Die Erstausgabe des Rudolf Gutachtens auf vho.org/D/rga1
Vgl. auch die revidierte Fassung dieses Abschnittes, Stand Frühjahr 1999
1.2. 'Gaskammer' im Stammlager
Auschwitz I
Grundriß
des Krematoriums I im Lager Auschwitz I/Stammlager im ursprünglichen
Planungszustand. Die Leichenhalle soll später angeblich als
"Gaskammer" benutzt worden sein.[23]
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1: Vorraum; 2: Aufbahrungsraum; 3: Waschraum; 4: Leichenhalle; 5: Ofenraum; 6: Koks; 7: Urnen |
Grundriß
des Krematoriums I im Lager Auschwitz I/Stammlager nach dem Umbau zum
Luftschutzkeller 1944.[26] (Zum
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1: Schleuse; 2: Operationsraum; 3: ehemaliger Waschraum, nun Luftschutzraum mit Klosetts; 4: Luftschutzräume; 5: vormaliger Ofenraum |
Grundriß
des Krematoriums I im Lager Auschwitz I/Stammlager heute, nach den
nachträglichen Manipulationen.[27]
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1: "Gaskammer"; 2: Zyklon B-Einwurfattrappen; 3: Abflußrohre WCs; 4: ehem. Trennwand Leichenkeller - Waschraum; 5: Lüftungkamin des Luftschutzraumes; 6: Luftschutzschleuse, heute als Opfereingang bezeichnet; 7: Urnen, 8: Koks; 9: Rekonstruierte Öfen; 10: Neu durchbrochener Durchgang zum Ofenraum; gestrichelt: alter Durchgang; 11: Überreste des alten Ofens; 12: Kamin-Attrappe. |
Zu der 'Gaskammer' im
Krematorium des Stammlagers gibt es nach Pressac keine materiellen oder dokumentarischen
Beweise, jedoch viele Zeugenaussagen (»As evidence to establish the reality of homicidal
gassings there remain only the testimonies of participants,[...]« Zu deutsch: »Als
Beweise zur Feststellung der Menschenvergasungen bleiben nur die Aussagen der Teilnehmer
[...]« [19]). Diese zeichnen sich laut Pressac durch vielfältige
Widersprüche, technische Unmöglichkeiten und allgemeine Unglaubhaftigkeiten aus. Er
stellt eine »general tendency to exaggerate« (allgemeine Tendenz zur Übertreibung)
fest, erklärt die groben Fehler und sachlichen Unmöglichkeiten in den Aussagen und
Aufzeichungen des Lagerkommandanten Höß dadurch, indem er schreibt: »He was present,
without seeing« (er war anwesend, ohne zu sehen), d.h., daß Höß keine Ahnung von den
Methoden, Risiken und Gefahren im Umgang mit Zyklon B hatte. Dies steht aber im
Widerspruch zu einem Befehl des Lagerkommandanten Höß, in dem er zur Vorsicht bei
Barackenbegasungen mit Zyklon B auffordert, notwendig geworden aufgrund von
Vergiftungsunfällen. Dieser Sonderbefehl des Kommandanten zur Warnung vor Gasunfällen
mittels Zyklon B, der dem ganzen Lager mitgeteilt wurde, spricht für eine Vorsorgepflicht
gegenüber jenen Häftlingen, die doch angeblich über kurz oder lang an diesem Gas
sterben sollten[20]. Pressac erklärt darüber hinaus Form und Grundton
des Zeugnisses des SS-Mannes Pery Broad für falsch wegen dessen polnischen Patriotismus,
seines durchscheinenden Hasses auf SS-Männer (der er ja selber war) und wegen
»leichter« (Anführung bei Pressac) Überarbeitungen des Dokuments durch die Polen,
dessen Original fehlt. Richtig sind seiner Meinung nach aber die Grundaussagen betreffs
Vergasungen[21].
Die 'Gaskammer' des Stammlagers ist ein Raum eines ebenerdig gebauten Gebäudes,
hervorgegangen aus einem am gleichen Ort befindlichen Wirtschaftsgebäude der ehemaligen
Kaserne aus der K u. K-Monarchie[22]. Boden und Decke dieses
Krematoriums I bestehen aus Stahlbeton, die Außenwände aus Ziegelsteinmauerwerk, die
außen durch eine Teerschicht isoliert ist. Bis auf die Zugänge zu dem Gebäude ist es
durch eine Erdanschüttung an den Wänden praktisch im Erdreich eingelassen. Die
Innenwände sind verputzt und gekalkt. Abbildung 4 (oben) zeigt den Grundriß
des Gebäudes zu Beginn des Krieges, geplant und gebaut als normales Krematorium mit einer
Leichenhalle[23]. Damit erklärt sich auch die Erdanschüttung, die eine
gleichmäßig kühle Temperierung gewährleisten sollte. Aus demselben Grunde ist die
Trennwand zwischen Leichenhalle und Leichenverbrennungsraum doppelt gemauert mit einem
wärmeisolierenden Luftspalt dazwischen. Später soll die Leichenhalle zu einer
'Gaskammer' umfunktioniert worden sein. Zum Einbringen des Zyklon B für
Menschenvergasungen sollen damals nachträglich 3 bis 4 Luken durch das Dach geschlagen
worden sein sowie 1 bis 2 zusätzliche Luken zum Einbau von starken Ventilatoren[24]. Pressac bildet ein Foto des Krematoriumdaches ab, aufgenommen von den
Sowjets kurz nach der Befreiung, auf dem die Dachpappe drei verdunkelte Flecken zeigt,
angeblich Mulden der abgedeckten ehemaligen Einwurfluken[24,25].
