IV. Teil
Die deutschen Bemühungen um die Erhaltung des Friedens

DIE LÜGE VON DER KRIEGSSCHULD DER DEUTSCHEN REGIERUNG

Das neue Regime in Deutschland kam nicht etwa wegen seines Eintretens für den Krieg zur Macht. Es appellierte vielmehr an die Sehnsucht des deutschen Volkes nach Ordnung, Ruhe und Frieden. Der Reichskanzler sprach und predigte immer vom Frieden. Seine Friedensparolen waren es, die vor allem auch die Nichtparteimitglieder um seine Fahnen sammelte.

Nach er Machtergreifung galten die Erklärungen der neuen Reichsregierung vor allem dem Bekenntnis zum Frieden.

Am 21. März 1933, bei seinem ersten offiziellen Auftreten nach der Machtübernahme, gibt der Reichskanzler in der Potsdamer Garnisonskirche vor aller Welt die feierliche Erklärung ab:

"Wir wollen wahren die ewigen Fundamente unseres Lebens: unser Volkstum und die ihm gegebenen Kräfte und Werte. Wir wollen die Organisation und die Führung des Staates wieder jenen Grundsätzen unterwerfen, die zu allen Zeiten die Vorbedingung der Größe der Völker und Reiche wahren. Wir wollen die großen Traditionen unseres Volkes, seiner Geschichte und seiner Kultur in demütiger Ehrfurcht pflegen als unversiegbare Quellen einer wirklichen inneren Stärke und einer möglichen Erneuerung in trüben Zeiten…

Der Welt gegenüber über wollen wir die Opfer des Krieges von einst ermessend, aufrichtige Freunde sein eines Friedens, der endlich die Wunden heilen sol1, unter denen alle leiden."

In der 1. Sitzung des Reichstages am 17. Mai 1933 gelobte der Reichskanzler ausdrücklich, einen Krieg zu vermeiden. Er erklärte, daß es heute nur eine Aufgabe geben könne, den Frieden der Welt zu sichern:

"Deutschland ist ohne weiteres bereit, seine gesamten militärischen Einrichtungen überhaupt aufzulösen und den kleinen Rest der ihm verbliebenen Waffen zu zerstören, wenn die anderen Nationen dasselbe tun… Deutschland ist bereit, jedem feierlichen Nichtangriffspakt beizutreten; denn Deutschland denkt nicht an einen Angriff, sondern nur an die Sicherheit. Die deutsche Regierung weiß, daß jeder militärischen Aktion in Europa, auch im Falle vollständigen Gelingens gemessen an seinen Opfern, in keinem Verhältnis steht zum möglichen Gewinn."

"Kein neuer europäischer Krieg wäre in der Lage, an Stelle der unbefriedigenden Zustände von heute etwas besseres zu setzen… im Gegenteil! Weder politische noch wirtschaftliche Nöten können durch die Anwendung irgendwelcher Gewalt in Europa eine günstige Situation hervorrufen, als sie beute besteht. Selbst der ausschlaggebende Erfolg einer neuen europäischen Gewaltlösung würde als endliches Ergebnis nur eine Störung des europäischen Gleichgewichtes herbeiführen.

Neue Kriege, neue Opfer, neue Unsicherheiten und eine neue Wirtschaftsnot würde die Folge sein. Der Ausbruch eines solchen Wahnsinns aber müßte zum Zusammenbruch der heutigen Gesellschafts- und Staatsordnung führen. Ein kommunistisches Chaos in Europa würde eine Krise in der Welt heraufführen von nicht abzuschätzender Dauer. Es ist der tiefernste Wunsch der nationalen Regierung des deutschen Reiches, eine solch unfriedliche Entwicklung mit ihrer aufrichtigen und tätigen Mitarbeit zu verhindern. Dies ist auch der Sinn der in Deutschland vollzogenen Umwälzung.

Die drei Gesichtspunkte, die unsere Revolution beherrschen, entsprechen in jeder Weise auch den Interessen der anderen Völker:

1, Verhinderung des drohenden kommunistischen Umsturzes und Aufruhrs und Aufbau eines einigenden Volksstaates.

2. Lösung des schwersten sozialen Problems durch die Zurückführung der Millionen-Armee der Arbeitslosen in eine nationale Produktion.

3. Wiederherstellung einer stabilen und autoritären Staatsführung, die getragen wird von dem Willen der Nation, dieses große Volk endlich wieder der Welt gegenüber vertragsfähig zu machen."

Am 14. Oktober 1933 erläßt die Reichsregierung folgenden Aufruf:

"Die deutsche Reichsregierung und das deutsche Volk sind sich einig in dein Willen, eine Politik des Friedens, der Versöhnung und der Verständigung zu betreiben, als Grundlage aller Entschlüsse und jedes Handelns. Die deutsche Reichsregierung und das deutsche Volk lehnen daher die Gewalt als untaugliches Mittel zur Behebung bestehender Differenzen innerhalb der europäischen Staatsgemeinschaft ab…"

Am gleichen Tag spricht der Reichskanzler im Rundfunk:

"Das deutsche Volk begehrt nur Gleichberechtigung. Wenn die Welt beschließt, daß sämtliche Waffen bis zum letzten Maschinengewehr beseitigt werden, sind wir bereit, einer solchen Konvention beizutreten. Wenn die Welt beschließt, daß bestimmte Waffen zu vernichten sind, sind wir bereit, auf sie von vornherein zu verzichtet. Wenn aber die Welt bestimmte Waffen jedem Volke zubilligt, sind wir nicht bereit, uns grundsätzlich als minderberechtigtes Volk davon ausschließen zu lassen."

Am 5, November 1933 erklärt der Kanzler in Ebling:

"Ich weiß genau, was Krieg ist. Ich habe ihn mit eigenen Augen gesehen… Ich lehne ihn deshalb ab… Aber ich werde deshalb nicht das Lebensrecht des deutschen Volkes preisgeben oder die deutsche Ehre."

Am 1. Jänner 1935 erklärt der Kanzler beim Neujahrsempfang des diplomatischen Korps:

"Kein Land kann das Bedürfnis nach Frieden tiefer empfinden als Deutschland, das seinen Wiederaufbau in Ruhe vollziehen will. Mit seiner Politik, die unverrückbar auf diesen Grundsätzen beruht, will Deutschland stets ein sicherer Garant des Friedens sein."

Aus der Reichstagsrede des Reichskanzlers vom 21. Mai 1935:

"…Deutschland will den Frieden aus tiefinnersten weltanschaulichen Überzeugungen. Es will ihn weiter aus der einfachen primitiven Erkenntnis, daß kein Krieg geeignet sein würde, das Wesen unserer allgemeinen europäischen Not zu beheben, wohl aber, sie zu vermehren. Das heutige Deutschland lebt in einer gewaltigen Arbeit der Wiedergutmachung seiner inneren Schäden. Keines unserer Projekte sachlicher Natur wird vor 10 bis 20 Jahren beendet sein. Keine der gestellten Aufgaben ideeller Art kann vor fünfzig oder vielleicht hundert Jahren ihre Erfüllung finden… Was könnte ich anderes wünschen, als Ruhe und Frieden?… Deutschland braucht den Frieden und es will den Frieden!…"

Er schließt seine große Rede mit folgenden Worten:

"Ich kann die heutige Rede… nicht besser abschließen, als durch die Wiederholung unseres Bekenntnisses zum Frieden. Die Art unserer Verfassung gibt uns die Möglichkeit, in Deutschland den Kriegshetzern das Handwerk zu legen. Möge es auch den anderen Völkern gelingen, der wahren Sehnsucht ihres Inneren mutigen Ausdruck zu verleihen. Wer in Europa die Brandfackel des Krieges erhebt, kann nur das Chaos wünschen. Wir aber leben in der festen Überzeugung, daß sich in unserer Zeit nicht erfüllt der Untergang, sondern die Wiederaufstehung des Abendlandes. Daß Deutschland zu diesem großen Werk einen unvergänglichen Beitrag liefern möge, ist unsere stolze Hoffnung und unser unerschütterlicher Glaube."

Deutschland hat nur den Krieg gegen Polen und gegen die Bolschewiken begonnen; den Krieg gegen Polen hätte auch jedes andere deutsche Staatsoberhaupt und jede andere deutsche Regierung unternehmen müssen. Der Krieg gegen die UdSSR lag im Interesse der ganzen zivilisierten Welt; der Krieg gegen Polen war lebensnotwendig und unvermeidlich. Lebensnotwendig und unvermeidlich wegen dem hartnäckigen und unbarmherzigen Beharren der Alliierten auf dem Schand-Diktat von Versailles, das Deutschland und das deutsche Volk in einen Abgrund von Elend, Hunger und Not stürzte und das das Todesurteil für zwanzig Millionen Deutsche bedeutete. Unvermeidlich schließlich auch wegen der starren ablehnenden Haltung Polens, das alle deutschen Bemühungen um eine friedliche Regelung der Korridor- und Danzig-Frage beharrlich ablehnte.

Alle anderen Kriege wurden Deutschland aufgezwungen. England und Frankreich haben Deutschland wegen Polen den Krieg erklärt, um den Wahnsinn des Korridors und die Zweiteilung Deutschlands aufrechtzuerhalten.

Der Reichskanzlei zu Generalfeldmarschall Paulus im November 1940:

"Ich habe niemals einen anderen Kampf gewollt, als den gegen den Bolschewismus. Alle anderen sind mir aufgezwungen worden."

(Zitiert nach General A. Guilleaume "Warum siegte die Rote Armee", Baden-Baden, 1950, S. 35).

