VI. Teil
Die Lüge von der "Widerstandsbewegung"
DER "WIDERSTAND"
Auch die angebliche organisierte Widerstandsbewegung gegen Hitler ist in meinen Augen glatte historische Unwahrheit.
Es gab sicher sehr bald viele Gegner Hitlers. Ihre Zahl wuchs mit den Jahren so seht, daß - nach meinem Urteil als Zeitgenosse - die Gegner seiner Politik und seines Regimes die weit überwiegende Mehrheit gegenüber seinen Anhängern bildeten.
Die sogenannte "Widerstandsbewegung" organisierte sich aber erst mit dem Tage des Einzuges der alliierten Truppen, vor allein aber der Russen. Da tauchten dann plötzlich aus allen Löchern und Winkeln die sogenannten "Helden der Widerstandsbewegung" auf. So wie es 1933 in Deutschland und 1938 in Österreich mit einem Schlage nur mehr "alte Kämpfer" gab, so zeigte sich 1945 dasselbe Bild, nur mit umgekehrten Vorzeichen. Es gab plötzlich nur mehr alte "Widerstandskämpfer."
Sicher war in diesem Zeitpunkt bereits die Mehrheit des deutschen Volkes Gegner der Verzweiflungspolitik Hitlers; aber die sogenannten "Helden des Widerstands", die da plötzlich das Bild beherrschten, besonders die ganz großen Schreihälse, waren in der weit überwiegenden Mehrheit nichts als ganz gewöhnliche Konjunkturritter, Nutznießer und Hyänen des Zusammenbruches. Diese in ihrer Mehrheit fragwürdigen Gestalten, die sich da in den Vordergrund drängten, stießen alle anständigen Deutschen, auch die vielen echten Gegner der Hitlerschen Politik ab. Sie betätigten sich aufdringlich als Agenten und Helfershelfer der Todfeinde des deutschen Volkes und der alliierten Rachepolitik gegen Deutschland. Die angeblichen KZ-ler wuchsen wie Giftpilze aus dem Boden und selbstverständlich gab es plötzlich nur mehr "politische" KZ-ler, trotzdem in Wahrheit weit über 80 Prozent der KZ-Insassen Kriminelle und Asoziale gewesen waren.
Leider brachten nur sehr wenige Bürger so viel Würde, Stolz und Selbstbewußtsein auf, sich im Unglück, im Zusammenbruche zum deutschen Volke zu bekennen. Die Unterstützung, die die vor Haß und Rachedurst fast irrsinnigen und von aller Vernunft und allen guten Geistern verlassenen Sieger bei ihrer Vernichtungspolitik und ihren Rachemaßnahmen gegen das deutsche Volk fanden, wird immer einen der schwärzesten und schmerzlichsten Schandflecke der deutschen Geschichte bilden. Völlig vergessen und unbeachtet blieb Schillers große Wort: "Was immer daraus werde, steh' zu Deinem Volke!" Das Unglück fand nur allzuviele Deutsche bar jeder Größe und Würde.
Eine besondere Gruppe unter den Gegnern Hitlers und des Widerstandes gegen Hitler bildeten die Verschwörer des 20. Juli 1944.
WAS IST MIT DEN VERSCHWÖRERN GEGEN HITLER?
DAS JUS RESISTENDI
Große Uneinigkeit und erregten Zwist löste im deutschen Volke die Beantwortung der Frage aus, ob die Verschwörer gegen Hitler, besonders jene des 20. Juli 1944, Helden oder Hochverräter gewesen seien.
Das jus resistendi, das Recht des Widerstandes gegen jede herrschende Macht, gegen jede als Vergewaltigung der Freiheit des Geistes und der Person empfundene Gewalt, ist ein heiliges und unveräußerliches Grundrecht. Wer gegen ein herrschendes politisches System und seine Vertreter, gegen eine Regierung opponiert, offenen oder geheimen Widerstand leistet und sie zum Sturze zu bringen versucht, begeht allen und an sich kein Verbrechen, sondern übt nur ein unverlierbares demokratisches Grundrecht aus.
