V. Teil
Österreich, das erste von Hitler überfallene Land

EIN BEITRAG ZUR GESCHICHTLICHEN WAHRHEIT

ÖSTERREICH, DAS ERSTE VON HITLER ÜBERFALLENE LAND

Diese Behauptung widerspricht den geschichtlichen Tatsachen. Wenigstens 90 Prozent der Bevölkerung Österreichs wünschten d a m a 1 s den Anschluß. Die einmarschierenden deutschen Truppen wurden mit Blumen überschüttet. Aus den fernsten Alpentälern des Landes kamen die Bergbauern, um sie zu begrüßen. Im ganzen Lande herrschte unbeschreiblicher Jubel und Begeisterung.

Von der offiziellen Politik wurde 1945 der Standpunkt eingenommen: Österreich wurde 1938 von Hitler gewaltsam überfallen und gegen seinen Willen okkupiert; Österreich sei das erste von Hitler "überfallene" Land gewesen.

Dieser Standpunkt mochte vor Abschluß des Staatsvertrages von vielen als grundlegende Voraussetzung und Vorbedingung für den Staatsvertrag als für notwendig und praktisch klug gehalten worden sein. Sicher hat die Aufstellung dieser Fiktion in jenen Jahren Österreich vor manchen Schwierigkeiten und Nachteilen bewahrt und manche Vorteile in seiner Behandlung durch die Sieger eingebracht; sie entspricht aber nicht der geschichtlichen Wahrheit. Die geschichtliche Wahrheit ist diese:

In der Geschichte haben sich die Österreichischen Fürsten immer zur deutschen Nation, zum deutschen Volke, bekannt: sie haben sich immer als "deutsche Fürsten" gefühlt und betragen.

Rudolf von Habsburg, Karl V., Karl VI., Josef II… waren "deutsche Kaiser."

Maria Theresia, das Urbild der "Österreichischen Frau", fügte ihrem Titel die Bezeichnung "Königin Germaniens" bei. Ihre Töchter, die ins Ausland heirateten, ermahnte sie, auch in der Fremde "Deutsche" zu bleiben.

Ihr Sohn, Josef II., bekannte ausdrücklich seinen Stolz darauf, Deutscher zu sein.

Der vollendete Typus des österreichischen Fürsten, Kaiser Franz Joseph I., bekannte sich, fühlte sich und handelte immer als deutscher Fürst. Auf dem Denkmal, das er dem Sieger von Aspern, Erzherzog Karl widmete, pries er ihn als "beharrlichen Kämpfer für Deutschlands Ehre."

Es würde Bände erfordern, die eine ganze Bibliothek füllten, um die Zeugnisse auch nur der bedeutendsten Österreicher anzuführen, mit denen sich diese besten Österreicher, die unsere Heimat je hervorbrachte, mit der ganzen Glut ihrer Herzen und der ganzen Entschiedenheit ihrer Überzeugung als "Deutsche" bekannten.

Feldmarschall Graf Radetzky schrieb als Antwort auf einen Geburtstagsglückwunsch der preussischen Garde, daß sich die Österreicher von niemanden an deutscher Gesinnung übertreffen lassen.

Der Bürgermeister von Wien, Dr. Karl Lueger, einer der entschiedensten Vorkämpfer für die Selbständigkeit Österreichs, erklärte am 13. Februar 1901 im Österreichischen Abgeordnetenhaus:

"Ich erkläre Ihnen, jeder Deutsche, der sich seine Nationalität stehlen lassen wird, ist in meinen Augen ein Feigling, der nicht verdient, auf der Welt zu sein."

(Vgl. Schnee, Dr. Karl Lueger, Berlin, 1960, S. 94)

Derselbe Bürgermeister, Dr. Karl Lueger, verpflichtete die neuernannten Bürger der Stadt Wien in ihrem Bürgereide sich feierlich und ausdrücklich zu verpflichten, "den deutschen Charakter der Stadt Wien zu wahren."

Nach dem Ersten Weltkrieg war der Wunsch nach dem Anschluß an Deutschland als Folge des Diktates von Versailles und St.Germain Gemeingut fast aller Österreicher…

Am 12. November 1918 erließ die damalige provisorische österreichische Regierung ein Gesetz, dessen erste Bestimmung feierlich den Entschluß verkündete:

"Deutsch-Österreich ist ein Bestandteil der Deutschen Republik."

Der damalige österreichische Staatskanzler, Dr. Karl Renner, ein Sozialdemokrat, erklärte dazu:

"Unser großes Volk ist in Not und Unglück. Das Volk, dessen Stolz es immer war, das Volk der Denker und Dichter zu heißen, unser deutsches Volk des Humanismus, unser deutsches Volk der Völkerliebe, unser deutsches Volk ist im Augenblick tief gebeugt. Aber gerade in dieser Stunde, wo es so leicht und so bequem und deshalb vielleicht auch v e r f ü h r e r i s c h wäre, seine Rechnung abgesondert zu stellen und vielleicht auch von der List der Feinde V o r t e i 1 e zu erhaschen, in d i e s e r  S t u n d e soll unser deutsches Volk in allen Gauen wissen: Wir sind e i n Stamm und e i n e Schicksalsgemeinschaft!

Das Gefühl der Zusammengehörigkeit, der Anschlußwille, waren in Österreich vom einfachsten Bauern, Arbeiter und Bürger bis hinauf in die höchsten Staatsspitzen so stark, daß selbst die Banknoten und die Briefmarken den Aufdruck "Deutsch-Österreich" trugen. Nach der ersten Überdruckserie der alten österreichischen Marken 1918/19 trugen die neuen Briefmarken und alle Postwertzeichen bis 1921 die heute "hochverräterische" Inschrift: "Deutsch-Österreich."