Des Reichskanzlers große Kriegssünden waren zweierlei:

1. Daß er den ihm von England, Frankreich und den USA aufgezwungenen Krieg nicht um jeden Preis beendete, als er erkennen mußte, daß der Krieg verloren, seine Fortsetzung aussichtslos war und nur die unsinnige Opferung von deutschen Menschen bedeutete. Aussichtslos verloren aber war der Krieg spätestens in jenem Zeitpunkte, als die Deutschen in der Luft besiegt waren und die Alliierten die totale Luftherrschaft hatten. Von diesem Zeitpunkte an wurden die deutschen Offiziere und Soldaten in einen sinnlosen Opfertod gejagt und die deutschen Städte und Bürger nutzlos der Zerstörung und Tötung durch die alliierten Flieger und Kriegsverbrecher preisgegeben.

2. Die zweite, noch schwerere Kriegssünde war, daß er, als der Krieg aussichtslos verloren war, die deutschen Armeen in aller Weit, in Italien, Jugoslawien, Ungarn, Frankreich, Holland, Dänemark und Norwegen beließ, statt diese Länder und Fronten den westlichen Gegnern preiszugeben und jeden nur verfügbaren Mann, jedes Flugzeug, jeden Tank, jede Kanone, die gesamte deutsche Macht, nach dem Osten zu werfen. Er hätte den Engländern und Amerikanern alles widerstandslos preisgeben müssen, aber um alles in der Welt das Eindringen der bolschewistisch-asiatischen Horden in Ost- und Mitteleuropa verhindern müssen.

DIE DEUTSCHEN BEMÜHUNGEN ZUR ERHALTUNG DES FRIEDENS

Die geschichtlichen Tatsachen zeigen den Weg zum Zweiten Weltkrieg auf. Sie zeigen, warum und wie es zum Zweiten Weltkrieg kam.

So gerechtfertigt von jedem Standpunkte aus der Krieg Deutschlands gegen Polen war, hat sich Deutschland nur schwer zu diesem Kriege entschlossen; es hat alle nur erdenklichen Bemühungen zur Erhaltung des Friedens unternommen.

Am 18. März 1935 vertraut Cudahy, der nordamerikanische Botschafter in Warschau, dem Grafen Szembek (polnisches Außenministerium) an:

"Die Juden und die deutschen Intellektuellen, die sich nach den USA geflüchtet haben, beeinflussen die öffentliche Meinung in einem Deutschland feindlichen Sinne."

Am 7. März 1936 gibt die Agentur PAT (Polnische Telegraphen Agentur) eine falsche tendenziöse Übersetzung der Worte, die der deutsche Reichskanzler über die Frage des Zuganges Polens zum Meer im deutschen Reichstag am gleichen Tage gebracht hatte. Graf Szembek schrieb dazu:

"Nach der Untersuchung wurde es klar, daß diese Übersetzung von einem gewissen Goldberg gemacht wurde."

Der amerikanische Professor H. E. Barnes stellt in seinem Werke "Entlarvte Heuchelei" (Priester-Verlag, Wiesbaden) die Tatsache als evident fest, daß die deutschen Forderungen an Polen weit konzilianter waren, als jene Forderungen, die Streesemann und die Weimarer Republik gegenüber Polen je in Betracht gezogen, haben.

Deutschland hoffte bis zum letzten Augenblick, seine schweren Streitfragen mit Polen friedlich zu regeln und tat seinerseits alles, um dies zu ermöglichen.

Nach den Akten des Nürnberger Prozesses hat Lord Halifax besonders auch die Bemühungen Görings zur Erhaltung des Friedens ausdrücklich anerkannt.

Der Hohe Kommissar für Danzig, der Schweizer C.J. Burckhardt, schreibt zur Frage des Kriegsausbruches in seinem Werke "Meine Danziger Mission" (München, 1950):

"Am 2. Dezember 1938 hatte mich der amerikanische Botschafter in Warschau, Tony Biddle, besucht. Er erklärte mir mit merkwürdiger Genugtuung: die Polen seien bereit, wegen Danzig Krieg zu führen. Im April 1939 wird die Krise ausbrechen. Niemals seit der Torpedierung der Lusitania bestand in Amerika ein solch religiöser Haß gegen Deutschland! Chamberlain und Daladier werden durch die öffentliche Meinung weggeblasen werden. Es handelt sich um einen heiligen Krieg…" (a. a. O., S. 225)

Und am 19. August 1939 schrieb Burckhardt nach Genf:

"Die Möglichkeit einer Rückkehr zum früheren Zustand (der Entspannung) ist nun zerstört und es ist schwierig, in dem Vorgang nicht die Absicht zu spüren, das deutsche Zurückweichen, das sich abzeichnete, nicht zu erleichtern." (a. a. O., S. 349)

Professor Hoggan schrieb schon 1944 seine Dissertation an der Havard-Universität über die deutsch-polnischen Verhandlungen 1938/39. Diese Arbeit bringt umfassendes historisches Beweismaterial für die Tatsache, daß der deutsche Reichskanzler 1939 keinen Krieg gewünscht und maßvolle Forderungen an Polen gestellt hat. Maßvollere, als viele führende amerikanische und britische Publizisten in den Jahren nach Versailles empfohlen hatten. Der Kanzler bot Polen seinerseits die größtmögliche Konzession an, die die Weimarer Republik auch nicht im entferntesten unterstützt hätte: nämlich die Garantie (seitens Deutschland) der im Versailler Vertrag festgesetzten Grenzen Polens. In der Tat war es in Wirklichkeit Deutschland und nicht England, das Polen 1938/39 eine Bona Fide-Garantie seiner Grenzen angeboten hatte.

Als Rußland im Herbst 1939 in Polen einmarschierte, mußte die britische Regierung zugeben, daß sie die Unverletzbarkeit der polnischen Grenzen nur gegen Deutschland garantiert habe! Deutschland aber hat niemals die Absicht gehabt, irgendwelches polnisches Gebiet zu annektieren, sondern lediglich eine Eisenbahnlinie und eine Autobahn durch den polnischen Korridor sowie eine Rückgabe der deutschen Stadt Danzig gefordert.

Hoggan hat eingehend dargelegt, daß der deutsche Reichskanzler bis zu den letzten Stunden vor Beginn der Feindseligkeiten bereit gewesen ist, zu verhandeln, während Polen sich vom März 1939 an beharrlich gegen Verhandlungen gesträubt hat und daß Halifax im British Foreign Office und sein Botschafter Kennard in Warschau im August 1939 die Polen gedrängt habe, nicht zu verhandeln.

Die letzte Verantwortung für den Ausbruch des deutsch-polnischen Krieges lag bei Polen und England und für die Ausweitung dieses Konfliktes zu einem europäischen Krieg ist in erster Linie England verantwortlich. (Vgl. Professor David Leslie Hoggan "Der erzwungene Krieg - Ursachen und Urheber des Zweiten Weltkrieges", Tübingen.)

Am 6. Juli 1939 gibt Graf Szembek (polnisches Außenministerium) die Meinung des Grafen Jerzy (Georg) Potocki wieder, des polnischen Botschafters in Washington, der eben in Warschau eingetroffen ist:

"Im Westen gibt es alle Art von Leuten, die klar und offen zum Krieg treiben: die Juden, die großen Kapitalisten, die Kanonenhänder. Alle finden sich heute vor einer ausgezeichneten Konjunktur: sie haben den Punkt gefunden, den man in Brand stecken kann-- Danzig, und dazu eine Nation, die sich zu schlagen bereit ist: Polen. Sie wollen ihre Geschäfte auf unserem Rücken machen. Die Verwüstung unseres Landes würde sie ganz kalt lassen. Im Gegenteil, man müßte später alles hier wieder aufbauen, und sie würden dabei wieder verdienen. Sie behandeln uns wie die Neger, die nur zu arbeiten haben, um ihr Kapital zu vermehren. Nur von einer einzig Persönlichkeit bei uns haben sie Angst: vor Beck."

Am 31.August 1939 macht der Nuntius in Warschau, Monsignore Cortesi, einen Schritt bei Szembek, der darüber in den folgenden Wendungen berichtet:

"Auf Grund des außerordentlichen Ernstes der Lage, die unmittelbar den Krieg hervorzurufen droht, hat der Heilige Vater ihm empfohlen zu erklären, daß der Heilige Stuhl aus den zuverlässigsten Quellen Nachrichten erhalten habe, wonach, falls Polen bereit sei, unmittelbare Verhandlungen mit dem Reich aufzunehmen, und sich einer Rückkehr von Danzig zu Deutschland nicht widersetzen werde, der Krieg vermieden werden könnte. Der Heilige Stuhl sei der Auflassung, daß eventuelle polnisch-deutsche Verhandlungen sich beziehen könnten:

1. auf die Rückkehr von Danzig zum Reich, wobei Polen Sicherheiten hinsichtlich der Handelserleichterungen, die ihm in der Freien Stadt zugestanden sind, gegeben werden würden,

2. auf die Fragen, die den Korridor berühren,

3. auf die Angelegenheiten, die die deutsche Minderheit in Polen betreffen.

Was den zweiten Punkt betrifft, so habe ich den Nuntius gefragt, ob es sich um territoriale Ansprüche des Reiches handle oder lediglich um eine Erleichterung der Verkehrsverbindungen zwischen Ostpreußen und dem übrigen Reich. Mgr. Cortesi hat mir geantwortet, das wüßte er nicht genau und dieser Punkt könnte von der polnischen Regierung näher präzisiert werden. Der Nuntius stellte darauf fest, daß der Heilige Stuhl genau über die Art informiert sei, in der die polnische Regierung die Situation betrachtet. Dennoch, angesichts der vorliegenden Kriegsgefahr, glaubte er, es würde gegen seine Verpflichtungen sein, sich der Pflicht zur Mitteilung dieser Informationen zu entziehen. Wenn er dies täte, so wünsche der Heilige Stuhl zu bemerken, daß er sich lediglich getrieben fühle durch die besondere Hinneigung, die er Polen entgegenbringe, und durch die große Furcht, die er angesichts der Kriegsgefahr empfinde."

