gegenwart, 39. Jgg. Nr. 2, Juni 1991, S. 13-21, und Das Rudolf-Gutachten, aaO. , S. 101-108.

40. Jean-Claude Pressac, Auschwitz: Technique and Operation of the gas chambres, New York 1989 (Beate Klarsfeld Foundation, 515 Madison Avenue NY 10022); Ders. , Les crématoires d' Auschwitz-La machinerie du meurtrede masse, Paris 1993. Zu Pressacs erstem Anlauf von 1989 vgl. die vernichtende Kritik von Robert Faurisson in Revue d'histoire révisionniste No 3, nov. 1990 - janv. 1991, S. 65-154, und: Wolfgang Schuster, »Technische Unmöglichkeiten bei Pressac - Ein Ingenieur widerlegt eine Anti-Leuchter-Schrift«, in Deutschland in Geschichte und Gegenwart, 39. Jgg. Nr. 2, Juni 1991, S. 9-13.

41. Stäglich, Wilhelm, Der Auschwitz-Mythos. Legende oder Wirklichkeit? Veröffentlichungen des Instituts für Nachkriegsgeschichte Bd. IX, Tübingen 1979 (eine englische und deutsche Ausgabe wird jetzt vom Institute for Historical Review, Costa Mesa Calif. , vertrieben).

42. Unterm Ladentisch waren zwar in Deutschland schon seit geraumer Zeit allerlei Broschüren und Pamphlete politischer Sektierer vertrieben worden, in denen die massenhafte Ermordung von Juden in den Vernichtungslagern als »Propagandaschwindel der Alliierten« hingestellt wurde, aber außerhalb des »lunatic fringe« nahm diese Elaborate niemand zur Kenntnis. Vor 1979 waren, abgesehen von den »klassischen Werken« des »Gründervaters« Paul Rassinier (Die Lüge des Odysseus, Wiebaden 1959; Was nun Odysseus? Wiesbaden 1960; Zum Fall Eichmann: Was ist Wahrheit? Leoni 1963; Das Drama der Juden Europas, Hannover 1965; Der Fall Rassinier, Leoni 1971) und der anpruchsvollen - allerdings miserabel edierten - Bibel des amerikanischen Revisonismus, The Hoax of the Twentieth Century (deut. : Der Jahrhundertbetrug, Vlotho 1977) des Professors Arthur R. Butz nur apologetische Tendenzschriften wie die eines gewissen Emil Aretz (Hexen-Einmal-Eins einer Lüge, Hohe Warte 1970) und diverse reißerische Broschüren (Richard Harwood, »Starben wirklich sechs Millionen? Endlich die Wahrheit«, in Historische Tatsachen Nr. l, Vlotho/Weser 1975; Thies Christophersen, »Die Auschwitz-Lüge«, in Deutsche Bürger-Initiative Heft Nr. 2, Mohrkirch o. J. ; Ders. , »Der Auschwitz-Betrug«, in Kritik - Die Stimme des Volkes Nr. 27, Kälberhagen o. J. ) im Umlauf.

43. Wilhelm Stäglich, Der Auschwitz-Mythos. Legende oder Wirklichkeit? Veröffentlichungen des Instituts für Nachkriegsgeschichte Bd. IX, Tübingen 1979, S. 38 ff. Die Kritik wurde u. a. aufgenommen und fortgesetzt von: Udo Walendy, »Die Wannsee-Konferenz vom 20. l. 1942, in Historische Tatsachen Nr. 35, Vlotho/Weser 1988; Johann P. Ney, »Die Jahrhundert-Fälschung - Das Wannsee-Protokoll«, in Huttenbriefe, 10. Jgg. , Folge 3, Sonderdruck Juni 1992; Roland Bohlinger u. Johannes P. Ney, Gutachten zur Frage der Echtheit des sogenannten Wannsee-Protokolls und der dazugehörenden Schriftstücke, Viöl 1992.

- Von der etablierten Historiographie werden diese z. T sehr gründlichen Arbeiten, die in Samisdatschriften verbreitet werden, offiziell nicht zur Kenntnis genommen. Doch sind auch in der etablierten Wissenschaft inzwischen vorsichtige Absetzbewegungen von alten Legenden im Gang, die sich freilich bei den Redakteuren von ARD und ZDF

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noch nicht herumgesprochen zu haben scheinen. Vgl. etwa: Kurt Pätzold, »Die vorbereitenden Arbeiten sind eingeleitet.« Zum 50. Jahrestag der ›Wannsee-Konferenz‹ vom 20. Januar 1942«, in Aus Politik und Zeitgeschichte. Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament, B 1-2/92 v. 3. 1. 1992, S. 14-23, und das Urteil von Eberhard Jäckel in der Zeit vom 17. 2. 1992: »Die in der Öffentlichkeit verbreitete Erklärung, es sei dabei die Endlösung der Juden [sic! R. H. ] beschlossen worden, ist mit Sicherheit auch die unzutreffendste.«

44. Ignaz von Döllinger, Die Papstfabeln des Mittelalters - Ein Beitrag zur Kirchengeschichte (21890), Darmstadt 1970, S. 72-125; Werner Ohnsorge, »Die Konstantinische Schenkung, Leo III. und die Anfänge der kurialen römischen Kaiseridee«, in Zeitschr. für Rechtsgeschichte, Germ. Abt. 68, 1951.