Zu Beginn des Jahres 1919 wählte Österreich frei und demokratisch seine Volksvertretung. Am 12. März 1919 bestätigte die gewählte Nationalversammlung den Beschluß der provisorischen Regierung. Die frei und demokratisch gewählten Abgeordneten zum Nationalrat beschlossen die neue Staatsverfassung Österreichs. Artikel 1 dieser Staatsverfassung lautete unverändert:

"Artikel 1: Deutsch-Österreich ist ein Bestandteil der deutschen Bundesrepublik."

Daneben wurden österreichische Delegierte gewählt, um noch vor vollzogenem Anschluße an der Ausarbeitung der Weimarer Verfassung für die Deutsche Bundesrepublik mitzuwirken, in der ebenfalls der Anschluß Deutsch-Österreichs vorgesehen war.

Am 15. Mai 1919 gab der Führer der österreichischen Delegation zu den Friedensverhandlungen in St. Germain, Staatskanzler Dr. Karl Renner, bei der Abreise der Delegation am Wiener Westbahnhof eine Erklärung ab, in der er als Verhandlungsziel der Österreicher den Anschluß Österreichs an Deutschland bezeichnete, Er verband damit die Proklamation, das Recht auf den Anschluß sei eines der "ewigen Rechte, die man sich holen wird und sei es nötig, von den Sternen."

Die Alliierten, die um jeden Preis verhindern wollten, daß Deutschland durch den Anschluß Österreichs gestärkt würde, setzten für Österreich das Grundrecht der Demokratie außer Kraft, das sie während des Krieges in den höchsten Tönen gepriesen und für das zu kämpfen sie vorgegeben hatten.

Wilson hatte als eines der Hauptkriegsziele erklärt: "To make the world safe for democracy."

Die Alliierten verboten dem neuen Staate, sich "Deusch-Österreich" zu nennen; sie verboten nicht nur den Anschluß, sie verboten der österreichischen Regierung sogar die Durchführung einer offiziellen Volksabstimmung, die der Welt den Willen des österreichischen Volkes nachdrücklichst kundgemacht hätte. (Später verboten sie ungeheuerlicherweise sogar eine Zollunion zwischen Deutschland und Österreich.)

Die österreichische Nationalversammlung beugte sich zwar dem Diktat der Sieger; sie billigte zwar die Unterzeichnung des Diktatvertrages von St. Germain, gab aber dazu folgende feierliche Erklärung ab:

"Die (österreichische) Nationalversammlung erhebt vor aller Welt ihren feierlichen Protest dagegen, daß der Friedensvertrag von St. Germain unter dem Vorwande, die Unabhängigkeit Österreichs zu schützen, dem deutsch-österreichischen Volke sein Selbstbestimmungsrecht nimmt, ihm die Erfüllung seines Herzenswunsches, seine wirtschaftliche, kulturelle und politische Lebensnotwendigkeit, die Vereinigung mit dem deutschen Mutterlande verweigert.

Die Nationalversammlung spricht die Hoffnung aus, daß, sobald der Frieden den Geist nationaler Gehässigkeit und Feindseligkeit, den er Krieg hervorgerufen hat, überwunden haben wird, der Völkerbund auch dem deutschen Volke das Recht auf Einheit der Nation, das er allen anderen Völkern gewährt, nicht dauernd vorenthalten werde.

Mit schmerzlicher Enttäuschung legt sie Verwahrung ein gegen den leider unwiderruflichen Entschluß der alliierten und assoziierten Mächte, dreieinhalb Millionen Sudetendeutsche von den Alpendeutschen, mit denen sie seit Jahrhunderten eine politische und wirtschaftliche Gemeinschaft bilden, gewaltsam loszureißen, ihrer nationalen Freiheit zu berauben und unter die Fremdherrschaft eines Volkes zu stellen, das sich in demselben Friedensvertrag als ihr Feind bekennt.

Dennoch bleibt ihr keine andere Wahl: Land und Volk brauchen den endlichen Frieden, der ihnen die Welt wieder moralisch und wirtschaftlich wiedereröffnet, der die Kriegsgefangenen, endlich den Ihren wiedergeben wird…

Es bleibt daher keine andere Wahl, weil unser Land in der Versorgung mit Nahrungsmitteln, mit Kohlen und industriellen Rohstoffen wie in der Wiederherstellung seines Kredites und seiner Währung von den Großmächten abhängt."

Und der Präsident der österreichischen Nationalversammlung, zugleich Führer der österreichischen Sozialisten, Karl Seitz, gab der damals allgemeinen Stimmung und den allgemeinen Gefühlen des österreichischen Volkes beredten Ausdruck, als er am 7. Juni 1919 in der Nationalversammlung in bewegten Worten ausführte:

"Wir senden unseren Brüdern im bedrohten Land, im Norden und im Süden, unsere herzlichen Grüße. Wir geloben in dieser feierlichen Stunde, daß wir treu zu ihnen halten werden. Das enge Band, das uns umschließt, das Band gemeinsamer Kultur, gemeinsamer Wirtschaft, ist unzertrennlich; es gibt keinen Deutschen, den wir verlassen werden."

Die Demokratie des Westens erlitt damals im Falle Österreich einen schmählichen Schiffbruch. Aber das Zusammengehörigkeitsgefühl, das Gefühl der Verbundenheit mit Deutschland, war so stark und elementar, daß trotz des alliierten Verbotes viele Städte und Gemeinden in Österreich inoffiziell Volksabstimmungen durchführten, aus Protest gegen die Vergewaltigung der Demokratie und des Selbstbestimmungsrechtes durch die Sieger. Österreich wollte mit diesen Abstimmungen der Welt seinen Wunsch und Willen kundtun.