In einer Demokratie ist die Ausübung dieses Grundrechtes einfach: die Gegner einer Regierung hoben die Möglichkeit, ihre Ansichten durch Wort und Schrift in jeder Weise offen zu vertreten und schließlich in geheimer Wohl mit dem Stimmzettel ihrer Meinung Ausdruck zu geben.
Schlimm aber ist es mit dem Recht auf Widerstand und Freiheit in einer Diktatur bestellt. Aber auch in der Diktatur kann den Einzelnen nur die Möglichkeit der Ausübung seines Rechtes auf Freiheit und Widerstand beschränken, aber das Recht als solches niemals nehmen. Ist der Widerstand gegen die Diktatur mit der Todesstrafe bedroht, dann geht das jus resistendi der Vergewaltigten bis zum Recht der Gewalt gegen die Diktatur, ja bis zum Recht der Tötung des Diktators. Verschwörer und Attentäter, die vom ins resistendi Gebrauch machen, sind keine gemeinen Verbrecher; sie handeln sittlich in Ausübung eines unverlierbaren, heiligen Grundrechtes.
Anders wird die sittliche und rechtliche Lage der Widerstandskämpfer, wenn sie das Recht auf Widerstand gegen die Vergewaltigung und Unterdrückung der Freiheit in Verbindung und mit Unterstützung des Auslandes ausüben. Wenn die Widerstandskämpfer die Verbindung mit den Feinden des Vaterlandes und der Gesamtnation aufnehmen, besteht die eminente Gefahr, daß den Preis für die Unterstützung der Ziele der Widerstandskämpfer das ganze Volk, das ganze Vaterland zahlen muß, daß also durch diese Verbindung das Vaterland zu Schaden kommt. Dadurch werden die Widerstandskämpfer zu Landesverrätern und ihre Tätigkeit wird zu gemeinem Landesverrat. Wird durch die Verbindung mit dem Auslande das Leben, die Gesundheit oder die Wohlfahrt unschuldiger Mitbürger gefährdet, so ist ein solches Tun durch das jus resistendi nicht gedeckt; es ist unmoralisch, unsittlich und unverantwortlich. Wer durch Verbindung und Zusammenarbeit mit dem Feind, mit Partisanen, das Leben seiner unschuldigen Mitbürger in Gefahr bringt, überschreitet das jus resistendi, begeht gemeinen Landesverrat und ist ein verachtungswürdiger, verabscheuungswürdiger Vaterlandsverräter.
Es wird immer sehr schwierig sein, die richtige Grenz- und Trennungslinie zwischen sittlich erlaubter Ausübung des jus resistendi und sittlich unerlaubten und unzulässigen Landesverrat zu ziehen.
Gewisse Kreise bemühen sich heute in Deutschland, die Verschwörer des 20. Juli 1944 in einem ganz falschen Lichte zu zeigen. Sie stellen sie nämlich in ihren Zeitungen, Büchern und Filmen so dar, als wären sie Gesinnungsgenossen jener verächtlichen Charaktere und Gesinnungslumpen gewesen, die heute mit allen Mitteln die Vaterlandsliebe, den Patriotismus zu ermorden versuchen, indem sie die hohen deutschen Soldaten- und Bürgertugenden in den Schmutz ziehen und lächerlich machen.
Die Männer des 20. Juli 1944 waren wohl Verschwörer gegen Hitler, aber von heißer Vaterlandsliebe erfüllt und von dem Wunsche beseelt, Deutschland zu dienen.