45. Bereits am 28. Juni 1979 stellte der Bundesminister für Jugend, Familie und Gesundheit bei der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften den Antrag, das Buch auf den Index der »jugendgefährdenden Schriften« zu setzen. (Der Antrag ist abgedruckt in: Wigbert Grabert, Geschichtsbetrachtung als Wagnis - Eine Dokumentation, Tübingen 1984, S. 10-22)

46. Gelegentliche Experimente, die ich in Seminaren angestellt habe, haben mich davon überzeugt, daß es sich bei »Auschwitz« tatsächlich um eines der wenigen Tabus im strengen ethnologischen Sinn handelt, die es in unserer »tabufreien Gesellschaft« noch gibt. (Vgl. Franz Steiner, Taboo, London 1956, S. 20 ff. ) Während sie auf andere Stimuli überhaupt nicht ansprachen, reagierten »aufgeklärte« mitteleuropäische Studenten, die keine Tabus mehr kennen wollten, auf die Konfrontation mit »revisionistischen« Texten über die Gaskammern in Auschwitz genau so »elementar« (auch mit vergleichbaren physiologischen Symptomen) wie Mitglieder primitiver polynesischer Stämme auf eine Tabuverletzung reagierten. Sie gerieten förmlich »außer sich« und waren offenbar weder bereit noch fähig, über die dargebotenen Thesen nüchtern zu diskutieren. Für den Soziologen ist das eine sehr wichtige Erfahrung, denn in den Tabus eines Volkes gibt sich zu erkennen, was ihm heilig ist. Sie verraten freilich auch, wovor es sich fürchtet. (Hutton Webster, Taboo. A Sociological Study, 1942, Repr. London 1973, S. 14: »Fear is systematized in taboo.«) Zuweilen nimmt die Angst vor vermeintlichen Gefahren Formen an, die an die Ticks und Phobien von Zwangsneurotikern erinnern, aber andererseits ist nicht zu leugnen, daß zahlreiche Tabus die Funktion einer echten Gefahrenabwehr erfüllen. Auch wo Tabus an Personen haften, ist schwer zu sagen, ob sich die Macht der einen auf die Angst der ändern gründet oder ob die Angst der einen auf die Macht der ändern zurückzuführen ist. Daß Priester und Potentaten nie gezögert haben, Tabus zur Sicherung ihrer Herrschaft einzusetzen, ist verständlich; es hat bislang keine Gesellschaft gegeben, die auf die besonders wirksame »soziale Kontrolle« durch Tabus gänzlich verzichten konnte. In einer »modernen Gesellschaft« vom Typ der Bundesrepublik spielen zwar formelle Verhaltensregeln und Sanktionen eine größere Rolle als bei den polynesischen Stämmen, wo europäische Entdecker zuerst auf die Tabus aufmerksam geworden sind, aber auch bei uns stößt man neben dem Verhalten, das durch ordinäre »gesetzliche« Gebote und Verbote geregelt wird, auf Handlungen, die sich offenbar »von selbst verstehen« oder »von selbst verbieten«. Wenn solche Erwartungen gleichwohl enttäuscht werden, setzen - wie in Polynesien - quasi automatische Sanktionen ein, die keiner weiteren Begründung bedürfen. Eine »moderne« Gesellschaft reagiert auf Tabubrüche oder Tabuverletzungen grundsätzlich nicht anders als eine »primitive«: sie werden allgemein als »Frevel« oder »Greuel« empfunden und rufen spontan »Abscheu« und »Entsetzen« hervor. Am Ende wird der Missetäter isoliert, von der Gesellschaft ausgeschlossen und seinerseits »tabuisiert«.

47. In dem Sinne, indem Theodor Eschenburg (Zur politischen Praxis in der Bundesrepublik. Kritische Betrachtungen 1957-1961, München 1961, S. 165) »die Erkenntnis von der unbestrittenen und alleinigen Schuld Hitlers« [gemeint ist wohl die »Anerkennung« der Alleinschuld oder das »Bekenntnis« zur Alleinschuld, R. H. ] »eine Grundlage der Politik der Bundesrepublik« genannt hat.

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48. Bundestagspräsident Jenninger in seiner Bundestagsrede vom 9. November 1988 (zit. nach Das Parlament Nr. 48 v. 25. 11. 1988, Dokumentation S. 9)

49. Stichwortartig aufgelistet und ohne jeden Anspruch auf Vollständigkeit ergäben sich etwa die folgenden Konsequenzen:

I. ) Das NS-Regime wäre gar nichts Unvergleichliches und Besonderes: - Die Staaten von halb Europa hatten damals ein »faschistisches« oder »totalitäres« Regime, darunter auch alliierte. - Judenpogrome und Vertreibungen von Juden hat es auch anderwärts immer mal wieder gegeben (Spanien, Rußland). - Auch in alliierten Staaten wurden ethnische Minderheiten (z. B. die Rußlanddeutschen in der UdSSR, Deutsche in Polen) verfolgt, auch zwangsumgesiedelt. Sogar die Juden selber haben sich später in Israel Massenvertreibungen und Umsiedlungen (von Eingeborenen!) zuschulden kommen lassen. - Auch Rassismus war alliierten Staaten nicht fremd, z. B. den USA oder der Südafrikanischen Union, wo die Schwarzen eher noch schlechter behandelt wurden als die Juden nach den Nürnberger Gesetzen (strikte Apartheid), und zwar auch noch nach dem Kriege. - KZs gab es früher (im Burenkrieg), gleichzeitig (in Amerika: US-Japaner) und nachher (KZs für PCs, Straflager und unmenschliche Gefangenenlager im Westen und Osten).