Das Ergebnis dieser Abstimmungen war überwältigend: Bei einer neunundneunzigprozentigen Wahlbeteiligung stimmten 99,4 Prozent für den Anschluß. Es war eine überwältigende Demonstration des österreichischen Volkswillens.[1]

Auch noch der Verhinderung des Anschlusses durch die Alliierten blieb in der Folge der Anschluß immer Punkt eins der österreichischen Regierungspolitik und der Politik aller Parteien. Der Anschlußgedanke blieb auch nach dem Anschlußverbote durch die Alliierten stark und lebendig.

Der österreichische Staatskanzler, Monsignore Dr. Ignaz Seipel, erklärte in einem Vortrage vor der "Österreichischen Politischen Gesellschaft" in Wien am 11. Februar 1926 ("Das wahre Antlitz Österreichs"):

"Man wirft uns auch immer vor, daß wir kein eigenes Nationalgefühl hätten, sondern uns dauernd als Deutsche bekennen. Gewiß, meine Damen und Herren, es ist so, und zwar ist dies nicht nur die Rede der Großdeutschen, sondern es gibt keinen Österreicher, der anders spräche. In unserer Sprache hat weder das Wort 'Volk' noch das den romanischen Sprachen entlehnte Wort 'Nation' mit Staatsbürgerschaft etwas zu tun, sondern es bedeutet eine in der Gleichheit der Sprache und Kultur zum Ausdruck kommende Bluts- und Schicksalsgemeinschaft, die wir unter allen Umständen aufrechterhalten, auch wenn wir nicht einem Einheitsstaate angehören…

Mitunter glaubt man, uns künstlich zu einem österreichischen Staats- oder Nationalgefühl verhelfen zu können, wenn man uns vorstellt, was wir doch alles an Gütern der Kultur haben, worauf wir stolz sein können.

Wir wissen aber, daß unsere Kulturgüter nicht bestehen könnten, wenn nicht die lebendige Blutzirkulation zwischen dem Deutschen Reich und den Deutschen in Österreich aufrechterhalten wird, wenn also die Staatsgrenzen zugleich Kulturgrenzen, Grenzen zwischen verschiedenen Nationen würden. Man darf uns nicht eines (deutschen) Nationalismus beschuldigen… wenn wir die Staatsgrenzen nicht zugleich eine Scheidelinie innerhalb unserer Nation sein lassen."

Und am 2. September 1926 erklärte er im Finanzausschuß des Nationalrates:

"Die Österreicher freuen sich und sind stolz darauf, der deutschen Nation, dabei aber auch gerade dem Zweig der Nation anzugehören, die in Österreich eine so ausgeprägte und hochwertige Kultur, natürlich im Rahmen der deutschen Gesamtkultur, zur Entwicklung gebracht hat."

1928, am zehnten Jahrestage des Beschlusses der Nationalversammlung über den Anschluß an Deutschland, legten die österreichischen Politiker aller Parteien im Parlament in einer feierlichen Demonstration neuerlich ein feierliches Bekenntnis zur Zusammengehörigkeit beider Länder ab.

Ignaz Seipel faßte am 30. Juli 1928 in einem Briefe seine Ansicht über die Schaffung einer "österreichischen Nation" mit einer kaum zu überbietenden Klarheit, Schärfe und Kürze zusammen:

"Der Weg, daß nämlich die Österreicher sich bewußt darauf einstellen, eine Art Belgien oder Schweiz zu sein und dazu ein eigenes Nationalbewußtsein zu erzeugen, ist meines Erachtens ein Irrweg. Das ist kein deutsches und kein österreichisches Konzept, sondern eine wirklichkeitsfremde französische oder tschechische Vorstellung. Unser eigenes Gärtchen zu bebauen und gegen Entree den Fremden zu zeigen, ist keine Aufgabe für die Bewohner der Karolingischen Ostmark und die Erben der Türkenbesieger."

Wie sehr die Zugehörigkeit der Österreicher zum deutschen Volk von allen österreichischen Staatsmännern und Politikern offen und aufrecht und entschieden bekannt wurde, ergibt sich aus allen mit dieser Frage zusammenhängenden Äußerungen auch der unbedingten Anschlußgegner.

Bundespräsident Dr. Miklas schrieb am 1. Jänner 1929:

"Noch eines haben uns die Festtage des heurigen Sommers (des deutschen Sängerbundfestes) gezeigt: Den klaren und reinen Zusammenklang unserer Herzen mit jenen unserer Brüder im Deutschen Reich und überall sonst in der Welt, wo deutsche Mutterlaute erklingen; wenn uns auch die Grenzpfähle trennen, wir gehören zusammen zu einem Volke."

Selbst die führenden österreichischen Anti-Nazi standen damals wohl in staatspolitischer Gegnerschaft zum damaligen nationalsozialistischen Deutschland, bekannten sich aber offen und entschieden zur deutschen Volkszugehörigkeit der Österreicher. Der österreichische Bundeskanzler Dr. Engelbert Dollfuß bekannte in der Wiener "Reichspost" am 24. Dezember 1933:

"Um so unbegründeter ist der uns gemachte Vorwurf, daß wir uns als österreichische Menschen außerhalb des deutschen Volkstums, ja gegen dieses stellen; gerade in unserer österreichischen Eigenart fühlen wir uns als einen echten Bestandteil deutschen Wesens und deutscher Lebens. Und diese österreichische Eigenart zu erhalten, im gesamtdeutschen und europäischen Leben zur Geltung zu bringen, ist uns nationale und Menschenpflicht."

Der österreichische Bundeskanzler Dr. Kurt Schuschnigg, der Nachfolger von Dollfuß, erklärte in einer Rede in Salzburg am 20. Jänner 1935:

"Jedermann weiß, daß Österreich ein deutsches Land ist, das sich seines Deutschtums niemals schämte und seinen Ehrgeiz darein setzte, für die Interessen deutschen Geistes und deutscher Kultur mit in der vordersten Linie zu stehen. Gerade hier auf diesem Boden darf man - glaube ich - ohne jede Selbstüberheblichkeit sagen, man wird niemals den deutschen Geist und die deutsche Kultur Österreichs überwinden und verdunkeln können."