Die Ratschläge zur Vorsicht waren recht spät gegeben und liefen Gefahr, nur platonischen Charakter zu tragen. Übrigens vermerkt Szembek eine Unterhaltung, die er mit Oberst Beck hatte:

"Ich habe ihn über meine Unterredung von heute mit dem Nuntius informiert; ich sehe darin die Hand von Mussolini. Der Minister zeigte sich deutlich abgeneigt gegenüber dieser Art von Vermittlung."

Hier endet das Tagebuch des Grafen Szembek. Es ist überraschend, daß die so aktiven Verhandlungen der letzten Augusttage und besonders die dramatische Wendung am 30. und 31. August, in deren Verlauf die deutsche Regierung von Stunde zu Stunde die Auskunft eines mit Verhandlungsvollmachten ausgestatteten polnischen Diplomaten erwartete, nicht aufgezeichnet sind. Wir wissen, daß trotz der dringenden und wiederholten Ansuchen besonders des französischen Außenministers M. Georges Bonnet Oberst Beck die Verantwortung auf sich nahm, den Bevollmächtigten nicht in den vorgesehenen Formen und Fristen zu entsenden. Diese Lücke im Tagebuch des Grafen Szembek ist schwer zu erklären und gibt zur Vermutung Anlaß, daß die Darstellung der Septemberereignisse für die Feinde Deutschlands noch kompromittierender sein würden, als es die vorliegenden Aufzeichnungen ohnehin sind.

Wie sehr die deutsche Reichsregierung in den kritischen und entscheidenden Tagen bemüht war, den Frieden mit Polen zu erhalten, beleuchten nachfolgende Dokumente. Deutschland wollte keinen Krieg, Polen weigerte sich, gestützt durch England, friedlich zu verhandeln.

Am 22. August 1939 schreibt Chamberlain an den deutschen Reichkanzler:

"… Ew. Exzellenz werden von den Maßnahmen gehört haben, die die britische Regierung ergriffen und heute abend in der Presse und drahtlos bekanntgegeben hat. Nach Meinung S. M. Regierung wurde der Schritt notwendig wegen der Truppenbewegungen, die in Deutschland stattgefunden haben sollen und, weil bei gewissen Stellen in Berlin die Meinung angeblich aufgekommen sei, daß durch den deutsch-sowjetischen Pakt ein Eingriff Englands zugunsten Polens, mit welchem man in Deutschland zu rechnen hätte, nicht mehr zu erwarten stehe. Dies wäre dann ein großer Irrtum. Was immer die deutsch-sowjetische Übereinkunft umfassen möge, an der Verpflichtung Großbritanniens Polen gegenüber, die von S. M. Regierung wiederholt und klar öffentlich bestätigt wurde und der wir nachzukommen entschlossen sind, könnte der Pakt nichts ändern. Man hat behauptet, jene große Katastrophe des Jahres 1914 wäre vermieden worden, wenn damals S. M. Regierung die von ihr bezogen Stellung besser kenntlich gemacht hätte. Möge diese Behauptung nun richtig oder nicht richtig sen, im gegenwärtigen Geschehen möchte S. M. Regierung ein solch tragisches Mißverständnis vermieden wissen. Tritt also der Fall ein, so ist sie entschlossen, alle ihr zur Verfügung stehenden Kräfte einzusetzen. Und dann läßt sich nicht voraussehen, wohin die beginnenden Feindseligkeiten führen. Ein gefährlicher Wahn läge in dem Gedanken, ein einmal begonnener Krieg könne zu einem raschen Ende gebracht werden, selbst wenn an dieser oder jener in Frage kommenden Fronten ein früher Erfolg erzielt würde. Nachdem wir hiermit unsere Stellungnahme völlig klar gezeigt haben, möchte ich Ihnen gegenüber meine Überzeugung wiederholen, daß Krieg zwischen unseren beiden Nationen das größte Unheil wäre, das eintreten könnte. Überzeugt bin ich, daß ein solches Unheil weder von unserem Volk, noch von Ihrem Volk gewünscht wird; und ich vermag nicht zu erkennen, daß unter den zwischen Deutschland und Polen offenstehenden Fragen sich irgendeine befände, die ohne Waffengang nicht zu lösen wäre. Wenn nämlich nur mehr vertrauensvolle Stimmung herbeigeführt werden könnte, bei der dann ein Meinungsaustausch stattfände in einer Atmosphäre, die verschieden ist von der beute herrschenden.

Wir waren bereit und werden jederzeit bereit sein, Gelegenheiten herbeiführen zu helfen, unter denen solche Verhandlungen stattfinden können und in deren Verlaufe sich möglicherweise jene noch umfangreicheren Probleme erörtern ließen im Hinblick auf die internationalen Beziehungen, einschließlich der Angelegenheiten, die uns und Sie besonders angehen.

Daß sich bei dem gegenwärtigen gespannten Zustand jegliche friedliche Besprechung sehr schwer durchführen läßt, liegt auf der Hand, und je länger die Spannung aufrechterhalten wird, um so schwieriger wird es sein, Vernunft zu ihrem Rechte kommen zu lassen.

Verringert könnten die Schwierigkeiten, ja womöglich aus dem Wege geschoben werden, ließe sich auf beiden, ja auf allen Seiten eine Pause der Pressepolemik und alles dessen einlegen, was einer Aufpeitschung der Stimmung dient.

Wäre die Vereinbarung einer solchen Pause möglich - innerhalb deren nachgeprüft und zurechtgestellt würde, was auf beiden Seiten über die beklagte Behandlung der Minderheiten zu sagen ist - dann könnte man vernünftigerweise hoffen, daß zwischen Deutschland und Polen direkte Verhandlungen möglich würden über das, was zwischen ihnen liegt, unterstützt von einem neutralen Sachverständigen, falls beide Seiten das für dienlich halten.

Doch ich muß zugeben, es bestünde kaum Hoffnung, Verhandlungen solcher Art zu einem guten Ende zu bringen, wo nicht dann getroffene Vereinbarungen die Garantie der anderen Mächte empfingen. S. M. Regierung wäre bereit, auf Wunsch sich zu beteiligen an der Wirksamkeit solcher Garantie.

Zur Zeit sehe ich keine andere Möglichkeit als die angegebene, eine Katastrophe abzuwehren, durch die Europa in Krieg gestürzt würde.

Wegen der Folgen für die Menschheit, welche durch Handlungen ihrer Führer heraufbeschworen werden können, hoffe ich, daß E. E. mit größtem Bedacht die Vorstellungen aufnehmen, die ich Ihnen hiermit vorlegte. "

Der deutsche Reichskanzler antwortete bereits am Nachmittag des 23. August. Aus dem Antwortbrief an Chamberlain vom 23. 8, 1939:

»l. Deutschland hat niemals einen Konflikt mit England aufkommen zu lassen versucht, noch hat es sich da eingemischt, wo britische Interessen auf dem Spiele standen. Deutschland hat im Gegenteil seit vielen Jahren getrachtet, leider ohne Erfolg, die Freundschaft Englands zu erwerben. Aus diesem Grunde hat Deutschland freiwillig eigene Vorteile in einem bedeutenden Teile Europas nicht wahrgenommen, was vom nationalen Gesichtspunkt aus kaum zu rechtfertigen war.

2. Für das deutsche Reich wie für jeden anderen Staat gibt es indessen gewisse Belange, von denen es nicht lassen kann und welche durch die bisherige deutsche Geschichte und durch wirtschaftliche Notwendigkeiten ihr Gewicht erhalten. Es geht da um Fälle, die für jede deutsche Regierung im vaterländischen wie im psychologischen Sinne zu höchster Bedeutung gelangten. Ein solcher Fall liegt bei der Stadt Danzig vor. Die Frage des polnischen Korridors ist eng damit verknüpft. Diese Tatsache wurde noch vor wenigen Jahren anerkannt von zahlreichen Staatsmännern, selbst in Großbritannien, und von Meisten der Geschichtsforschung und des Schrifttums dort. Ich möchte hier einschalten dürfen, daß der zivilisatorische Aufbau aller jener Gebiete, um die sich Deutschland im genannten Sinne abmüht, sowie auch derjenigen Gebiete, die innerhalb der vergangenen achtzehn Monate von Deutschland zurückgewonnen wurden, nicht etwa von Engländern, sondern ausschließlich von Deutschen vollzogen worden ist, und zwar zum Teil im Verlaufe von mehr als tausend Jahren.

3. Deutschland war bereit, Streitfragen um Danzig und den polnischen Korridor durch einen sehr weitherzig befristeten Vorschlag zu lösen und darüber zu verhanden. Die Behauptungen, die man nun von Großbritannien aus ausstreute, Deutschland mache Truppen gegen Polen mobil, und Deutschland nähre Angriffsabsichten auf Rumänien und Ungarn, dazu die Garantien, die kürzlich den Polen (von England und Frankreich) gegeben wurden, haben dann Polen jede Bereitwilligkeit geraubt, auf einer auch für Deutschland annehmbaren Grundlage zu verhandeln.

4. Die unbeschränkte Zusicherung, welche Großbitannien an Polen gab, unter allen Umständen und bei jeglichem Zusammenstoß, liege die Ursache, wo sie wolle, Polen zu unterstützen, ließ sich nicht anders auffassen, als ein Ansporn zu unerhörten Schreckensmaßnahmen gegen die eineinhalb Millionen in Polen lebenden Deutschen und zwar unter dem, was man wohl eine Blanko-Vollmacht nennen darf. Die Greueltaten, die seither geschahen, waren entsetzlich für jene, denen sie angetan wurden; aber sie wirkten zugleich unerträglich für das deutsche Reich, das als Großmacht diesem Spiel mit Deutschen schweigend zusehen mußte. Was Danzig betrifft, hat Polen in zahllosen Fällen dessen Rechte verletzt, hat in der Form von Ultimaten Forderungen gestellt und ist zu dem Versuche einer wirtschaftlichen Erdrosselung der Stadt geschritten.