II. ) Die Verbrechen der Alliierten wären weit schlimmer als die der Deutschen, und zwar a) während des Krieges: - die Flächenbombardierung der deutschen Städte; - Hiroshima und Nagasaki; - andere im Unterschied zu den deutschen unbestraft gebliebene Kriegs verbrechen; b) nach dem Krieg: - die völkerrechtswidrige Vertreibung von Millionen Deutschen aus ihrer Heimat; - hunderttausendfache Morde und Vergewaltigungen während der Vertreibung und Besatzung; - politische Justiz und Justizmorde (Lynchjustiz, Nürnberg u. a. Verfahren vor Militärgerichten); in vielen anderen Beziehungen (Säuberungen im öffentlichen Dienst, Berufsverbote, Enteignungen, Presse- und Bücherzensur, Gehirnwäsche etc. ) haben die Alliierten als Besatzer im Osten und Westen Deutschlands das totalitäre NS-Regime überboten.

III. ) Wenn »Auschwitz« ein Mythos wäre, wäre jedoch nicht nur die These von der historischen »Unvergleichbarkeit« des NS-Regimes und der »moralischen« Überlegenheit der Sieger hinfällig, auch das Prestige der Juden qua Opfer des größten Völkermordes der Weltgeschichte wäre dahin, viele jüdische Zeugen in KZ-Prozessen wären diskreditiert, der Holocaust-Kult mit seinen unzähligen Gedenkstätten und Riten profaniert, das weltweite »Shoah-Business« sabotiert und die Existenzgrundlage des Staates Israel ruiniert.

IV. ) Insbesondere aber wäre die ganze deutsche »Nachkriegsordnung«, die letztlich auf der rückhaltlosen Anerkennung der »unvergleichlichen Schuld« unserer Altvorderen beruht, unterminiert. Alles, was den Deutschen in Ost und West in den vergangenen Jahrzehnten angetan und zugemutet wurde, wurde im Zweifelsfall mit dem Hinweis auf »Auschwitz« entschuldigt: von der Zerstückelung und Besetzung ihres Vaterlands (samt der damit verbundenen Folgekosten) über die immensen direkten und indirekten Reparationsleistungen, Wiedergutmachungszahlungen und Kontributionen, die Vertreibung der Millionen Landsleute aus ihrer angestammten Heimat, die Abtretung eines Viertels des deutschen Reichgebiets und die Anerkennung der Nachkriegsgrenzen, die bedingungslose »Einbindung« in die NATO und die EG, die blinde Unterwerfung unter eine von den Siegern verordnete Verfassung mit ihren kuriosen Ausnahmebestimmungen, die Gehirnwäsche, die ganze Generationen deformiert und desorientiert hat, die »Lufthoheit« der Linken in der Politik und der lizenzierten »Antifaschisten« in den deutschen Medien und im »Kulturbetrieb«, die Beglückung mit der »Kultur der westlichen Wertegemeinschaft« und neuerdings noch die gezielte »Absüdung« des deutschen Volkes, um von Kleinigkeiten wie der politischen Rachejustiz der Sieger und ihrer Quislinge oder der fortdauernden Kriminalisierung und Verfolgung aller rechten politischen Bewegungen ganz zu schweigen. Wenn »Ausschwitz«, wie die Revisionisten behaupten, ein »Mythos« und eine »Lüge«, nichts als ein Greuelmärchen aus der

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Giftküche der angelsächsischen »schwarzen Propaganda« wäre, wäre tatsächlich der ganzen deutschen Nachkriegspolitik ihr »moralisches Fundament« entzogen. Die vielbewunderten Leistungen der Konkursverwalter des Deutschen Reiches wären nichts als eine einzige Erbärmlichkeit, wenn auf sie nicht«der schwarze Schatten von Auschwitz« fiele. Und all die ununterbrochenen Schuldbekenntnisse, Kniefälle und Demütigungen wären ein einziges würdeloses und verächtliches Theater. Die reumütigen Deutschen wären das Gespött der ganzen Welt. Kein dümmeres Volk auf Erden!

50. In Le Monde vom 21. Februar 1979 (S. 23) erklärten Pierre Vidal-Naquet und Léon Poliakov: »une faut pas se demander comment, techniquement, un tel meutre de masse a été possible. II a été possible techniquement puisqu'il a eu lieu. . . Cette vérité, il nous appartenait de la rappeler simplement: il n'y a pas, il ne peut y avoir de débat sur l'existence des chambres à gaz.«

51. Nur weil es der politischen Klasse der BRD im Unterschied zu derjenigen, die im Mittelalter Europa regierte, absolut gleichgültig ist, ob jemand an Jesus Christus glaubt, verzichtet sie in diesem Punkt auf Inquisition und Ketzergerichte und erlaubt sogar beamteten Theologen, die heiligen Bücher des Christentums wie Märchenbücher zu behandeln und sich über Dogmen, an die Millionen einfacher Christen glauben, in aller Öffentlichkeit lustig zu machen. Niemand würde sich heute auch nur im Traum einfallen lassen, gegen die Küng, Drewermann und Heinemann oder auch nur gegen die Hochhuth, Czesny oder Deschner die Staatsanwaltschaft zu mobilisieren. Aber wer daraus folgern würde, dieser Staat sei generell oder in religiöser Hinsicht tolerant, würde sich irren. Der öffentlich bekundete Unglaube an Auschwitz wird nicht toleriert.