Seit 1945 ist es in Österreich für viele große politische Mode geworden, ihr Deutschtum zu verleugnen. Der österreichische Unterrichtsminister, Dr. Hurdes, ging so weit, die Bezeichnung "Deutsche Sprache" ans den Lehrplänen und den Zeugnissen zu verbannen.

Wie achtungsgebietend hebt sich von dieser armseligen Haltung die mannhafte Erklärung des österreichischen führenden Sozialisten, Doktor Fritz Adler, Sekretär der Sozialistischen Internationale, ab, der 1945 die denkwürdigen Worte sprach:

"Wenn die ebenso reaktionäre wie widerliche Utopie einer österreichischen Nation Wirklichkeit werden sollte und ich mich zwischen ihr und der deutschen Nation entscheiden müßte, so würde ich mich zu der Nation bekennen, für die Goethes Faust und die Reden von Lasalle nicht zur ausländischen Literatur gehören."

Für alle sozialistischen Parteiführer in Österreich vor 1938, wie Dr. Viktor und Fritz Adler, Pernerstorfer, Karl Leuthner, Renner, Bauer usw. war das Deutschtum der Österreicher eine Selbstverständlichkeit.

Dasselbe gilt von den geistig führenden Katholiken. Einer der geistigen Führer des österreichischen Katholizismus, Richard Kralik, schrieb im Ersten Weltkrieg das große Werk "Ruhmeshalle deutscher Arbeit in der österreichisch-ungarischen Monarchie". In einem anderen seiner Werke, in seinem Buche "Das unbekannte Österreich", schrieb er:

"Österreich ist von jeher nicht nur ein deutsches Land, sondern das deutscheste aller Länder."

Das Vorbild des hochgeistigen Österreichers, Hugo von Hoffmannsthal, schrieb:

"So wenig Zweck und Sinn es hat, wenn gelegentlich französische Diplomaten und Journalisten Österreich gegen Deutschland ausspielen, die Fiktion einer österreichischen Literatur, einer österreichischen Musik aufstellen - alles das gibt es nicht. Es gibt nur eine deutsche Musik und eine deutsche Literatur und in dieser die von Österreichern geschaffenen Werke… Wir meinen wahrhaftig die gesamte Nation und jenen deutschen Geist… das nationale Genie, das uns in Goethe und Hegel ebenso entgegentritt, wie in Mozart und Schubert, und mit dem wir uns nirgends so in Kontakt fühlen, wie auf österreichischem Boden, weil es uns auf diesem Boden so ergeht, wie es Ranke und Hegel in ihren Briefen aus Wien vor genau hundert Jahren ausgesprochen haben: daß wir uns auf deutschem Boden befinden, zugleich aber in einer Atmosphäre, die von einem alten Universalgeiste durchströmt ist… Diesem Dualismus des Gefühls: unserer Zugehörigkeit zu Österreich und unsere kulturelle Zugehörigkeit zu deutschem Gesamtwesen, müssen wir uns zu erhalten wissen…

Und in einem Briefe an einen amerikanischen Freund schrieb Hugo von Hoffmannsthal:

"Es ist vielleicht gut, amerikanischen Lesern in Erinnerung zu bringen, daß es außerhalb des Deutschen Reiches, aber in Europa, viele Millionen Deutsche gibt, die an dein eigentlichen und letzten Geschick ihrer Nation - ich meine damit nicht das politische, sondern das geheime geistige Geschick - einen vollen Anteil tragen: das sind die deutschen Schweizer… die Österreicher und die Millionen von Deutschen im tschechoslowakischen Staate…"

Die große österreichische Schriftstellerin Marie Ebner-Eschenbach schrieb in einem Briefe an Louis Devrient:

"Was wir Österreicher sind, sind wir durch deutschen Geist geworden, durch deutsche Bildung, und wir trotzen dem Versuch, den man anstellt, uns das vergessen zu machen…"

In einem der schönsten Gedichte des österreichischen Arbeiterdichters Alfons Petzold heißt es:

"Ich bin ein Kind von Deinem Stamme, von Deinem Feuer eine Flamme, ein Korn, das Deine Erde reift, ein Blatt, das Deine Liebe streift, zu jeder Stunde eins mit Dir und tief verwandt, bist Du in mir und ich in Dir mein deutsches Volk und Land.«

Die vielen wundersamen Gedichte des österreichischen Dichters Ottokar Kernstock, die von reinster und tiefster Liebe zum deutschen Volke durchglüht sind, und die vielen hinreißenden poetischen Zeugnisse, die fast jeder österreichische Dichter abgelegt hat, hier anzuführen, würden den Rahmen dieses Buches sprengen.

Für alle diesen großen und vorbildlichen Österreicher bedeutete ihr Österreichertum keine Abkehr von ihrem Deutschtum; sie haben sich zur gleichen Zeit immer offen und entschieden als Deutsche bekannt und keinem von ihnen wäre es auch nur im Traume eingefallen, darin einen Verrat an Österreich zu erblicken.