5. Die Reichsregierung hat der polnischen Regierung vor Zeit mitgeteilt, daß sie nicht gewillt sei, diese Entwicklung schweigend hinzunehmen; sie werde der Übersendung weiterer Forderungen in der Form eines Ultimatums an Danzig nicht zulassen. Sie werde Gewaltmaßnahmen gegen die deutsche Bevölkerung nicht dulden, sie werde die Verelendung der freien Stadt Danzig durch wirtschaftliche Zwangsmaßnahmen, die da mit Zollsperre die Lebensgrundlage der Danziger Bevölkerung zu vernichten strebten, nicht geschehen lassen; sie werde endlich eine Fortsetzung dieser Art von Herausforderungen des Reiches nicht mehr hinnehmen. Abgesehen von diesem Schritte aber muß und wird für die Frage Danzig und die Frage des Polnischen Korridors eine Lösung gefunden werden.

6. Ew. Exz. haben mir im Namen der Britischen Regierung mitgeteilt, daß im Falle irgend eines Eingriffs von seiten Deutschlands, Sie sich gezwungen sähen, Polen beizustehen. Ich habe diese ihre Feststellung wohlbeachtet und darf Ihnen versichern, daß sie in keiner Weise an dem Entschlusse der Reichsregierung etwas ändern wird, die Belange des Reiches, wie diese unter Nr. 5 angedeutet sind, zu wahren. Ihre Überzeugung, ein aus dem genannten Anlaß entstehender Krieg werde von langer Dauer sein, teile ich. Wird Deutschland von England angegriffen, dann ist Deutschland bereit und entschlossen, sich zu wehren und zu kämpfen. Ich habe vor dem deutschen Volke und vor der ganzen Welt oft erklärt, daß es einen Zweifel an der Bereitschaft des neuen Deutschland nicht geben kann, Entbehrungen und Nöte jeder Art und zu jeder Zeit auf sich zu nehmen, als sich den Sinn für die gemeinsamen Belange der Nation oder deren Ehre nehmen zu lassen.

7. Die Reichsregierung hat vernommen, von der britischen Regierung seien Vorbereitungen zur Mobilisation geplant. Wie aus der mir von Ihnen gesandten Note hervorgeht, können diese Vorbereitungen nur gegen Deutschland gerichtet sein. Für Frankreich soll gleiches gelten. Da Deutschland niemals andere andere militärische Maßnahmen gegen England und Frankreich zu unternehmen gedachte als solche der reinen Verteidigung, und da, wie schon betont, Deutschland niemals plante noch vorhatte, Großbritannien oder Frankreich anzugreifen, kann E. E. Bestätigung nur ein bewußtes Drohen gegenüber dem Deutschen Reiche bedeuten. Ich bin genötigt, als Folge E. E. mitzuteilen, daß ich die unverzügliche Mobilisation der deutschen Wehrmacht anordnen werde, falls die angedeuteten militärischen Maßnahmen bei Ihnen stattfinden.

8. Die Aufgabe eines europäischen Ausgleichs (settlement of Europeen Problems) auf friedliche Weise kann von Deutschland nicht gelöst werden, sondern muß vor allem von denen unternommen werden, die, seitdem das Verbrechen von Versailles begangen wurde, sich unbeweglich und hartnäckig einer friedlichen Berichtigung der Versailler Bestimmungen entgegenstemmen. Nur ein Haltungswechsel der für den Versailler Vertrag verantwortlichen Mächte könnte die bestehenden Beziehungen zwischen Britannien und Deutschland in,bessere Ordnung bringen. Während meines ganzen bisherigen Lebens habe ich mich bemüht um eine Freundschaft zwischen Großbritannien und Deutschland, aber die von der britischen Diplomatie wenigstens bisher gezeigte Richtung hat nur dazu gedient, mich von der Hoffnungslosigkeit solchen Versuches stets von neuem zu überzeugen. Brächte die Zukunft eine Wandlung auf diesem Gebiet, keiner bewillkommnete diese Wandlung mehr als ich."

Aus dem Gespräch des Reichskanzlers mit dem britischen Botschafter Henderson in Berlin am 25. August 1939, um 1.30 Uhr:

"Sie haben vor zwei Tagen… geäußert, Sie ließen die Hoffnung au eine Verständigung nicht fahren. Inzwischen habe ich die Verhältnisse wieder durchgeprüft und will jetzt einen Schritt zu tun versuchen, der so entscheidend sein könnte wie jener Schritt, der zum Russenpakt geführt hat. Mitbewegt hat mich der Bericht über den Verlauf der Unterhaussitzung vom 24. August und die Reden der Herren Chamberlain und Halifax. Was zunächst die Äußerungen in jener Parlamentssitzung und die Reden angehe, sei es doch wohl lächerlich, zu behaupten, Deutschland sei auf "Welteroberung" aus. Das Britische Reich umfaßt ein Machtgebiet von vierzig Millionen Quadratkilometer, Rußland ein Staatsgebiet von 19 Millionen Quadratkilometern, Amerika ein solches von 9,5, das Deutsche Reich dagegen nur ein Staatsgebiet von weniger als 600.000 Quadratkilometern. Es ergäbe sich wohl schon aus dieser Zahl, wo ein Wille zur Welteroberung bestehe. Ich muß nun folgendes erklären:

1. Die Herausforderungen durch Polen in Wort und Tat sind unerträglich geworden; einerlei, wer dafür verantwortlich zu machen ist. Bestreitet die Polnische Regierung ihre Verantwortlichkeit, dann tut das nur dar, daß ihr jedwede Einwirkungsmöglichkeit auf ihre militärischen Untergeordneten fehlt. In der vergangenen Nacht sind einundzwanzig neue Zwischenfälle an den Grenzen vorgekommen. Auf deutscher Seite ist strengste Disziplin gewahrt worden. Alle Zwischenfälle kamen durch polnische Herausforderung zustande. Dazu ist auf zivile deutsche Flugzeuge über der Ostsee gefeuert worden. Wenn die polnische Regierung behauptet, sie habe damit nichts zu schaffen, so liefert das eben den Beweis, daß sie die Kontrolle über die eigene Bevölkerung nicht auszuüben vermag.

2. Deutschland ist entschlossen, den mazedonischen Zuständen am seiner Ostgrenze ein Ende zu bereiten, nicht nur, um Ordnung und Recht überhaupt gewahrt zu sehen, sondern um des europäischen Friedens willen.

3. Die Streitfragen um Danzig und den Korridor müssen verschwinden. Die neueste Rede des britischen Premierministers hat an dieser Forderung nichts geändert. Die genannte Rede könnte vielmehr wohl zu einem verzweifelten und in seinem Ausgang unberechenbaren Krieg zwischen Deutschland und Großbritannien führen, zu einem Krieg mit viel größerem Blutvergießen als 1914. Anders als bei jenem letzten Weltkriege hat Deutschland dann nicht mehr an zwei Fronten zu kämpfen. Der Pakt mit Rußland ist unbedingt und bedeutet für die Außenpolitik des deutschen Reiches einen Wendepunkt auf unübersehbare Zeiten hin. Unter keinen Umständen wollen Rußland und Deutschland wieder Waffen miteinander kreuzen… Hiervon abgesehen, wird der Pakt mit Rußland Deutschland in wirtschaftlicher Hinsicht sicherstellen, auch für den Fall eines Krieges von längerer Dauer."

Im weiteren Verlaufe des Gespräches wiederholte der Reichskanzler den Hinweis, daß er stets die deutsch-britische Verständigung gesucht habe. Er betonte, daß die deutsch-polnische Frage jetzt aus der Welt geschafft werden müsse. Sobald dies aber erreicht sei, wolle er einen weitgehenden Vorschlag wie folgt machen: Er anerkenne die Bedeutung des Britischen Reiches und sei bereit, sich und die Macht des Deutschen Reiches für Sein und Bestand (existence) des Britischen Reiches zu verbürgen.

Er sei zu einem Abkommen mit Großbritannien bereit, durch welches nicht nur Sein und Dauer des Britischen Reiches an Deutschland ihren Bürgen fände, sondern wonach sich Deutschland verpflichten wolle, dem Britischen Reich notfalls aktiven Beistand zu leisten, einerlei wo dies zu geschehen habe. Auch zu einer vernünftigen allgemeinen Rüstungsbeschränkung sei Deutschland bereit.

Er setze voraus und erwarte, daß die deutschen Kolonialwünsche gering sein und friedlich vereinbart werden könnten, früher oder später erfüllt würden.

Er betonte, daß Deutschland entschlossen sei, es niemals wieder zu einem Zusammenstoß mit Rußland kommen zu lassen.

Würden diese Voraussetzungen anerkannt, dann sei er zu einem Übereinkommen mit Großbritannien bereit, durch welches, wie schon angedeutet, nicht nur Sein und Dauer des Britischen Reiches au Deutschland ihren Bürgen finden, sondern wonach sich Deutschland auch verpflichten wolle, dem Britischen Reich notfalls aktiven Beistand zu leisten, einerlei, wo das zu geschehen habe. Auch zu einer vernünftigen allgemeinen Rüstungsbeschränkung, die mit der dann entstehenden neuen politischen Weltlage und den neuen wirtschaftlichen Notwendigkeiten verträglich sei, erklärte er sich bereit. Endlich wiederholte er, daß Fragen des Westens ihn nicht berührten und daß er an eine Grenzkorrektur zu Deutschlands Gunsten im Westen nicht denke. Die westliche Befestigungslinie des Reiches, die Milliarden gekostet habe, stelle die Westgrenze des Reiches dar.