52. Vgl. Baurat h. c. Dipl. Ing. Walter Lüftl, »Sollen Lügen künftig Pflicht sein?«, in Deutschland in Geschichte und Gegenwart, 41. Jgg. , Nr. l, Februar 1993, S. 13f. ; ders »Wenn die Wahrheit der Lüge weichen muß - wird dann Lügen zur Pflicht?« in Recht und Wahrheit, 9. Jgg. , Nr. 9 u. 10, September/Oktober 1993, S. 24 f.

53. Vilfredo Pareto, Premier Cours d'économie politique appliquée, édité par G. Busino, Oeuvres Complètes Tome XXIV, Travaux de droit, d'economie, de sociologie et de science politique No 131, Genève 1982, S. 14.

54. Man könnte sogar sagen, die Feststellung, daß in Auschwitz Juden massenweise in Gaskammern umgebracht worden seien, sei selbst nach einem wohl verstandenen Popper (Karl Popper, Die Logik der Forschung, Tübingen 61976) keine wissenschaftliche Aussage, weil sie zwar theoretisch, aber nicht de facto falsifiziert werden kann. Das würde freilich auch für die gegenteilige Aussage gelten.

55. Der Richter Dr. Wilhelm Stäglich wurde zu einer Gehaltskürzung verurteilt, sein Buch wurde entschädigungslos eingezogen, außerdem wurde ihm von der Universität Göttingen der Doktortitel aberkannt. Vgl. Grabert, Wigbert, Geschichtsbetrachtung als Wagnis. Eine Dokumentation, Tübingen 1984; Das Freie Forum -Mitteilungsblatt der Gesellschaft für Freie Publizistik, 28. Jg. Nr. 3, Juli-Sept. 1988, S. 10 f. - Dem Professor Robert Faurisson wurde nicht nur sein Lehrstuhl entzogen, er wurde auch durch Verurteilung zu unbezahlbar hohen Geldstrafen finanziell ruiniert und mehrfach zusammengeschlagen, einmal derart, daß er mit einem sechsfachen Kieferbruch bewußtslos ins Krankenhaus eingeliefert werden mußte. Zum Schicksal Faurissons: Robert Faurisson, »Le révisionisme devant les tribunaux francais«, in Annales d'histoire revisionniste N0 7, Printemps-Été 1989, S. 51-115; Ders. , »Mon expérience du révisionisme«, in Annales d'histoire révisionniste N° 8 et dernier, Printemps 1990, S. 15-82; Collectif de la R. H. R. , »Proces Faurisson«, in Revue d'histoire revisionniste No 4, févr. -avril 1991, S. 107-133. Vgl. auch die laufenden Länderberichte in der Revue d'histoire révisionniste mit Informationen über weitere Opfer wie Leuchter (geschäftlich ruiniert, inhaftiert, Gerichtverfahren), Walendy (zahlreiche Prozesse), Roques (Doktortitel aberkannt), Irving (Verleger verloren, Zutritt zum Bundesarchiv verwehrt, Einreiseverbote, Geldstrafen), Zündel (mehrere Strafverfahren mit Verurteilungen), Lüftl (Rücktritt vom Amt des Präsidenten der Österreichischen Bundesingenieurskammer), Schweiger (Verurteilung zu Gefängnisstrafe), Honsik (Strafverfahren, mehrmals verurteilt),

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Paschoud (Strafversetzung bzw. Entlassung), Rami (Gefängnisstrafe), Pedersen (Kassenzulassung entzogen), Kathagen (Gefängnisstrafe) Rudolf (Stellung verloren, Promotionsverfahren suspendiert, Gerichtsverfahren), Graf (Entlassung aus dem Schuldienst), Keegstra (Gerichtverfahren, Brandanschlag, Entlassung), (Strafverfolgung) usw. usw. Da die meisten Verfolgungsmaßnahmen auf die Initiative jüdischer Organisationen zurückgehen, könnten spätere Historiker des 20. Jahrhunderts leicht zu dem Urteil gelangen, die Verfolgung der Juden (genetivus obiectivus) sei nach 1945 nur von der Verfolgung der Juden (genetivus subiectivus) abgelöst worden.

56. Das BHG-Urteil vom 18. September 1979 (VI Zr 140/78), nicht das 21. Strafrechtsänderungsgesetz vom 13. Juni 1985, das keine neue materielle Strafvorschrift, sondern lediglich eine Befreiung von dem Erfordernis eines Strafantrags des Verletzten brachte, war der entscheidende Durchbruch. Vgl. Hermann Kater, »Die Rechtslage bei der Überprüfung der deutschen Zeitgeschichte«, in Deutschland in Geschichte und Gegenwart, 40. Jgg. , Nr. 4, Nov. 1992, S. 7-11.

57. In der 2. Auflage (1978, printed in Germany 1979) wurde nicht etwa nur der Passus gestrichen, der die allgemeine Empörung auf sich zog, vielmehr wurde ein Teil der Seite 164 und - abgesehen von zwei belanglosen Sätzen - die ganze Seite 165 völlig »neu gefaßt«.