Zu den Bemühungen, die deutsche Volkszugehörigkeit der österreichischen Bevölkerung zu leugnen, gehört auch die ungeheuerliche Verfälschung der herrlichen, von Wildgans am 1. Jänner 1930 gesprochenen "Rede über Österreich". Von dieser herrlichen Rede wurde 1959 mit Subvention des österreichischen Bundesministeriums für Unterricht von der Amadeo-Schallplattengesellschaft - eine Langspielplatte hergestellt. (Gesprochen von Raoul Aslan). jedermann erwartete die dokumentarisch richtige und unverstümmelte Wiedergabe des richtigen und vollen Wortlautes. Auf dieser Langspielplatte ist die herrliche Wildgans'sche Rede über Österreich" verfälscht. Insgesamt 72 (zweiundsiebzig) Zeilen der Wildgans-Rede sind einfach ausgemerzt, nämlich alle jenen Stellen, in denen von unserer Blutsverwandtschaft und geistigen Verbundenheit mit dem deutschen Volke die Rede ist. So wurden folgende Stellen ganz einfach unterschlagen:

"… In den Herzlanden dieses gewaltigen Völkerreiches aber hielten Deutsche an der Erde fest, die ihnen seit mehr als einem Jahrtausend die Heimat bedeutete. Sie waren es auch, in derem Gebiete die Metropole des Gesamtstaates gelegen war; ihrer Sprache gehörte die Herrscherfamilie an, die das Reich jahrhundertelang, zuerst als Einheit, dann als zwei staatsrechtlich getrennte Hälften, regierte und diesen Deutschen blieb schließlich auch lange genug die Aufgabe vorbehalten, das Gesetz eigener kultureller Entwicklung den in verschiedenen Graden durchzivilisierten Mitvölkern aufzuerlegen…

… Das war also ein Reich gewesen, das drittgrößte in unserem Europa, das nächstgrößte nach Deutschland, in dessen Herz deutsches Blut pochte, und deutscher Geist Kulturarbeit leistete, fernhin wirkend bis an die Tore des Orients…

… Zwar scharte sich die Blüte unsterblicher deutscher Dichtkunst um den Hof von Weimar, in Wien aber ging den Deutschen die dritte Sonne im Dreigestirn ihrer klassischen Poesie auf: Franz Grillparzer… Denn eben dieses Wien, das mehr als einmal den Einbruch des asiatischen Chaos in die abendländische Kultur aufgehalten hat, war die erste eigentliche Großstadt auf deutschem Boden, ja mehr als dies, neben London, Paris und Rom die deutsche Weltstadt katexochen in Europa…

… Der österreichische Mensch ist in seiner Sprache und seiner ursprünglichen Abstammung nach Deutscher und hat als solcher der deutschen Kultur und Volkheit auf allen Gebieten menschlichen Wirkens und Schaffens immer wieder die wertvollsten Dienste geleistet. Aber sein Deutschtum, so überzeugt und treu er auch daran festhält, ist durch die Mischung vieler Blute in ihm und durch die geschichtliche Erfahrung weniger eindeutig und spröde, dafür aber um so konzilianter, weltmännischer und europäischer…"

Die Witwe des Dichters, Frau Lilly Wildgans, schrieb über diese Verstümmelung der Rede bei der - durch das Bundesministerium für Unterricht subventionierten - Herstellung der Schallplatte:

"Es sind ganz wesentliche Teile weggeblieben und wenn man, wie ich, weiß, wie wohl überlegt von Anton Wildgans jedes Wort hingesetzt wurde, empfindet man einen solch eigenmächtigen Eingriff bei einer dokumentarischen Festhaltung, wie sie eine Schallplatte bedeutet, als Verrat an dem Werk des Dichters."

DER ANSCHLUSS

Der Anschlußwille des österreichischen Volkes und der 1938 erfolgte Anschluß an Deutschland haben mit dem Nationalsozialismus als solchem überhaupt nichts zu tun. Zwischen dem Nationalsozialismus und dem Anschluß besteht nur der zufällige und rein äußerliche Zusammenhang., daß der Anschluß in einer Zeit erfolgte, als die Nationalsozialisten in Deutschland regierten. Keinesfalls mußte der Anschluß-Freund deshalb notwendigerweise auch ein Freund des Nationalsozialismus sein. Man konnte den Anschluß mit allen Fasern seines Herzens wünschen und dabei ein ebenso entschiedener, prinzipieller, ja leidenschaftlicher Gegner des Nationalsozialismus sein. Der Anschluß erfolgte nicht wegen des Nationalsozialismus, sondern trotz des Nationalsozialismus.

1938, als es um die Abstimmung über den Anschluß ging, verkündete der Sozialistenführer Dr. Karl Renner, vormals österreichischer Staatskanzler, nachmals österreichischer Bundespräsident, über den Rundfunk offen und feierlich vor aller Welt: (März 1938)

"Man mag zum Nationalsozialismus stehen, wie man will: der Anschluß Österreichs an Deutschland ist die Erfüllung eines tausendjährigen Traumes; deshalb stimme ich mit "ja!"

Ich betrachte den Anschluß als wahrhafte Genugtuung für die Demütigungen von Versailles und St. Germain. Ich müßte meine ganze Vergangenheit als Vorkämpfer des Selbstbestimmungsrechtes der Völker und als deutschösterreichischer Staatsmann verleugnen, wenn ich die große geschichtliche Tat des Wiederzusammenschlusses der deutschen Nation nicht freudigen Herzens begrüßte."

Der nach Paris emigrierte Führer der Österreichischen Sozialistischen Partei, Dr. Otto Bauer, gab aus Paris sein "ja" zum Anschluß mit dem beigefügten Wunsche, daß es den vereinigten österreichischen und deutschen Arbeitern gelingen möge, Hitler zu stürzen.

Der Kardinal Fürst Erzbischof von Wien, Dr. Theodor Innitzer, verkündete in seinem in ganz Österreich plakatierten Aufrufe an das österreichische Volk:

"Ich stimme mit 'ja'."

Am 18. März 193S gaben die österreichischen Bischöfe zur Abstimmung folgende öffentliche Erklärung ab:

"… Am Tage der Volksabstimmung ist es für uns Bischöfe selbstverständliche nationale Pflicht, uns als Deutsche zum Deutschen Reich zu bekennen und wir erwarten auch von allen gläubigen Christen, daß sie wissen, was sie ihrem Volke schuldig sind.