Am gleichen Tage, an dem dieses Gespräch zwischen dem deutschen Reichskanzler und dem britischen Botschafter stattfand, wurde in London, entsprechend dem Vorvertrage vom 31. März, das britisch-polnische Schutz- und Trutzbündnis geschlossen. Artikel 1 und 3 dieses Bündnisses hatten folgenden Wortlaut:

Artikel 1: Sollte eine der beiden vertragschließenden Parteien in Feindseligkeiten mit einer europäischen Macht verwickelt werden, als Folge irgend einer Angriffshandlung solcher europäischer Macht, wird die andere vertragschließende Partei der in Feindseligkeiten geratenen Partei nach ihren Kräften Hilfe und Unterstützung leisten.

Artikel 2: Sollte eine europäische Macht versuchen, die Unabhängigkeit einer der beiden vertragschließenden Parteien durch Maßnahmen wirtschaftlicher Durchdringung oder auf sonstige Weise zu unterhöhlen, so werden sich die vertragschließenden Parteien in der Abwehr solcher Versuche zur Seite stehen. Sollte die betreffende europäische Macht dann zu, feindseliger Handlungen gegenüber einer der beiden vertragschließenden Parteien schreiten, so tritt der obengenannte Artikel 1 in Kraft."

Das Schutz- und Trutzbündnis wurde veröffentlicht. Nicht veröffentlicht aber wurde ein geheimer Zusatz, der erst vor dem Nürnberger Gericht bekannt wurde.

Dieser geheime Zusatz hatte folgenden Wortlaut (Nach R. F. Keeling, Gruesome Harvest, S. 124):

"The expression 'a European power', employed in the agreement, is to be understood as Germany" (Die Bezeichnung "eine europäische Macht", die in diesem Übereinkommen gebraucht ist, ist so zu verstehen, daß darunter Deutschland gemeint ist.)

Das Schutz- und Trutzbündnis galt also nur gegen Deutschland; bei einem Angriff einer anderen Macht (etwa Rußlands) auf Polen, hätte England keine Verpflichtung zum Beistand gehabt. Es handelte sich also hierbei weniger um ein Bündnis zum Schutze Polens, als um ein

Bündnis gegen Deutschland. Das geht auch klar aus der Beantwortung einer dahingehenden parlamentarischen Anfrage hervor.

Am 19. Oktober 1939, rund vier Wochen nach Beendigung des deutsch-polnischen Krieges, richtete das englische Parlaments-Mitglied Harvey folgende Anfrage an die britische Regierung:

"Gilt das Schutz- und Trutzbündnis zwischen England und Polen auch für Angriffshandlungen Rußlands oder anderer nichtdeutscher Mächte gegenüber Polen?"

Diese Anfrage wurde dem Abgeordneten Harvey durch den Unterstaatssekretär des Britischen Auswärtigen Amtes, Butler, am 19. Oktober 1939 wie folgt schriftlich beantwortet:

"Nein, Herr! Während der Verhandlungen, die zur Unterzeichnung des Bündnisses führten, wurde zwischen der polnischen Regierung und der Regierung S. M. vereinbart, daß der Pakt sich nur auf den Fall einer Angriffshandlung durch Deutschland beziehe und S. M. Regierung bestätigt dies hiermit. "

Die Abspaltung großer Teile Polens durch die UdSSR führte zu einer Intervention Englands bei der UdSSR.

Am 25. August 1939 (nach dem erwähnten Gespräch des Reichskanzlers mit dem britischen Botschafter) gibt der Reichskanzler um 15 Uhr den Befehl zur Eröffnung der Kampfhandlungen gegen Polen.

Um 20 Uhr des gleichen Tages wird dieser Angriffsbefehl auf Drängen des deutschen Außenministers zurückgezogen.

Am 29. August nimmt Deutschland die Anregung des englischen Außenministers an, Großbritannien wolle Polen veranlassen, einen mit Vollmachten versehenen polnischen Vertreter nach Berlin zur Aussprache zu entsenden. Großbritannien wolle überdies Polen raten, die Verfolgungen der Deutschen in Polen zu unterbinden, und die aus dem Korridor nach Deutschland flüchtenden deutschen Bewohner nicht mit Waffengewalt aufzuhalten.

Am 30. August werden die deutschen Forderungen noch einmal bekanntgegeben: Rückkehr der deutschen Stadt Danzig zu Deutschland und hinsichtlich des Korridors die Abhaltung einer Abstimmung binnen Jahresfrist über die Zugehörigkeit des Korridors. Die Abstimmung soll unter internationaler Kontrolle und Schutz erfolgen. Den Hafen Gdingen soll Polen auf alle Fälle behalten und dazu eine exterritoriale Straße durch Westpreußen, falls der Korridor durch das Ergebnis der Abstimmung an Deutschland falle. Spricht sich die Abstimmung für den Verbleib bei Polen, so erhalte Deutschland seinerseits eine exterritoriale Straße durch den Korridor nach Ostpreußen.

Polen zögert mit der Entsendung eines Vertreters.

Inzwischen war durch Göring der schwedische Ingenieur Dahlerus in die Verhandlungen eingeschaltet worden. Dahlerus versuchte gemeinsam mit dem englischen Botschaftsrat Forbes am Morgen des 31. August den polnischen Botschafter Lipski in Berlin dazu zu bringen, einer Besprechung auf Grund des Textes der deutschen Vorschläge zuzustimmen.

Während sich Dahlerus Notizen macht, hört er im Nebenzimmer Lipski zu Forbes sprechen. Er horcht auf. Forbes erzählt ihm nach dem Besuche sein Gespräch mit Lipski. Dahlerus berichtet darüber in seinem Buche:

"Lipski hatte Forbes mitgeteilt, daß er in keiner Weise Anlaß habe, sich für Noten oder Angebote von deutscher Seite zu interessieren. Er kenne die Lage in Deutschland … gut. Er erklärte, überzeugt zu sein, daß im Falle eines Krieges Unruhen in Deutschland ausbrechen und die polnischen Truppen erfolgreich gegen Berlin marschieren würden. Das Ganze wirkte trostlos…"

Zu den Vorschlägen der deutschen Reichsregierung vom 29. August 1939 an Polen schreibt Sven Hedin in seinem Buche "Amerika im Kampf der Kontinente" (Leipzig, 1942, S. 64):

"Die diplomatischen Akten der neueren Geschichte werden kaum ein Schriftstück aufweisen, das diesem Vorschlag der Reichsregierung an Mäßigung, an Entgegenkommen und Verständnis für die Bedürfnisse eines anderen Landes gleichkommt. Daß Polen ihn trotzdem nicht einmal einer Empfangsbestätigung für wert hielt, kann nur durch die inzwischen bekanntgewordene Tatsache erklärt werden, daß es sich nicht nur auf seine europäischen Freunde, Großbritannien und Frankreich, verließ, sondern vor allem auch auf die Unterstützung der USA.

Roosevelt hatte sie ihm durch seine Botschafter in Warschau und Paris zusagen lassen…"

Und an anderer Stelle (S. 202) schreibt er:

"Dieser Krieg wird in die Geschichte eingehen als der Krieg des Präsidenten Roosevelt."

Am 31. August 1939 um 23 Uhr gibt Radio Warschau die deutschen Vorschläge bekannt. Er begleitet diese Bekanntmachung mit den Worten:

"Die heutige Veröffentlichung der offiziellen deutschen Mitteilung deckt die Ziele und Absichten der deutschen Politik auf. Die Mitteilung liefert den Beweis für die unverhüllten Bestrebungen des Reiches gegen Polen… Die Frist zur Annahme jener Vorschläge ist gestern verstrichen. Die polnische Regierung hat als ihre Antwort die Mobilmachung angeordnet. Worte können jetzt nicht mehr die Angriffsabsichten der neuen Hunnen verhüllen. Deutschland trachtet nach der Beherrschung Europas und setzt sich mit einem bisher ungekannten Zynismus über die Rechte der Völker hinweg. Das unverschämte Ansinnen der deutschen Vorschläge zeigt deutlich, wie notwendig die militärischen Anordnungen der polnischen Regierung waren."

Am 1. September beginnt der deutsche Vormarsch.

Am 2. September taucht noch einmal die Hoffnung auf, der eben begonnene Krieg könne eingestellt werden. Italien hat England, Frankreich und Polen den Vorschlag einer Konferenz gemacht. Der italienische Botschafter nennt als Grundlagen dieser Konferenz:

1. Waffenstillstand unter der Bedingung, daß jede Armee dort stehen bleibt, wo sie sich bei Annahme des Waffenstillstand-Vorschlages befindet;

2. Die Konferenz solle innerhalb der nächsten zwei oder drei Tage zusammentreten;

Mussolini erhoffte sich von der Konferenz die Lösung des Streitfalles in einer für Deutschland vorteilhaften Weise. Der Botschafter teilte mit, daß Frankreich die Konferenz befürworte.

Deutschland stimmte dem Vorschlag sofort zu.

Am Nachmittag des 2. September läßt der englische Außenminister, Lord Halifax, Berlin wissen, daß die englische Regierung der vorgeschlagenen Konferenz solange nicht zustimmen könne, als sich noch deutsche Soldaten in Polen befänden, polnische Städte unter der Möglichkeit des Beschusses lägen und Danzig gewaltsam und einseitig von den Deutschen wiedergenommen sei.