58. Nach Ernst Gauss (Vorlesungen über Zeitgeschichte - Strittige Fragen im Kreuzverhör, Tübingen 1993, S. 48) soll es Diwald, um seinen Lehrstuhl zu retten, hingenommen haben, daß der Verlag die anstößigen Passagen »ohne Genehmigung durch den Autor durch die üblichen Betroffenheitsrituale ersetzte«. Ob er tatsächlich Grund hatte, ein Disziplinarverfahren zu befürchten, ob ein solches vielleicht sogar schon eingeleitet war, werden künftige Historiker der Ketzerverfolgungen in der BRD herausfinden müssen. Was die Verantwortung für den revidierten Text betrifft, so scheint die Korrekturen tatsächlich ein Dritter verfaßt zu haben, ganz auszuschließen ist freilich eine Mitwirkung Diwalds nicht. Nach Mohler (Der Nasenring, aaO. , S. 194) fühlte sich Diwald »von seinem Verleger Siedler im Stich gelassen und hatte jede Kommunikation mit dem Verlag, ob brieflich oder telefonisch, abgebrochen. In dieser Klemme kam den Managern des Konzerns ein rettender Einfall: sie ließen eine von Dritten retuschierte Ausgabe drucken, schickten aber jedem, der es wünschte, den Wortlaut der gestrichenen Stelle zu.« Diese Darstellung des Tathergangs stimmt mit der Version überein, die ich selber von Diwald gehört habe. Ich hatte nach der Schilderung des Autors allerdings den Eindruck, daß er die Korrektur des Verlags zwar nicht formell genehmigt hat, sie sich aber, wenn auch widerwillig und angewidert, in realistischer Einschätzung möglicher Konsequenzen eines Widerstands schließlich doch gefallen ließ. Es ist auch äußerst unwahrscheinlich, daß sich der Propyläen Verlag im Hause Ullstein einen solchen Eingriff in die elementarsten Autorenrechte erlaubt haben würde, ohne sich wenigstens formal des »stillschweigenden Einverständnisses« des Autors zu versichern, etwa durch die Zusendung von Korrekturfahnen der »Neufassung« mit der Vorgabe einer Einspruchsfrist, die auch ohne ausdrückliches Placet des Autors als »Annahme« des »Verlagsangebots« (151 BGB) interpretiert werden konnte. Daß der Autor vom Verlag »juristisch ausmanövriert« wurde, könnte einer der Gründe gewesen sein, warum er von einer Klage gegen seinen Verleger partout nichts wissen wollte.

59. Geschichte der Deutschen, 21978 (printed in Germany 1979), S. 163 f.

60. In Diwalds Werk sind alle drei Arten der Historie Nietzsches (Unzeitgemäße Betrachtungen, Zweites Stück: Vom Nutzen und Nachteil der Historie für das Leben, 1874) - die antiquarische, kritische und monumentalische - aufs glücklichste vereint. In seinem Spätwerk - am deutlichsten wohl in der Monographie über Heinrich I. (1987), die von Spezialisten in völliger Verkennung seiner Intention gern als dilettantischer Roman abgetan wird - dominiert allerdings eindeutig die »monumentalische« Tendenz. Da will er »dem Tätigen und Mächtigen« die »großen Antriebe« - »Vorbilder, Lehrer, Tröster« -bieten, die er »in der Gegenwart nicht zu finden vermag«. Das ist »politische Geschichte«

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in einem eminenten Sinn. Diwald beherrschte auch die besondere Form, die dieses Genre verlangt, einen Stil, der mehr mit der Schönen Literatur gemein hat als mit naturwissenschaftlicher Prosa. Die publizistischen Erfolge verdankt er nicht zuletzt seiner großen rhetorischen Begabung, die selbst seine Gegner anerkennen mußten. Aber nicht auf die Form, auf den Inhalt kam es ihm an; er ist nicht »bloß ein historischer Romancier« gewesen. Welten trennten ihn allerdings auch von jenen Faktenfetischisten, die sich in ihren Quellen verlieren und vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr sehen. Die Beherrschung der Quellen, für ihn eine selbstverständliche Voraussetzung des Metiers, hatte sich nach seiner Ansicht darin zu erweisen, daß sich der Autor über die Quellen erhob. Diwald hat sich zwar gelegentlich mit einer vorbildlichen Quellenedition (Ernst Ludwig von Gerlach. Von der Revolution zum Norddeutschen Bund, Göttingen 1970,2 Bde. ) auch als »kritischer Antiquar« ausgewiesen, aber ein »schulmäßiger Historiker« im Sinne der mikrologischen Universitätswissenschaft, die ihre Hauptaufgabe im Erschließen immer neuer Quellen zu noch unaufgeklärten Einzelheiten sieht, war er sicherlich nicht. Damit stand er zwar in der besten Tradition der deutschen Historiographie des 19. Jahrhunderts, die sich von Archenholtz, Buchholz und Raumer über Ranke, Leo und Droysen bis zu Sybel, Mommsen und Treitschke als politische Publizistik verstanden hat, aber nicht nur quer zu der unpolitischen Sozial- und Kulturgeschichte und zum rein akademischen Positivismus seiner Zeitgenossen, sondern auch zu jener »engagierten« pädagogischen Geschichtsschreibung, die ihr Faktenragout mit der immer gleichen moralischen Soße serviert.