Kardinal Innitzer, Fürsterzbischof Waitz, Fürsterzbischoi Pawlikowski, Bischof Johannes Maria Gsöllner, Bischof Memelauer.

In einem Interview der "Illustrierten Kronenzeitung" Wien, vom 3. April 1938 erklärte Dr. Karl Renner:

"Nun ist die 20jährige Irrfahrt des österreichischen Volkes beendet und es kehrt geschlossen zum Ausgangspunkte, zu einer feierlichen Willenserklärung vom 12. November 1918 zurück. Das traurige Zwischenspiel des halben Jahrhunderts 1866 bis 1918 geht hiermit in unserer tausendjährigen gemeinsamen Geschichte unter."

Am 10. April 1938 ging das österreichische Volk zur Abstimmung.

4.474.138 Österreicher waren stimmberechtigt.

4.460.788, also 99,7 Prozent, gingen zur Wahl.

4.455.015 gültige Stimmen wurden abgegeben.

4.443.208 stimmten mit "ja".

11.807 stimmten mit "Nein".

5.773 Stimmen waren ungültig.

Die Volksabstimmung im Jahre 1938, die sich mit einer geradezu überwältigenden Mehrheit, ja nahezu mit Einstimmigkeit für den Anschluß Österreichs an Deutschland aussprach, war demokratisch und das Abstimmungsergebnis echt. 99,73 Prozent aller gültigen Stimmen stimmten für den Anschluß. Es ist eine geschichtliche Unwahrheit, wenn später behauptet wurde, daß diese Abstimmung im März 1938 undemokratisch und das Ergebnis verfälscht gewesen sei. Es ist unrichtig, wenn heute behauptet wird, daß die Mehrheit des österreichischen Volkes oder auch nur ein beachtlicher größerer Teil damals gegen den Anschluß gewesen sei und das Ergebnis der Abstimmung verfälscht worden sei.

Ich war selbst Vorsitzender einer Abstimmungskornmission und kann nach bestem Wissen und Gewissen bezeugen, daß es sich um eine einwandfreie, demokratische und freie Abstimmung handelte. Das einzige Unkorrekte an dieser Abstimmung war, daß jene Österreicher, die Volljuden waren, von der Abstimmung ausgeschlossen waren. Die Zahl dieser Juden ist ziemlich genau feststellbar, sie betrug 1 Prozent der Abstimmungsberechtigten. Es hätte also das Abstimmungsergebnis sich auch dann nicht wesentlich geändert, wenn alle diese Ausgeschlossenen mitgestimmt und gegen den Anschluß gestimmt hätten. Es kann aber kaum einen Zweifel unterliegen, daß die Mehrheit dieser Juden - obwohl sie alle leidenschaftliche Gegner des Nationalsozialismus waren, - doch alle anschlußfreundlich waren. Das Bekenntnis zu Deutschland und zum Anschlusse war eben in keiner Weise auch ein Bekenntnis zum Nationalsozialismus.

Wie die oben erwähnten Abstimmungs-Gedenktafeln, so sind heute auch die hunderttausenden "Ostmark-Medaillen" verschwunden. Für Verdienste um den Anschluß Österreichs an Deutschlanrd wurde 1938 die sogenannte "Ostmark-Medaille" gestiftet. Viele hunderttausende Österreicher bewarben sich - und dies mit Recht - um sie und erhielten sie; darunter um ein Vielfaches mehr Nicht-Mitglieder als Mitglieder der NSDAP.

Man kann sich gewisser trüber Betrachtungen über den menschlichen Charakter nicht erwehren, wenn man sieht, wie viele dieser einst stolzen Besitzer und Träger dieser Ostmark-Medaille heute diese Medaille ängstlich verräumt haben und sich nicht genug daran tun können - um nicht als Hochverräter verdächtigt zu werden - ihr Deutschtum zu verleugnen.

Die nationale Zugehörigkeit der überwiegenden Mehrheit der Österreicher zum deutschen Volk ist naturbedingt und gottgewollt. Etwas anderes ist die Frage, ob Österreich mit dem Deutschen Reiche eine politische Einheit auf föderalistischer Grundlage bilden will oder nicht; dies bleibt dem demokratischen Mehrheitswillen des österreichischen Volkes überlassen.

So begeistert das österreichische Volk 1938 für den Anschluß stimmte, so wenig begeistert war es dann über Art und Form der Durchführung dieses Anschlusses. Die Unzufriedenheit ergab sich daraus, daß der Anschluß nicht auf föderalistischer Grundlage erfolgte, und die österreichische Eigenart, das österreichische Eigenleben, die bundesstaatliche Selbständigkeit Österreichs als selbständiger Gliedstaat (Bundesstaat) innerhalb der Bundesrepublik Deutschland nicht gewahrt wurde. Durchaus verfehlt wurde Österreich einfach mit Haut und Haaren verschluckt. In vielen Belangen wurde es geradezu wie eine Kolonie behandelt, in die das Reich seine Beamten - und diese der Qualität nach die dritte oder vierte Garnitur - schickte. Man hatte vielfach den Eindruck, daß die verschiedenen Verwaltungszweige des Reiches ihre schwächsten Beamten nach Österreich weglobten und abschoben. Diese politische Form der Durchführung des damals ersehnten und begeistert begrüßten Anschlusses wurde allgemein mißbilligt.

Es ist nicht entscheidend, ob die damalige österreichische Regierung die Deutschen wirklich zum Einmarsche nach Österreich aufgerufen und eingeladen hat. Tatsache ist, daß die deutschen Truppen bei ihrem Einmarsche in Österreich mit unendlichem Jubel und einer beispiellosen Begeisterung wie Brüder begrüßt wurden. Aus den entferntesten Alpentälern strömte die österreichische Bevölkerung zu den Einmarschstraßen, um die deutschen Soldaten bei ihrem triumphalen Einzuge in das österreichische Bruderland begrüßen und sie mit Blumen überschütten zu können.