In der zurückweisenden deutschen Antwort dieses Ultimatums heißt es:

"Bei zahllosen Gelegenheiten haben die deutsche Reichsregierung ebenso wie das deutsche Volk den Wunsch zu einer Verständigung, ja zu einer engen Freundschaft mit dem britischen Volk vorgetragen. Bis zu diesem Tage hat die britische Regierung diese Anerbieten abgelehnt und begegnet ihnen jetzt mit der offenen Kriegsdrohung. Die Verantwortung für einen angedrohten Krieg liegt damit nicht beim deutschen Volk, sondern ausschließlich beim britischen Kabinett, und in diesem Kabinett besonders bei jenen Männern, die seit Jahren die Vernichtung und Ausrottung des deutschen Volkes eindringlich empfehlen (preach). Das deutsche Volk und die deutsche Regierung haben nicht wie Großbritannien das Bedürfnis, die Welt zu lenken (rule), sind aber wohlentschlossen, die eigene Freiheit, die eigene Unabhängigkeit und Lebensmöglichkeit zu verteidigen. Wir haben Notiz genommen vor der Absieht, die uns im Auftrage der britischen Regierung Mr. King Hall übermittelte, wonach die deutsche Nation einen Schlag ausgeteilt bekommen soll, noch härter, als er durch den Vertrag von Versailles ausgeteilt wurde, und wir werden unter diesen Umständen einem Waffenangriff Großbritanniens in derselben Weise begegnen, in der wir angegriffen werden."

Am 3. September 1939 ab 11 Uhr befinden sich England und Frankreich im Kriegszustand mit Deutschland.

Der Polenkrieg des Jahres 1939 dauerte bis zum Fall Warschaus 24 Tage. Nach dem 28. September ist kein bewaffneter Pole mehr ungefangen auf polnischem Boden. Was übrigblieb von der polnischen Wehrmacht ist nach Rumänien ausgewichen und wird dort als Hilfstruppe nach England eingeschifft. Ein anderer Rest entweicht über die Grenze nach Sowjetrußland. 15.000 Offiziere und Führer dieses Restes werden von den Bolschewiken bei Katyn im Walde heimlich erschossen und begraben, um Polen entscheidend zu schwächen.

Vor Kriegsbeginn hatten die Polen versucht, die Deutschen in den Grenzgebieten Polens zu Fuß in das Landesinnere zu treiben. Die Unglücklichen wurden in Bromberg gesammelt, von da weitergejagt. Unterwegs wurden rund 20.000 Deutsche auf diesem Marsche erschlagen.

Am 6. Oktober erstattet der Reichskanzler seinen Rechenschaftsbericht vor dem deutschen Reichstag. Darin erklärt er:

"Nach Rückkehr des Saargebietes in das Reich durch Abstimmung, wie sie im Versailler Diktat vorgesehen war, hat Deutschland keine territorialen Ansprüche mehr an Frankreich. Ich glaube aber heute noch, daß es eine wirkliche Befriedigung in Europa und in der Welt nur geben kann, wenn Deutschland und England sich verständigen."

Am 10. Oktober 1939 erklärt der Reichskanzler in Berlin (Rede im Sportpalast):

"Deutschland hat gegenüber den westlichen Gegnern überhaupt keinen Kriegsgrund."

Am 23. November 1939 erklärt der Reichskanzler bei einer Besprechung aller militärischen Oberbefehlshaber in der Reichskanzlei:

"…eine… Aufgabe war, die Lösung Deutschlands aus den erdrückenden außenpolitischen Fesseln … Zwangsläufig kam es zuerst zum Kampf gegen Polen. Man wird mir vorwerfen: Kampf und wieder Kampf! Ich sehe allerdings im Kampf das Schicksal alter Erdenwesen. Niemand, der nicht unterliegen will, kann zu seiner Zeit einem Abwehrkampf entgehen. Bei uns erforderte die steigende Volkszahl einen größeren Lebensraum. Meine Aufgabe wurde, ein vernünftiges Verhältnis zwischen Volkszahl und Lebensraum herbeizuführen. Hier begann für mich der Abwehrkampf. Es gibt gar kein Volk, das um die Lösung dieser Aufgabe herumkommt. Wird sie nicht gelöst, geht das Volk unter. Das lehrt uns die Geschichte. Zuerst fand die Völkerwanderung nach Südosten statt, dann Anpassung an den zu geringen Raum durch Auswanderung. Schließlich Anpassung der Volkszahl an den ungenügenden Lebensraum durch Verminderung der Geburten. Solcher Weg aber führt zum Volkstod. Geht einmal ein Volk notgedrungen diesen Weg, so kommen alsbald seine Schwächen obenauf. Man verzichtet auf Gewalt nach außen hin und wendet Gewalt gegen sich selbst an. Das bedeutet… Selbstaufgabe… Ich entschloß mich zum selben Weg, wie ihn die anderen Staaten gegangen waren, nämlich zur Anpassung des Lebensraumes an die Volkszahl. Ein Staat hat doch nur den einen Sinn, wenn er der Erhaltung der eigenen Volkssubstanz dient. Bei uns sollen gegenwärtig 82 Millionen Menschen erhalten werden, frei von sozialen Kämpfen. Das ist für uns die Verpflichtung; die Verpflichtung für uns ist, den Boden, die Lebensmöglichkeit in ein Verhältnis zur Volkszahl zu bringen. Keine noch so geklügelte Gescheitheit hilft darüber hinweg. Früher fand die Lösung immer wieder mit dem Schwerte statt… Heute haben sich Kämpfe anders gestaltet wie früher. Heute kämpfen wir um Ölfelder, Gummi, Erdschätze usw., um Volk und Art erhalten zu können…"

Am 19. Juli 1940 erklärte der Kanzler in einer Reichstagsrede:

"Ich habe noch im Oktober weder von Frankreich noch von England etwas anderes verlangt, als den Frieden, Aber… sie wollten die Fortsetzung dieses Krieges um jeden Preis… Ich bin zu sehr Soldat, als daß ich nicht für das Unglück einer solchen Entwicklung Verständnis hätte. Ich höre auch aus London nur ein Geschrei - es ist nicht das Geschrei der Massen, sondern der Politiker - daß der Krieg erst recht fortgesetzt werden müsse. Ich weiß nicht, ob diese Politiker schon die richtige Vorstellung von der kommenden Fortsetzung dieses Kampfes besitzen. Sie erklären allerdings, daß sie diesen Krieg weiterführen werden und, wenn England daran zugrunde ginge, dann eben von Kanada aus. Ich glaube kaum, daß dies so zu verstehen ist, daß das englische Volk nach Kanada gebt, sondern es werden sich doch wohl nur die Herren Kriegsinteressenten nach Kanada zurückziehen. Das Volk wird, glaube ich, schon in England bleiben müssen. Und es wird den Krieg in London dann sicher mit anderen Augen ansehen, als seine sogenannten Führer in Kanada. Ich empfinde einen inneren Ekel vor dieser Sorte gewissenloser parlamentarischer Volks- und Staatenvernichter. Es tut mir fast weh, wenn mich das Schicksal dazu ausersehen hat, das zu stoßen, was durch diese Menschen zum Fallen gebracht wird, denn meine Absicht war es nicht, Kriege zu führen, sondern einen neuen Sozialstaat von höchster Kultur aufzubauen. Jedes Jahr dieses Krieges raubt mich dieser Arbeit… Mr. Churchill hat vor etwa sechs Wochen mit dem Krieg in dem Raum begonnen, in dem er glaubt, besonders stark zu sein, nämlich den Luftkrieg gegen die Zivilbevölkerung, allerdings mit dem vorgeschobenen Motto, gegen sogenannte kriegswichtige Einrichtungen. Diese kriegswichtigen Einrichtungen sind, gleich Freiburg, offene Städte, Marktflecken und Bauerndörfer, Wohnhäuser, Lazarette, Schulen, Kindergärten und was sonst noch alles getroffen wird. Ich habe bisher darauf kaum antworten lassen. Aber das soll nun nicht bedeuten, daß dies die einzige Antwort ist oder bleiben wird. Ich bin mir nur darüber im Klaren, daß aus dieser unserer einmal kommenden Antwort namenloses Leid und Unglück über die Menschen hereinbrechen wird… Und Herr Churchill soll mir diesmal ausnahmsweise glauben, wenn ich als Prophet folgendes ausspreche: Es wird dadurch ein großes Weltreich zerstört werden. Ein Weltreich, das zu vernichten oder auch nur zu schädigen niemals meine Absicht war… In dieser Stunde fühle ich mich verpflichtet, noch einmal einen Appell an die Vernunft auch in England zu richten. Ich glaube, dies tun zu können, weil ich nicht als Besiegter um etwas bitte, sondern als Sieger nur für die Vernunft spreche. Ich sehe keinen Grund, der zur Fortsetzung des Krieges zwingen könnte. Ich bedaure die Opfer, die er fordern wird. Auch meinem eigenen Volk möchte ich sie ersparen. Ich weiß, daß Millionen deutscher Männer und Jünglinge bei dem Gedanken glühen, sich endlich mit dem Feinde auseinandersetzen zu können, der ohne jeden Grund und zum zweiten Male uns den Krieg erklärte. Allein ich weiß auch, daß zu Hause viele Frauen und Mütter sind, die trotz höchster Bereitwilligkeit, auch das Letzte zu opfern, doch mit ihrem Herzen an diesem Letzten hängen. Herr Churchill mag nun diese meine Erklärung wieder abtun mit dem Geschrei, daß dies nur die Ausgeburt meiner Angst sei und meines Zweifels am Endsieg. Ich habe dann jedenfalls mein Gewissen erleichtert gegenüber den kommenden Dingen…"

Aufschlußreich zur Beurteilung der Kriegsschuldfrage ist auch die große Antwortrede des deutschen Reichskanzlers an den amerikanischen Präsidenten Roosevelt.