61. Das »pädagogische« Programm des politischen Historikers kommt in dem Vortrag über Ernst Moritz Arndt, den Diwald am 27. Januar 1970 auf Einladung Armin Mohlers in der Carl Friedrich von Siemens Stiftung hielt, am klarsten zum Ausdruck: Diwald, Hellmut, Ernst Moritz Arndt - Das Entstehen des deutschen Nationalbewußtseins, Reihe Themen XIII, München o. J. (als Manuskript gedruckt).

62. Geschichte der Deutschen, 21978 (Printed in Germany 1979), bes. S. 165.

63. Geschichte der Deutschen, urspr. Version, S. 164.

64. Zu dem angeblichen KZ-Opfer-Bild vgl. Udo Walendy, Historische Tatsachen Nr. 34, Vlotho/Weser 1988, S. 37, mit der Schilderung des tatsächlichen Hergangs nach: Martin Broszat, Studien zur Geschichte der Konzentrationslager, Schriftenreihe der VjHfZGesch Nr. 21, Stuttgart 1970, S. 194. Leider hat der Verlag im Herkunftsverzeichnis der Bildvorlagen der zweiten Auflage (am Ende des Bandes) den Herkunftsnachweis für das KZ-Bild »vergessen«, so daß nicht festzustellen ist, woher seine Vorlage stammt. Ein Detailvergleich des Fotos auf S. 165 (unten) der zweiten Auflage der Geschichte der Deutschen mit dem Foto, das Walendy (aaO. , S. 37 mit Quellennachweis) nach der US-Zeitschrift Life vom 21. Mai 1945 reproduziert hat, zeigt zweifelsfrei, daß es sich in beiden Fällen um Aufnahmen (bzw. Ausschnitte von Aufnahmen) ein und desselben Tatorts handelt. Die beiden Bilder stellen allerdings nicht genau dieselbe Szene dar; auf dem Life -Foto, das einen größeren Ausschnitt wiedergibt, sind u. a. im Vordergrund acht charakteristische Gestalten zu sehen, die zwischen den Leichen herumspazieren und die mit bloßem Auge als amerikanische GIs identifizierbar sind. Auf der Propyläen-Vorlage sieht man nur Zivilisten (einen Mann im Vordergrund rechts und mehrere Personen im Hintergrund, die anscheinend mit einem Leichentransport beschäftigt sind). Da die Life -Vorlage mit ihrer weiteren Perspektive als Bildreportage eindrucksvoller und übrigens auch schärfer ist, fragt man sich, warum der Verlag nicht dieses Foto gewählt hat. Wollte er etwa verhindern, daß der Betrachter beim Anblick amerikanischer Soldaten vor einem KZ-Leichenfeld an jene bedauernswerten Opfer des Typhus im KZ Bergen-Belsen erinnert wurde, die der Öffentlichkeit von den Siegern beim Einmarsch als ermordete »Opfer des Faschismus« präsentiert wurden? - Zur »Aufbereitung« zeitgeschichtlicher Bilddokumente vgl. : Alain Jaubert, Fotos, die lügen. Politik mit gefälschten Bildern, Frankfurt a. M. 1989. Bei Jaubert kommen allerdings auch angeblich erlogene Bilder vor, die durchaus die Wahrheit sagen könnten, während vielleicht Jauberts eigene Kommentare lügen. So behauptet er

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z. B. ohne die Spur eines Beweises, bei der Aufnahme von einer Beschimpfung englischer Kriegsgefangener durch die französische Bevölkerung (S. 78), und bei einem Bild aus Kurt Gerrous Reportage über Theresienstadt (S. 77) handle es sich um »gestellte Bilder«, die der Propaganda dienen sollten. Dem alliierten Bombenangriff auf Marseille vom 27. Mai 1944 waren nach Alfred Grosser (Ermordung der Menschheit, München 1990, Einleitung) immerhin mehr als 2000 Menschen zum Opfer gefallen, Grund genug sich zu erregen, und das »ghettoähnliche Lager« Theresienstadt war bekanntlich kein »Vernichtungslager«. Vgl. zur Ergänzung Jauberts, der die Bildfälschungen der antideutschen Kriegs- und Nachkriegspropaganda ignoriert, die nach wie vor anregende Broschüre von Udo Walendy, Bild-»Dokumente« für die Geschichtsschreibung, Vlotho (Weser) 1973.

65. Für die Bilddokumentation ist nach einer Notiz am Ende des Inhaltsverzeichnisses nicht Diwald selber, sondern ein Wolfram Mitte verantwortlich. Bei der Beschaffung halfen (lt. Herkunftsnachweis der Bilddokumente am Ende des Bandes) mit Anregungen und Auskünften: Vilma Frielingsdorf, Wilfried Göpel und Klaus Siebenhaar, alle Berlin. Den gewieften Bild-Dokumentalisten des Propyläen-Verlags kann der historische Kontext ihres Bilddokuments schwerlich entgangen sein. Die schlitzohrige Formulierung der Bildlegende könnte darauf hindeuten, daß sie zwar einerseits das arglose Publikum bewußt hinters Licht führen, sich aber andererseits auch gegen mögliche Einwände von Experten absichern wollten. Vermutlich sind sie aber einfach mit jener Nonchalance an die Chose herangegangen, die bei der Behandlung des »Auschwitz-Syndroms« in Deutschland gang und gäbe ist.