Die Behauptung, daß 1938 Österreich von Hitier überfallen und gegen seinen Willen an Deutschland angeschlossen wurde, ist eine Geschichtslüge. Der Anschluß Österreichs an Deutschland im Jahre 1938 entsprach damals dem heißen Wunsch und Willen von allerwenigstens weit über 90 Prozent des österreichischen Volkes, praktisch dem Willen und Wunsche des gesamten österreichischen Volkes.

Es ist nicht recht verständlich, warum man diese Tatsachen heute als Hochverrat brandmarkt. Man spricht heute von Paneuropa, von einer Europäischen Staatenunion. Ein wirtschaftliches Zusammengehen und politisches Zusammenschließen jener Teile Europas, die gleiche oder verwandte Bevölkerung haben, und die von Natur aus getrennt oder vereinigt, zu einer unvermeidlichen, unausweichlichen Schicksalsgemeinschaft verbunden sind: das wäre doch auf dem Wege zu jenem von aller Welt gewünschten und erstrebten Ziele, der naheliegende, der naturgegebene Schritt.

Man darf bei allem auch nicht vergessen, daß das 1918 geschaffene Rumpf-Österreich wirtschaftlich nicht lebensfähig war und wirtschaftlich ein Krüppeldasein führte.

Damit soll nicht gesagt sein, daß seine wirtschaftliche Situation und Lebensfähigkeit nur durch den Anschluß an Deutschland gebessert und gesichert werden konnte. Der erste und vorteilhafteste Weg wäre eine Wiedererrichtung der alten österreichisch-ungarischen Wirtschaftseinheit gewesen. Nachdem dieser beste Weg durch die Nachfolgestaaten politisch unmöglich gemacht war, war jedenfalls an nächster Stelle der wirtschaftliche Zusammenschluß Österreichs und Deutschlands der naturgegebene, der einfachste und sicherste Weg, um Österreichs wirtschaftliche Lebensfähigkeit zu sichern.

Dieser wirtschaftliche Zusammenschluß hätte natürlich nicht unbedingt eine vollkommene politische Verschmelzung sein müssen, ein völliges Aufgeben jeder politischen Selbständigkeit. Das Zweckmäßige und Richtige wäre die Bildung einer Föderation gewesen, die die Eigenart der Gliedstaaten nicht beeinträchtigte.

Auch heute, unter geänderten und wirtschaftlich wesentlich günstigeren Verhältnissen, ist die wirtschaftliche Selbständigkeit und Lebensfähigkeit Österreichs immer noch sehr bedingt und keinesfalls unter allen Umständen gesichert.

Trotz der durch das Öl-Vorkommen wesentlich gebesserten wirtschaftlichen Lage bedurfte Österreich in den letzten 12 Jahren eines Zuschusses durch die USA in der Höhe von rund 1 Milliarde Dollar!

Auch die Tatsache, daß Österreich heute nahe daran ist, ein Arbeiter-Paradies zu sein, darf über die wahre wirtschaftliche Situation nicht hinwegtäuschen. Diese wirtschaftliche Situation ist heute zwar noch sehr erfreulich, aber durchaus nicht ganz so beruhigend gesichert, wie man nach dem heutigen Wohlstand und der Zufriedenheit der österreichischen Bevölkerung annehmen möchte und wie es äußerlich den Anschein hat. Der heutige Wohlstand und das relativ sorgenlose Wohlleben der Mehrzahl der österreichischen Arbeiterfamilien beruht im Gegensatz zu Deutschland und anderen Ländern - zu einem wesentlichen Teile darauf, daß in einer Arbeiterfamilie - in der Regel - beide Eheteile, Mann und Frau, verdienen. Dazu kommt der sozial ganz unbefriedigende Umstand, daß der höhere Lebensstandard der österreichischen Arbeiter zu einem nicht unbeachtlichen Teile auch auf einem Doppelverdienst des Mannes - manchmal sogar auch der Frau - daß heißt also auf Zuverdienst und Nebenverdienst durch Nebenarbeit (meist durch sogenannte "Pfuscharbeit") beruht, der durch die 45 und 40 Stundenwoche besonders ermöglicht und begünstigt wird.

Dieser mehrfache Verdienst reicht für ein sorgenloses bescheidenes Leben. Oft verdienen auch noch andere erwachsene Familien-Angehörige mit. Das heutige österreichische Arbeiter-Paradies ist also zu einem wesentlichen Teil an den mehrfachen Verdienst geknüpft. Würde ein Eheteil arbeitslos, fällt die Voraussetzung des mehrfachen Verdienstes weg. Müßte die Arbeiterfamilie nur von einem, dem normalen Arbeitsverdienst leben, würden sich die Lebensverhältnisse in Österreich wesentlich verschlechtern. In Österreich würde ein normales Arbeitseinkommen allein zur Aufrechterhaltung des heutigen Lebensstandards der meisten Arbeiterfamilien nicht genügen.

Abgesehen davon also, daß es sozial höchst unbefriedigend ist, wenn beide Elternteile in Arbeit stehen müssen und der Mann noch einen Pfusch-Nebenverdienst haben muß, der ihn um den Genuß der mühsam errungenen Arbeitszeit-Verkürzung bringt, wird dadurch ein wirkliches Familienleben, vor allem die geordnete Kindererziehung, unmöglich gemacht. Deshalb ist ein Wohlleben, das auf einem solchen mehrfachen Arbeitseinkommen beruht, kein echter Gradmesser für die Güte der Wirtschaft eines Landes.