Hans Grimm führt in seinem Werke "Warum, woher - aber wohin?' einen Brief an, den ein Schweizer 1952 an ihn richtete, in dem es heißt:

"Hätte der Kanzler eine ähnliche Politik der Unverantwortlichkeit gegenüber Europa betrieben, so wäre es ihm ein Leichtes gewesen, mit den Russen zusammen auch der Großbritannischen Herrlichkeit ein Ende zu setzen. Daß er dies nicht getan hat, erhebt ihn weit über alle seine Gegenspieler hinaus, die einen Verrat Europas auf den anderen gesetzt haben; unbekümmert über die verratenen Freunde und verantwortungslos gegenüber kommenden Zeiten und Geschlechtern…"

DIE GROSSE POLITISCHE REDE DES DEUTSCHEN REICHSKANZLERS VOM 28. APRIL 1939: (ANTWORT AN PRÄSIDENT ROOSEVELT)

"Ich will die Gelegenheit meiner Antwort an den Präsidenten Roosevelt vor aller Welt wahrnehmen, um besonders jene Empfindungen auszudrücken, die mich angesichts der gewaltigen geschichtlichen Geschehnisse des Monats März dieses Jahres bewegen. Mein tiefes Gefühl besteht in einem demütigen Dank der Vorsehung gegenüber… Sie hat mich Wege finden lassen, ohne Blutvergießen unser Volk aus seiner Niederlage zu erheben.

Ich habe seit dem Tag, da ich mich dem politischen Leben zuwandte, keinem anderen Gedanken gelebt, als dem der Wiedererringung der Freiheit der deutschen Nation, der Aufrichtung der Kraft unseres Reiches, der Überwindung der Zersplitterung unseres Volkes im Innern, der Beseitigung der Trennung nach außen und der Sicherung seines wirtschaftlich und politisch unabhängigen Lebens.

Ich habe nur wiederherstellen wollen, was andere mit Gewalt zerbrochen hatten, ich wollte nur wiedergutmachen, was menschliche Unvernunft verdarb. Ich habe keinen Schritt unternommen, der fremde Rechte verletzte, sondern habe vor zwanzig Jahren verletztes Recht wiederhergestellt. Im Rahmen des heutigen Großdeutschen Reiches befindet sich kein Gebiet, das nicht seit ältesten Zeiten zu ihm gehört hätte, mit ihm verbündet war oder seiner Souveränität unterstand. Längst, ehe ein amerikanischer Kontinent von Weißen entdeckt oder

gar besiedelt wurde, hat dieses Reich bestanden.

Als vor einundzwanzig Jahren der blutige Krieg sein Ende fand, brannte in Millionen die Hoffnung, daß ein Friede der Vernunft und der Gerechtigkeit die heimgesuchten Völker belohnen werde. Ich sage 'belohnen'; denn alle diese Menschen hatten ihrerseits, ganz gleich wie die Feststellungen der Historiker lauten mögen, keine Schuld an diesem furchtbaren Geschehen… Ich darf… im Namen der Millionen Unschuldigen sprechen, wenn ich erkläre, daß alle, die in treuer Pflichterfüllung für ihre Völker gekämpft hatten, ein Anrecht besaßen auf einen Frieden der Vernunft und der Gerechtigkeit, durch den die Menschheit endlich wieder an die Heilung der gemeinsamen Schäden herantreten konnte.

Um diesen Frieden aber wurden die Millionen betrogen; denn nicht nur die Deutschen oder die anderen auf unserer Seite kämpfenden Völker sind durch die Friedensverträge geschlagen worden, nein, ihre Wirkung war vernichtend auch für die Sieger…

Tausendjährige Lebensräume und Staaten wurden willkürlich zerschlagen und aufgelöst; seit ewigen Zeiten zueinander gehörige Menschen voneinander gerissen; wirtschaftliche Lebensvoraussetzungen mißachtet; die Völker selbst aber als Sieger und Besiegte in allein berechtigte Herren und rechtlose Knechte eingeteilt. Nahezu 115 Millionen Menschen wurden nicht von den siegreichen Soldaten, sondern von Politikern in ihrem Selbstbestimmungsrecht vergewaltigt, willkürlich aus alten Gemeinschaften gelöst und zu neuen Gemeinschaften zusammengeschlossen, ohne Rücksicht auf Blut, auf Herkommen und auf wirtschaftliche Lebensbedingungen.

Die Folgen waren entsetzlich. Denn was die Staatsmänner damals auch zu zerstören vermochten, eine Tatsache konnten sie nicht beseitigen: nämlich, daß die in Mitteleuropa lebende Menschenmasse, auf beengtem Raum zusammengedrängt, überhaupt nur in höchster Intensität der Arbeit und der Ordnung sich das tägliche Brot sichern kann. Was haben aber jene Staatsmänner der sogenannten demokratischen Imperien von diesen Problemen gewußt? Sie zerrissen in Lebensräumen, in denen fast 140 Menschen auf dem Quadratkilometer ihr Auskommen finden müssen, eine sich in 2000 Jahren geschichtlicher Entwicklung gebildete Ordnung und verwandelten sie in eine Unordnung, ohne die Probleme lösen zu können oder auch nur lösen zu wollen, die dem Zusammenleben dieser Menschen nun einmal gestellt sind.

Die Stationen des Leides unseres eigenen Volkes aufzuzählen, ist unmöglich. Um seinen kolonialen Besitz beraubt, an allen Barmitteln ausgeplündert, von sogenannten Reparationen erdrückt, stürzte unser Volk in die düsterste Zeit nationaler Unglücks. Und wohlgemerkt, das

geschah nicht dem nationalsozialistischen Deutschland, sondern dem demokratischen Deutschland, jenem Deuschland, das einen Augenblick schwach genug gewesen war, den Versprechungen demokratischer Staatswänner zu trauen!

Der Verfall der politischen Ordnung, die Verwirrung der öffentlichen Meinung durch eine unverantwortliche… Presse, führte zu immer stärkeren Erschütterungen des wirtschaftlichen Lebens und damit zu noch steigender Not und zu einer erhöhten Empfangsbereitschaft für bolschewistische Umsturzgedanken. Die Armee der… Weltrevolution, wie man das Arbeits1osenheer bezeichnete, stieg endlich auf fast sieben Millionen…

Im Lebensraum des großen deutschen Volkes und des zu ihm gehörenden alten habsburgischen Staates war bei aller Schwere des Lebenskampfes, bedingt durch die Überbesiedlung des Bodens, die Sicherheit des wirtschaftlichen Lebens im Laufe der Zeiten, nicht geringer, sondern im Gegenteil größer geworden. Fleiß und Arbeitsamkeit, ein ausgeprägter Sparsinn, sowie die Liebe zu einer gewissenhaften Ordnung hatten den Menschen in diesem Lebensraum gewiß keine übergroßen Reichtümer zu schenken vermocht, sie aber vor bitterster Verelendung bewahrt. Um so entsetzlicher empfanden alle diese nunmehr in Versailles Verdammten die Folgen des ihren von den demokratischen Diktatoren aufgezwungenen Elendsfrieden.

Tatsächlich haben die demokratischen Friedensdiktatoren mit ihrem Versailler Wahnsinn die Weltwirtschaft gründlich zerstört. Ihre geistlose Zerreißung von Völkern und Staaten führte zum Zwang autarker Selbständigkeitsbestrebungen und damit wieder zur Vernichtung bisheriger allgemeiner Weltwirtschaftsbedingungen…

… Das Schlimmste war die daraus entstandene Verzweiflung der Masse, das Verschwinden jedes Vertrauens in menschliche Vernunft oder gar Gerechtigkeit bei den Gebildeten, ebenso aber auch das krasse Hervortreten der Selbstsucht bei allen egoistisch veranlagten Kreaturen. Inwieweit es möglich wurde, im Laufe von nunmehr zwanzig Jahren aus diesem Zerfall wieder eine Nation zu formen und eine neue Ordnung herzustellen, wird die deutsche Geschichte dartun. Was ich heute vor Ihnen klarstellen will, ist die Zielsetzung meiner politischen Absichten nach außen, und Wege zu ihrer Verwirklichung.

Ich habe nie bezweifelt, daß es in Europa kaum möglich sei, eine allseitig befriedigende Übereinstimmung staatlicher und volklicher Grenzen zu finden. Die im Laufe der letzten Jahrhunderte allmählich zum Stillstand gekommene volkliche Wanderung einerseits und die Bildung großer Gemeinwesen andererseits schufen auf diesem Gebiet einen Zustand, der nach der einen oder der anderen Seite hin von dem Betroffenen fast stets als unbefriedigend empfunden werden wird.

Allein gerade die Art des allmählichen Ausklingens dieser volklichen und staatlichen Formungen ließ im vergangenen Jahrhundert für viele die Hoffnung erscheinen, daß am Ende zwischen der Respektierung des nationalen Eigenlebens der europäischen Völker und der Anerkennung gewordener staatlicher Gebilde ein Kompromiß gefunden werde, der ohne Zerstörung der allgemeinen staatlichen Ordnung in Europa und der durch die gegebenen wirtschaftlichen Grundlagen die Erhaltung der verschiedenen Volkskörper ermöglichen würde. Diese Hoffnungen hat der Weltkrieg beseitigt. Durch das Versailler Friedensdiktat ist weder dem einen noch dem anderen Prinzip Genüge getan worden. Es wurde weder das Selbstbestimmungsrecht der Völker beachtet, noch wurden die staatlichen oder gar wirtschaftlichen Notwendigkeiten der europäischen Entwicklung in Rechnung gestellt.

Trotzdem habe ich darüber nie einen Zweifel gelassen, daß auch eine Revision des Versailler Vertrags irgendwo ihre Grenze finden würde. Ich habe als nationaler Führer des deutschen Volkes erklärt, daß überall dort, wo die höheren Interessen des europäischen Zusammenlebens es erfordern, einzelne nationale Interessen zurückgestellt werden müssen.

Ich habe nicht, wie Frankreich im Jahre 1870/71 es tat, die Abtretung Elsaß-Lothringens als für die Zukunft untragbar bezeichnet, sondern ich habe hier einen Unterschied gemacht zwischen dem Saargebiet und den beiden einstigen Reichsländern. Und ich habe diese Auffassung weder publizistisch noch sonst irgendwie auch nur ein einziges Mal in Frage stellen lassen. Die Rückkehr des Saargebietes hatte für mich sämtliche territorialen Probleme zwischen Frankreich und Deutschland in Europa aus der Welt geschafft.