Im Herbst 1944 ist das Krematorium in einen Luftschutzbunker umgewandelt worden. Die
baulichen Veränderungen, besonders den Ersatz der leichten Trennwände durch massive
Mauern, kann man Abbildung 5 (S. 18) entnehmen[26]. Der
direkte Zugang zu den Luftschutzräumen, durch vierfache Unterteilung der
Leichenhalle/'Gaskammer' entstanden, erfolgte durch einen Windfang, der laut Pressac heute
als der Opfereingang ausgegeben wird, obwohl die 'Gaskammer' dort noch keinen Eingang
hatte[24]. Ebenfalls wurden zu dieser Zeit WCs im vormaligen Waschraum
eingebaut sowie heute noch bestehende Lüftungskamine durch das Dach geführt. Die Zyklon
B-Einwurflöcher wie auch die Lüftungslöcher sollen zu dieser Zeit verschlossen worden
sein.
Abbildung 6 (S. 19) zeigt den Grundriß des Krematoriums im heutigen Zustand[27]. Der Zugang von der Leichenhalle/'Gaskammer' zum ehemaligen
Kremierungsraum wurde nach dem Krieg laut Pressac neben der ursprünglichen Stelle neu
durchgebrochen. Die Trennwände des Luftschutzkellers einschli(eßlich der Wand zum
Waschraum, der nie zur Leichenhalle/'Gaskammer' gehörte, wurden herausgerissen.
Dementsprechend sieht der irritierte Besucher noch heute die Abflußrohre der zwei WCs in
der behaupteten 'Gaskammer'. Nach dem Krieg soll das Dach mit Dachpappe neu gedeckt worden
sein, wodurch die Spuren der Zyklon B-Löcher sowie der Lüftungslöcher der 'Gaskammer'
verdeckt worden sein sollen. Der erneute Einbau von vier versetzt angeordneten Zyklon
B-Einwurfstutzen durch das polnische Auschwitz-Museum nach dem Krieg soll daher nicht an
der ursprünglichen Stelle erfolgt sein. Diese Argumentation Pressacs verwundert, da die
Betondecke innen unverputzt und unverkleidet ist. Man hätte also von innen die Lage der
originalen, nun eventuell verschlossenen Löcher feststellen und diese neu durchbrechen
können.
Wie die Museumsverwaltung den Besuchern auf Nachfrage bestätigt, wurden nach dem Krieg
auch die 2 Kremierungsöfen im Kremierungsraum und der außen stehende Kamin ohne
funktionellen Zusammenhang aus musealen Gründen an den Stellen der ehemals dort
befindlichen Anlagen errichtet[28].
Man kann unwidersprochen feststellen, daß Decke, Außenmauern und Pfeiler sowie das
Fundament des Gebäudes im ursprünglichen Zustand sind. Wären in der Stahlbetondecke
öffnungen zum Einbau von Einwurfstutzen und Lüftungsanlagen vorhanden gewesen, so
müßten an der von innen unverputzten Decke an entsprechender Stelle Verletzungen der
Betonstruktur sichtbar sein, da diese nicht rückgängig gemacht werden können, ohne
bleibend sichtbare Spuren zu hinterlassen. Neben den heutigen Einwurfstutzen gibt es in
der Decke jedoch keine Anzeichen weiterer ehemaliger Öffnungen. Es gab also die
behaupteten Durchbrüche an anderer Stelle nicht! Die heute sichtbaren Betondurchbrüche
sind weder verputzt, noch sind die Überreste der abgeschnittenen Bewehrungseisen korrekt
entfernt worden. Die Löcher sind behelfsmäßig mit Holz verschalt und mit Teer
abgedichtet. Eine solch unsaubere Arbeit entspricht weder der beim Umgang mit Giftgas
gebotenen Sorgsamkeit noch deutscher Baufacharbeit. Hätte die SS seinerzeit diese
Betondurchbrüche angefertigt (andere waren nie vorhanden!), so sollte zudem eine
gleichmäßige Verteilung der 4 Stutzen in der Decke des ursprünglichen (!)
Leichenkellers zwecks gleichmäßiger Verteilung des Zyklon B im Raum angenommen werden.
Die heutigen Stutzen sind aber nur dann gleichmäßig an der Raumdecke verteilt, wenn man
den erst nach dem Krieg in diesen Raum einbezogenen Waschraum als Bestandteil des
Leichenkellers ('Gaskammer') betrachtet (siehe Abbildung 6). Die
Anordnung der Einwurfstutzen ergibt also nur dann einen Sinn, wenn sie speziell für den
heutigen Zustand als falsch dimensionierte »museale Rekonstruktionen« (B.
Bailer-Galanda[28]), also nach dem Kriege, erzeugt wurden. Bis heute
wird unwidersprochen davon ausgegangen, daß die heute sichtbaren Einwurflöcher erst nach
dem Krieg erzeugt wurden, ohne dabei auf angeblich vorhandene Überreste alter,
zugemauerter Löcher zurückgegriffen zu haben[28a].
Aus all diesen Argumenten kann mit Gewißheit gefolgert werden, daß es zur angeblichen
Verwendungszeit der Räumlichkeiten als 'Gaskammern' keine Durchbrüche zum Einwurf von
Zyklon B gab. Es fehlt zudem jedes Anzeichen einer ehemaligen Einrichtung zur Entlüftung
des Raumes.
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