Nach den Vorliegenden Dokumenten bekennen sie sich fast ausnahmslos zu einer Fortsetzung des Krieges bis zu einem ehrenvollen Frieden. Besonders eindrucksvoll in dieser Hinsicht ist der in der Hinterlassenschaft Goerdelers vorgefundene Aufruf an die Wehrmacht, in dem es unter anderem heißt:
"Soldaten! Tapfer und todesmutig habt ihr vier Jahre hindurch gekämpft, ohne je zu versagen, nur durchdrungen von eisernem Pflichtgefühl und glühender Liebe zu Volk und Vaterland Erfüllt von dem Glauben, der Krieg sei gerecht und notwendig, um das nach dem Ersten Weltkrieg geschehene Unrecht wieder gut zu machen und unsere Freiheit zu sichern, seid ihr in den Kampf gezogen. Zu Lande, in der Luft und auf der See habt ihr Gewaltiges geleistet und den Lorbeer der Unüberwindlichkeit an Eure Fahnen geheftet. Und trotzdem ist ein Ende des Krieges nicht abzusehen
Soldaten! Es geht um die Sicherung eines gerechten Friedens, der dem deutschen Volk ein Leben in Freiheit und Ehre, den Völkern freiwillige und fruchtbare Zusammenarbeit ermöglicht. Ich stehe Euch dafür ein, daß fortan von Euch nur die Opfer verlangt werden, die notwendig sind, um dieses Ziel zu erreichen."
Diese Haltung hat nichts gemein mit der Haltung jener verachtlichen Charaktere und Gesinnungslumpen, die heute - zum Teil getarnt als angebliche Widerstandskämpfer - in Presse, Büchern, Film und Rundfunk Schmutz über Deutschland und das deutsche Volk ausgießen und die deutsche Ehre und deutsches Soldatentum in den Kot zerren.
Vergleiche hierzu Günther F. Rühe "Widerstand gegen die Staatsgewalt?", Verlag Bernard & Gräfe, Berlin, 1960; Dr. Hans Hagen "Zwischen Eid und Befehl", Türmer-Verlag, Lochham-München, 1964. Karl Heinrich Peter "Kaltenbrunner-Berichte", im Archiv für historische und zeitgeschichtliche Dokumentation, Seewald-Verlag, Stuttgart. Im Vorwort zu diesem Werke heißt es:
"Weder die Attentäter noch die Reichstreuen haben das Reich retten können. Es besteht für alle Teile kein Grund zur Selbstüberhebung oder zur häßlichen Schmähung. Das Märtyrertum der Rebellen am Galgen ist kein Geringeres, aber auch kein höheres Opfer als der Soldatentod des Eidtreuen. Hier hilft nur gegenseitiger Respekt und ein Wiederzusammenwachsen."
Über die verabscheuungswürdige Tätigkeit der Landesverräter schreibt Dr. Peter Kleist ("50 Kilometer vor Hamburg", S. 346 ff.):
"Wer die Berichte der Sachkenner über die 'Rote Kapelle', über die Tätigkeit des Widerstandes im Amte Canaris - das heißt mitten in der deutschen Zentrale für die Abwehr von Spionage und Sabotage - über den Fall Sorge und den Fall Seydlitz, über Oster und von Scheliba, Treskow oder Boeselager und wie sie alle heißen - auch nur flüchtig liest, den packt das kalte Grausen. Es erscheint wie ein Märchen, daß bei diesem Ausmaß an Verrat überhaupt irgendeine Offensive glücken konnte. Denn so viel Unternehmungen, so viel Verrat, sei es in Polen, Frankreich, Belgien, Holland, Dänemark, Norwegen, die Ost-Kampagne, der Afrika-Feldzug oder die Abwehr der Invasion. Welch' ungeheure Kraft muß in diesem Deutschland gesteckt haben, daß es überhaupt über seine Grenzen hinauskam, geschweige denn, daß es vom Nordkap bis zur Sahara, von der Atlantikküste bis zur Wolga und zum Kaukasus vordringen konnte.