Diese Stellung Frankreich gegenüber folgte der Einsicht in die Notwendigkeit, in Europa irgendwie zum Frieden zu kommen und nicht durch unbegrenzte Forderungen und ewige Revisionen die Keime einer fortdauernden Unsicherheit oder gar Spannung zu erhalten…

Ich habe umgekehrt vom ersten Augenblick meiner politischen Tätigkeit an betont, daß es Zustände gäbe, die eine so gemeine und grobe Verletzung des Selbstbestimmungsrechtes unseres Volkes darstellen, daß wir sie nie annähmen…

Da ist Österreich, die älteste Ostmark des deutschen Volkes. Sie war einst die Schutzmark der deutschen Nation im Südosten des Reiches. Diese Ostmark war die Hausmacht eines halbtausendjährigen, deutschen Kaisertums und Wien damit die Hauptstadt des damaligen deutschen Reiches. Jenes deutsche Reich ist im Zuge einer allmählichen Auflösung durch den korsischen Napoleon zerschlagen worden, lebte aber dann als Deutscher Bund weiter und hat, wenn auch nicht mehr in staatlicher, so doch in volklicher ersehnter Einheit den größten Krieg neuerdings gekämpft und gemeinsam erduldet.

Durch die Versailler Friedensmacher wurde nicht nur das Zweite Deutsche Reich zerschlagen und Österreich aufgelöst, sondern auch den Deutschen verboten, sich zu einer Gemeinschaft zu bekennen, der sie über tausend Jahre lang angehört hatten… Ich hätte mich an meiner Berufung durch die Vorsehung versündigt, wenn ich am Bestreben, meine Heimat und mein deutsches Volk der Ostmark an das Reich und damit zur deutschen Volksgemeinschaft zurückzuführen, zum Verräter geworden wäre.

Ich habe hierdurch aber auch die schandbarste Seite des Versailler Vertrages ausgelöscht. Ich habe für siebeneinhalb Millionen Deutsche das Selbstbestimmungsrecht wiederhergestellt. Ich habe die demokratische Vergewaltigung dieser siebeneinhalb Millionen beseitigt. Ich habe das Verbot, über ihr Schicksal abzustimmen, aufgehoben und vor der Geschichte diese Abstimmung durchgeführt. Sie hat ein Resultat ergeben, das auch die Versailler 'demokratischen' Völkervergewaltiger genau vorausgesehen hatten. Denn warum hatten sie sonst die Abstimmung über den Anschluß verboten gehabt?

Da sind Böhmen und Mähren! Als im Zuge der Völkerwanderung deutsche Stämme aus dem heutigen böhmisch-mährischen Raum aus unerklärlichen Ursachen weiterzuwandern begannen, schob sich zwischen die noch zurückbleibenden Deutschen ein slawisches Volk. Sein Lebensraum wird seitdem vom deutschen Volkstum hufeisenförmig umschlossen, Wirtschaftlich ist auf die Dauer eine selbständige Existenz dieser Gebiete, außer im Zusammenhang mit dem deutschen Volk und dessen Wirtschaft, nicht denkbar. In diesem böhmisch-mährischen Raum selbst lebten fast vier Millionen Deutsche.

Eine besonders seit dem Versailler Diktat unter dem Druck der tschechischen Mehrheit einsetzende völkische Vernichtungspolitik, aber auch wirtschaftliche Bedingungen und die steigende Not führten zu einer Auswanderung eines Teiles des deutschen Elements, so daß die zurückbleibenden Deutschen auf rund 3,7 Millionen absackten. Das Gebiet ist am Rande geschlossen deutsch besiedelt, besitzt aber auch im Innern große deutsche Sprachinseln.

Das tschechische Volk ist seiner Herkunft nach ein uns fremdes, allein in tausendjähriger Gemeinschaft ist seine Kultur im wesentlichen durch deutschen Einfluß geformt und gebildet worden. Seine Wirtschaft ist des Ergebnis der Zugehörigkeit zur großen deutschen Wirtschaft. Die Hauptstadt des Landes war zeitweise deutsche Kaiserstadt, sie besitzt die älteste deutsche Universität. Zahlreiche Dome, Rathäuser, Adels- und Bürgerpaläste sind die Zeugen des deutschen kulturellen Einflusses. Das tschechische Volk hat sein Verhältnis zum deutschen Volk in Jahrhunderten bald enger, bald loser gestaltet. Jede Verengung führte zur Blüte des deutschen und tschechischen Volkes, jede Entzweiung zu Katastrophen.

Die Vorzüge und Werte des deutschen Volkes sind uns bekannt. Allein auch das tschechische Volk verdient in der Vielzahl seiner Fähigkeiten, seiner Arbeitsamkeit, seinem Fleiß, seiner Liebe zum Heimatboden und zum eigenen Volkstum unsere Achtung. Tatsächlich gab es Zeiten, in denen solche Respektierung der beiden nationalen Gegebenheiten etwas Selbstverständliches war.

Die demokratischen Friedensmacher von Versailles können für sich das Verdienst in Anspruch nehmen, diesem tschechischen Volk die besondere Rolle eines gegen Deutschland ansetzbaren Trabanten zugedacht zu haben. Sie haben zu diesem Zweck dem aus rein tschechischer Volkssubstanz überhaupt nicht lebensfähigen Staat willkürlich fremdes Volksgut zugesprochen, d. h. also andere Nationalitäten vergewaltigt, um hierdurch eine latente Bedrohung der deutschen Nation in Mitteleuropa staatlich sicherstellen zu können.

Diese Vergewaltigung aber war nur denkbar unter der Zubilligung eines Schutzes und einer Hilfe von seiten der europäischen Demokratien an die Tschechen. Diese Hilfe wiederum war selbstverständlich nur zu erwarten, wenn der neue Staat die ihm bei seiner Gründung zugedachte Rolle zu spielen bereit blieb.

Das hieß dann nichts anderes, als die Konsolidierung Mitteleuropas zu verhindern, eine Brücke bolschewistischer Aggressivität nach Europa darzustellen und vor allem Landsknecht der europäischen Demokratien gegen Deutschland zu bleiben. Je mehr der neue Staat dieser seiner Aufgabe entsprechen wollte, um so größer wurde der Widerstand der nationalen Minderheiten. Je mehr der Widerstand anwuchs, um so stärker setzte die Unterdrückung ein durch die Tschechen.

Zunächst hatte nun Deutschland im wesentlichen nur ein Anliegen: Nämlich die fast vier Millionen Deutschen in diesem Land aus ihrer unerträglichen Lage zu befreien und ihre Rückkehr in das Reich ermöglichen. Daß dieses deutsche Problem sofort das gesamte übrige Nationalitätenproblem der Tschechoslowakei aufrollte, war selbstverständlich, ebenso selbstverständlich war aber auch die Tatsache, daß das Abtrennen aller nichttschechischen Nationalitäten den tschechischen Reststaat um jede Lebensmöglichkeit bringen mußte…

Solange Deutschland ohnmächtig und wehrlos war, konnte man die Vergewaltigung von fast vier Millionen Deutschen ohne Widerstand des Reiches durchführen. Nur ein politisches Kind aber durfte glauben, daß die deutsche Nation für ewige Zeiten im Zustand des Jahres 1919 bleiben werde…

Daß sich West-Europa für den in seinem angeblichen Interesse geschaffenen künstlichen Staat interessierte, blieb ja wohl begreiflich… Was man im Westen von diesem Staat erwartet hatte, geht am eindeutigsten aus der Feststellung des französischen Luftfahrtministers Pierre Cot hervor, der ruhig aussprach, die Aufgabe dieses Staates wäre, in jedem Konfliktfall Bombenlande- und Bombenabflugplatz zu sein, von dem aus man die wichtigsten deutschen Industriezentren in wenigen Stunden werde vernichten können. Es ist auch daher verständlich, wenn die deutsche Staatsführung ihrerseits den Entschluß faßte, den Bombenabflugplatz zu vernichten. Sie hat diesen Entschluß nicht gefaßt etwa aus Haß, gegen das tschechische Volk…

Das, wofür die besten und einsichtsvollen Tschechen einst jahrzehntelang gekämpft hatten, wird diesem Volk im nationalsozialistischen Deutschen Reich von vornherein zugebilligt, nämlich das Recht auf das eigene Volkstum und das Recht auf die Pflege dieses Volkstums und das Recht auf das Sich-Ausleben dieses Volkstums. Das nationalsozialistische Deutschland denkt nicht daran, die Rassengrundsätze, die unser Stolz sind, jemals zu verleugnen. Sie werden nicht nur dem deutschen, sondern auch dem tschechischen Volk zugute kommen. Was wir verlangen, ist das Anerkennen einer geschichtlichen Notwendigkeit und einer wirtschaftlichen Zwangslage, in der wir uns alle befinden.

Allein, gerade diese friedliche Lösung war den Hetzern der Demokratien ein Dorn im Auge. Sie hassen uns Deutsche und möchten uns am liebsten ausrotten. Aber was sind für sie schon Tschechen? Ein Mittel zum Zweck! Was interessiert sie das Schicksal eines kleinen braven Volkes, was kümmert sie das Leben von hunderttausend braven Soldaten, die das Opfer ihrer Politik werden mußten?…

Ich glaube, es ist ein Glück für Millionen von Menschen, daß es mir gelungen ist, dank der in letzter Minute wirksam werdenden Einsicht verantwortlicher Männer auf der anderen Seite, eine Lösung gefunden zu haben, die meiner Überzeugung nach das Problem als einen mitteleuropäischen Gefahrenherd aus der Welt schafft.

Ob die Lösung, die Deutschland gefunden hat, richtig oder nicht richtig ist, wird die Zukunft erweisen. Sicher aber ist das eine, daß die Lösung nicht einer englischen Kontrolle oder englischen Kritik untersteht…"


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