66. Zum Shoah-Business vgl. die Bemerkungen von Leon A. Jick, »The Holocaust: its Use and Abuse within the American Public«, in Yad Vashem Studies, 14, 1981, S. 316; J. Hoberman in Voice (New York) v. 26. 1. 1986, S. 62, und Broder, Henryk M. , »Das Shoah-Business«, in Der Spiegel 16/1993, S. 248-256.

67. Arnold Rehberg, Hrsg. , Wladimir Iljitsch Lenin-Dokumente seines Lebens, Frankfurt/ M. 1977, Bd. 2, S. 208 f.

68. Die Tagesschau der ARD brachte am 1. 5. 1989 einen Bericht aus Israel, dem zu entnehmen war, daß am Tage des Holocaust-Gedenkens während 24 Stunden die Namen der 6 Millionen ermordeten Juden verlesen worden seien. Auf eine Nachfrage erklärte der Chefredakteur, er wisse zwar, daß viele der Opfer in Jerusalem registriert seien, könne allerdings nicht sagen, ob alle namentlich festgehalten seien. Es handele sich wohl auch eher um einen symbolischen Akt. (siehe Deutschland in Geschichte und Gegenwart, 4/89, S. 44) Zeitungen wie die Kieler Nachrichten vom 2. 5. 1989, S. 2, übernahmen eine ap/dpa-Nachricht, nach der »an hunderten Orten. . . die Namen aller sechs Millionen Menschen verlesen« wurden«, »die in Konzentrationslagern wie Auschwitz, Buchenwald, Bergen-Belsen ermordet worden waren. . .« Tatsächlich sind in Israel nicht einmal alle deutschen Opfer registriert! (Ino Arndt, u. Heinz Boberach, in: Benz, Wolfgang, Dimensionen des Völkermords - Die Zahl der jüdischen Opfer des Nationalsozialismus, München 1991, S. 55) Wer sich auch nur ein wenig mit der »Statistik des Völkermords« beschäftigt hat, weiß, daß die 6 Millionen eine rein symbolische Zahl sind.

69. Der berühmteste Fall ist die Erwähnung von 4 Millionen Ermordeten auf den 19 steinernen Tafeln von Auschwitz, die im Sommer 1990 auf Initiative des Direktors des Auschwitzmuseums entfernt wurde. Zur Geschichte der Angaben über die Auschwitzopfer vgl. die Übersicht bei: Robert Faurisson, Robert, »Une enquête du Monde diplomatique sur les chambres à gaz (mars 1988)«, in Annales d'histoire révisionniste, N°4, Printemps 1988, S. 147; Revue d'histoire révisionniste, N° 1 Mai-Juin 1990, S. 5, und jetzt auch: Jean-Claude Pressac, Les crématoires d'Auschwitz, Paris 1993,S. 148. Die Schätzungen reichen heute von 1,6 Mio. bis 74 000 Toten. Aber die Süddeutsche Zeitung (v. 17. / 18. 8. 1991) spricht ungerührt weiter von »drei, vielleicht auch vier Millionen« Vergasten. - Einem bezeichnenden kleinen Bluff bin ich zufällig auf die Spur gekommen, als ich in einem Bericht über die Führung einer CDU-Ortsgruppe durch die Synagoge in der Roonstraße zu Köln (Allgemeine jüdische Wochenzeitung Nr. 45/4 v. 25. 1. 1990, S. 5)

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folgende Notiz fand: »In der Gedenkhalle steht die Tafel für die 11.006 ermordeten Kölner Juden. Dabei erzählt Alexander Alter [der Geschäftsführer beim Bundes verband jüdischer Studenten, der die Gruppe führte, R. H. ] auch, wie man auf diese genaue Zahl kam. Und zwar wurden die Juden, als man sie deportierte, vom Finanzamt ausgesteuert [sic! R. H.]. Einer der mit dieser Aufgabe beschäftigten Finanzbeamten hatte das entsprechende Steuerbuch aufgehoben und nach dem Krieg der Jüdischen Gemeinde übergeben.« Ein Blick in das Heft 4 (»Die Juden und jüdischen Mischlinge im Deutschen Reich«) der Statistik des Deutschen Reiches mit den Ergebnissen der Volkszählung vom 17. 5. 1939 (Band 552, 4, S. 23) ergab, daß am Stichtag der Volksbefragung in der Stadt Köln 10.766 und im Landkreis Köln weitere 245 Juden und jüdische Mischlinge registriert wurden. Das macht zusammen genau 11.011. Die Differenz zu den Angaben auf der Gedenktafel ist vermutlich daraus zu erklären, daß 5 Einzelfälle von Juden, die in Köln überlebt haben, allgemein namentlich bekannt sind. (Vgl. Leo Haupts, »Zum Schicksal der Kölner Juden im Dritten Reich«, in: Jutta Bohnke-Kollwitz, u. a. , Hrsg. , Köln und das rheinische Judentum - Festschrift der Germania Judaica 1959-1984, Köln 1984, S. 413, Anm. 76) Der Rest ist einfach ermordet worden. Von den Juden, die am 17. Mai 1939 in Köln lebten, ist keiner an Altersschwäche oder einer Krankheit gestorben, keiner mehr ausgewandert, keiner hat Selbstmord begangen, keiner ein KZ überlebt, keiner bezieht eine BEG-Rente! Es bedarf keiner gründlichen Untersuchung, um diesen evidenten Schwindel zu entlarven. Tatsächlich ließ mir die Synagogen-Gemeinde Köln auf meine Nachfrage auch prompt am 9. 3. 1990 vom Historischen Archiv der Stadt Köln mitteilen (Az. : Ma/Wo 419 72 01-3), daß keine Liste existiere, aus der hervorgeht, daß 11 006 Kölner Juden deportiert worden sind. Aber die »verlogene« Tafel wird selbstverständlich nicht beseitigt! - Gründliche Untersuchungen über die Zahl der Deportierten werden seit Jahren vom Historischen Institut der Stadt Köln angestellt. Vgl. einstweilen die Deportationsliste nach den Unterlagen der Synagogen-Gemeinde Köln in: Zwi Asaria, Hrsg. Die Juden in Köln - Von den Anfängen bis zur Gegenwart, Köln 1959 (»gewidmet den elftausend Märtyrern der jüdischen Gemeinde zu Köln«!), S. 390 f. ; Ino Arndt u. Heinz Boberach, »Deutsches Reich«, in: Wolfgang Benz, Hrsg. , Dimensionen des Völkermords - Die Zahl der jüdischen Opfer des Nationalsozialismus, München 1991, S. 44 f. u. 47, und die Angaben im Gedenkbuch. Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945, (Koblenz) 1986, 2 Bde. , Nachwort, bes. S. 1743. Der Verbleib mancher der im »Gedenkbuch« als verschollen aufgeführten Juden wäre sicherlich durch eine systematische Auswertung der Unterlagen der Entschädigungs- und Wiedergutmachungsbehörden, bei denen bis zum 1. 1. 1988 immerhin über 5,4 Millionen Anträge gestellt wurden (Bundesminister der Finanzen, Leistungen der öffentlichen Hand auf dem Gebiet der Wiedergutmachung, Stand 1. 1. 1988, S. 2), zu klären gewesen. Es ist völlig unverständlich, warum das unterblieben ist. Warum werden diese Unterlagen überhaupt bis heute wie eine Art Staatsgeheimnis behandelt? Der Bundesminister der Finanzen weiß angeblich nicht einmal, wie viele Antragsteller es gibt! (Schreiben vom 15. 11. 1993 Az. :VB 4-01478-11/93)