Österreichs Wirtschaft ist - so erfreulich ihre Lage heute ist - von wesentlichen Voraussetzungen bedingt, deren Wegfall das heutige Bild wesentlich ändern würde. Österreichs Wirtschaft ist heute bedingt:

1. durch die Fortdauer der Weltkonjunktur, die aller Arbeitshände bedarf. Eine länger dauernde Weltwirtschaftskrise sähe Österreichs Wirtschaft unter den zuerst und am härtesten betroffenen Leidtragenden.

2. Fortdauer der Möglichkeit, Auslandskredite zu erträglichen Bedingungen zu bekommen.

3 Fortdauer der günstigen Entwicklung des Fremdenverkehrs und Anhalten des Besucherzustromes aus dem Auslande, der jährlich Milliarden einbringt.

4. Fortdauer der Ergiebigkeit der Ölquellen.

5. Weitere Zunahme des Exportes durch Abbau der Handelsbeschränkungen.

Österreich ist wirtschaftlich nicht autark; sollten die heute gegebenen wirtschaftlichen Gegebenheiten sich wesentlich ändern, so kann man die ernstesten Bedenken um Österreichs Lebensfähigkeit tragen. Österreichs Anschluß an größere Wirtschaftsräume ist notwendig. Derartige Bestrebungen politisch zu verdächtigen und zu diffamieren wäre auch dann unberechtigt und dumm, wenn sie auf eine engere wirtschaftliche Verbindung mit der deutschen Wirtschaft abzielen.

Man kann naturgegebene Tatsachen nicht ändern; am allerwenigsten dadurch, daß man ihre öffentliche Feststellung als Hochverrat mit Strafe bedroht. Österreich ist mit Deutschland in unabänderlicher Schicksalsgemeinschaft verbunden: Wenn Deutschland heute zugrundegeht, ist Österreich morgen gewesen.

Seit 1945 überschlugen sich gewisse Kreise in dem Bemühen, eine möglichst hohe Trennungsmauer zwischen Deutschland und Österreich aufzurichten. Der Grund hierfür ist teils politische Opportunität, teils ein geradezu pathologischer Haß gegen Deutschland und alles Deutsche.

Aber nur ein charakterloser Mensch kann auf dem Standpunkt stehen, daß das vorbehaltlose Bekenntnis zum österreichischen Staat die Verleugnung unserer deutschen Herkunft, unserer Zugehörigkeit zum großen deutschen Volk voraussetzt und erfordert.

Diese hysterischen Deutschland-Hasser wies der österreichische Staatssekretär Universitätsprofessor Dr. Heinrich Gschnitzer schon 1948 durch seine Rede in die Schranken, in dem er sagte:

"So falsch und verurteilungswürdig es wäre, die österreichische Eigenstaatlichkeit anzutasten, so sinnwidrig wäre es, die Zugehörigkeit Österreichs zur deutschen Nation in Frage zu stellen: im Zeitpunkt des tiefsten deutschen Unglücks wäre diese Verleugnung noch besonders schändlich!"

(Salzburger Nacbrichten vom 1. März 1949.)

Und der österreichische Bundeskanzler gab 1961 folgende Erklärung ab:

"Ich sagte und sage es heute wieder, man soll und kann an den gegebenen Tatsachen nichts ändern. Uns verbindet die gemeinsame Sprache, unsere Kultur, ein langer gemeinsamer Weg in der Geschichte, auch das Volkstum. Diese Tatsachen lassen sich nicht wegdiskutieren und gerade der auf seine Eigenart bedachte Österreicher hat keine Veranlassung, zu vergessen, daß Österreich die deutsche Geschichte entscheidend beeinflußt hat. Die Anerkennung unserer Gemeinsamkeiten ist ebenso selbstverständlich, wie das Bekenntnis zur Eigenstaatlichkeit und Souveränität Österreichs"

(Interview mit Dr. Gorbach in der "Deutschen Soldaten-Zeitung und Nationalzeitung" am 9. Juni 1961.)

Einer der führenden Geister Österreichs, Bundesminister für Unterricht, Dr. Dr. Friedrich Drimmel, stellte 1962 fest:

"Ich stelle ausdrücklich fest, daß ein Bekenntnis zur deutschen Kulturgemeinschalt durchaus mit legaler Gesinnung zum österreichischen Staat vereinbar ist."

Den blinden Hassern Deutschlands können wir bei ihrem ebenso widerwärtigen wie widernatürlichen Werke, eine Trennungsmauer zwischen Österreich und Deutschland aufzurichten, nur wünschen, die naturgegebene Schicksalsgemeinschaft dieser beiden Staaten zu erkennen, ehe es dazu zu spät ist. Denn eine Vernichtung Deutschlands würde auch Österreich - was immer seine politische und staatliche Konstruktion auch sein möge - um keinen Tag überleben.

Die Erkenntnis dieser naturgegebenen, unabdinglichen Schicksalsgemeinschaft ist es, die dem großen österreichischen Staatsmann und Bundeskanzler Dr. Ignaz Seipel, die denkwürdige Erklärung den Westmächten gegenüber in den Mund legte, als er ihnen im österreichischen Nationalrate zurief:

"Wir machen jede Politik mit, aber keine, die gegen Deutschland geht."


[1] In manchen österreichischen Städten und Gemeinden kündeten Gedenktafeln der Welt diese Tatsache, den allgemeinen und heißen Anschlußwillen des österreichischen Volkes. Nach 1945 mußten diese Gedenktafeln samt und sonders entfernt werden. Auch die schöne Gedenktafel in Salzburg am Stadttor an der Salzachbrücke ist verschwunden. Ihre Inschrift lautete ungefähr: "Bei der Abstimmung am … haben bei einer Wahlbeteiligung von 99,7 Prozent der Bevölkerung dieser Stadt 99 Prozent für den Anschluß an Deutschland gestimmt."


Zurück zum Inhaltsverzeichnis
Zum nächsten Abschnitt
Zum vorhergehenden Abschnitt
Back to Archive