Im Verlage 'Das andere Deutschland', Hannover, erschien die Broschüre des Widerstandskämpfers Wolfgang Müller 'Gegen eine neue Dolchstoßlüge'. Auch sie, von einem gewiß unverdächtigen Manne geschrieben, vermittelt dem Leser den gleichen Eindruck, daß dieser Krieg bei so viel 'Widerstand' auch nur einen Tag lang durchgehalten werden konnte, erscheint wie ein Wunder
Es läßt sich heute nicht abzählen, den Tod wievieler deutscher Soldaten der Verrat der einzelnen gekostet hat. Es läßt sich mit viel Grund die Behauptung aufstellen, daß die überwiegende Mehrzahl aller deutschen Kriegsopfer im Sumpf des Verrates umgekommen sind
Man vermeidet heute geflissentlich, Widerstand und Landesverrat, also Hoch- und Landesverrat, sauber von einander zu scheiden. Widerstand, das heißt doch 'widerstehen', das heißt, nämlich für das Recht gegen die Gewalt aufstehen, das heißt, sein Blut hinter sein Wort, sein Leben gegen seinen Eid stellen. Ein Individuum aber, das die ihm anvertrauten Akten heimlich aus einem Stahlschrank schmuggelt, um sie dem Ausland preiszugeben, ein Individuum, das sich zugleich mit dem Parteiabzeichen oder mit blutrünstigen Kriegsreden tarnt, das ist niemals ein 'Kämpfer', sondern nur schlicht ein Lump.
Wir erklären feierlich: wir haben Hochachtung vor jedem kämpferischen Menschen, der um seiner Überzeugung willen auf die Barrikaden steigt, auch wenn er auf der anderen Seite steht. Wir verneigen uns vor jedem Toten, der sein Leben für sein Gewissen opferte. Aber wir verachten ebenso tief jede Kreatur, die aus Feigheit vor dem stärkeren Feind, aus Selbstsucht oder in Gewissenlosigkeit gegenüber dem eigenen Volke zum Feinde überläuft und sich zum Mietling des feindlichen Vernichtungswillen macht
Warum befreit man nicht endlich den echten Widerstand von der widerwärtigen Kumpanei des Landesverrates. Zu dieser Trennung gehört keine juristische Spitzfindigkeit. Sie wurde seit je vollzogen und galt auch in der deutschen Emigration als selbstverständlich. Wir wissen aus eigener Anschauung, wie deutsche Emigranten in Stockholm, in Ankara und in der Schweiz darunter litten, mit gewissen Landsleuten verwechselt zu werden, die mit jeder Neuigkeit aus Deutschland zuerst einmal zu den Agenten des feindlichen Nachrichtendienstes liefen. Wir erinnern uns an jene 'Kämpfer', die als deutsche Pressevertreter oder Diplomaten der Berliner Regierung genau bis zu jenem Tage dienten, da sie abgelöst oder zur Wehrmacht einberufen wurden. Erst in diesem Augenblick entdeckten sie ihr Gewissen und zogen mit einer vollgepackten Aktentasche zum amerikanischen Attaché oder zum Vertreter des Secret Service.
Vielleicht genügt es, einen ehemaligen Kommunisten und italienischen Emigranten in der Schweiz zu zitieren, Ignazion Silone, der sagte: 'Jedesmal, wenn man einem deutschen Oppositionellen begegnet, entpuppt er sich als Landesverräter. Ich mag diese Art von Leuten gar nicht mehr treffen.'
Vielleicht ist auch ein Hinweis erlaubt auf das in der Schweizer Emigration geschriebene Buch des Bruders des ehemaligen deutschen Außenministers von Brentano 'Das Land der Liebe', in dem die Trennungslinie zwischen Ablehnung eines Regimes und dem Verrat am eigenen Volk sehr klar und sauber gezogen wird."
Vergleiche hiezu auch: Rudolf Diehls "Der Fall John", Göttingen 1954. Roeder "Die Rote Kapelle", Hamburg, 1952.
Zurück zum Inhaltsverzeichnis
Zum nächsten Abschnitt
Zum vorhergehenden Abschnitt
Back to Archive