70. Z. B. in Der Große Ploetz - Auszug aus der Geschichte, Würzburg 291981, S. 890 u. S. 945 f. , wo die Zahl von »mindestens 190.000« ermordeten deutschen Juden aus der Differenz zwischen den 1925 (!) registrierten und den »nach jüdischer Berechnung 1933-1951« (!) ausgewanderten Juden errechnet wurde. Vgl. dazu z. B. Walter N. Sanning, Walter, Die Auflösung des osteuropäischen Judentums, Tübingen 1983, S. 175 ff.

71. Z. B. in einem Fernsehbericht über den Besuch des Bundespräsidenten in Theresienstadt, wo nach dem Kommentar »33.000 Juden verbrannt wurden«. (»Tagesschau« der ARD vom 9. 10. 1991 nach 20 Uhr) In einem Filmbericht des »heute-Journals« vom 21. 6. 1989 über eine deutsch-polnische Gedenkmesse in Dachau hieß es: »Hitler betrieb hier das erste Krematorium.« (Dazu wieder ein Bild mit Öfen aus einem Krematorium. ) In der »Tagesschau« erfuhr man am selben Tag, in Dachau seien »32.000 Menschen zu Tode gefoltert worden«!

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72. Dazu die Kritik von: Jacques Gillot, »A propos de ›Shoah‹«, in Annales d'histoire révisionniste No 3, Automne-Hiver 1987, S. 63-71.

73. Martin Gilbert, Endlösung - Die Vertreibung und Vernichtung der Juden - Ein Atlas, Reinbeck b. Hamburg 1982, wo 316 Karten, die zumeist unkontrollierbaren Einzelschicksalen nachgehen, »den millionenfachen Mord an Juden« beweisen sollen.

74. Sunt apud nos cogitationes liberae in foro interne, constrictae tarnen in foro publico. Quoniam in re publica nostra per legem non licet historicum quoddam factum ex officio approbatum ad incertum revocare, in dubio ponere, quin etiam negare, et cum omnis dissensio aperte declarata iudiciis severe puniatur, haereticam opinionem coram publico diligenter dissimulare oportet. Si quis nihilominus pervestigationibus omni studio peractis factum approbatum maxime dubium esse videt et veritatis gratia incorruptam rerum fidem collegas eruditos celare non vult, opinionem suam publicare non potest nisi abscondito modo. Itaque lingua doctorum antiquorum abutens statuo inter clericos (quos quod sequitur obsecro, ut vulgus celent): Ego quidem illud iudaeorum gentis excidium, ratione institutum et in ›castris extinctionis‹ gaso pernicioso methodice peractum, veram fabulam esse nego. Sed documentorum et argumentorum scholae revisionisticae ratione habita haud scio, an hoc verum sit. Dixi quod sentio. Unica cura veritas; neminem in dubitationem inducere, neminem laedere cogito. Sol lucet omnibus, attamen non cuivis laico contingit adire Corinthum. Quandoquidem vulgus vult decipi, decipiatur!

75. Hellmut Diwald, Heinrich der Erste - Die Gründung des Deutschen Reiches, Bergisch Gladbach 1987, S. 278: »Über die Wahrheit läßt sich bestenfalls nur auf dem Umweg verfügen, daß man versucht, den Irrtum auszuschließen.«

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